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Der Irrglaube des Bischofs von Hildesheim

8. Jänner 2019 in Kommentar, 26 Lesermeinungen
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Dieser Irrglaube von Bischof Wilmer trat bereits in der Antike auf und wurde auch sogleich erfolgreich bekämpft, und zwar von keinem geringeren als dem Heiligen Augustinus.- Die Monatskolumne von Sebastian Moll


Linz (kath.net)
Die Zeiten sind ernst. Das merkt man spätestens dann, wenn man sich in einer theologischen Debatte auf die Seite von Kardinal Woelki schlagen muss. Aber was soll man anderes tun, wenn der Kölner Kardinal den Bischof von Hildesheim zurechtweist, weil dieser der Kirche nun im Zuge des Missbrauchsskandals tatsächlich auch noch ihre Heiligkeit absprechen will? Viele fragen sich seither, wer oder was den Bischof wohl geritten haben mag, eine solch absurde Aussage zu treffen. Viel spannender erscheint mir allerdings die Frage, welche Art von theologischer Ausbildung dieser genossen bzw. nicht genossen haben mag, wenn er nicht weiß, dass unser Bekenntnis zur Heiligkeit der Kirche, wie es seit den frühesten Konzilen ausgesprochen wird, nichts mit dem Glauben an Sündlosigkeit der Kirche oder ihrer Glieder zu tun hat.

Dieser Irrglaube trat bereits in der Antike auf und wurde auch sogleich erfolgreich bekämpft, und zwar von keinem geringeren als dem Heiligen Augustinus. In seinem (oft unterschätzten) Werk Über den Glauben und die Werke schreibt der Bischof von Hippo: „Der Herr selbst hat ein unvergleichliches Beispiel der Geduld gegeben, da er bis zu seinem Leiden den Teufel sogar unter den zwölf Aposteln ertrug. Er sagte: ‚Lasst beides wachsen bis zur Ernte, damit ihr nicht etwa, wenn ihr das Unkraut sammeln wollt, zugleich den Weizen mit ausreißt‘ […] Eben diese Vorschriften bestärken uns so sehr darin, dass wir auch das Unkraut in der Kirchen wuchern sehen und darin trotzdem weder ein Hindernis für unsern Glauben oder unsere Liebe erblicken, noch einen Grund, der uns die Kirche verlassen ließe […] Vielmehr sollten wir uns der Gleichnisse der Heiligen Schrift entsinnen, der göttlichen Weissagungen und der zuverlässigen Beispiele, durch die vorausgesagt und bewiesen ist, dass die Bösen mit den Guten in der Kirche vermischt sein werden bis an das Ende der Welt, bis zu der Zeit des Gerichts, und dass den Guten, die nicht in ihre Taten einstimmen, aus der Einheit mit ihnen und aus ihrer Teilhabe an den Sakramenten kein Schaden erwachsen wird.“


Wohl der Kirche, die solche Bischöfe vorzuweisen hat! Übrigens haben auch die Kirchen der Reformation diesen Grundsatz niemals aufgegeben oder uminterpretiert. Im Augsburger Bekenntnis der Lutheraner (1530) heißt es beispielsweise: „Ebenso, obwohl die christliche Kirche eigentlich nichts anderes ist als die Versammlung aller Gläubigen und Heiligen, jedoch in diesem Leben unter den Frommen viele falsche Christen und Heuchler, auch öffentliche Sünder bleiben, sind die Sakramente gleich wohl wirksam, auch wenn die Priester, durch die sie gereicht werden, nicht fromm sind; wie denn Christus selbst sagt: „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Pharisäer.‘“ Und in den 39 Artikeln der Anglikanischen Kirche lesen wir: „Obwohl in der sichtbaren Kirche die Bösen immer mit den Guten vermischt sind und manchmal auch böse Menschen das Predigtamt und die Verwaltung der Sakramente ausüben, können wir – insofern diese nicht in ihrem eigenen, sondern in Christi Namen handeln und nach seinem Auftrag und in seiner Vollmacht ihren Dienst verrichten – ihren Dienst sowohl beim Hören des Wortes Gottes als auch beim Empfang der Sakramente annehmen.“

In diesem letzten Abschnitt kommt es noch einmal zum Ausdruck: Die Kirche ist heilig, weil Christus heilig ist. Die Kirche ist heilig von ihrem Auftrag, von ihrer Stiftung her, nicht aufgrund der Moral ihrer Mitglieder oder Amtsträger. „Sie ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung.“ (Lumen Gentium) Diesen Weg gilt es auch und gerade angesichts des unsagbaren Schreckens des sexuellen Missbrauchs zu gehen. Wer hingegen meint, deshalb die Kirche verlassen zu müssen – was ja im Grunde die einzig logische Konsequenz aus der Haltung des Hildesheimer Hirten wäre – hat nichts, aber auch gar nichts verstanden.



