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Organspende als Akt der Nächstenliebe?

11. Oktober 2011 in Kommentar, 38 Lesermeinungen
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Ein Dialogangebot an die Bischöfe Gebhard Fürst und Anton Losinger. Ein Gastkommentar von Marcus Knaup


Wien (kath.net) Organspende ist ein „Akt der Nächstenliebe“. Mit dieser auf den ersten Blick einleuchtenden Aussage wird gegenwärtig Gebhard Fürst, Bischof des Bistums Rottenburg-Stuttgart und Vorsitzender der Unterkommission Bioethik der Deutschen Bischofskonferenz, zitiert. Engagiert legt er mit einem Verweis auf den Katechismus der Katholische Kirche nach: Die Organspende „solle als Ausdruck großherziger Solidarität gefördert werden.“ Der Bischof beklagt in diesem Zusammenhang eine mangelnde Bereitschaft zur Organspende. Es bestehe eine ernstzunehmende „Kluft zwischen Angebot und dem Bedarf an Spenderorganen“. Und mit Nachdruck gibt er zu bedenken: „Im Durchschnitt beträgt die Wartezeit etwa sechs Jahre, bevor ein passendes Organ zur Verfügung steht. Bereits ein Drittel der Patienten sterben aufgrund mangelnder Organe und somit zu langer Wartezeiten. Die Zahl der postmortal gespendeten Organe ist nicht signifikant gestiegen.“ Bischof Anton Losinger, Mitglied im Deutschen Ethikrat, springt ihm zur Seite und macht den Vorschlag, die organisatorischen Bedingungen in den Krankenhäusern zu verbessern, um diesem Mangel an Spendenbereitschaft Abhilfe zu schaffen. Das angebliche Problem beschreibt er folgendermaßen: „Dazu zählen: keine angemessene Kostenerstattung für die Krankenhäuser, Arbeitsüberlastung, ungewohnte Abläufe oder auch die Scheu und Unsicherheit aufgrund mangelnder Ausbildung, mit den Angehörigen über eine Organspende sprechen zu müssen.“

Keine Frage: Die von den Bischöfen ins Spiel gebrachten Begriffe „Nächstenliebe“ und „großherzige Solidarität“ klingen gut. Aber ist die Praxis der Organspende deshalb auch schon „gut“ zu nennen? Rechtfertigt der Mangel an potenziellen Organspendern eine Berufung auf das christliche Gebot der Nächstenliebe? Können die Bischöfe tatsächlich von „postmortal“ gespendeten Organen sprechen? Also: Stimmt die vorausgesetzte Bestimmung des Todeszeitpunktes?

Im 20. Jahrhundert kam es zu einer neuen Definition, ab wann ein Mensch eigentlich tot ist. Neu war, dass der Hirntod der Tod des ganzen menschlichen Lebewesens sein sollte, wobei Atmung und Herztätigkeit noch weiter aufrecht erhalten werden konnten. Wie kam es dazu? Bekanntlich gab es im letzten Jahrhundert viele medizinische Neuerungen, die mit technischen Entwicklungen zusammenhängen. Hierzu gehört, dass es seit Ende der 1950er Jahre in der Medizin als machbar galt, mit Hilfe von Respiratoren Menschen über einen längeren Zeitraum beatmen zu können. Dies war ein großer Fortschritt. Sehr schnell wurden auch einige Schattenseiten deutlich: Tonangebende Forscher wie die beiden Franzosen Mollaret und Goulon stellten in diesem Zusammenhang fest, dass es zu Situationen kommen kann, in denen die Atmung eines Menschen durch die neue Technik gewährleistet werden konnte, auch das Herz weiter in der Brust schlägt, aber keine zerebralen Lebensäußerungen mehr auszukundschaften sind. Der medizinische Fachterminus für eine solche Situation lautete „Coma depassé“, ein Wort, das sehr bald zum medizinischen Alltagsbegriff wurde. Für unsere Frage ist von Belang, dass diese Menschen auf gar keinen Fall als tot betrachtet wurden. Es waren Patienten.

- Im Spätsommer des Jahres 1968 veränderte sich dann Einiges. Ein Gremium der Harvard Medical School in den USA (in dem neben Medizinern auch Juristen, Ethiker und Theologen anzutreffen waren) korrigierte die Einstellung zum Coma depassé: Diese Patienten galten nun nicht mehr als komatös, sondern als tot. Lebendigkeit wurde darauf verkürzt, was im Gehirn noch möglich oder eben nicht mehr möglich ist. Damit man in den Krankenhäusern den Hirntod auch identifizieren konnte, kam man darüber überein, dass es keine für die Mediziner erkennbaren Vollzüge des Zerebrums mehr geben sollte. Das war noch nicht das einzige Kriterium. Es durfte außerdem nicht mehr zu Spontanatmung und Reflexen kommen. Das Umwälzende sollten wir dabei nicht überlesen: Menschsein sollte beendet sein, wenn Hirnprozesse nicht mehr diagnostizierbar waren. Also: Der Tod eines Teils von uns (meros), nämlich des Gehirns, sollte dasselbe sein wie der Tod des ganzen menschlichen Organismus. War diese Diagnose einmal gestellt, brauchten lebenserhaltende Schritte nicht weiter fortgesetzt werden. Durch dieses strategische Vorgehen allerdings, so ein weitsichtiger Hinweis von Hans Jonas, war zudem ein Weg eröffnet, den Interessen der Transplantationsmedizin zu dienen (vgl. Jonas, H.: Technik, Medizin und Ethik. Zur Praxis des Prinzips Verantwortung. Frankfurt a. M. 1987. S. 220, 224).

