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Harter Geist und weiches Herz

24. Jänner 2005 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Heute würde man sie als Fundamentalisten verschreien, weil sie kompromisslos Widerstand gegen den Zeitgeist leisteten: Die Weiße Rose. Ein Beitrag von P. Engelbert Recktenwald.


München (www.kath.net) „An diesem Tag werde ich aus dem Leben scheiden und in die Ewigkeit gehen.“ So schreibt am 12. Oktober 1943 aus dem Strafgefängnis München-Stadelheim der 25jährige Willi Graf in seinem letzten Brief an seine Eltern. An diesemTag wurde er durch das Fallbeil hingerichtet.

Willi Graf gehörte mit Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst und Alexander Schmorell zum harten Kern der Weißen Rose, jener Studentengruppe in München, die durch Flugblätterdas Gewissen der Deutschen aufrütteln wollten und zum Widerstand gegen dasRegime Hitlers aufriefen.

Christlicher Glaubenshintergrund wird oft nicht gewürdigt

Es fällt auf, dass der christliche Glaubenshintergrund, der ihnen die Kraft zum Widerstand gab, oft nicht gewürdigt wird. Der Glaube war es, der sie sogar von der Todesfurchtbefreite. Am 18. Februar 1943 wurden sie beim Verteilen von Flugblätternerwischt, am 22. Februar wurden Probst und die beiden Scholls, am 19. AprilSchmorell und Graf, außerdem Prof. Kurt Huber zum Tode verurteilt. Bei denersteren wurde das Urteil noch am selben Tag vollstreckt.

Christoph Probst, humanistisch-liberal erzogen, ließ sich angesichts des Todes katholisch taufen. Vor der Hinrichtung schrieb er in einem Brief an seine Mutter: „Ich danke Dir, dass Du mir das Leben gegeben hast. Wenn ich es recht bedenke, war es ein einziger Weg zu Gott. Ich gehe Euch jetzt einen Sprung voraus, um Euch einen herrlichen Empfang zu bereiten.“

Beeindruckt von der Gefasstheit

Die beiden Scholls waren evangelisch. Am letzten Tag ihres Lebens empfingen sievom evangelischen Gefängnisseelsorger noch einmal das Abendmahl. DerVollzugsbeamte war von der Würde und Gefasstheit der beiden beeindruckt.Hans Scholl schrieb in einem letzten Abschiedsbrief an seine Eltern: „Ichbin ganz stark und ruhig...“

Alexander Schmorell, russisch-orthodox getauft, wurde am 13. Juli hingerichtet. Sein Rechtsanwalt Siegfried Deisinger berichtet über die letzten Minuten Alexanders: „Als ich Alexander Schmorell an seinem Todestage, dem 13. Juli 1943, nachmittags besuchte, umihn auf seinem letzten Gang zu begleiten, da traf ich in der Todeszelleeinen Menschen an, der eben vorher die letzten Tröstungen seiner Religionempfangen und alles Irdische schon weit von sich geworfen hatte. (...)

Stark und tapfer verabschiedete sich Alexander Schmorell von mir. (...) Unddann ging Alexander Schmorell seinen letzten Gang. Fest und laut erklangsein ‚Ja’ in dem dumpfen Hinrichtungsraum, als ihn der amtierendeStaatsanwalt fragte, ob er Alexander Schmorell sei. Rasch traf mich nochein letzter grüßender Blick von ihm und schon wenige Sekunden später warAlexander Schmorell nicht mehr.“

Ernstnehmen christlicher Verantwortung

Willi Graf hatte dem katholischen Jugendbund „Neudeutschland“, dann dem von den Nazis verbotenen „Grauen Orden“ angehört. In dem schon zitierten Brief schreibt er: „Die LiebeGottes hält uns umfasst und wir vertrauen Seiner Gnade, möge Er uns ein gütiger Richter sein.“ Das Ernstnehmen christlicher Verantwortung trieb diese jungen Menschen inden Widerstand gegen ein verbrecherisches Regime, wie auch umgekehrt dergefahrvolle Widerstand für sie Anlass war, sich intensiver mit den großenreligiösen Fragen nach dem Letzten zu befassen.