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Lesermeinungen

 1Pace 11. Jänner 2019 

Ein viel weiter verbreiteter tatsächlicher IRRGLAUBE,

der sich auch in diesem Artikel auszudrücken und durch ihn promoviert zu werden scheint, besteht in der irrigen Annahme, „Hinz und Kunz“ hätte irgendeine Lehrautorität über die Bischöfe als Nachfolger der Apostel und nicht umgekehrt. Das Wort: „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat“; (Lukas 10,16) wird das „Unkraut“ dieses Irrglaubens verbrennen. „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Matthäus 24,35).


0
 
 Zeitzeuge 10. Jänner 2019 
 

Ich beende für meine Person die Diskussion über das Weihesakrament!

Verbindl. ist der definierte
Glaube der Kirche, wie er in den entsprechenden Dogmen festgelegt ist.

Die geistliche Gewalt wird bei jeder gültigen Weihe unmittelbar an den Geweihten vermittelt (Charakter indelebilis!)de fide!

Fides qua und fides quae sind untrenbar!!

Lit.:


Zu fides qua/quae sehr gut

der Artikel von Don Mauro
Gagliardi in zenit:

Beginn des vierten Jahrgangs
von Geist der Liturgie

Klassisch zum Priesteramt
u.d. damit verliehenen geist-
lichen Vollmacht:

Von Papst Joh.-Paul II.
approbierte Instruktion
der Kleruskongregation

Der Priester, Hirte und
Leiter der Pfarrgemeinde
v. 23.11.2001

Alles online abrufbar!
Es gibt Theologen, welche die
traurigen Missbrauchsfälle instrumentalisieren um die Kirche
nach ihren Vorstellungen anzupassen,
die Dogmen sind aber unwandelbar!

Mind. 95% der kath. Geistl. stehen übriges n i c h t unter Missbrauchsverdacht, das ist auch Fakt!


3
 
 1Pace 10. Jänner 2019 

Gebet des Priesters vor dem Friedensgruß

„… Darum bitten wir: Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Sünden (vor der Liturgiereform: „auf MEINE Sünden“), sondern auf den Glauben deiner Kirche und schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden.“- Der „Glaube der Kirche“ (gemeint sind wohl nicht in erster Linie die Glaubens-INHALTE, sondern die Glaubens-AKTE, insbesondere derer, die sogar bis Martyrium gegangen sind, und der gemeinschaftliche Glaubens-VOLLZUG der Gläubigen) lässt Gott, wenn er auf uns schaut, seinen Glanz und das Antlitz Christi in uns wiedererkennen, wobei der Schatten der Sünde (die „Zerbrechlichkeit der Gefäße“) an Bedeutung verliert (vgl. 2 Kor 4,6-7). Hierbei darf in dem „Uns/Wir“ die von Zeitzeuge genannte Dreigestalt der Kirche keinesfalls ausgeblendet werden. Es berührt mich daher peinlich, wenn ich erleben muss, dass zuweilen das Gebet nach eigenem Gusto modifiziert und nicht mehr vom „Glauben der Kirche“, sondern „von unserem guten Willen“ o. ä. gesprochen wird.


1
 
 1Pace 10. Jänner 2019 

„Kirche der Sünder – Kirche der Gerechten“

Unter diesem Titel ist am 27.04.2014 beim Domjubiläum des Paulusdoms in Münster von Michael Böhnke (Wuppertal) eine lesenswerte umfangreiche Dokumentation zum Stand der durchaus schon 2014 nicht neuen Diskussion zur Frage „Sündige Kirche?“ vorgelegt worden - http://www.theologie-und-kirche.de/boehnke-kirche-der-suender.pdf - Die Lösung liegt für Böhnke in einem epikletischen Kirchenverständnis, wonach die Autorität Gottes durch die Kirche und ihre Repräsentanten nicht unmittelbar, sondern stets nur vermittelt durch das ‚Flehgebet‘ der ganzen Kirche um die Gegenwart Gottes in Anspruch genommen werden könne. Nur so werde die Freiheit Gottes und die Freiheit des Menschen gewahrt.