- Es geht den Bischöfen Losinger und Fürst darum, dass die Mediziner möglichst viele und möglichst gute („lebensfrische“) Organe zur Verfügung gestellt bekommen. Autoren wie sie, die das Hirntodkonzept begrüßen, versuchen hier normalerweise zu beschwichtigen und spielen diesen Zusammenhang herunter oder bestreiten ihn gänzlich. Die damals getroffene Festlegung sei nicht von sachfremden Interessen diktiert gewesen, sondern sei aus sinnvollen medizinischen Gründen („zum Wohle der Patienten“) so zuwege gebracht worden. Selbst bei Peter Singer, der bekanntlich in Fragen des menschlichen Lebensschutzes sehr kontroverse Diskussionen ausgelöst hat, ist zu lesen: „Die Veränderung des Todesbegriffs, die diese Menschen [die „Hirntoten“, M. K.] aus der moralischen Gemeinschaft ausgeschlossen hat, war eine der ersten in einer Reihe dramatischer Veränderungen unserer Vorstellung von Leben und Tod" (Singer, P.: Leben und Tod: der Zusammenbruch der traditionellen Ethik. Erlangen 1998. S. 28).


- Man verständigte sich, so Hans Jonas wie Peter Singer, darauf, dass Patienten fortan Hirntote sein sollten. Für die Transplantationsmedizin eröffneten sich dadurch, wie gesagt, ganz neue Chancen. Ein anderer Grund war laut Jonas, den emotionalen und finanziellen Aufwand für die Pflege irreversibel komatöser Patienten herunterzuschrauben. In Tote muss man nicht mehr Zeit und Geld investieren! Wartet man so lange, bis sämtliche Lebensvollzüge des Organismus erloschen sind, kann ein Organ wie unser Herz nicht mehr transplantiert werden. Im Bericht des Harvard-Komitees, der 1968 im Journal of the American Medical Association der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, heißt es dementsprechend: „Veraltete Kriterien für die Definition des Todes können zu einer Kontroverse bei der Beschaffung von Organen für Transplantationen führen.“ (Zit. nach: Singer, P.: Leben und Tod: der Zusammenbruch der traditionellen Ethik. Erlangen 1998. S. 30) Nach Peter Singer verlief die Neudefinition des Hirntodes deshalb so unproblematisch, da sie „den hirntoten Patienten und Patientinnen nicht schadete und alle anderen davon profitierten“ (Ebd. S. 31). Ersteres soll im Folgenden bestritten werden, denn den wirklichen Tod eines Menschen herbeizuführen, kann beschönigend als „Schaden“ bezeichnet werden. Im zweiten Punkt stimme ich Singer voll und ganz zu: „Solche Menschen als tot zu definieren, war eine bequeme Methode, die Probleme ihrer Behandlung zu umgehen.“ (Ebd. S.37)

Im Winter 1997 kam es dann in Deutschland zu der bis heute geltenden Regelung. Der Deutsche Bundestag beschloss in Übereinstimmung mit dem Bundesrat das „Gesetz über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz-TPG)“, in dem die Organentnahme von Gehirntoten wie auch die Organentnahme bei Lebenden geregelt ist. Das TPG untersagt, Geschäfte mit Organen zu machen. Niemand darf sich an den Organen anderer Menschen bereichern. Es benennt detaillierte Regeln und Voraussetzungen für eine Organentnahme in Deutschland. Freilich kommt das TPG auch nicht darum herum, offen zu legen, was mit dem Begriff „Gehirntod“ eigentlich gemeint ist. Wann also ist ein Mensch hirntot? Gehirntod ist laut TPG der „endgültige, nicht behebbare Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms“. Bei Peter Singer ist folgende Äußerung zu finden, der ich gerne zustimmen möchte: „Die Konsequenzen dieser Neudefinition des Todes waren so eindeutig erwünscht, dass sie kaum Widerstand hervorrief und fast allgemein anerkannt wurde. Dennoch war sie von Anfang an anfechtbar. Probleme lassen sich kaum jemals durch eine Neudefinition lösen, und dieser Fall war keine Ausnahme.“ (Singer, P.: Leben und Tod: der Zusammenbruch der traditionellen Ethik. Erlangen 1998. S. 56).

- Ganz offensichtlich haben die neuen Ideen auch vor der Deutschen Bischofskonferenz nicht halt gemacht, die nicht zu merken scheint, dass Menschsein hier mit Hirnfunktionen gleichgesetzt wird, weshalb die Bischöfe davon sprechen, der Hirntod sei der „Zerfall des ganzmenschlichen Lebens“ (Deutsche Bischofskonferenz: Katholischer Erwachsenenkatechismus. Zweiter Band. Leben aus dem Glauben. Freiburg/ Basel/ Wien 1995. S. 316). Wenn der Hirntod eingetreten sei, sei es völlig in Ordnung, auch Organe zu entnehmen. Ganz ähnlich wird es auch in der gemeinsamen Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz Gott ist ein Freund des Lebens aus dem Jahr 1989 formuliert. Weil mit dem Tod des Gesamthirns die Steuerung der leib-seelischen Einheit des Organismus ihr Ende erreicht habe, sei der Hirntod klarerweise auch der Tod der menschlichen Person (Gott ist ein Freund des Lebens. Trier 1989. S. 104).

- Wir haben schon gesehen, dass es eine beliebte der Strategie der deutschen Bischöfe ist, in diesen Fragen auf die christliche Nächstenliebe zu verweisen. Im von ihnen verantworteten Erwachsenenkatechismus berufen sie sich zu Unrecht auf den Katechismus der Katholischen Kirche, der den Weg der Lebendspende im Blick hat und betont, dass es selbst dann sittlich unzulässig ist, „die Invalidität oder den Tod eines Menschen direkt herbeizuführen […], wenn es dazu dient, den Tod anderer Menschen hinauszuzögern“ (KKK Kap. 2296).

