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Kirchensteuer – die wunderbare Geldvermehrung

vor 11 Stunden in Kommentar, 5 Lesermeinungen
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Es ökonomisch dringend erforderlich und nach katholischer Soziallehre durchaus sinnvoll: Die Einkommenssteuer für die Bürger zu senken, von der Kirche hört man dazu nichts. Der Grund dafür heißt Kirchensteuer. Der Montagskick von Peter Winnemöller


München (kath.net)

Das Wunder ist wieder geschehen. Trotz exorbitant hoher Austrittszahlen haben die Bistümer erneut mehr Kirchensteuer eingenommen. Mit 6,628 Milliarden Euro können die deutschen Diözesen einen Einnahmezuwachs in Höhe von 1,7 Prozent verbuchen. Die Einnahmen stiegen um gut 113 Millionen und kommen damit nahe an die Rekordjahre 2021 und 2022 heran. Die Kirchensteuer ist eine sogenannten Annexsteuer, die unmittelbar mit der Einkommenssteuer verbunden ist. Je nach Bundesland werden acht oder neun Prozent der Einkommenssteuer als Kirchensteuer erhoben und an die deutschen Diözesen abgeführt. Die Finanzverwaltungen der Länder übernehmen diese Dienstleistung für die Kirche und bekommen sie mit zwei bis vier Prozent vergütet. Für die Länder ist der Mehraufwand überschaubar, für die Diözesen lohnt sich die Ausgabe, weil sie für eine Erhebung in eigener Verantwortung deutliche höhere Aufwendungen hätten.

Erneut sind im selben Jahr mit rund 400.000 Katholiken eine hohe Zahl aus der Kirche ausgetreten. Es wiederholt sich, was man seit Jahren sieht, dass nämlich die Kirchenaustritte keine Wirkung auf das Kirchensteuervolumen zeigen. Dass dies eine Milchmädchenrechnung ist, wissen auch die Bischöfe. So mahnte der emeritierte Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, man könne sich auf dem Kissen der Kirchensteuer nicht ausruhen. Auch wenn solide Analysen bisher immer noch fehlen, kann man einige Fakten als gesichert festhalten. Zum einen tragen die Hauptlast des jetzigen Kirchensteueraufkommens die Generation der Babyboomer. Zum anderen ist die Kirchenbindung und damit auch die Kirchenzugehörigkeit der jüngeren Generationen unterhalb eines Lebensalters von 40 Jahren gering bis nicht vorhanden. Auch hier fehlen leider genaue Statistiken, in welcher Altersstufe wie viel Prozent der jeweiligen Gruppe Kirchenmitglied und damit Kirchensteuerzahler sind. Ein Weiteres lässt sich feststellen. Auch wenn die Kirchensteuer als der häufigste Austrittsgrund benannt wird, so werden die Austritte dennoch nicht kirchensteuerwirksam. Hierfür dürfte es im Wesentlichen zwei Gründe geben: Es sind überproportional häufig Geringverdiener, die aus der Kirche austreten. Wer als verheirateter Alleinverdiener mit zwei Kindern ein Bruttoeinkommen von 3.500 Euro hat, zahlt keine Kirchensteuer. Mit 5.000 Euro, Steuerklasse 3 und zwei Kindern zahlt man rund 4 Euro Kirchensteuer im Monat. Der Durchschnittsverdiener zahlt je nach Familienstand nur wenig oder keine Kirchensteuer. Ein häufig auftretendes Phänomen, das sich derzeit nicht, später aber umso dramatischer bemerkbar machen wird, sind die jungen gutausgebildeten Berufseinsteiger, die zwar noch getauft, aber ohne Kirchenbindung leben. Diese stellen beim Berufseinstieg die Zahlung der Kirchensteuer fest und treten dann zeitnah aus. Spätestens bei der ersten Einkommensteuererklärung werden sie vom Steuerberater auf die Kirchensteuer hingewiesen. Dazu sind Steuerberater inzwischen verpflichtet. Hier wurde bislang keine Kirchensteuer gezahlt und der Austritt wirkt sich nicht auf die aktuelle Kirchensteuer aus.


Berechnungen der EKD und DBK zufolge wird es zu einem dramatischen Einbruch der Kirchensteuer mit der Verrentung der Boomer kommen. Dies hat zwar begonnen, macht sich aber noch nicht vollumfänglich bemerkbar. Bis 2060 geht man von einer realen Halbierung des Aufkommens aus. Inflationsbereinigt ist schon jetzt ein Rückgang der Kaufkraft des Kirchensteueraufkommens zu verzeichnen. Genaue Zahlen liegen nicht vor, aber es kann davon ausgegangen werden, dass der Kaufkraftverlust einige Prozentpunkte über dem Zuwachs liegen wird. Seit 2019 sind die Einnahmen der Kirchensteuer inflationsbereinigt um 20 Prozent zurückgegangen. Dieser Rückgang ist allerdings ein allgemeines Phänomen und trifft die Kirche nicht singulär. Dennoch werden die in den meisten Bistümern bevorstehenden Einsparungen genau damit begründet werden.

Schon jetzt zeigt sich in zahlreichen Bistümern die Notwendigkeit von Einsparungen. Zugleich sieht man eine dramatische Ungleichheit bei der Vermögenslage der Bistümer. Grob gesagt werden reiche Bistümer immer reicher, arme Bistümer werden immer ärmer. Das ist nichts, was eine bessere Verteilungsgerechtigkeit ausgleichen könnte, denn besonders in vermögenden Bistümern sind viele der Vermögenswerte reine Buchwerte, die nicht oder nur mit großen Verlusten in Bargeld umgewandelt werden könnten. So können nominell reiche Bistümer durchaus unter Sparzwang geraten. Hier zeigt sich die prekäre Seite des Kirchensteuersystems, das absehbar langfristig die Kirchenfinanzierung flächendeckend nicht mehr sicherstellen können wird.

Dass damit auch Politik gemacht wird, ist klar. Der Limburger Bischof Georg Bätzing, so meldet die KNA, sehe die Kirche angesichts schwindender personeller und finanzieller Mittel vor erheblichen Richtungsdebatten. In welche Richtung Bätzing möchte, ist hinlänglich bekannt. In etwa die gleiche Richtung strebt auch die Präsidentin des „ZdK“, Irme Stetter-Karp. Im Zusammenhang mit dem Synodalen Weg und dem zu gründenden bundesweiten synodalen Gremium stellte die oberste deutsche Laienfunktionärin klar, dass hier gerade die Fragen nach Beraten und Entscheiden sowie nach dem Verfügen über Finanzen ein hohes Gewicht habe. Stetter-Karp hatte sich unter anderem dazu in einem Podcast der Katholischen Akademie in Bayern und der Wochenzeitschrift "Christ in der Gegenwart" geäußert. Man erkennt die Stoßrichtung. Wer in einem System die Haushaltshoheit hat, so die Logik dahinter, hat die Macht. Den Funktionären geht es nur darum Macht, zu gewinnen oder zu mehren. Dazu ist die Kirchensteuer ihnen gerade gut genug.

Bleibt noch ein Aspekt, der nicht verschwiegen werden soll. Das Einkommenssteueraufkommen des Staates nimmt seit Jahren überproportional zu. Es ist relativ leicht, mit nur wenig Einkommenssteigerung schon in die Progressionsfalle zu geraten. Ein Alleinverdiener muss bereits ab 68.000 Euro Jahreseinkommen den Spitzensteuersatz bezahlen. Bedenkt man, dass dies das Einstiegsgehalt eines Ingenieurs ist, wird schnell ersichtlich, wo beim Einkommenssteuersystem der Schuh drückt. Die Progression setzt einfach zu schnell ein. Die Staatsquote ist inzwischen erdrückend. Eine Steuerreform ist mehr als überfällig. Im Grunde wäre es auf Basis der katholischen Soziallehre unbedingt erforderlich, dass die Kirche sich für eine solche Reform einsetzte. Die Folge wäre allerdings ein danach dramatisches Absinken des Kirchensteueraufkommens. Noch Fragen?

Auch weil die Kirchensteuer auf Grund ihrer Verwendung zuweilen ein Ärgernis ist, gerät sie zurecht unter Beschuss. Ein besonders schlechtes Beispiel ist die Gehaltszahlung an Jugendfunktionäre, die gemeinsam mit der Antifa für Abtreibung demonstrieren, wie in München geschehen. Doch auch der Synodale Weg, die Finanzierung des „ZdK“, dicke Subventionen für katholische Verbände, die sich gegen die Lehre der Kirche stellen, kirchliche Unterstützung für die LGBTQ- und Gender-Agenda und vieles andere an der Verwendung sind unzweifelhaft Ärgernisse für hart arbeitende Menschen, die so etwas nicht von ihrem schwer verdienten Geld bezahlen möchten.  In Verbindung mit einer Kirche, die sich in der Seelsorge immer weiter aus der Fläche zurückzieht, gerät die Kirchensteuer für die Bistümer immer mehr unter Rechtfertigungsdruck. Das gesamte System der Kirchenfinanzierung gehört in Deutschland auf den Prüfstand, denn auch das weitaus größte Ärgernis, dass nämlich mit der Weigerung, die Kirchensteuer zu bezahlen eine faktische Exkommunikation einher geht, muss endlich beseitigt werden. Leider wird man annehmen müssen, dass sowohl der Staat als auch die deutschen Diözesen an diesem ungesunden System so lange festhalten, bis es kollabiert. Dass dieser Kollaps vorhersehbar ist, ist schon jetzt kaum zu bestreiten, zumal auch für gläubige Katholiken die moralische Rechtfertigung, diese Steuer zu zahlen, von Jahr zu Jahr mehr ins Wanken gerät.

 

Bild oben: Der Geldregen für die Bistümer reißt einstweilen noch nicht ab. Foto: Peter Winnemöller, erstellt mit KI.


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Lesermeinungen

 ThomasR vor 2 Stunden 
 

Untergang ist auch zu finanzieren und ist teuer

(der durch München eingesetzte Zwangsverwalter des Vermögens des Klosters in Reutberg- es ging damals u_A um ein Gasthof, eine Brauerei, Ackerland und Wald- hat das vierfache des ordentlichen Verwalters der Schwester gekostet, kath.net hat berichtet- es handelte sich übrigens um eine Firma der Frau eines Mitgliedes der Finanzkommission des Erzbistums, an der Spitze von manchen Ordinariaten und ZDK reicht leider nicht mehr Bezeichnung 2x Rom -in vergleichbaaren Posiition - um die Höhe der Gehälter der Funktionäre abzubilden und es ist mehr als Gehälter von vielen insbesondere ausländischen Priester in den Pfarren)

kath.net/news/64034


0
 
 Versusdeum vor 5 Stunden 
 

Wie stets brillant analysiert.

Wäre noch zu erwähnen, dass die letzten Regierungen aus ideologischen und Machterhaltungsgründen immer mehr Nettosteuerzahler immer mehr teils sogar gesellschaftlich destruktive Leistungen bezahlen lassen, ein Schneeballsystem, das zwangsläufig irgendwann kollabieren muss.
Jedenfalls treibt man die Entkirchlichung à la ZdK und DBK so lange voran, bis in der Kirche auf deutschem Boden irgendwann buchstäblich gar nichts mehr übrig sein wird: Weder Glaube, noch Kirchensteuer, noch Kirchen - denn die wird man am Ende billig an Immobilieninvestoren verscherbeln habe), anstatt sie Pius & Co zu übergeben, die in überquellenden oder improvisierten Kirchen zelebrieren müssen ( oder zumindest deren Priester als Zelebranten und in der Seelsorge einzusetzen).


0
 
 Jörgen vor 7 Stunden 
 

Wenn das ZdK mal über die Verwendung der Kirchensteuermittel bestimmt - gute Nacht


1
 
 Jothekieker vor 8 Stunden 
 

Den Kirchensteuerempfänger selbst festlegen

Der Umgang mit der Kirchensteuer würde möglicherweise schon dann deutlich sorgfältiger werden, wenn die Zahler den Empfänger selbst vorgeben könnten. Der eine würde dann an die Franziskaner und der andere vielleicht an die Petrusbruderschaft zahlen.
Hier würde Konkurrenz das Geschäft deutlich beleben.


2
 
 Wilolf vor 10 Stunden 
 

Wie wär’s dann mal mit echter Entweltlichung der Kirche in Deutschland?

Vorschlag: Die Kirchensteuer wird von der Kirche getrennt und umbenannt in „Wohlfahrtssteuer“. Zahlen kann wer will (ich nicht). Um die Verwaltung kümmern sich ZdK, DBK & Co. So was machen die doch eh gerne. Und die wirklich katholischen Bischöfe und Priester können sich endlich wieder um die Sakramente und das SEELENheil ihrer Herde kümmern.


2
 

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