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 lesa 10. Jänner 2019 

Wesentlicher Unterschied geklärt

@Fragezeichen: Kann sein, dass dem Herrn Bischof dieser "Sager" einfach auf die Schnelle passiert ist. Trotzdem ist die Reaktion darauf (bis hin zu einer energischen Distanzierung durch die Bezeichnung "Irrglaube") m. E. berechtigt und wichtig im Sinne der Präzisierung von @Zeitzeuge: Es muss unterschieden werden zwischen Gliedern der Kirche, die sündigen und der Kirche selber, die heilig ist. Eine solche "verirrte" Aussage über die wird in Windeseile aufgenommen und verbreitet. Auch wenn es jemandem einfach passieren kann. Sehen wir es als Gelegenheit, sich des Unterschieds bewusst zu werden. Beten wir für uns selber und für die ganze Kirche täglich mit dem Psalmisten: "Herr, stelle eine Wache vor das Tor meiner Lippen."


2
 
 Zeitzeuge 10. Jänner 2019 
 

Die heilige katholische Kirche, die wir im Credo(vgl. KKK 823-829) bekennen

ist wesensmäßig heilig, weil Jesus Christus ihr Haupt ist und die Amtsträger
als Werkzeuge der Heiligung durch die Spendung der Sakramente benutzt, die hl. Kirche ist also eine Heilsanstalt, die einzelnen
Glieder inkl. der Amtsträger sind natürlich nicht per se heilig, sondern
mit Hilfe der Gnade Gottes zur Heiligkeit berufen, das schliesst persönliches Versagen nicht aus, was aber der Heiligkeit der Kirche keinen
Abbruch tut, im Gegenteil: Eben weil sie die makellose Braut Christi ist stellt ja die Kirche mit dem vom Herrn
einges. Bußsakrament in Verbindung mit der Gnade Gottes ja für die gefallenen Gläubigen das Heilmittel bereit.

Außerdem ist die hl. Kirche dreigestaltig, nämlich als streitende hier auf Erden, als leidende im Purgatorium und als triumphierende der
Heiligen im Himmel.

Daher sollte nie gedankenlos "die sündige" Kirche gesagt werden, sondern z.B.
"die Amtsträger und Gläubigen, welche
die Kirche durch ihr schwer sündhaftes Verhalten öffentlich diskreditieren."


3
 
 Fragezeichen?! 9. Jänner 2019 
 

Lieber Herr Moll,

ich stimme ihnen voll und ganz, zu dass unsere Kirche heilig ist, trotz ihrer sündigen Mitglieder und trotz mir und trotz Ihnen und es ist sehr gut, dass sie dies so gut herausstellen. Die Aussage von Bischof Wilmer war tatsächlich sehr unglücklich. Aber ich finde ihren Ausdruck „Irrglauben“ für den Bischof von Hildesheim, irgendwo doch viel zu stark überzogen. Ich möchte uns daher alle einladen, doch noch etwas mehr Geduld mit ihm zu haben, ihm die Hand auszustrecken, ihm zu verzeihen. Ich habe auch schon Gutes von gehört! Beten wir weiter für ihn und dafür, dass er weiter gut in seine neue Aufgabe hinein wächst.


1
 
 Klomb 9. Jänner 2019 
 

Herr Moll hat Bischof Wilmer falsch verstanden

Bischof Wilmer hat im Original gesagt: "Wir werden den Glauben an die 'heilige Kirche' in Zukunft nur noch dann redlich bekennen können, wenn wir mitbekennen: Diese Kirche ist auch eine sündige Kirche."

Wo soll da bitte der Irrglaube sein? Gott verrichtet seine Erlösung an der Kirche (und damit an den Gläubigen), genau wie der Arzt den Kranken behandelt, nicht den Gesunden.

Richtig problematisch ist hingegen das protestantische Kirchenverständnis von einer "wahren" Kirche und einer "sichtbaren Kirche". Der Protestantismus denkt sich die "sichtbare Kirche" zweigeteilt in eine Gruppe heimlich perfekter Menschen und in die Sünder, die eigentlich nicht zur wahren unsichtbaren Kirche gehören.

Wir sagen hingegen, sichtbare und unsichtbare Kirche sind eins, Una Sancta. Und unsere Sünden werden nicht ungeschehen, wenn wir die Absolution empfangen. Die Sünden bleiben bestehen, aber Gott kann über die Kluft reichen, die unsere Sünden aufreißt.


0
 
 Zeitzeuge 9. Jänner 2019 
 

Werter 1Pace!