- Die Befürworter des Hirntodkriteriums - also auch jene Bischöfe, die kräftig Werbung für Organspendeausweise machen - erwähnen in den meisten Fällen nicht, dass es weltweit keine einstimmige Definition gibt, was eigentlich Hirntod sein soll. In der Literatur kann man auf Annahmen treffen, wonach es über dreihundert verschiedene Festlegungen gibt. Das ist nun wirklich nicht wenig und es ist angesichts dessen nicht von der Hand zu weisen, dass ein lieber Angehöriger von Ihnen oder Sie selbst in einem Krankenhaus dieser Welt für tot erklärt werden könnten, während andere Ärzte durchaus noch davon überzeugt wären, einen Patienten und keinen Leichnam vor sich zu haben, dem die ärztliche Fürsorge ebenso wie sein Einkommen oder seine Rente zuzukommen hat. Auch wenn es darum geht, sehr kranken Menschen die Lebenschancen zu optimieren, und darum geht es wohl auch den Bischöfen Fürst und Losinger, dürfen nicht andere Menschen für tot erklärt werden.

- Detelf B. Linke hat in der Diskussion darauf aufmerksam gemacht, dass bei einem Hirntoten mindestens noch 97 Prozent des Organismus lebendig sind. Es ist also auch aus naturwissenschaftlicher Perspektive unsinnig, einen solchen Organismus für tot zu erklären. Dieser Organismus ist noch nicht zusammengebrochen und zeigt noch eine Reihe von Lebensäußerungen. Er ist noch lebendig und wird noch von einem Lebensprinzip durchwaltet. Und das bedeutet ganz konkret, dass es sich bei Hirntoten um sterbende Menschen und nicht um Sachen handelt. Viele organismische Vollzüge bestehen bei Hirntoten in vielen Fällen nicht nur ein paar Stunden, sondern über viele Wochen. Anders als bei Leichen können hier keine Leichenflecke, Kälte und Steifheit ausgemacht werden. Wichtig ist aber auch, was alles noch vorhanden ist: z. B. der zur Lebendigkeit von Organismen gehörende Metabolismus. Die Totgesagten verarbeiten noch Nahrung und produzieren Ausscheidungen. Hirntote haben noch einen Herzschlag und ihre Verletzungen können heilen. Ihre Körpertemperatur kann ansteigen. In der Sonne (oder unter der Höhensonne) würde die Haut von Hirntoten auch noch Urlaubsbräune bekommen. Bei Toten ist dies alles bisher nicht beobachtet worden.

- Hirntote Männer können noch Erektionen haben, so dass sie unter bestimmten Umständen noch in der Lage wären, Kinder zu zeugen. In Zeiten von Viagra mutet es befremdlich an, dass Ärzte, bei denen selbst eine Potenzstörung vorliegen könnte, solche Patienten für tot erklären, die wohl weniger Schwierigkeiten hätten, Nachwuchs zu zeugen als diese Ärzte selbst. Und anders als bei nicht wenigen Frauen, die keine Kinder austragen können, ist dies durch den Hirntod bekanntlich nicht ausgeschlossen. Verteidiger des Hirntodkonzepts müssen hierzu freilich auch Stellung beziehen. Schlake und Roosen raten von einer „metaphysischen Verklärung einfacher Lebensvorgänge“ (Schlake, H.-P./ Roosen, K.: Der Hirntod als der Tod des Menschen. Würzburg 22001. S. 85) ab. Wir hätten es ihrer Ansicht nach mit einer „residuale[n] Lebensform [zu tun], welche sich auf der Ebene primitiver vegetativer Restfunktionen verwirklicht“ (Ebd. S. 85). In beiden Zitaten fallen immerhin die Begriffe „Lebensvorgänge“ und „Lebensform“ auf. Gerade diese Begriffe verweisen doch darauf, dass wir es mit Lebewesen und nicht mit Toten zu haben.

- Nicht selten kommt es vor, dass Menschen, die als hirntot gelten, ihre Arme hochheben und Gehbewegungen unternehmen. Befürworter des Hirntodkonzeptes erklären, dass diese Phänomene lediglich „auf der Ebene von Rückenmark, Nerven und Muskulatur“ stattfinden. Sollen dies wirklich keine Lebensäußerungen sein? Warum wird hier Lebendigkeit abgesprochen? Und noch etwas sollten wir bedenken: Im Hinblick auf die „Hirntoten“ gilt es sich klar zu machen, dass es grober Unfug ist zu sagen, jemand sei lebendig und tot. Das mag einfältig klingen, ist aber bei weitem nicht selbstverständlich, wie das folgende Zitat von Markus Unnewehr zeigt: „Tote menschliche Körper im Hirntod werden allein zum Zweck der Organspende weiter am ‚Leben’ erhalten“ (Unnewehr, M.: Totes Herz, totes Hirn, toter Mensch. Medizinische Aspekte des Todes. In: Una Sancta. Zeitschrift für ökumenische Begegnung 3 (2006). S. 197). Durch Definitionsakrobatik darf niemand für tot erklärt werden, der es gar nicht ist. Es ist offensichtlich, so selbst Peter Singer, „dass Hirntote nicht wirklich tot sind“ (Singer, P.: Leben und Tod: der Zusammenbruch der traditionellen Ethik. Erlangen 1998. S. 40). Mit einer „postmortalen Spende“, wie Bischof Fürst meint, hat die Organspende nichts zu tun. Eine Berufung auf die christliche Nächstenliebe zur Steigerung der Spendenbereitschaft, wie wir sie bei den deutschen Bischöfen vorfinden können, ist also blanker Hohn. Wahrheit ist keine Frage des munteren Definierens.

- Einige Neurobiologen betonen hinsichtlich dieser brisanten Frage, dass alle Organe zur Erhaltung des Organismus beitragen, es keine nennenswerte Rangordnung der Organe gebe und das Zerebrum demnach auch nicht die alles entscheidende Instanz für die Aufrechterhaltung unserer Lebensvollzüge sei. Niemand spreche beim Nierenversagen vom Nierentod bzw. dem Tod eines lieben Mitmenschen. Warum diese Sonderrolle für das Gehirn? Tot sei ein Organismus erst dann, wenn der gesamte Organismus zusammenbreche.