Sie trafen sich in privaten Räumen, um christliche Autoren zu lesen. Entscheidend für diese Richtungihres inneren Werdeganges war die Begegnung mit zwei katholischenPublizisten: Carl Muth und Theodor Haecker. Muth war Herausgeber derniveauvollen katholischen Kulturzeitschrift „Hochland“, Haecker einPhilosoph, der den Nationalsozialismus kompromisslos bekämpfte. Hans Scholllernte die beiden im Herbst 1941 kennen. Dazu kam dann die Bekanntschaftmit solch unbeirrbaren Katholiken wie Kurt Huber, Werner Bergengruen undSigismund von Radecki.

Claudel, Bernanos und Bloy

Wenn sie sich trafen, lasen sie nicht nur die „Tag- und Nachtbücher“ Haeckers, die den Untergang der Mächtigen prophezeiten, sondern auch die großen christlichen Schriftsteller, z.B. die Vertreter des französischen „Renouveau Catholique“ Paul Claudel, Georges Bernanos und Léon Bloy. Hans Scholl schreibt in einem Brief vom 10. Februar 1942: „Ich lese zur Zeit mit einigen Freunden hier den ‚Seidenen Schuh’ von Claudel. Ich halte diesesWerk des französischen Dichters für das größte Ereignis der moderneneuropäischen Literatur (...) die Gedanken Claudels sind tiefer, umfassenderals die Fausts.“

In einem Brief vom 5. Januar 1943 heißt es: „Ich schätzeBergengruen, den ich persönlich kenne, über alle lebenden deutschenSchriftsteller einschließlich Carossa.“ Über Reinhold Schneider schreibt Willi Graf in einem Brief vom 2. Februar 1943: „Augenblicklich arbeite ich auch einige Aufsätze Reinhold Schneiders aus ‚Macht und Gnade’ durch, und diese Beschäftigung, man kann fast sagen,dass sie geschichtswissenschaftlich ist, gibt mir viele und zusammenhängendeAnregungen. Aus Vergangenem entwickelt sich ein großartiges Bild auch derGegenwart, und ich ahne manchmal Dinge, die verborgen waren. Es isteigentümlich, welche überragende Bedeutung Schneider für uns gewonnen hat,er ist wohl einer der ganz wenigen Menschens, die uns Wesentliches zu sagenhaben.“

„Bleib stark – ohne Zugeständnisse!“

Alexander Schmorell, ein Halbrusse, schätzte vor allem Dostojewski. Der Widerstand dieser jungen Leute gegen den Nationalsozialismus war kompromisslos. Als am Tag des Todesurteils gegen Hans und Sophie Scholl ihr Bruder Werner ihnen unter Tränen die Hand gab, äußerte Hans: „Bleib stark – keine Zugeständnisse!“

Heute würde man sie als Fundamentalisten verschreien: Man muss doch mit der Zeit gehen, der Welt und dem Zeitgeist gegenüber aufgeschlossen sein. Damals war Hitler modern, derNationalsozialismus der herrschende Zeitgeist. Nur eine entschiedene undeindeutige Haltung befähigte zu dem Widerstand, den wir heute bewundern.

Jeder Einzelne trägt Verantwortung

Willi Graf schrieb im Juli 1942 in einem Brief: „Jeder Einzelne trägt dieganze Verantwortung. Für uns aber ist die Pflicht, dem Zweifel zu begegnenund irgendwann eine eindeutige Richtung einzuschlagen.“ Vor kurzem dagegenhat ein katholischer Theologe das Streben nach Eindeutigkeit als Ausdruckfundamentalistischer Gesinnung bezeichnet.

Wie fällt der Vergleich für die heutige katholische Jugend aus? Wo bleibt etwa der eindeutige und klare Widerstand gegen das tausendfache Verbrechen der Abtreibung? Hier gibt es oft zögerliche Abwägungen und faule Kompromisse. Starke und eindeutige Worte findet man dagegen, wenn es um die Kritik an der Kirche geht.

„Il faut avoir l'esprit dur et le coeur tendre“ – „Man muss einen hartenGeist und ein weiches (zartes) Herz haben“: Dieses Wort Jacques Maritains wardas Motto der Weißen Rose. Nur jene, die mit kompromissloser Härte demNationalsozialismus widerstanden, erwiesen sich als solche, die genügendLiebe besaßen, ihr Leben für die Wahrheit und für die Brüder hinzugeben.

www.apostolat.de



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