Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  2. Skandal in München
  3. Schönborn: Neuer Papst wird "heiliger und weiser Mann
  4. Evangelischer Kirchentag - weisse Kinder bei einer Veranstaltung unerwünscht
  5. US-Kardinal Dolan: Trumps Papstbild hinterlässt schlechten Eindruck
  6. Kardinal Zen:„Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat?“
  7. Unfassbar! Lebensschützer wegen Embryomodellen von evangelischen Kirchentag verbannt
  8. „Wie retten wir die Welt?“
  9. Mitten im Kulturkampf nimmt der Wokeismus noch mal Fahrt auf
  10. Irischer Priester vergibt Mann, der ihn erstechen wollte
  11. Abt Jean Pateau OSB: „Auf die Einheit hinzuarbeiten bedeutet nicht, auf Uniformität hinzuarbeiten“
  12. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  13. Ermittlungsverfahren gegen Kardinal Woelki eingestellt
  14. Kardinäle beklagen Spannungen in der Kirche
  15. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!

Ungewöhnlich: Woelki predigt schweigend zum kirchlichen Missbrauch!

26. September 2018 in Deutschland, 12 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Ich bin der Erzbischof von Köln. Ich habe einen Stab. Ich habe eine Tasche. Ich werde gleich gut frühstücken… Aber ich habe merkwürdigerweise auch Schwierigkeiten, den Menschen das Reich Gottes zu verkünden… Ich muss Buße tun.“


Fulda-Köln (kath.net/dbk) Der meiste Teil der Predigt des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki zur erschütternden Studie über innerkirchlichen Missbrauch in der Frühmesse bei der DBK-Vollversammlung erfolgte schweigend. Vor den in Fulda versammelten Bischöfen hatte er zuvor gesagt, dass die Erkenntnisse aus der Studie ihn fassungslos gemacht hätten. Er schäme sich für das, was durch die Kirche geschehen ist. Er selbst wolle nicht durch Wegsehen, Vertuschen oder Bagatellisieren ein Mittäter werden, so der Kölner Erzbischof. Er rief zu Umkehr und Buße auf.

Dann sagte Woelki wörtlich: „Ich möchte die mir noch zustehenden fünf Minuten meiner Predigt schweigen, damit wir alle in dieser Zeit in uns gehen können und unsere Reue und unseren Vorsatz in demütigendem Gebet vor Gott und vor das ganze Volk Gottes tragen können.“

kath.net dokumentiert die schriftliche Vorlage der Predigt von Kardinal Woelki in der Eucharistiefeier am 26. September 2018 in Fulda zur Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in voller Länge:

Liebe Mitbrüder,
liebe Schwestern und Brüder,
wenn ich am heutigen Tage vor der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz zu den Texten der heutigen Lesungen predigen sollte, dann gäbe es da ein paar Fragen. Können wir alle wirklich von Herzen bekräftigen, was die Heilige Schrift uns heute im Buch der Sprüche sagt:

„Gib mir nicht Armut, nicht Reichtum! Lass mich essen mein zugemessenes Brot!“? Und tun wir wirklich, um das Reich Gottes zu verkünden, das, was Jesus uns im Lukasevangelium aufträgt: „Nehmt nichts mit auf den Weg, weder einen Stab noch eine Tasche, noch Brot, noch Geld“.


Ich bin der Erzbischof von Köln. Ich habe einen Stab. Ich habe eine Tasche. Ich werde gleich gut frühstücken. Der Haushalt des Erzbistums Köln beläuft sich in 2018 auf rund 880 Millionen Euro. Gut, ich kann das alles erklären. Aber ich habe merkwürdigerweise auch Schwierigkeiten, den Menschen das Reich Gottes zu verkünden. Auch das kann ich natürlich erklären. Doch ich weiß nicht, ob all diese Erklärungen den Herrn am Jüngsten Tag überzeugen werden. Ich muss Buße tun.

Gestern hat der Vorsitzende unserer Bischofskonferenz, unser Mitbruder Reinhard Kardinal Marx, mit wirklich guten Worten im Namen von uns allen öffentlich unsere Beschämung über den Missbrauchsskandal zum Ausdruck gebracht. Ich fühle in diesen Stunden in besonderer Weise mit den Betroffenen. Und ich schäme mich für das, was durch uns auch als Kirche geschehen ist. Ich will nicht zum Mittäter werden durch Wegesehen, Vertuschen oder Bagatellisieren.

Fides heißt im Lateinischen nicht nur Glauben, sondern auch Vertrauen. Nicht nur die Bischöfe in den USA oder Australien oder Irland, sondern auch wir Bischöfe in Deutschland haben, dadurch, dass wir Gutes unterlassen und Böses getan haben, das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen, von deren Eltern, Freunden und Angehörigen, missbraucht. Dafür müssen wir all diese Menschen um Vergebung bitten und ihnen überzeugend versprechen, alles zu tun, damit das nicht wieder vorkommt.

Damit es aber nicht nur bei Worten bleibt, möchte ich die mir noch zustehenden 5 Minuten meiner Predigt schweigen, damit wir alle in dieser Zeit in uns gehen können und unsere Reue und unseren Vorsatz im demütigen Gebet vor Gott und vor das ganze Volk Gottes tragen können.