Der überwiegende Teil der Autoren, die das Hirntodkonzept begrüßen, verortet mentale Lebensäußerungen im Zerebrum bzw. erklärt, Hirnprozesse und mentale Lebensäußerungen seien schlicht und einfach dasselbe. Haben die Bischöfe da vielleicht etwas überlesen? Oder den Katechismus nicht richtig studiert? Andere Autoren legen dar, dass Hirntote nicht mehr beseelt sind, da hier ja das Wesentliche dieser Menschen fehlen würde. Hinter diesen Aussagen steckt eine leichtsinnige Leibvergessenheit. Die aufgezählten Lebensäußerungen der „Hirntoten“ sind ohne eine „dynamische Autoorganisation und Integration des ganzen lebenden Organismus“ (Seifert, J.: Das Leib-Seele-Problem und die gegenwärtige philosophische Diskussion. Eine systematisch-kritische Analyse. Darmstadt 21989. S. 242) nicht zu erklären und unterscheiden sich vom bloßen Dasein eines Steines oder eines Planeten. Wir müssen davon ausgehen, dass die Totgesagten noch leben. Der Organismus hat noch Form, Struktur und Dauer.

Im Alltag machen wir immer wieder die Erfahrung, dass in der Begegnung von Menschen nicht das Gehirn oder das Bewusstsein von Menschen im Vordergrund steht, sondern der Leib. Unser Leib eröffnet uns die Möglichkeit, einander zu begegnen. Der Leib ist unsere Brücke zum Anderen, ermöglicht Kommunikation. Hieran ließe sich in dieser Frage anknüpfen. Auch der irreversibel komatöse Mensch begegnet mir in seiner Leiblichkeit. Wenn ich seine Hand ergreife, fühlt sie sich ganz sicher anders an als die Hand einer Leiche im Sarg. Solange noch nicht sämtliche Vitalfunktionen erloschen sind, haben wir es noch mit einem Leib zu tun. Und diesen gilt es zu achten.

- Wenn Menschen für hirntot erklärt werden, ist der Sterbeprozess eingeläutet. Das Sterben eines Menschen gehört zum Leben. Das ist doppeldeutig: Zum einen besagt dies die einfache Tatsache, dass jedes Lebewesen einmal sterben muss. Sie, ich und Befürworter des Hirntodkonzeptes eingeschlossen. Zum anderen ist damit gemeint, dass derjenige, der stirbt, eben noch nicht zum Kreis der Verstorbenen zählt und Sterben mehr ist, als dass ein Organ unseres Organismus seine Tätigkeit nicht mehr ausüben kann. Josef Seifert benennt drei wichtige ontische und epistemologische Aspekte des Todes, die in der Hirntoddefinition übersehen werden: „Sie verkennt die objektive ontische Struktur des Todes und identifiziert den seinem Wesen nach nicht direkt empirisch feststellbaren Tod mit dem irreversiblen Zusammenbruch der Gehirnfunktion. […] Sie vergisst zweitens zumindest unser Nichtwissen bezüglich des zeitlichen Zusammenfallens des ‚Hirntods’ mit dem wirklichen Tod und verkennt dabei, dass sich der ontische Tod überhaupt nicht direkt messen oder auch bloß wahrnehmen lässt. […] Sie verkennt schließlich auch die starken Gründe, die gegen ein solches zeitliches Zusammenfallen des Hirntods mit dem wirklichen seinsmäßigen Tod sprechen […]“ (Seifert, J.: Das Leib-Seele-Problem und die gegenwärtige philosophische Diskussion. Eine systematisch-kritische Analyse. Darmstadt 21989. S. 246).

- Die Frage, wann ein Mensch tot ist, darf nicht nach Opportunitätsmaßstäben ausgemacht werden. Das gilt gerade auch für engagierte Bischöfe. Wir können sagen: Ein Mensch ist tot, wenn sämtliche Lebensvollzüge seines Organismus aufgehoben sind, dieser Organismus also keine Entelechie, keine Seele, mehr hat. Auch mit Unterstützung von Computern und bildgebenden Verfahren lässt sich nicht angeben, wann dies genau ist. Diese Unklarheit, so Jonas, „das letztliche Nichtwissen um die genaue Grenze zwischen Leben und Tod – sollte der Lebensvermutung den Vorrang geben und der Versuchung der pragmatisch so empfohlenen Totsagung widerstehen lassen“ (Jonas, H.: Brief an Hans-Bernhard Wuermeling. In: Hoff, J./ In der Schmitten (Hrsg.): Wann ist der Mensch tot? Organverpflanzung und Hirntodkriterium. Reinbek bei Hamburg 1994. S. 24 f ).

Zur Feststellung, ob ein Mensch tot ist, müssen wir uns auf maximale Anforderungen verständigen und nicht auf einen minimalen Konsens. Da die Hirntoddefinition eine fragwürdige Setzung ist, sollten sich die deutschen Bischöfe darauf verständigen, auf diese unzureichende Definition zu verzichten.


Marcus Knaup (geb. 1979) studierte katholische Theologie (Diplom), Philosophie und Philosophie der Religion (Magister) in Paderborn und Freiburg. Er hat an der Albert-Ludwigs-Universität im Fach Philosophie über das Leib-Seele-Problem promoviert und ist Mitherausgeber des Sammelbandes Post-Physikalismus (Alber). Freiburg 2011. Seit Sept. 2011 ist er Postulant im Dominikanerorden.


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Lesermeinungen

 chris9999 20. Dezember 2012 
 

wie es ist, ist es

wenn der Herr mich ruft, gehe ich - keine Organspende und kein Organempfang. Der Wille Gottes ist bindend und nicht die Profilierung der Ärzteschaft. Weder Geld noch sonst was können den Tod verhindern, nur hinauszögern - und das ist nicht gewollt.


0
 
 christawaltraud 15. Jänner 2012 
 


0
 
 Wächter 5. November 2011 
 

Der Mensch als Ersatzteillager

Was kümmert es mich noch, wenn mein Leib, den die Seele schon verlassen hat, ausgeschlachtet wird! Ist das gelebte Nächstenliebe?
Brenzlig wirds aber dann, wenn ein noch Lebender(Vorausetzung für die Verpflanzung von Organen) für tot definiert wird? Ich habe nun kein Jurastudium hinter mir, aber das sieht einfach nur nach einem Mord aus, nicht mehr nützlich gleich tot - kommt mir auch rein geschichtlich irgendwie bekannt vor.
Wie kann ich, als jemand der weiß daß ich leben darf weil ein anderer sozusagen gemordet wurde, jemals noch glücklich leben?


