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Scholl-Latour erklärte die Welt und die Religionen

18. August 2014 in Chronik, 10 Lesermeinungen
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Der verstorbene Journalist und Bestsellerautor sagte 2012: „Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr.“


Rhöndorf (kath.net/idea) Der am 16. August im Alter von 90 Jahren gestorbene Journalist und Bestsellerautor Peter Scholl-Latour (Rhöndorf bei Bonn) war nicht nur ein „Welterklärer“, wie es in Nachrufen heißt. Darüber hinaus vermittelte der katholische Christ auch eine klare und weitsichtige Sicht von der Rolle der Religionen in der Weltpolitik und der Gesellschaft. Scholl-Latour hatte fast alle Länder bereist und war Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor. Ende 2012 sagte er in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr.“ Den Kirchen riet er, bei ihren ursprünglichen Lehren zu bleiben. Die Welt befinde sich „in einer religiösen Gärung“. Eine Ausnahme bilde Europa. Scholl-Latour: „Machen wir uns keine Illusionen: Europa wendet sich vom Christentum ab, wird agnostisch, aggressiv aufklärerisch, atheistisch. Die Frömmigkeit wird weiter nachlassen und die Verhöhnung der Religion weiter zunehmen.“


„Das Böse steckt tief im Menschen“

Ferner wandte er sich gegen eine zu optimistische Weltsicht; „Das Böse steckt tief im Menschen.“ Eine Religion oder Weltanschauung, die davon ausgehe, dass der Mensch von Natur aus gut sei, müsse scheitern. Die Menschheit erlebe ständig neue Ausbrüche des Bösen. Kritik äußerte Scholl-Latour auch an der deutschen Außenpolitik. Diese messe mit unterschiedlichem Maß. So würden Christen und Juden in Saudi-Arabien viel stärker diskriminiert als im Iran: „In Saudi-Arabien dürfen keine Kirchen und Synagogen gebaut und keine Gottesdienste gehalten werden, und der Besitz einer Bibel steht unter Strafe. Der Iran lässt das alles zu – aber er gehört zu den Ländern, die wir anprangern.“

Peter Scholl-Latour im KNA-Interview: «Sicher ist man nie!»

ZDF: Auf Leben und Tod - Peter Scholl-Latour wird 90 (Film von Gero von Boehm) (2014)


(C) 2013 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Foto Peter Scholl-Latour: (c) Wikipedia/Bernd Andres
Diese Datei ist unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported lizenziert.


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Lesermeinungen

  21. August 2014 
 

@Waldi

Sie selbst beten täglich auf Latein.

Scholl-Latour: So habe ich es gelernt. Ich war Messdiener und habe als Schüler ein Jesuiten-Internat in der Schweiz besucht. Als ich von meinem Präfekten verabschiedet wurde, sagte er zu mir: „Bleiben Sie Ihren religiösen Praktiken treu.“ Ich bete „Introibo ad altare Dei / Ad Deum, qui laetificat juventutem meam“ – „Ich trete ein zum Altar Gottes, zu Gott, der meine Jugend erfreut.“ Psalm 43, ein sehr schöner Psalm.

Ausschnitt aus Interview am 20. Dezember 2012 "Die Welt ist ganz anders"
http://www.kath.net/news/39370


0
 
 Dominik Pallenberg 18. August 2014 

Mein Nachruf

Ja, der Peter Scholl-Latour,
auch genannt: der Scholl on Tour,
reiste ständig durch die Welt,
stets zur Stell‘ als ob bestellt.

Wägte Fakten und Gerüchte,
stets profund war’n die Berichte.
Kenntnisreich und pointiert
wurden wir stets informiert.

Nun fehlen seine Analysen,
die Recherchen und Expertisen.
Vermißt wird dieses Schwergewicht!
Wer ihn ersetzt? Man weiß es nicht.


1
 
 Waldi 18. August 2014 
 

Ja, verehrter @QuintusNSachs,

Peter Scholl-Latour war katholisch-religiös! Ich habe unter meinen unzähligen Büchern versucht dasjenige heraus zu finden, in dem er sich als katholischer Christ bezeichnet, und tief besorgt ist über die katholische Kirche, wie sie sich heute völlig entmystifiziert darstellt, konnte es aber nicht finden. Ein Atheist hätte wohl kaum besorgt den folgenden Satz in diesem Bericht geschrieben: "Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr“. "Den Kirchen riet er, bei ihren ursprünglichen Lehren zu bleiben".


4
 
 QuintusNSachs 18. August 2014 
 

@ Waldi:
Im Ernst? Scholl-Latour war katholisch? Das wußte ich nicht. Woher kommt diese Erkenntnis? Ich habe kein Buch von ihm gelesen, nur die Artikel in der JF, den letzten 3 Jahren.