Danke für die Literaturhinweise, in Bd.
VIII des LThK, 2. Aufl., Sp. 659/60, findet sich z.B. im Artikel "Pädefinition" von Prof. C. Williams
(1917-1993) alles zum Thema.

Falls Sie möchten, bitte ich um theol. Präzisierung inwiefern ein von Gott geoffenbartes Dogma "für sich gesehen, noch nicht einmal eine Leiche"
sein soll, oder wollten Sie damit sagen, daß (Dogmen)glaube, Hoffnung und
Liebe zusammengehören, wie ja auch beim Konzil v. Trient definiert wurde, daß
Glaube ohne Liebe toter Glaube ist, der nicht vollkommen mit Christus vereinigt
und nicht zu einem lebendigen Glied des
Leibes Christi führt. Definiert wurde in Trient aber auch, daß d.d. Sünde der Glaube nicht immer verloren geht, wenn er auch nicht mehr lebendig ist und verworfen wurde u.a. die Behauptung, wer den Glauben ohne Liebe hat sei kein Christ(Anmerkung, da er sich ja mit Hilfe der Gnade bekehren kann).

Vgl. den Art. i. glaubenswahrehit,org

Die Verlierbarkeit der Rechtfertigung

v.Prof. Dr. Georg May!


3
 
 1Pace 9. Jänner 2019 

Klarstellung

Werter Zeitzeuge: Meine Ablehnung, Ihrer Aufforderung zu folgen, hier Grundbegriff-Definitionen zu liefern, beruht nicht darauf, dass ich katholische Glaubenssätze ablehne, was Sie wohl zu vermuten scheinen, sondern darauf, dass mir diese Aufforderung hier im Rahmen der beschränkten möglichen Zeichenzahl unangemessen erschien. Dogmen und Kirchenrecht bilden einen unverzichtbaren Bestandteil der katholischen Kirche. Sie sind wie ein Skelett, ohne das alles andere eine wabbelnde Masse wäre. Allerdings ist ein solches Skelett - für sich gesehen - noch nicht einmal eine Leiche! - Bzgl. der gewünschten Definitionen sind Ihnen sicher die Ausführungen in Lexikon für Theologie u. Kirche (Bd. 8, 3. Aufl. 1999, S. 465 „Prädefinition“ - u. S. 467-476 „Prädetermination“, Autor jeweils: L. Scheffczyk) wohlbekannt.


0
 
 Zeitzeuge 9. Jänner 2019 
 

Danke, werte lesa, für Ihre Antwort, bzgl. der Beantwortung

meiner Anfrage an den anderen User ist wohl allen gläubigen Katholiken/innen klar, in welche Schublade diese Antwort
einzuordnen ist.

Was heute oft fehlt ist, um mit Kardinal Scheffczyk zu sprechen, der einer der bedeutensten Dogmatiker des
20. Jahrhunderts war, ein Sprechen und
Handeln aus gläubiger Vernunft.

Die unfehlbaren Dogmen der kath. Kirche
sind Leuchttürme und Grenzpfähle gleichzeitig, deren absolute Wahrheit unumstößlich feststeht.

Wenn ich hier konkrete Rückfragen mache, die den dogmatischen Bereich betreffen, habe ich schön öfter starken
Gegenwind bekommen, um es höflich zu formulieren, was aber auch den Vorteil
für alle hier hat bzgl. der Unterscheidung der Geister!

Ich wünsche allen einen gesegneten, besinnlichen Tagesausklang!


4
 
 lesa 9. Jänner 2019 

Bitte nicht Kraut und Rüben!

1pace: Danke für die Zitate "Pro-Verbleib-in der Kirche", sehr schön! Die speichere ich ab. Sie werden aber doch bitte nicht Dogmen in eine Reihe stellen mit "Schubladendenken" und "Paragraphen", "verabsolutierenden Verallgemeinerungen?
Dogmen sind Gefäße der Gnade. Durch sie bleibt das Vermächtnis Christi durch die Zeit hindurch zugänglich, 2bis er kommt in Herrlichkeit".
"Vernunft und Glaube". Dogmen ermöglichen die Verifikation des Glaubensinhaltes.
Ich weiß zwar vielleicht, was Sie sagen wollen: der Heilige Geist ist lebendig, immer neu, und Menschen gehören nicht in Schubladen, weil sie sich verändern. Dogmen stehen dem nicht entgegen, höchstens in den Vorurteilen von Köpfen. @Zeitzeuge begründet seine Äußerungen und erwartet dies auch von anderen. Geordnetes Denken ermöglicht ihm und anderen eine Weite und Sicherheit, im Gegensatz zu nebligem, schwammigem, sich im Subjektiven u. im Chaos verlierenden Denken und Sprechen, das letztlich oft sinnlos ist.
Vernunft und Glaube!


