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Pius XII. wollte keine schweigenden Bischöfe

28. März 2006 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Die Hirten in Deutschland sollten reden, so wie Preysing und Galen, wünschte sich Eugenio Pacelli. Ein Blick in die Nuntiaturakten von 1917 bis 1929.


Vatikan (www.kath.net / RV) Warum schwieg Pius XII. in der Öffentlichkeit zu Hitlers Verfolgungen? Die Antwort darauf wäre in den Akten aus der Zeit seines Pontifikates zu finden, und die sind noch unter Verschluss. Für die Forschung geöffnet hat der Vatikan jedoch Akten aus der Zeit, wo Eugenio Pacelli päpstlicher Nuntius in Deutschland war, erst in München, dann in Berlin, von 1917 bis 1929.

Der renommierte deutsche Zeithistoriker Hubert Wolf versucht seither herauszufinden, welche Prägungen Pacelli in seinen deutschen Jahren erfuhr, die für sein späteres Handeln als Papst ausschlaggebend sein würden. Gegenüber Radio Vatikan legte der Historiker seine neuesten Erkenntnisse vor. „Was in den 12 Jahren grundgelegt wird, das hat eine Wirkungsgeschichte während des 2. Weltkriegs“, sagte Wolf. Pacelli habe mit Deutschland einen „großen diplomatischen Auftrag“ bekommen, weil das „die schwierigste Situation“ gewesen sei. „Man hat den besten Mann hingeschickt. Und er ist selbstbewusst und sehr kompetent. Aber er ist natürlich kein Deutscher, nicht an einer deutschen Universität ausgebildet, er hat nicht in Tübingen studiert.“

Der spätere Papst habe „Sympathie für Deutschland“ gehabt, aber manches von deutschen Eigenarten nur schwer verstanden. Genau diese kulturelle Differenz sollte sich als größte Herausforderung an den wachen Geist Pacelli erweisen. „Es wird sehr deutlich in der Schlussrelation, also die Summe seiner 12jährigen Tätigkeit, die er 1929 zieht. Da beurteilt er die deutschen Bischöfe, die an Staatsfakultäten ausgebildet sind, eher skeptisch, weil sie diesen modernen Wissenschaftsgeist in sich hineingezogen haben, „Staatsbischöfe“ sind.“

Pacelli hingegen habe als „Idealtyp des Bischofs den in Rom an der Gregoriana ausgebildeten Bischof“ gesehen, meint Wolf. „Er hat überhaupt kein Verständnis für deutsche Universitätstheologie, die bleibt ihm völlig fremd.“ Der spätere Papst war im Vatikan an der Seite seines Mentors, des Kardinalstaatssekretärs Pietro Gasparri, damit befasst gewesen, den Codex Iuris Canonici zu erarbeiten, das neuen kirchliche Gesetzbuch. „Und das ist für ihn die Norm – so geht’s. Er denkt stark juristisch. Das ist die Norm, so sieht Kirche aus, und so hat sich eben auch deutsche Kirche anzupassen. Und was er machen muss, sind Kompromisse.“

Pacellis Skepsis gegenüber deutscher Theologie zeigt sich am deutlichsten bei den Bischofsernennungen, die ein Nuntius kraft seines Amtes für den Papst vorbereitet. Systematisch beförderte er Kandidaten, die in Rom oder zumindest bei den Jesuiten ausgebildet wurden.

Und – das geht aus den Nuntiaturakten hervor – Pacelli bevorzugt keineswegs schweigende Ja-Sager auf dem Bischofsstuhl, sondern Leute, die politisch Klartext reden können, erklärte Wolf. So wie Konrad von Preysing, den er erfolgreich als Oberhirten von Eichstätt vorschlägt. „Preysing ist das Beispiel, wo er einen auf den Bischofsstuhl setzt, von dem er überzeugt ist, dass er – anders als Bertram – nicht als Staatsbischof agieren wird, Eingabepolitik machen wird, den Frieden mit dem Staat suchen wird, sondern dass der den Konflikt wagt.“

Pacellis Sympathie als Nuntius, das geht aus den Unterlagen klar hervor, gilt nicht denen, „die dem Führer zum Geburtstag gratulieren, sondern den Bischöfen, die die Öffentlichkeit instrumentalisieren, die an die Öffentlichkeit gehen. Und das war das Programm von Preysing.“

An Preysing sollte der Pacelli-Papst Pius XII. im Kriegsjahr 1941 einen denkwürdigen Brief schreiben. Der Papst erklärt, wie sehr die drei Predigten des Münsteraner Bischofs von Galen ihm „Trost und Genugtuung“ spendeten. Galen hatte von der Kanzel seines Doms herab einen Frontalangriff auf das Regime Hitler gestartet. So einer wie Galen, das war ein Bischof nach Pius’ Geschmack, glaubt Hubert Wolf.

„Er sagt: die zuständigen Hirten in Deutschland sollen nicht so wie Bertram schweigen, sondern die sollen reden. Deshalb lobt er Preysing, deshalb lobt er Galen. ,Auch uns ist es ein großer Trost, dass dt Bischöfe mannhaft reden. Nur Wir! Wir würden es selber gerne tun! Aber Uns legt Unser Amt auf, dass wir es nicht können.’

Mehrere Tausend Nuntiaturberichte aus Deutschland hat der Diplomat Pacelli in den Vatikan geschickt. Die Berliner Nuntiatur war ein zentraler Umschlageplatz für Weltpolitik, und Pacelli hatte eine Art Drehscheibenfunktion. Er schickte Informationen über Russland, die Palästinafrage, den Judenstaat. Hoch aufschlussreiches Material, das Hubert Wolf und sein Team noch nicht einmal zur Gänze gesichtet haben. Und in Kürze wartet auf die internationale Gemeinschaft der Zeithistoriker eine weitere vatikanische Archivöffnung.

„Der Papst hat ja angekündigt, dass entweder im September oder spätestens zum neuen Jahr der gesamte Pontifikat von Pius XI., also von 1922 bis 1939, geöffnet wird“, sagte Wolf. „Das heißt nicht nur die bisher zugänglichen vier Serien, Berliner Nuntiatur, Münchner Nuntiatur, und die entsprechende Gegenüberlieferung vom Staatssekretariat, sondern alles. Und damit werden wir Aufschluss erhalten über die internen Diskussionen in der Kongregation für die außerordentlichen Angelegenheiten, über den Anschluss Österreichs, die Sudetenfrage, den spanischen Bürgerkrieg, und vor allem über Italien, Kirche und Faschismus. Das ist ein großes Thema, und das werden wir komplett haben. Damit kriegen wir nochmal ein anderes Bild.“



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