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| ![]() Intellego ut iudicem10. April 2018 in Kommentar, 1 Lesermeinung Ich glaube daran, dass man erst durch Verstehen zu einem Urteil gelangen kann. - Die neue monatliche kath.net-Kolumne von Sebastian Moll Linz (kath.net) Aber auch bei komplexeren Themen staune ich über die Fachkenntnisse meines Umfelds. Wieder kommt ein gewisses Schamgefühl in mir hoch, da mir nicht bewusst war, dass ich von ehemaligen NATO-Generälen und/oder Mitgliedern internationaler Geheimdienste umringt bin. Die Lage in Syrien beispielsweise ist für solche Leute natürlich leicht zu überblicken, zu jedem Zeitpunkt kennen sie die genauen Zusammenhänge und auch die notwendigen Maßnahmen. Ich selbst halte mich bei solchen Diskussionen meistens zurück, eingewickelt in das wohlige Gefühl, dass meine Gesprächspartner die Sache im Griff haben. Diese wiederum sind oft enttäuscht, dass ich mich nicht äußere, ich müsse doch schließlich eine Meinung dazu haben. Ich verweise dann zumeist darauf, dass ich mir zu diesem konkreten Problem derzeit keinerlei Meinung erlaube, da ich nicht über genügend handfeste Informationen verfüge, um mir eine entsprechende Meinung bilden zu können. Insbesondere bei moralischen Urteilen halte ich Vorsicht und Mäßigung für unverzichtbare Tugenden. Aber ich sehe ein, dass diese Haltung für viele Menschen viel zu kompliziert ist. Vor einiger Zeit sah ich in einem Museum die Nachstellung der Schlacht bei Königgrätz (1866), bei der die preußischen Truppen über das österreichische Heer triumphierten. Ein kleiner Junge betrachtete die kleinen Zinnsoldaten mit Begeisterung und fragte neugierig seine Mutter: Mama, wer sind hier die Bösen? Was bei einem Kind ganz niedlich wirken mag, bereitet mir verstärkt Sorgen, wenn es sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzt. Ein Beispiel: Obwohl mehr als drei Viertel der US-Amerikaner nicht in der Lage sind, den Irak auf einer Weltkarte ausfindig zu machen, befürwortet etwa dieselbe Zahl das militärische Eingreifen der USA in diesem Land, und zwar, wie es heißt, aus moralischen Gründen. Offenbar verfügen die Amerikaner also über einen inneren moralischen Kompass, dessen Eichung aber unabhängig von politischen oder geografischen Fakten durchgeführt wurde. In Europa rümpfen wir zwar gern die Nase über derartige amerikanische Ignoranz, aber ist es bei uns wirklich besser? Spätestens seit den Anschlägen des 11. September lässt sich in Deutschland keine Debatte über den islamistischen Terror mehr führen, ohne dass irgendjemand die Kreuzzüge in die Runde wirft, die natürlich letztlich für die Zerstörung des World Trade Centers und die Ermordung der in ihm Gefangenen verantwortlich sind. Was glauben Sie: Wie hoch ist der Prozentsatz der Deutschen, der die jahrhundertelangen Ereignisse, die wir pauschal als die Kreuzzüge bezeichnen, auch nur im Ansatz richtig darstellen kann? Meiner Erfahrung nach ist er noch niedriger als derjenige der Amerikaner, die den Irak ausfindig machen können. Bei Diskussionen über die Kreuzzüge lege ich dann für gewöhnlich ein wenig meiner Scheu ab und biete in aller Bescheidenheit meine Kenntnisse als Kirchenhistoriker an. Aber sie nützen mir nichts, mir fehlt einfach der moralische Kompass. Aber ich glaube daran, dass man erst durch Verstehen zu einem Urteil gelangen kann. Intellego ut iudicem (ich verstehe, damit ich urteilen kann) so möchte ich dieses Prinzip in Anlehnung an den großen Anselm von Canterbury nennen. Unter diesem Motto werde ich also weiterhin Kolumnen schreiben in der niemals versiegenden Hoffnung, dass der eine oder andere bereit sein wird, mir auf diesem Weg zu folgen. Aufgeben kommt nicht in Frage! Wie heißt es in Faust II: Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | ![]() Mehr zuIntelligo ut iudicem
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