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Die Kirche bleibt der Welt fremd

vor 3 Stunden in Kommentar, 1 Lesermeinung
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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hält eine politische Ansprache bei einem kirchlichen Empfang in Berlin. Wieder einmal sieht Georg Bätzing die Kirche nur als eine säkulare Größe. Von Peter Winnemöller


Limburg (kath.net)

Generationen von Theologen haben sich den Kopf darüber zerbrochen, was das innerste Wesen der Kirche ist. Als göttliche Stiftung, die zugleich eine immanente wie auch eine transzendente Wirklichkeit ist, bleibt sie dem Menschen ein Geheimnis. Als einziges Mittel zum Heil, ist sie der exklusive Weg zu Gott. Als soziale Größe ist sie – auch in unseren Tagen – nur allzu oft ein Ärgernis. Als Träger von Caritas ist sie ein Diener der Armen und Vergessenen. Als Lehrerin der Völker zeigt sie auf, was die Grundlagen einer Gesellschaft sind, die sich diese nicht selbst geben kann (vgl. Wolfgang Böckenförde). Ihre Selbstbeschreibungen sind umfassend von der Societas perfecta bis hin zum pilgernde Gottesvolk. Pius XII. verdanken wir das vertiefte Nachdenken über die Kirche als mystischer Leib Christi, ein biblisches Motiv für die Kirche, wie wir es beispielsweise in Röm 12,4–6 oder 1 Kor 12,12–27 vorfinden. Bei Cyprian von Karthago lesen wir den Satz: „quia salus extra ecclesiam non est“ (Weil außerhalb der Kirche kein Heil ist), eine Aussage, die das Konzil von Ferrara/ Florenz als verbindlich zu glauben festgeschrieben hat. Der heilige Thomas von Aquin fasst die Kirche als Sakrament auf. Und es ist das II. Vatikanische Konzil, das den thomistischen Gedanken für unsere Zeit fruchtbar macht. In der Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ schreiben die Väter: „Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“ (LG 1) Es ist dem jüngsten Konzil zu verdanken, auch den Gedanken der Heilsexklusivität in eine komplexer werdende Welt hinein zu übersetzen. In Lumen Gentium 14 erklären die Väter die Heilexklusivität der Kirche für unsere Zeit verstehbar, ohne sie zu relativieren. Sie erklären auch, dass wer in der Kirche ist, nicht gerettet wird, wenn er nicht in der Liebe verharrt und im Schoße der Kirche zwar "dem Leibe", aber nicht "dem Herzen" nach verbleibt (vgl. LG 14). Im Kontext mit Nostra Aetate, dass das Verhältnis der Kirche zu den anderen Religionen klärt, wird so die Heilexklusivität der Kirche verstehbar und erklärbar. Bedeutend werden für den folgenden Teil dieses Artikels noch LG 18-29, wo es um das Amt des Bischofs in der Kirche geht. Hier wird noch einmal am sakramentalen Amt des Bischofs die Sakramentalität der Kirche beleuchtet und vertieft. Das intensive Studium dieser elf Punkte kann nur ausdrücklich empfohlen werden. Nebenbei bemerkt dürften sich mit der Lektüre dieses Teils der Kirchenkonstitution so manche (auch deutschbischöfliche) Fantasien des Synodalen Weges in Sekundenschnelle zerlegen.