0
 
 Ester 12. Oktober 2011 
 

@ Kathole Das haben Sie schön gesagt!

und ich wage zu behaupten, dass Sie das Problem auf den Punkt gebracht haben.


2
 
 Kathole 12. Oktober 2011 
 

Deutsche Kirche als staatskonforme Moralin-Agentur

Die Bischöfe Gebhard Fürst und Anton Losinger tun einfach das, was nach deren Selbstverständnis die Aufgabe der Kirche in Deutschland ist: Moralin-Agentur des Staates und der Gesellschaft zu sein, welche mit pseudoreligiöser Untermalung die Bürger zu ehrlichem Arbeiten, Steurzahlen, Mülltrennung, Förderung regenerativer Energien, Konformität mit erlassenen Gesetzen und eben auch Organspenden anhalten soll. Im Gegenzug sichert der Staat der Kirche die gewohnten Privilegien, von denen der Papst sprach.


3
 
 anninici 12. Oktober 2011 
 

Dieser Bischof fällt immer wieder mit umöglichen Äußerungen auf,

auf


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 queenbix 12. Oktober 2011 

Gehirntätigkeit als Maßstab

Die Mutter eines guten Freundes von mir lag im Sterben, hatte viele kleinere und mittlere Schlaganfälle erlitten, und laut Einschätzung der Ärzte war sie unfähig, auch nur zu schlucken, die Augen zu öffnen und dergleichen.
Trotzdem veranlasste ihr Sohn, dass ein Priester kam, die Krankensalbung spendete und ihr die Kommunion brachte. Dabei geschah das laut Ärzten Unmögliche: Die sterbende Frau öffnete die Augen, konnte die kleine Hostie empfangen und sogar schlucken. Sie starb einige Stunden danach.
Der Scan hatte aber gezeigt: Im Hirn sind fast alle Regionen abgestorben ...


3
 
 queenbix 12. Oktober 2011 

Was ist mit denen, die wieder \"aufwachen\"?

Es gibt einige Fälle von Leuten, die \"hirntot\" waren und unerwartet wieder aufwachten! Es gibt diejenigen, an deren Bett die Verwandten den Rosenkranz beteten - und nach Ende des Gebets kamen die \"Hirntoten\" zu sich und konnten aufstehen ...
Dann gibt es Fälle wie den einer jungen Mutter aus Kalifornien, die mitbekam, dass die Ärzte die Ernährung abstellen wollten, um sie sterben zu lassen. Gott sei Dank konnte sie dann - in Todesangst - endlich ein Lebenszeichen geben! Auch sie ist heute wieder \"normal\" und lebt für die Familie.


3
 
 SpatzInDerHand 12. Oktober 2011 

@ester:

ich finde es bei solchen Fragen manchmal hilfreich, nachzudenken, ob ich bereit wäre, der handelnde Arzt zu sein. Also aus einem warmen Körper die inneren Organe zu entfernen, zuletzt das schlagende (!) Herz. Und ich stelle fest: Nein, dazu wäre ich nicht bereit.


3
 
 Nazianz 11. Oktober 2011 
 

Organspende ja nein

Diese Frage kann in letzter Konsequenz nur jeder für sich selbst beantworten. Ich bin als Christ überzeugt, das die Organspende wohl eines der größten Geschenke ist die man seinen Mitmenschen machen kann. Die Frage wo der Sitz der menschlichen Seele ist werden wir als Menschen auf Erden wohl genauso wenig beantworten können, wie die Frage ab wann ein Mensch wirklich tot ist und wann die Seele den Körper verlässt. Wir können mit aller Macht versuchen das Richtige zu tun und hoffen das wir mit unserem Handeln im Einklang Gottes stehen. Organspende zu verbieten mit dem Argument die Seele sei mit dem ganzen Körper verbunden, würde uns in einen unlösbaren Konflikt mit der Bibel und der gesamten Medizin stürzten da es uns jedes operative Handeln am Menschen verbieten würde. Wir dürfen nur bei aller Modernisierungen in der Medizin nie den Menschen im Patienten vergessen.


1
 
 Waeltwait 11. Oktober 2011 
 

Nächstenliebe ?

Nächstenliebe ist vor Allem ersteinmal, wenn Menschen miteinander gut und freundlich umgehen.
Würde die in christliche Familien geschehen, gäne es nicht so unendlich viele Geschlechterkämpfe und deshalb auch nicht soviel Scheidungen. Christliche Chefs sollten ihre Arbeiter und Angestellten freundlich und falr behandeln. Das ist Nächstenliebe. Auch ein Bischof ist fünf Nummern zu klein um darüber zu befinden wann der Tod eintritt. Selbst ein Bischof sollte verstehen, dass die Organe sofort anfangen zu verfallen wenn der Tod wírklich eingetreten ist. Tote Organe sind nicht mehr für eine Tranplantion zu gebrauchen. Der Tod ist sehr wahrscheinlich ein längerer Prozess. Un dein Bischof sollte erst über den Tod sprechen wenn er selbst den Tod erlebt hat. Glauben ann man jeden Unsinn. Und ein Bischof sollte nicht den geldgeilen Ärzten glauben. Er sollte besser mal seinen Schäfchen sagen, dass sie ehrlicher und liebevoller mit einander umgehen sollten.


3
 
 Ester 11. Oktober 2011 
 

Ich muss ehrlich sagen

mich beunruhigt die ganze Geschichte.
Weil einerseits ist es eine Geschichte, die sich gut anhört.
Mann der eh stirbt, stirb halt 5 Minuten früher, damit ein anderer leben kann, der sonst eben auch sterben müsste.
Genau hier fängt aber die Frage an, darf ich des einen Leben verkürzen um des anderen Leben zu verlängern?
Die Antwort lautet natürlich nicht!
Man soll nämlich den anderen so lieben wie sich selber.