4
 
 1Pace 9. Jänner 2019 

Keine Definitionen

Werter Zeitzeuge: Bei der Definition von Dogmen muss ich leider passen. Dass es aktuell (grund-)gute Menschen und (grund-)böse Menschen gibt, bezweifle ich ernsthaft. Also ist es auch bezweifelbar!  Sonst gäbe es keinen Ansatzpunkt für eine Metanoia. Die Grenze von Gut und Böse geht wohl durch das Herz eines jeden Menschen. Weiß ich, mit wieviel Liebe zur Wahrheit - gepaart mit Empathie füreinander und Willen zu echtem Austausch oder aber gepaart mit Aggressivität, Dominanzstreben und Besserwisserei im Herzen - hier die Beiträge geschrieben werden? Dass es Wahrheiten gibt, von denen im Katechismus „De fide“ steht, heißt nicht, dass die Welt nur aus Dogmen und Paragraphen besteht. Wenn ich etwas hasse, sind das verabsolutierende Verallgemeinerungen, sog. Schubladendenken. Das greift in der Regel zu kurz und ist der Feind eines gegenseitigen Verständnisses und Wohlwollens. Damit meine ich die Sache, nicht die Person.


0
 
 1Pace 9. Jänner 2019 

Kein authentischer Christ tritt aus der Kirche aus (@Iesa)

„Kein vernünftiger Mensch beurteilt den Baum nach dem Fallobst.“ (Michael von Faulhaber - 1869-1952 - deutscher katholischer Theologe, Erzbischof von München, Kardinal, Gegner der Nazis)
„Heute noch gibt mir die Kirche Jesus. Das sagt alles. Was wüsste ich denn von ihm, welche Bindung bestände zwischen ihm und mir ohne die Kirche? Wissen diejenigen, die Jesus noch annehmen, obwohl sie die Kirche leugnen, dass sie ihn letztlich ihr verdanken?“ (Henri de Lubac - 1896-1991 - französischer Theologe, Jesuit)
„Das Rückgrat der Kirche ist für mich nicht die Kirchensteuer, sondern der Glaube der Gläubigen.“ (Johannes Dyba - 1929-2000 - deutscher katholischer Theologe, Bischof von Fulda)
Leider sinkt die „Frustrationstoleranzschwelle“ heute oft, und zwar in dem Maß, wie man aufhört, das Kreuz zu lieben.


2
 
 1Pace 9. Jänner 2019 

Geheimnis von Prädetermination und menschlicher Freiheit

@Mariat: Das Gleichnis von „Unkraut und Weizen“ allein scheint mir nicht für „Genmutationen von Lolch zu Weizen oder von Weizen zu Lolch“ offen zu sein. Aber auf die im irdischen Leben immer mögliche Veränderung weist bereits Hesekiel (18,21 und 24) hin: „… wenn der Gottlose von seinen Sünden umkehrt … und anfängt mein Gesetz zu halten … wird er ganz sicher am Leben bleiben …“ - „… wenn ein Gerechter sich von seiner Gerechtigkeit abwendet … und die gleichen abscheulichen Taten begeht wie der Gottlose … Dann werden seine gerechten Taten von früher vergessen sein.“ - Gott weiß wohl schon, was am Ende definitiv Unkraut und was Weizen ist, aber wir können nicht beurteilen. Folglich gibt es keinen Grund, unsere Mitmenschen in Schubladen zu stecken und somit dazu beizutragen, ihre möglicherweise aktuell fehlerhafte Verhaltensweise zu zementieren.


0
 
 lesa 9. Jänner 2019 

Jesus schlägt eine Alternative vor

Dieser Beitrag ist auch eine dankenswerte Anregung, um diese Perikope vom Weizen und vom Unkraut besser zu verstehen.
Auf dem Rücken dieses Gleichnisses könnte man jedenfalls nicht achselzuckend ein Alibi bedienen, um Irrlehren und Missstände nicht aufzuzeigen und anzugehen. Sebastian Moll hat es aber so angewendet, wie es wohl gedacht ist: Auf Irriges hinweisen und dem nicht zu ändernden Übel als Hoffnung das Endgericht vor Augen stellen - als Alternative zur Möglichkeit des Austritts.