Auf dem Michaelsempfang des katholischen Büros in Berlin verstieg sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zu folgendem Passus in seiner Rede: „Dann wird man tatsächlich auf hochinteressante Phänomene stoßen und transformierende Einsichten gewinnen, etwa die, dass wir als Kirche nicht das einzige Instrument zum Aufbau des Reiches Gottes sind,…“ Selbst ein hartgesottener Kirchenberichterstatter wird sich hier geplättet auf den Hintern setzen. Das „dann“ bezieht sich auf ein Zitat von Alfred Delp, der „zwischen den klaren Schlüssen unserer Fundamentaltheologie und den vernehmenden Herzen der Menschen liegt der große Berg des Überdrusses“ wahrnahm. Es muss an anderer Stelle diskutiert werden, ob das Zitat im vorliegenden Kontext der Rede des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz nur überdehnt oder gar vollends fehlinterpretiert ist. Bätzing jedenfalls nimmt unter Bezug auf dieses Zitat an, dass in der Welt viel mehr guter Geist vorhanden sei, als wir wahrnähmen, – und dass wir kirchlicherseits angesichts der großen Herausforderungen heute – Krieg und Frieden, Schutz des Lebens vom ersten Augenblick bis zu seinem natürlichen Ende, Migration und globale Gerechtigkeit, Klimanotstand und künstliche Intelligenz – folglich Ausschau hielten nach möglichen Kooperationspartnerschaften mit Menschen guten Willens. Spätestens hier sollte man es merken. Wie schon wiederholt fasst der Vorsitzende der Deutschen Bischöfe die Kirche allein als eine von jeglicher Metaphysik freien, reine soziale Größe auf. Und allein mit den Werkzeugen der Politik- oder Sozialwissenschaft beschreibt er die Rolle der Kirche, deren vorrangigen Einsatz er in „Kooperationen der Hoffnungsvollen, mit denen wir gemeinsam für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung eintreten wollen.“ Interessant ist dann auch noch der Aspekt, man wolle nicht „auf die Unglückspropheten und Angstmacher“ den Blick ausrichten. Jeremia, das hat man nun verstanden, erhielte im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in etwa das gleiche Feedback wie seinerzeit bei der Obrigkeit im antiken Israel: Die Warner und Mahner sind einfach nur lästige Unruhestifter und man sucht sich seine Kumpane und Mitstreiter lieber unter seinesgleichen in zeitgeistigen Kontexten. Hier wird der Bischof vom Hirten zum Politiker. Eine gewisse innere Logik wohnt dem inne. Die Kirche in Deutschland ist vor allem anderen einer der größten Player im Sozialbusiness. Die Caritas ist der zweitgrößte Arbeitgeber im Land und gehört – alle ihre Teilgliederungen eingerechnet – zu den umsatzstärksten Unternehmen im Land. So wird die Kirche ein weltlich’ Ding und des Bischofs Rede vom „Instrument zum Aufbau des Reiches Gottes“ zu einer leeren und sinnlosen Phrase. Es verwundert nicht. Da kommt ein Mann mit dem Gehalt eines Ministerpräsidenten in der Dienstlimousine, die mit der eines Minister mithalten kann, der wie ein Minister über ein Büro mit zwei oder drei Referenten verfügt und wahrscheinlich zwei Sekretärinnen im Vorzimmer hat. Dieser Mann kommt in einen Kontext, wo alle die, nicht Staffage der Veranstaltung bilden, ebenso ausgerüstet sind. Und die sind alle Politiker. Der Politiker Georg Bätzing, vermutlich ein linker Sozialdemokrat, spricht zu anderen – zumeist ebenfalls sozialdemokratischen – Politikern. Mit der katholischen Kirche hat das nur noch nominell etwas zu tun.

Lassen wir die Kirche noch einmal selbst über sich zu Wort kommen: „Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, wächst durch die Kraft Gottes sichtbar in der Welt.“ (LG 3) Da steht doch die Aussage des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in einer gewissen Spannung zum II. Vatikanischen Konzil. Es ist also die Kirche, die das Reich Gottes in der Welt sichtbar wachsen lässt. Das ist keine soziologische Aussage und es beschreibt auch keine soziologisch messbare Wirklichkeit. Das und nichts anderes ist die große Spannung, in der sehr große Teile des kirchlichen Apparats in Deutschland stehen. Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU), auf die sich auch Georg Bätzing so gerne bezieht, ist nichts mehr und nichts weniger als eine sozialwissenschaftliche Studie. Diese vermag vieles zu erklären, aber bei weitem nicht alles. Der von Bätzing angenommene Vertrauensverlust in die Kirche trifft in erster Linie und hier sehr massiv den Apparat. Anfang des kommenden Jahres werden wir in Augsburg auf dem MEHR-Festival wieder 12.000 zumeist junge Menschen erleben, bei denen der von Bätzing beschriebene Vertrauensverlust ebenso wenig existiert, wie bei den Zehntausenden jungen Menschen, die sich in Europa (z. B. Frankreich) derzeit Jahr für Jahr taufen lassen. Weltweit wächst die Kirche. Nur die Düsternis deutscher Religionsverwaltungsbeamter mit fünfstelligem Monatsgehalt, Limousine und Chauffeur plus üppig ausgestattetem Büro sieht die Kirche im Niedergang.