2
 
 Nazianz 11. Oktober 2011 
 

Unklarheiten beseitigen

Ist oft von Nöten, da kleine Unterschiede in der Praxis wichtig sind. Aber ohne jetzt eine Fachdiskussion starten zu wollen ;-) :
@cave: Eine \"ischämischen Penumbra\" ist nur dann ein Problem wenn sie im Hirnstamm liegt und die Symptomatik \"Hirntod\" vortäuscht. Genau aus diesem Grund reichen die Symptome in diesem Fall für eine Diagnose alleine nicht.
@katinka: zu Punkt 1: der Patient wird gekniffen
und zu Punkt 2: sowohl die innen liegenden (gerade die!!!) als auch die oberflächlichen Gehirnareale werden bei der Hirntoddiagnostik sowohl klinisch (körperliche Untersuchungen) als auch apparativ untersucht.


1
 
 Josephus 11. Oktober 2011 
 

Kirchliche Lehre lässt Hirntoddefinition zu

\"Hier kann darauf hingewiesen werden, daß das heute angewandte Kriterium zur Feststellung des Todes, nämlich das völlige und endgültige Aussetzen jeder Hirntätigkeit, nicht im Gegensatz zu den wesentlichen Elementen einer vernunftgemäßen Anthropologie steht, wenn es exakt Anwendung findet. Daher kann der für die Feststellung des Todes verantwortliche Arzt dieses Kriterium in jedem Einzelfall als Grundlage benutzen, um jenen Gewißheitsgrad in der ethischen Beurteilung zu erlangen, den die Morallehre als „moralische Gewißheit“ bezeichnet. Diese moralische Gewißheit gilt als notwendige und ausreichende Grundlage für eine aus ethischer Sicht korrekte Handlungsweise. Nur wenn diese Gewißheit besteht und die Einwilligungserklärung (Patientenverfügung) des Spenders oder seines rechtmäßigen Vertreters bereits vorliegt, ist es moralisch vertretbar, die technischen Maßnahmen zum Entnehmen von zur Transplantation bestimmten Organen einzuleiten.\" (Johannes Paul II.)

stjosef.at/dokumente/papst_organtransplantation_2000.htm


1
 
 Nazianz 11. Oktober 2011 
 

Ethik und Fachpersonen leider oft getrennt

Wann ist ein Mensch tot?
Dies ist sicher nicht einfach zu beantworten. Ich finde es sehr schade, das oft bei solchen oft ohne echten Fachbezug diskutiert wird. Eine echte theologische oder philosophische Diskussion ist dann nicht mehr möglich. Die Hirntoddiagnostik ist weder entwickelt worden um \"lebensfrische) Organe\" zu bekommen noch um das Personal zu entlasten. Die Diagnose \"Hirntod\" war eine Notwendigkeit der immer besser werdenden Intensivmedizin, da klassischen Todeszeichen nicht mehr anwendbar waren. Einen Patienten über seinen Hirntod hinaus zu behandeln stellt keine Option dar. Das wäre ethisch nicht vertretbar. Weder gegenüber dem Patienten noch gegenüber den Angehörigen. Wann ein Mensch als tot erklärt wird ist letztlich auch eine Frage der medizinischen Möglichkeiten. Selbst ein Mensch mit Leichenstarre ist nicht ganz tot. Das Argument über Zeugungsfähigkeit halte ich für reine Polemik, die mangelnden Sachverstand zeigt.


1
 
 Martyria 11. Oktober 2011 

Nur mal so in die Diskussion geworfen:

Ist die freiwillige Spende bei diagnostiziertem Hirntod dann praktizierte Nächstenliebe, wie der WB insinuiert, oder Selbstmord, also nach KKK 2281 ein dreifaches Unrecht (unbeschadet der in KKK 2283 formulierten Heilsperspektive*)?

*„Man darf die Hoffnung auf das ewige Heil der Menschen, die sich das Leben genommen haben, nicht aufgeben. Auf Wegen, die Gott allein kennt, kann er ihnen Gelegenheit zu heilsamer Reue geben. Die Kirche betet für die Menschen, die sich das Leben genommen haben.“


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 SpatzInDerHand 11. Oktober 2011 

Ich bin kein Freund der Hirntod-Definition

und ich werde die Sorge nicht los, dass Ärzte hier lebendige Menschen ausschlachten.

Ich wünsche mir, dass die Medizinindustrie (wer verdient eigentlich an den Transplantationen?) diese Energie und das Geld für die Werbung doch WIRKLICH in die Rettung von Menschenleben stecken würden, z.B. in die Bemühung, dass Frauen ihre Kinder nicht abtreiben, sondern austragen...


4
 
 frajo 11. Oktober 2011 

Was wäre, wenn sich das Interesse der beiden Bischöfe

einmal auf das Wesentliche eines Bischofs richten würde. Zum Besuch des Hl. Vaters hatte ich gehört: Er möge uns (Bischöfe) im Glauben stärken. Haben die Katholiken in Stuttgart und Augsburg etwa kein Anrecht auf Stärkung (im kath. Glauben)? Aber bei auch unter Fachleuten umstrittenen Themen, da sind sie kompetent! Und bei der Barmherzigkeit. Wissen diese Bischöfe etwa nicht, daß nur derjenige Barmherzigkeit vorfinden wird, der den Willen des Vaters tut, bzw. zumindest zu tun versucht.


