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Intellego ut iudicem

10. April 2018 in Kommentar, 1 Lesermeinung
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Ich glaube daran, dass man erst durch Verstehen zu einem Urteil gelangen kann. - Die neue monatliche kath.net-Kolumne von Sebastian Moll


Linz (kath.net)
Nach einem Jahr Diakrisis hier auf kath.net stand ich vor der Frage, ob ich weiterhin eine Kolumne für dieses Portal schreiben sollte. Leicht fiel mir die Entscheidung nicht. Allerdings spielten dabei weniger profane Gesichtspunkte wie Geld oder Zeit eine Rolle als vielmehr die fundamentale Frage: Wozu mache ich das eigentlich?
„Vor andern fühl ich mich so klein, ich werde stets verlegen sein.“ Diese Verunsicherung des Faust, die er gegenüber Mephisto äußert, ist mir durchaus vertraut. Auch ich spüre immer wieder eine gewisse Erniedrigung in mir, wenn mir bewusst wird, von welch beeindruckenden Menschen ich umgeben bin. Das fängt bei harmlosen Dingen wie gemeinsamem Fußballgucken in Auerbachs Keller an. Menschen, die ich aufgrund ihres Bauchumfangs niemals für Spitzenathleten gehalten hätte, können mit chirurgischer Präzision Fehler im Passspiel analysieren und hätten selber in der entsprechenden Situation natürlich aus dem Augenwinkel heraus erkannt, dass der Ball einen halben Zentimeter weiter nach links hätte gespielt werden müssen. Gravierende Fehler in der Mannschaftsaufstellung bleiben ihnen ebenfalls nicht verborgen – jedenfalls nach dem Spiel.


Aber auch bei komplexeren Themen staune ich über die Fachkenntnisse meines Umfelds. Wieder kommt ein gewisses Schamgefühl in mir hoch, da mir nicht bewusst war, dass ich von ehemaligen NATO-Generälen und/oder Mitgliedern internationaler Geheimdienste umringt bin. Die Lage in Syrien beispielsweise ist für solche Leute natürlich leicht zu überblicken, zu jedem Zeitpunkt kennen sie die genauen Zusammenhänge und auch die notwendigen Maßnahmen. Ich selbst halte mich bei solchen Diskussionen meistens zurück, eingewickelt in das wohlige Gefühl, dass meine Gesprächspartner die Sache im Griff haben. Diese wiederum sind oft enttäuscht, dass ich mich nicht äußere, ich müsse doch schließlich eine Meinung dazu haben. Ich verweise dann zumeist darauf, dass ich mir zu diesem konkreten Problem derzeit keinerlei Meinung erlaube, da ich nicht über genügend handfeste Informationen verfüge, um mir eine entsprechende Meinung bilden zu können.

Insbesondere bei moralischen Urteilen halte ich Vorsicht und Mäßigung für unverzichtbare Tugenden. Aber ich sehe ein, dass diese Haltung für viele Menschen viel zu kompliziert ist. Vor einiger Zeit sah ich in einem Museum die Nachstellung der Schlacht bei Königgrätz (1866), bei der die preußischen Truppen über das österreichische Heer triumphierten. Ein kleiner Junge betrachtete die kleinen Zinnsoldaten mit Begeisterung und fragte neugierig seine Mutter: „Mama, wer sind hier die Bösen?“

Was bei einem Kind ganz niedlich wirken mag, bereitet mir verstärkt Sorgen, wenn es sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzt. Ein Beispiel: Obwohl mehr als drei Viertel der US-Amerikaner nicht in der Lage sind, den Irak auf einer Weltkarte ausfindig zu machen, befürwortet etwa dieselbe Zahl das militärische Eingreifen der USA in diesem Land, und zwar, wie es heißt, aus moralischen Gründen. Offenbar verfügen die Amerikaner also über einen inneren moralischen Kompass, dessen Eichung aber unabhängig von politischen oder geografischen Fakten durchgeführt wurde.

In Europa rümpfen wir zwar gern die Nase über derartige amerikanische Ignoranz, aber ist es bei uns wirklich besser? Spätestens seit den Anschlägen des 11. September lässt sich in Deutschland keine Debatte über den islamistischen Terror mehr führen, ohne dass irgendjemand die Kreuzzüge in die Runde wirft, die natürlich letztlich für die Zerstörung des World Trade Centers und die Ermordung der in ihm Gefangenen verantwortlich sind. Was glauben Sie: Wie hoch ist der Prozentsatz der Deutschen, der die jahrhundertelangen Ereignisse, die wir pauschal als „die Kreuzzüge“ bezeichnen, auch nur im Ansatz richtig darstellen kann? Meiner Erfahrung nach ist er noch niedriger als derjenige der Amerikaner, die den Irak ausfindig machen können. Bei Diskussionen über die Kreuzzüge lege ich dann für gewöhnlich ein wenig meiner Scheu ab und biete in aller Bescheidenheit meine Kenntnisse als Kirchenhistoriker an. Aber sie nützen mir nichts, mir fehlt einfach der moralische Kompass.

Aber ich glaube daran, dass man erst durch Verstehen zu einem Urteil gelangen kann. Intellego ut iudicem (ich verstehe, damit ich urteilen kann) – so möchte ich dieses Prinzip in Anlehnung an den großen Anselm von Canterbury nennen. Unter diesem Motto werde ich also weiterhin Kolumnen schreiben in der niemals versiegenden Hoffnung, dass der eine oder andere bereit sein wird, mir auf diesem Weg zu folgen. Aufgeben kommt nicht in Frage! Wie heißt es in Faust II: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“


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