0
 
 Waldi 18. August 2014 
 

Ich kann mich noch...

an einen Bericht erinnern, in dem Peter Scholl-Latour erzählte, dass in seiner Wohnung in Südafrika große Teppiche mit Szenen aus der Heiligen Schrift aus dem alten und neuen Testament an den Wänden angebracht waren. Viele hohe muslimische Würdenträger gaben sich dort die Klinke in die Hand und jeder wusste, dass Peter Scholl-Latour ein tiefgläubiger Katholik war, aber keiner hat sich daran gestört, sondern ihm hohe Ehre und großen Respekt gezollt. Diese große Persönlichkeit, Peter Scholl-Latour, wird mir immer ein großes Vorbild bleiben, besonders in dieser schweren Zeit, in der die Kirche an der Peripherie kaum noch wirksam zu missionieren vermag!


7
 
 Fink 18. August 2014 
 

Die Abschaffung des Katechismus-Unterrichts...

...so um das Jahr 1970, das war eine entscheidende Weichenstellung in die falsche Richtung. Seitdem haben Religionsunterricht und Katechese kein Fundament mehr. Seitdem geht es in Richtung Beliebigkeit, Wohlfühlreligion, Christentum light.
Der verstorbene Peter Scholl-Latour hatte eine realistische Sicht vom Menschen und von der Welt !


9
 
 ernstus 18. August 2014 
 

Wir müssen gemeinsam auftreten!"

Ja er hat recht!!!!!!!! wir - alle Christen, ob katholisch, orthodox, evangelisch... - müssen gemeinsam für das Gute auftreten. Nur wenn wir geschlossen die Wahrheit verkünden sind wir glaubhaft! Aber die Christenheit ist ja nach wie vor ein zerstrittener Haufen. Wir müssen - so wie es Papst Franziskus immer wieder fordert - zum Evangelium Jesu Christi zurückkehren und gemeinsam die Wahrheit verkünden


6
 
 Waldi 18. August 2014 
 

Wieder ist einer...

mit geistigen Qualitäten von uns gegangen, der nicht nur für Deutschland, sondern für die ganze Welt einen unersetzlichen Verlust darstellt. Besonders aber für das christliche Abendland. In seinen Büchern und Beiträgen hat er sich immer als tiefgläubigen Katholiken zu erkennen gegeben, der mich weit mehr von der Wahrheit des katholischen Glaubens zu überzeugen vermochte, als die katholische Kirche selbst, in ihrem heutigen, desolaten Zustand! Ja, es ist leider wahr: "Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr". Nach meinem eigenen, tiefgründigen Empfinden, hat die katholische Kirche nach dem Konzil von ihren Gläubigen viel mehr Glaubenssubstanz abgesaugt, als ihnen vermittelt! Besonders im Klerus und den selbst ernannten und unkontrolliert agierenden "Seelsorgeteams" in den Gemeinden, wütet die geistige Anarchie am verheerendsten! Peter Scholl Latour war - und ist - vielen Bischöfen in Glaubensfragen weit überlegen!


8
 
 goegy 18. August 2014 
 

Mit Scholl-Latour verliert Deutschland einen der letzten Repräsentanten einer umfassend gebildeten, kultivierten Journalisten Generation, der es nicht um reisserische Sensation und Polemik ging, sondern darum, dem Publikum komplizierte Zusammenhänge nahe zu bringen, zu erklären und sich auch ernsthaft mit Vorgeschichten und Verstrickungen zu befassen, die zu den aktuellen Situationen führen.

Scholl-Latour bildete sich eine höchst eigene Meinung und wagte es auch, den Mainstream Opportunisten widersprechende Ansichten zu vertreten.

Auch wenn, mit vorschreitendem Alter, seine Diktion manchmal etwas schwer verständlich wurde, war es bis zu letzt jedes Mal eine Bereicherung, dem Mann zu zu hören.
Besonders sympathisch empfand man, auch im Ausland, dass der Verstorbene in einem dem Katholizismus nicht gerade freundlich gesinnten Umfeld, immer zu seinem konfessionellen Standort stand und den damit verbundenen Werten.
Diesen Mann wird man vermissen; nicht nur in Deutschland!


12
 
  18. August 2014 
 

freie und unvoreingenommene Journalisten?

Peter Scholl-Latour´s Stimme ist verklungen, seine Mahnungen können nicht mehr gehört werden.
Wer ist an seine Stelle getreten, der innerlich genauso frei und unbestechlich argumentiert?
Sind wir nicht umgeben von Journalisten, die in ihrer Mehrzahl "linientreu" das weitergeben, was von ihnen erwartet wird?

Eine Zeitung gelesen - alle gelesen!
Selbst die Texte sind diesselben oder werden nur leicht umformuliert.
Sie haben keine eigenen Korrespondenten mehr, sondern beziehen ihre Meldungen aus einer gemeinsamen Quelle.

Peter Scholl-Latour möge in Frieden ruhen!


16
 

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