Während des Gottesdienstes wurde in den Fürbitten der Betroffenen sexuellen Missbrauchs gedacht. Hier der Wortlaut:

Herr, Gott, Heiliger Vater, wir wollen in dieser dunklen Stunde für die Betroffenen der schweren Verfehlungen beten, die Vertreter der Kirche in den letzten Jahren und Jahrzehnten begangen haben. Wir haben weggesehen, geschwiegen, zugelassen, Gutes unterlassen und Böses getan. Uns bedrückt das Leid der Betroffenen. Aufgewühlt wenden wir uns voller Hoffnung dir zu.

- In unserer Kirche wurde Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durch Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und pädophile Verbrechen großes Leid angetan. Wir bitten für all diese Menschen, die von Geistlichen und kirchlichen Mitarbeitern missbraucht, verletzt und gedemütigt wurden. Steh du Ihnen bei und lass sie Wege zurück in ein gesundes und angstfreies Leben finden.

- Auch die Familien und Freunde der Betroffenen sind Leidtragende der schändlichen Taten, die in unserer Kirche über so lange Zeit begangen wurden. Wir bitten dich auch für sie: Hilf Ihnen, nicht an der eigenen Wut, Verzweiflung und Enttäuschung zu zerbrechen und stärke sie in ihrer Liebe, ihrer Treue und ihrem Beistand für die Betroffenen.

- Vertreter der Kirche haben Menschen schwersten Schaden zugefügt. Vertuschung und Verharmlosung haben das Leid vieler Betroffenen noch verstärkt und weitere Taten möglich gemacht. Demütigt bitten wir dich: Öffne unser Augen und unsere Herzen. Hilf uns, dass wir uns als ganze Kirche der bitteren Realität stellen, unsere Schuld und unsere Verantwortung anerkennen und den Betroffenen und ihren Angehörigen dauerhaft die Unterstützung und Hilfe zukommen lassen, die sie brauchen.

- Die Ergebnisse der MHG-Studie weisen uns auch auf institutionellen Gegebenheiten hin, die die schweren Missbrauchstaten in der Kirche möglich gemacht haben. Wir Bischöfe tragen in besonderer Weise Verantwortung für die Kirche, die Zeichen und Werkzeug deiner Liebe unter den Menschen sein soll. Darum bitten wir dich: Sende uns deinen Geist und hilf uns, dieser Verantwortung immer neu gerecht zu werden. Ermutige uns bei der schonungslosen Aufklärung aller Missetaten und Versäumnisse.

Herr, Gott, Heiliger Vater, in einem Moment, wo wir uns selbst hilflos fühlen, haben wir voller Scham unsere Bitten vor dir ausgesprochen. Du bist der, der sein Volk auf dem Weg durch die Zeit begleitet. Wir vertrauen darauf, dass du auch heute bei uns bist, dass du unsere Bitten hörst und sie annimmst. Dafür danken wir dir und preisen dich durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Archivfoto Kardinal Woelki


Archivfoto Kardinal Woelki oben (c) Erzbistum Köln


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Deutsche Bischofskon

  1. Kritik am Bericht der Deutschen Bischofskonferenz an die Weltsynode
  2. Augsburger Bischof Bertram Meier in Kiew zum mehrtägigen Besuch in der Ukraine
  3. "Auf dem Berg Golgota ist es nicht unsere Aufgabe, einen Stuhlkreis zu machen“
  4. Ablehnung der AfD? - „Eine wenig überzeugende Einstimmigkeit der Deutschen Bischofskonferenz“
  5. Gericht verbietet Falschbehauptung! - Müssen deutsche Bischöfe AfD-Papier zurückziehen?
  6. ‚Polithetze gegen die einzige Opposition’ – AfD kritisiert Grundsatzpaper der deutschen Bischöfe
  7. Wenn Jesus gar kein Thema mehr ist
  8. Suizidbeihilfe? – „Diese Sichtweise widerspricht der Position der katholischen Kirche“
  9. „Letztlich geht es um die neue Evangelisierung“
  10. Deutsche Bischofskonferenz kritisiert Entwicklung in der Hagia Sophia-Frage







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Evangelischer Kirchentag - weisse Kinder bei einer Veranstaltung unerwünscht
  3. Kardinal Zen:„Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat?“
  4. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  5. Kardinal Müller: „Es ist uns nicht gestattet, das Papsttum zu verweltlichen“
  6. Skandal in München
  7. Kard. Gerhard Müller: „Wir können keinen der 266 Päpste nachahmen. Das einzige Vorbild ist Petrus“
  8. US-Kardinal Dolan: Trumps Papstbild hinterlässt schlechten Eindruck
  9. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!
  10. Schönborn: Neuer Papst wird "heiliger und weiser Mann
  11. Kardinal Parolin leitet die Papstwahl
  12. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  13. Mitten im Kulturkampf nimmt der Wokeismus noch mal Fahrt auf
  14. Kardinäle beklagen Spannungen in der Kirche
  15. „Wie retten wir die Welt?“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz