Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Der deutsch-synodale Irrweg möchte Kritiker zum Schweigen bringen
  2. USA werden im Jahr 2100 ein katholisches Land sein
  3. Kirche und Geld: Es geht ans Eingemachte
  4. Papst Leo XIV. möchte auf Christus hinweisen!
  5. Papst Leo an Politiker: Man kann nicht katholisch sein und gleichzeitig für Abtreibung sein
  6. Dokumentationsstelle: Islamistischer Einfluss in Österreich nimmt zu
  7. Theologen: Konzil von Nizäa nach 1.700 Jahren weiter aktuell
  8. Papst Leo XIV. betet für die Opfer des Attentats auf eine katholische US-Schule
  9. Den tradierten Glauben demütig anbieten
  10. Weißes Haus: FBI untersucht auf „Inlandsterrorismus und Hasskriminalität gegen Katholiken“
  11. UN-Sonderberichterstatterin: Leihmutterschaft ist Gewalt gegen Frauen und Kinder
  12. Zehn Jahre ewige Anbetung - ein pastorales Wunder – ein Schlüssel zur Reform!
  13. Australien wirf Iran Steuerung von antisemitischen Terroranschlägen vor
  14. "Ohne ihr heldenhaftes Handeln hätte es deutlich schlimmer kommen können"
  15. US-Erzdiözese Denver: Pfarreien nominieren 900 junge Männer für das Priestertum

„Ein Christ ist verpflichtet, solidarisch mit Juden zu sein“

9. November 2018 in Chronik, 8 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Marx zur Reichspogromnacht: „Jüdisches Leben ist ein Seismograph der deutschen Gesellschaft“ – „Es ist nicht normal, dass 'Jude' auf manchen Schulhöfen zum Schimpfwort geworden ist und Kippaträger mit verbalen oder tätlichen Angriffen rechnen müssen“


Würzburg-Bonn (kath.net/DBK) kath.net dokumentiert das Grußwort von Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zur Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht am 8. November 2018 in Würzburg in voller Länge. Es gilt das gesprochene Wort.

Der 9. November ist einer der denkwürdigsten Tage der deutschen Geschichte. Vor 80 Jahren, am 9. November 1938 brannten nicht nur hier in Würzburg, sondern in den Städten und Dörfern Deutschlands und Österreichs die Synagogen, wurden Torarollen in den Schmutz geworfen oder zerrissen, jüdische Wohnungen und Geschäfte geplündert und Juden auf offener Straße misshandelt. An den folgenden Tagen wurden etwa 30.000 Juden inhaftiert. Die Reichspogromnacht markiert den Übergang von der rechtlichen Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung der Juden zur offenen Verfolgung; ein Weg, der schließlich zur Shoah geführt hat. Dass damals so viele – die meisten von ihnen waren Christen – weggeschaut oder tatenlos zugeschaut haben, erfüllt uns bis heute mit Scham.

Doch der 9. November ist nicht nur der Tag der Reichspogromnacht. Am 9. November 1918 wird in Berlin die Republik ausgerufen. Am Tag zuvor wurde in München der Freistaat Bayern gegründet. Der 9. November ist aber auch der Tag des Hitlerputsches. In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 versuchten Adolf Hitler und General Erich Ludendorff von München aus, die Republik zu stürzen. Der Putsch scheiterte. Aber 10 Jahre später war Hitler Reichskanzler. Schließlich ist der 9. November der Tag, an dem 1989 die Mauer in Berlin geöffnet wurde. Dieser Tag der Maueröffnung dürfte den meisten von uns in Erinnerung sein.


Manche aber werden sich fragen, ob es heute noch notwendig und sinnvoll ist, an die Reichspogromnacht zu erinnern. Doch wenn wir die Reichspogromnacht im Zusammenhang mit den anderen Ereignissen sehen, derer wir am 9. November gedenken, dann wird deutlich, warum dieses Gedenken auch heute sinnvoll und notwendig ist. Ich möchte zwei Punkte hervorheben: Zum einen zeigen die Ereignisse des 9. November, dass Rechtsstaat und Demokratie keine Errungenschaften sind, die einmal erworben werden und dann selbstverständlich sind. Die rechtsstaatliche Demokratie war und ist eine gefährdete Staatsform. Denn sie beruht auf den geteilten Überzeugungen der Bürgerinnen und Bürger, auf einem moralischen Grundkonsens. Die Achtung vor der Würde und den Grundrechten des Menschen ist nicht nur Aufgabe aller staatlichen Gewalt, wie das Grundgesetzt sagt. Sie ist auch eine moralische Norm, die die politische Kultur unseres Landes und das gesellschaftliche Miteinander bestimmen soll. Der demokratische Rechtsstaat setzt voraus, dass sich die Bürger im Alltag mit Respekt, Fairness und Wohlwollen begegnen, dass sie füreinander Verantwortung übernehmen und sich auch im Streit um Wahrheit und Wahrhaftigkeit bemühen. Wo diese Werte missachtet werden, gerät das friedliche Zusammenleben in Gefahr. Es sind nicht erst Taten oder offenkundige Rechtsverstöße, die den Grundkonsens angreifen und beschädigen. Die letzten Jahre der Weimarer Republik zeigen uns deutlich: Die Verrohung der Sprache führt zur Verrohung der Sitten.