2
 
 Mariat 9. Jänner 2019 

@1Pace, Es ist der Glaube an die Veränderung, Umkehr ...

Ich kenne die Bibelstelle, das Gleichnis Jesu. Das Unkraut steht m. E. für Irrlehren, Philosophien und Unglauben.
Das Unkraut - ein Hinweis auf ungläubige Menschen. Die Scheune - ein Bild vom Himmel. Das Verbrennen des Unkrauts - das Gericht Gottes über die, die bis zum Ende - Gott ablehnen.
Viele Menschen glauben an das Erlösungswerk Jesus Christus. Glauben fest daran, dass nur Jesus Christus ihr ERLÖSER ist.
Doch einige lassen sich dann durch weit verbreitete esoterische Praktiken, wie „New Age“ verführen. Es sind unbiblische Lehren, Philosophien, die nicht zu Gott führen. Es geht im innersten Kern dabei um Selbsterlösung.
So könnte man sagen: auch so mancher Weizen läßt sich verderben. Das Unkraut vermehrt sich, wächst und gedeiht, mit fatalen Konsequenzen. Da wir aber angehalten sind für alle Irr - und Ungläubigen zu beten, Gott zu bitten, damit sie umkehren, sich bekehren – schrieb ich vom Unkraut das zu Weizen wird. der GLAUBE daran macht es!
Gottes Segen
Mariat


4
 
 Martin K. 9. Jänner 2019 
 

Verständnis

Ich bin in der Kirche, aber ich habe Respekt vor jedem, der sie verlässt.


1
 
 lesa 8. Jänner 2019 

Danke für diese Orientierung!


4
 
 mirjamvonabelin 8. Jänner 2019 
 

Danke Sebastian Moll

für die Erinnerung wie Jesus gehandelt hat.


1
 
 nazareth 8. Jänner 2019 
 

Danke!

Danke! Das ist eine ganz ganz wichtige Erinnerung!


3
 
 1Pace 8. Jänner 2019 

Lolch

@Mariat: Leider habe ich im Evangelium (Matthäus 13,24–30) keinen Hinweis darauf finden können, dass aus Unkraut irgendwann Weizen wird. Vielmehr scheint am Ende der Zeiten erst offenbar zu werden, was Unkraut und was Weizen ist. - Für Unkraut steht im Griechischen ζιζάνια (zizania), der Plural von ζιζάνιον (zizanion). Dabei handelt es sich um ein Süßgras, nämlich den Taumel-Lolch (Lolium temulentum). Dieser sieht anfangs wie Weizen aus, ist jedoch giftig. - Interessant ist, dass das Gleichnis einerseits zur theologischen Rechtfertigung der Inquisition, anderseits aber auch zur Begründung für Toleranz gegenüber vermeintlichen Ketzern herangezogen wurde. - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichnis_vom_Unkraut_unter_dem_Weizen


4
 
 Diadochus 8. Jänner 2019 
 

Zustimmung

Ihrem Kommentar stimme ich vollumfänglich zu. Sie haben es auf den Punkt gebracht. Schöner kann man es nicht sagen. Vielen Dank.


5
 
 Mariat 8. Jänner 2019 

Vergelt`s Gott, Sebastian Moll

...für diese Worte über das "Unkraut unter dem Weizen", das bis zum Ende der Zeiten die Chance hat, sich zu verändern - und zum Weizen zu werden.
Was wir benötigen, worum wir Gott bitten sollen, ist die Gabe der "Unterscheidung der Geister".
Damit wir uns nicht vom wahren Weg unseres Herrn abbringen lassen.


10
 
 1Pace 8. Jänner 2019 

Niemand ist ohne Sünde,

aber wer sündigt, muss die Sünde bekennen (vgl. 1 Joh 1,5-10). - Also, wenngleich Heilige und Kirchenkonstitutionen das „Ex-Opere-Operato“ stützen und (weil sie der Leib Christi ist) keinen Zweifel an der Heiligkeit der Kirche lassen, so bleibt doch die Einteilung in „Gute“ und „Böse“ etwas an der Oberfläche. Keiner kann diese Einteilung vornehmen (Joh 8,7). Das sollte man im Hinterkopf behalten. Löwenzahn (Taraxacum officinalis) und Brennnessel (Urthica dioca) können im Blumenbeet ein Unkraut sein, sie können aber auch als Heilpflanzen eingesetzt werden.


2
 
 j@cobus 8. Jänner 2019 
 

Hervoragend.

Das Gleichnis werde ich mir zu Herzen nehmen.


11
 

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