Lassen wir an dieser Stelle Alfred Delp noch einmal mit einem längeren Zitat zu Wort kommen: „Man muss, glaube ich, den Satz sehr ernst nehmen: was gegenwärtig die Kirche beunruhigt und bedrängt, ist der Mensch. Der Mensch außen, zu dem wir keinen Weg mehr haben und der uns nicht mehr glaubt. Und der Mensch innen, der sich selbst nicht glaubt, weil er zu wenig Liebe erlebt und gelebt hat. Man soll deshalb keine großen Reformreden halten und keine großen Reformprogramme entwerfen, sondern sich an die Bildung der christlichen Personalität begeben und zugleich sich rüsten, der ungeheuren Not des Menschen helfend und heilend zu begegnen.“ (Alfred Delp, Das Schicksal der Kirchen, in: Stimmen der Zeit (2017), 12: 831–837, S. 834) Den Rat zur Enthaltsamkeit in Richtung von Reformprogrammen, darf man hier ruhig einmal betonen. Klar, dass Bätzing diese Stelle in seiner Zitierung von P. Delp umschifft. Doch vor allem dies ist zu bedenken: Bildung der christlichen Personalität heißt nichts anderes als Unterweisung, Katechese, geistliche Begleitung, sakramentale Seelsorge und daraus wächst dann die Zurüstung, der Not des Menschen zu begegnen. Der Irrtum des Vorsitzenden des Deutschen Bischofskonferenz liegt genau darin, sich auf eine geldgetriebene Kirche und Caritas statt auf eine von der christlichen Personalität getragene Nächstenliebe zu verlassen. Dies ist unterm Strich wieder nichts als die Kirche als eine rein soziologisch zu umschreibende Größe aufzufassen. Der Dienst am Nächsten ist ein Dienst an Christus oder er ist nicht. Geldgetriebene Sozialkonzerne sterben mit dem Niedergang der Volkswirtschaft. Geldgetriebene Pastoralkonzepte sterben schlicht den geistlichen Kältetod. Solchen Entwicklungen sehen wir gerade entgegen und wir werden noch erleben, wie kalt das geistliche und soziale Klima noch werden kann. Und weil die Laien gemäß LG 37 entsprechend dem Wissen, der Zuständigkeit und hervorragenden Stellung, die sie einnehmen, bisweilen sogar die Pflicht, ihre Meinung in dem, was das Wohl der Kirche angeht, den Hirten zu erklären, bilde ein Auszug aus Lumen Gentium 39 hier das Schlusswort: „Es ist Gegenstand des Glaubens, dass die Kirche, deren Geheimnis die Heilige Synode vorlegt, unzerstörbar heilig ist.“ Und wenn die Hirten das auch vergessen … Wir nicht!

Bild oben: Gottvater thronend mit Maria und Jesus - Westfälischer Meister des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Foto: Gemeinfrei


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Lesermeinungen

 Uwe Lay vor 2 Stunden 
 

Zur Verweltlichung der Kirche!

Für Bischof Bätzing ist die Kirche nichts anderes als ein Subsytem der Gesellschaft, das sich durch seine Leistungen für die Gesellschaft legitimiert, isb als eine Aushilfe des Sozialstaates und im politischen Raum als Kombattant der Regierungsparteien.
Ein besonderes Problem ergibt sich dabei:Die Kirchenmitglieder, die die Kirche als institutionalisierte Nächstenliebe bejahen, sagen auch, daß sie selbst hoffen, sie als solche nicht in Anspruch nehmen zu müssen, da sie keiner solchen Hilfe bedürfen und selbst durch ihr anständiges Leben der Nächstenliebe schon genüge tuen.
Uwe Lay Pro Theol Blogspot


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