Zum anderen ist jüdisches Leben ein Seismograph der deutschen Gesellschaft. Das war vor 80 Jahren so, das ist auch heute so. Gottlob drohen heute keine staatlich organisierten Pogrome. Heute stehen Polizeiwagen vor Synagogen, jüdischen Gemeindezentren, Kindertagesstätten und Schulen. Das ist beruhigend, aber normal ist es nicht. Erst recht ist es nicht normal, dass „Jude“ auf manchen Schulhöfen zum Schimpfwort geworden ist und Kippaträger mit verbalen oder tätlichen Angriffen rechnen müssen.

Eine Lehre aus den Ereignissen vor 80 Jahren lautet: Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Juden in welcher Form auch immer angegriffen werden. Wir sind verpflichtet, antijüdischen Vorurteilen zu widersprechen und antijüdischen Angriffen zu widerstehen. Das ist nicht nur eine Bürgerpflicht, es ist auch eine Christenpflicht.

Papst Franziskus hat es auf die bekannte Formel gebracht: „Ein Christ kann kein Antisemit sein!“ Ich füge hinzu: Ein Christ ist verpflichtet, solidarisch mit Juden zu sein. Noch einmal dürfen und werden wir nicht wegschauen!

´Frankfurter Allgemeine´: Zeitzeugin zur Reichspogromnacht: ´Die Anfänge hat damals auch niemand ernst genommen´



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Antisemitismus

  1. Jüdische Studenten und Professoren begrüßen Vorgehen der Regierung Trump gegen Antisemitismus
  2. Deutschland: Muslime eher antisemitisch als der Durchschnitt der Bevölkerung
  3. „Jerusalem Post“: Davidsstern wird von Twitter als „hasserfülltes Bild“ gesperrt
  4. Henryk Broder: Antisemitismus wird verwaltet wie die Armut
  5. Marx: „Entsetzt und erschüttert über feigen Anschlag von Halle“
  6. Messerträger vor Berliner Synagoge jetzt in Psychiatrie
  7. Zentralrat der Juden wirft Staatsanwaltschaft Fahrlässigkeit vor
  8. „Bild“: Motiv des Syrers mit Messer in der Synagoge ist „unklar“?
  9. Dann „klemmte die Waffe wundersamerweise“
  10. Nach „Kristallnacht“ wollte Vatikan 200.000 deutsche Juden evakuieren






Top-15

meist-gelesen

  1. Sommerspende für kath.net - Bitte helfen SIE uns jetzt JETZT!
  2. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  3. Papst Leo an Politiker: Man kann nicht katholisch sein und gleichzeitig für Abtreibung sein
  4. Der deutsch-synodale Irrweg möchte Kritiker zum Schweigen bringen
  5. Papst Leo XIV. betet für die Opfer des Attentats auf eine katholische US-Schule
  6. Kirche und Geld: Es geht ans Eingemachte
  7. USA: Dominican Sisters of St. Cecilia heißen dieses Jahr 21 Postulantinnen willkommen
  8. US-Erzdiözese Denver: Pfarreien nominieren 900 junge Männer für das Priestertum
  9. Polen: Tschenstochau feiert "Schwarze Madonna" mit Friedensappell
  10. 'Alles, was künftig geschehen soll, ist für Gott bereits geschehen'
  11. Ökumenische Begegnungen zwischen Rom und Konstantinopel
  12. USA werden im Jahr 2100 ein katholisches Land sein
  13. "Ohne ihr heldenhaftes Handeln hätte es deutlich schlimmer kommen können"
  14. Zehn Jahre ewige Anbetung - ein pastorales Wunder – ein Schlüssel zur Reform!
  15. Bischof Fernandes: Schwerpunkte sind Evangelisation und Berufungen

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz