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Steigende Studentenzahlen und ein neuer Sitz: Die Theologische Fakultät in Lugano feierte ihr zehnjähriges Bestehen Von Guido Horst/DIE TAGESPOST


Lugano (DT)
In Lugano fließen Schweizerisches und Italienisches zusammen. Vor prächtiger Seekulisse bilden südländisches Flair und eidgenössische Präzision jene Tessiner Sondermischung, die jährlich Tausende von Touristen anlockt. Aber auch geistig herrscht ein reges Hin und Her. Denn Lugano ist heute Universitätsstadt. Nur wenige Häuserblocks von der langen Uferpromenade entfernt liegt ein Areal, auf dem moderne kubische Bauten ein langgestrecktes klassizistisches Palais umgeben, das Hauptgebäude der „Università della Svizzera Italiana“, der Universität der Italiensichen Schweiz, die 1996 ihren Lehrbetrieb aufgenommen hat. Arbeiten an den Wegen und Außenanlagen zeigen an, dass der Campus der Hochschule erst vor kurzem seine würfelartigen Neubauten erhalten hat. Ein heller Gebäudekubus, dessen Fassade fast nur aus Fenstern besteht, beherbergt die Theologische Fakultät. Mit ihr begann vor zehn Jahren das Hochschul- Zeitalter Luganos und der italienischen Schweiz.

Gründer Eugenio Corecco ist fast allgegenwärtig

Ihr Gründer ist Eugenio Corecco, 1995 verstorbener Bischof von Lugano. Als die Theologische Fakultät jetzt ihr zehnjähriges Bestehen und den Bezug des neuen Fakultätsgebäudes auf dem Hochschul-Campus mit „Tagen der offenen Tür“ feierte, war Corecco fast allgegenwärtig: in den Ansprachen und Grußadressen, in Schaubildern und Texttafeln zur Gründungsgeschichte der Fakultät. Erst vor wenigen Wochen hatte Kardinal Joseph Ratzinger Lugano besucht, um zu einem vom „Internationalen Freundeskreis Eugenio Corecco“ veranstalteten Kongress über die multikulturelle Gesellschaft einen Vortrag über Glaube, Wahrheit und Toleranz beiszusteuern. Jetzt, zu den „Tagen der offenen Tür“ der Theologischen Fakultät, war Kardinal Zenon Grocholewski angereist, in Rom Präfekt der Kongregation für das Katholische Bildungswesen. Direkt zu Beginn seiner Festansprache unterstrich der Kardinal die tiefere Bedeutung seines Kommens: „Wenn der Präfekt der Bildungskongregation an der akademischen Eröffnungveranstaltung der Tage der offenen Tür der Theologischen Fakultät von Lugano an ihrem neuen Sitz innerhalb des Campus der Universität der Italiensichen Schweiz teilnimmt und das Wort ergreift, dann bedeutet das, dass der Heilige Stuhl das, was in diesem akademischen Zentrum entstanden ist und nun wächst, mit großem Interesse verfolgt und gutheißt. Auch wenn es noch relativ jung ist, ist es doch so dynamisch, dass es nicht nur die Aufmerksamkeit der anderen schweizerischen Regionen auf sich zieht, sondern auch die anderer Länder Europas.“ Auch Grocholewski würdigte den Mut, mit dem Bischof Corecco vor zehn Jahren die Tessiner Fakultät aus der Taufe hob. Eine Lehr- und Forschungsstelle für katholische Theologie, dazu noch dem Vatikan und dem kirchlichen Lehramt innerlich verbunden, das ist in der nicht gerade sehr „römischen“ Schweiz ein heikles Unterfangen – auch wenn Lugano bereits südlich des Alpenkamms und im italienischen Sprachraum liegt.

Und noch ein weiterer Kurienkardinal sollte diesen Jubiläums-Tagen der offenen Türen besonderes Gewicht geben: Walter Kasper, der Präsident des vatikanischen Einheitsrats. Laut Programm hatte er über „Dominus Iesus“ zu referieren. Er sprach dann aber doch über den Zustand der Ökumene.

Die beträchtliche Zustiftung einer wohlhabenden Dame hatte es ermöglicht, auf dem Areal der Universität von Lugano die neuen Gebäude der Hochschule zu errichten. Allerdings hatte sie die Bedingung gestellt, dass auch die kirchliche Fakultät für Theologie einen Sitz auf dem Gelände erhält. So sind die akademischen Einrichtungen der Stadt auf einem Campus vereint, auch wenn die Theologen-Fakultät rechtlich autonom ist und – wie man dort beteuert – auch in Zukunft nicht unter das institutionelle Dach der Hochschule mit ihren bis jetzt drei Fakultäten für Architektur, Ökonomie und Kommunikationswissenschaften schlüpfen soll. Großkanzler der Theologischen Fakultät ist der Ortsbischof, zur Zeit Giuseppe Torti. Eine Eingliederung der kirchlichen Fakultät in die Gesamt-Universität etwa nach deutschem Modell wird es in Lugano nicht geben.

Auch sonst unterscheidet sich die Theologenschule von ähnlichen Fakultäten im deutschsprachigen Raum. In starkem Maße getragen wird das geistliche Leben an der Fakultät von religiösen Gemeinschaften und Bewegungen, die sich während der Tage der offenen Tür in den einzelnen Räumen der Hochschule präsentierten. Seminaristen des Neokatechumenalen Wegs gehören dazu wie Mitglieder der Gemeinschaft der Seligpreisungen, der Franziskanischen Fraternität von Bethanien oder der in Brasilien enstandenen Bewegung Shalom. Das Programm der Tage der offenen Tür sprach von „der Fakultät verbundenen religiösen Gemeinschaften“. Gründer dieser Gruppen waren eigens nach Lugano gekommen und ergänzten das Programm der Jubiläums-Tage mit Berichten über die Gründung und das Charisma ihrer Gemeinschaft. Einer von ihnen, Moises Azevedo aus Brasilien, fasste während des Besuchs von Johannes Paul II. 1980 in seinem Heimatland den Entschluss, sein Leben in den Dienst an der Glaubensverkündigung unter Jugendlichen zu stellen, die ohne religiöse Erziehung aufwachsen. Mit einer Pizzeria für die Straßenjugend fing es an, heute ist die Gemeinschaft Shalom über viele Länder Lateinamerikas und bis nach Israel verbreitet – und jetzt auch in Lugano. Die Einbindung von geistlichen Gemeinschaften wie auch den örtlichen Priesterseminaren sowie spirituellen und pastoralen Bildungszentren in das Leben der Fakultät gehört zu den Besonderheiten der Theologenausbildung in Lugano.

Ab kommendem Studienjahr Veranstaltungen auf DeutschAber auch zwei Bischöfe sprachen bei dieser Veranstaltung: Erzbischof Tadeusz Kondrusiewcz aus Moskau, der über die dramatische Lage der katholischen Kirche in seiner Heimat berichtete, und der katholische Bischof im Kosovo, Mark Sopi aus Pristina. Beide Oberhirten stehen über die Theologiestudenten aus ihren Diözesen, die derzeit in Lugano studieren, in engem Kontakt mit der dortigen Fakultät.

Libero Gerosa, lange Jahre Kirchenrechtler an der Hochschule für katholische Theologie in Paderborn, wurde vor zwei Jahren als Rektor an die Spitze der Theologenschule nach Lugano berufen. Für ihn steckt die Fakultät noch in den Anfängen, aber alle Indikatoren weisen nach oben. Waren im akademischen Jahr 1999/2000 noch gut hundert Studentinnen und Studenten eingeschrieben, so könnte sich deren Zahl im kommenden akademischen Jahr dank der kräftig steigenden Zuwächse bei den Neueinschreibungen mehr als verdoppelt haben. Von den 184 Immatrikulierten im laufenden Ausbildungsjahr sind über ein Drittel Erstsemestler. Was die Herkunftsländer angeht, so kommt die größte Gruppe an Studierenden aus dem nicht europäischen Ausland, direkt gefolgt von jungen Theologen aus Osteuropa und Russland. Dann erst kommen die Tessiner. Die vergleichsweise geringe Zahl von Studierenden aus Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz könnte steigen, wenn die Fakultät vielleicht schon im nächsten akademischen Jahr beginnt, Veranstaltungen auf Deutsch anzubieten. Dann wäre sie, so Rektor Gerosa, unter anderem auch für Seminaristen und Theologen aus der Bundesrepublik interessant, die einen Studienort für die Zeit der beiden Freisemester suchen. Mit dem Dogmatiker Michael Schulz aus München und dem Patrologen Manfred Hauke gehören immerhin bereits zwei Deutsche zur Professorenschaft. Mit Lehraufträgen sind der Münchener Dogmatikprofessor Gerhard Ludwig Müller und der Paderborner Liturgiewissenschaftler Michael Kunzler betraut.

Die größte Fakultät für katholische Theologie in der Schweiz ist noch die in Fribourg – seit dem Rückzug des Dominikanerordens aus dieser traditionsreichen Ausbildungsstätte allerdings eher ein sinkender Stern. Grund für die besondere Aufmerksamkeit, die der Vatikan der aufstrebenden Theologen-Fakultät in Lugano zukommen lässt – nicht zuletzt lehrt auch der Theologe des Päpstlichen Hauses, Georges Cottier, in Lugano –, dürfte zum einen deren Ausrichtung sein, für die immer noch der Name Eugenio Corecco und damit indirekt die Theologie eines Hans Urs von Balthasar oder der Autoren der Lehrbuch-Reihe „Amateca“ steht, zum anderen aber die Brückenfunktion, die Lugano von Rom aus gesehen bis hinein in den Raum nördlich der Alpen wahrnehmen kann. Auch die drei Fakultäten der nicht-kirchlichen Universität in Lugano folgen dem Beispiel der Theologen und bauen bereits beste Beziehungen etwa zu deutschen Instituten auf.

Ein Ort der freien Zirkulation der Ideen

Lugano ist der Ort, wo das freie Zirkulieren der Ideen noch eine Chance hat. Die Theologen-Szene in Deutschland gleicht stehendem Gewässer: Dort bekommt kaum einer den Fuß auf den Boden, der sich zu voreilig als resistent gegen anti-römische Affekte erwiesen hat. Mit umgekehrten Vorzeichen gilt das auch für Rom und die päpstlichen Universitäten. An einer jungen Fakultat im Tessin – also auf „neutralem Boden“ – könnte in Zukunft ein wirklicher Austausch stattfinden, in Loyalität zum Lehramt, mit schweizerischer Liberalität, vor allem aber nicht losgelöst vom Leben der Kirche mit ihren Neuaufbrüchen, wie er in Lugano im Fakultätsalltag mit den jungen geistlichen Gemeinschaften zum Ausdruck kommt.



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