6
 
 katinka 11. Oktober 2011 
 

durch die aktion leben

die unten schon verlinkt wurde, wurde ich vor zwei Jahren auf die Hirntodproblematik aufmerksam gemacht. Neben den bereits erwähnten Fragwürdigkeiten fand ich zwei weitere Details beunruhigend:
1) Zur Ausstellung der Todesurkunde gehört eine körperliche Untersuchung, die für eine Lebenden extrem schmerzhaft wäre. Was, wenn der Spender doch noch Schmerz empfindet? Das möchte ich keinem meiner Familie antun und möchte es auch nicht selbst erleben. (Bei der eigentlichen Organentnahme wird dann Schmerzmittel gegeben, ich frage mich wozu, wenn der Spender doch tot ist).
2) So wie man mir erklärte, ist die heutige Medizin noch gar nicht so weit, sämtliche Hirnareale (die weiter innen liegen) auf ihre Funktion testen zu können. Da erscheint mir ja selbst der \"Hirn\"-tod zweifelhaft.
Ich fürchte das Todschlag-argument \"Nächstenliebe\". Wie schnell setze ich damit unter Druck - Spender und Verwandte. Und in Zukunft: was wird aus Komapatienten? Kommt bald das Recht auf fremde


3
 
 Veritatis Splendor 11. Oktober 2011 

O.K. \"ischämischen Penumbra\" ...

@Cave: Hut ab vor Ihrem Wissen! - ethisch ist aber schon die Frage, ob Apparate, die den Organismus künstlich vegetativ erhalten, in der Absicht des Schöpfers liegen?
-
Hier geht es darum, Leben zu retten, mit Organen von Menschen, die aus Liebe dem zugestimmt haben (nur wenn die Seele den Körper bereits definitiv verlassen hat).
-
Wußte nicht das Losinger sich für Ungeborene stark gemacht hat. Das wäre mal was Positves und nicht hoch genug anzurechnen. @Cave beseelte sich entwickelnde \"8-Zellen\", sprich ein vollständiges Menschenleben ist nicht mit einem seelenlosen Leib zu vergleichen!


1
 
 cave 11. Oktober 2011 

Fehldiagnosen!

Weltweit gibt es viele Beispiele von Patienten, die nachdem ihre Angehörigen eine Organ\"spende\" abgelehnt haben sogar wieder in ein normales Leben zurückkehren konnten.
Warum machen sich die Bischöfe zu Handlangern der Transplantationsmedizin?
Als gläubige, praktizierende Katholikin trete ich für den Schutz des Lebens vom Anfang bis zum Ende ein. Ich kann allerdings nicht nachvollziehen, dass sich Weihbischof Losinger für einen Menschen im 8-Zellstadium vehement einsetzt und gleichzeitig einem Menschen, bei dem höchstens 3% seines Körpers möglicherweise irreversibel geschädigt sind, das Recht auf Leben abspricht.


2
 
 cave 11. Oktober 2011 

Danke für diese klaren Worte

Auch ich finde die Haltung der Bischofskonferenz und vieler Moraltheologen unerträglich. In meinem inzwischen sehr großen Verteiler, in dem ich die Wahrheit zum Thema Hirntod zu verbreiten suche, befinden sich sämtliche Ordinariate in Deutschland. Auch an Herrn Weihbischof Losinger schicke ich alle Informationen. Bei kath.tube befinden sich viele Filme von mir zu diesem Thema. Die Hirntoddiagnostik muss angezweifelt werden. In dem Zustand der \"ischämischen Penumbra\", in dem sich die Gehirne der für \"hirntot\" erklärten Patienten befinden, lassen sich die Reflexe, die zum Zwecke der Hirntoddiagnostik geprüft werden, nicht auslösen. Das Hirngewebe ist bis zu einer Minderdurchblutung von 20%noch vital; d.h. es kann sich, wenn der Patient nach neusten medizinischen Erkenntnissen behandelt wird, wieder erholen. Ischemic penumbra Brazilian Journal of Manedd icbaral iann dde Baitohlogical Research (1999) 32: 1479-1487ISSN 0100-879X Prof. Coimbra)


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 Dismas 11. Oktober 2011 

Wenn ich schon lese

\"Losinger und Fürst\", dann kann man sich auf was gefast machen. \"Entweltlichung\" sollte unser Thema sein, meine Herren. Diese folgen nur dem Siegesgeschrei der modernen Apparatemedizin um das irdische Leben zu verlängern, dabei geht es um viel wichtigere Güter. Ich kann nicht einen noch Lebenden ausschlachten um einem anderen dessen Organ zu implantieren, dass dann eh oft abgestoßen wird! Einem Toten kann man keine lebenstüchtigen Organe mehr entnehmen.- Sind sich diese Bischöfe die hier leichtfertig das Druckmittel \"Nächstenliebe\" bedienen, dessen bewusst?? Wie ist denn im Ganzen gesehen deren Verhältnis zum Schutz jedes Lebens??


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 Veritatis Splendor 11. Oktober 2011 

Wann trennt sich Seele und Leib?

@tünnes Sicht, könnte die eines aufrichtigen Atheisten sein, der eben um die Existenz der Seele nicht weiß und somit Schwierigkeiten hat, den Todeszeitpunkt von einzelnen Organfunktionen präzise festzustellen.
-
Wenn das Groß+Stammhirn (?) irreparabel geschädigt, sprich tot ist, hat die Seele keinen Ort, wohin sie zurückkehren könnte und Reanimationsversuche scheitern.
-
Trotzdem gibt es kein \"liebloses\" Recht auf Organentnahme, weil unser Leib mehr ist, als bloßes Material und man nicht weiß, wieviel der Mensch noch an seinen Leib, über den Tod hinaus gebunden bleibt (Stichwort: Reliquien, Auferstehung des Fleisches...)


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 Verkünder 11. Oktober 2011 
 

Organspende

Die Organspende ist (vor allem für einen Katholiken) abzulehnen.
Siehe hier: http://www.aktion-leben.de/
Linke Spalte: \"Organspende\"


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 cassian 11. Oktober 2011 

Nur so vor mich hingefragt: War Hirntod jemals reversibel? Wenn das Hirn nicht mehr arbeitet, wie lange schlägt dann das Herz noch?

Und was sind \"die starken Gründe, die gegen ein solches zeitliches Zusammenfallen des Hirntods mit dem wirklichen seinsmäßigen Tod sprechen\"?


0
 
 tünnes 11. Oktober 2011 
 

@ Incomódo
Dss problematische an ihrer Argumentation wäre nur, wenn sie von einem Menschenrecht auf Organe sprechen und dann den Menschen dessen Bewusstsein irreparabel geschädigt ist, als Sache bezeichnen würden, bei der sie sich anschließend nach belieben an den Organen bedienen könnten um das angebliche Menschenrecht auf Organe zu realisieren.
Der Mensch, auch wenn er sein Bewusstsein unwiderruflich verloren hat, ist immer noch ein lebendiger Mensch, ausgestattet mit allen Menschenrechten.


1
 
 Ester 11. Oktober 2011 
 

Ich finde schon immer, das

bei der Organspende es irgendwie heidnisch zugeht.
Sie müssen sterben, damit wir leben können.
(Weiß natürlich das es bei paarigen Organen nicht so ist).
Ich finde einfach die Medizin hat eine Grenze überschritten, die sie nicht überschreiten hätte sollen und jetzt betätigen sich manche Bischöfe , wie gewohnt, als Mitvernebler.
Klar weiß ich nicht, was ich machen würde, wenn mein Herz hinüber wäre, aber irgendwie finde ich es grauselig so eine Organspende.


4
 
 Incomódo 11. Oktober 2011 

Wann spricht Rom?

Es käme gar nicht zur Ereiferung von Laien über den Hirntod, wenn wir alle eine gelassenere Einstellung zum Tod als den Beginn des ewigen Lebens hätten. Dank an der Stelle an @Bastet für sein Bekenntnis, ich wünsche Ihnen Gottes Segen und alle Kraft, das so durchzuhalten. Doch manche Meinung zum Thema Hirntod ist absurd, etwa dass die Hirntod-Regelung auf dem Interesse derer beruht, die an der Transplantation verdienen: Wenn das Recht des Menschen auf das Organ eines anderen bejaht wird, muss man pragmatische Regelungen finden, dies zu ermöglichen, und der Hirntod als irreversibles Ende des Bewusstseins ist eine solche pragmatische Regel. Doch da das Thema Organverpflanzung weltweite Bedeutung hat, wäre eine klare Stellungnahme des Vatikans angezeigt, damit .nicht Bischöfe und andere „Experten“ im Trüben fischen.


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 Veritatis Splendor 11. Oktober 2011 

Losinger & Fürst - tolles Duo!

Auch wenn m.E. der Hirntod tatsächlich die Trennung von Leib und Seele markiert, da das Gehirn sozusagen \"Trägermedium\" unserer Geistseele ist (Nahtoderfahrungen), stößt mir die Agitation Losingers bitter auf, weil er andere Meinungen und Gewissensentscheidungen einfach schnell, schnell \"wegmobbt\".
-
http://www.augsburger-allgemeine.de/wertingen/Weihbischof-schaltet-sich-ein-id6790996.html


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 Bastet 11. Oktober 2011 

@Wildrosenöl
Ich weiß von Freunden die in der Intensivmedizin tätig sind, dass bei Patienten mit Organspendeausweis der sog. Hirntod sehr schnell festgestellt wird, wesentlich schneller als ohne Spendeausweis.


3
 
 placeat tibi 11. Oktober 2011 
 

Nächstenliebe?

Abgesehen von allen anderen Bedenken:
Der \"Hirntod\" ist eben nicht der Tod. Und ist der wirkliche Tod eingetreten, ist Organentnahme \"medizinisch\" nicht mehr sinnvoll.

Weiß das EB Fürst nicht?

Man müßte nur mal die Suchmaschinen zu \"Hirntod\" anwerfen.


3
 
 Wolff 11. Oktober 2011 
 

Bischof Fürst

ist ein Meister des geschwurbelten Wortes, das alles und nichts sagt. Er wird sich durch dieses Dialogangebot nicht daran hindern lassen, neu nachzudenken!
Wolff


2
 
 antony 11. Oktober 2011 

Ein notwendiger Beitrag!

Danke!

@ Bastet: Eine Niere kann man allerdings auch einem Quicklebendigen entnehmen, da beide Nieren zusammen ungefähr das 5-fache der notwendigen Funktion leisten. Und die Lebendspende wird vom KKK grundsätzlich befürwortet.

@ Rolando: Gloria Polo war, wenn ich ihr Buch richtig verstanden habe, nicht hirntot sondern mausetot.


2
 
 Wildrosenöl 11. Oktober 2011 
 

Vielleicht noch ein paar praktische Hinweise

zu diesem fundierten Artikel:
Bei der Organentnahme ist der \"Hirntote\" immer noch an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Sein Herz schlägt bis zum Schluss oder bis es entnommen wird.

Es gibt Ärzte, die vor der Organentnahme ein starkes Schmerzmittel spritzen, weil sie nicht sicher sind, ob der Organspender nicht doch Schmerzen empfindet. Seit wann empfinden Tote Schmerzen?

Ein Anruf bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ergibt: Wenn alle Organfunktionen zusammengebrochen sind, nach unserem Verständnis der Tod eingetreten ist, sind die Organe für eine Spende wertlos.
Man kann nur zu dem Schluss kommen: Sterbenden werden die Organe entnommen, bei der Organentnahme wird der Sterbeprozess brutal zum Tod hin abgebrochen.


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 Fido 11. Oktober 2011 
 

Danke! Eine sehr hifreiche Erklärung


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 Rolando 11. Oktober 2011 
 

Klinisch tot?

Beim Zeugnis von Gloria Polo ist ersichtlich,was noch passiert wenn der Mensch in einem Statium ist wenn Ärzte die lebenserhaltenden Massnahmen abschalten wollten. Gott kann noch die Reue schenken,die fuer das ewige Leben notwendig ist. Besser ein Tod in der Gnade Gottes als eine evtl. Tötung durch Organentnahme.(?)


3
 
 Leone M. 11. Oktober 2011 
 

warum Dialoganbebot?

Warum wird hier ein Dialogangebot gemacht?
Dialog ist einfach nicht sinnvoll. Sonst sind sich hierüber doch auch alle einig.


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