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'EKD-Papier Belastung für die Ökumene'

8. Juli 2013 in Interview, 11 Lesermeinungen
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„Ich sehe mit Sorge, dass es die Evangelische Kirche den ökumenischen Partnerkirchen weltweit schwer macht, noch ernst genommen zu werden“, so Hartmut Steeb (Evangelische Allianz) im kath.net-Interview zur EKD-Orientierungshilfe. Von Petra Lorleberg


Stuttgart (kath.net/pl) Wer in der Ökumene „den gemeinsamen Konsens in so lebenswichtigen biblischen ethischen Fragen aufkündigt – zumal ohne vorherige intensive gemeinsame Gespräche – handelt aus meiner Sicht weder verantwortlich noch weitsichtig.“ Dies sagte Hartmut Steeb, Generalsekretär der „Evangelischen Allianz Deutschland“, im Hinblick auf die umstrittene EKD-Orientierungshilfe zum Thema Familie. Der vielfach engagierte Christ aus der württembergischen Landeskirche schlägt im kath.net-Interview vor: „Die ganze Orientierungshilfe zurücknehmen und neu starten“.

kath.net: Herr Steeb, die Reaktionen auf die Orientierungshilfe der EKD sind sehr gegensätzlich ausgefallen. Beispielsweise vertreten der badische und der württembergische Landesbischof prinzipiell unterschiedliche Auffassungen dazu. Gibt es eine Spaltung in der evangelischen Kirche zu diesem Thema? Gibt es eine Kluft zwischen der offiziellen Linie der EKD und der Theologie jener, die sich gut lutherisch auf das "sola scriptura" berufen? Gibt es möglicherweise sogar evangelische Kirchenmitglieder, die nicht zuletzt aufgrund dieses Papiers in ihrer Mitgliedschaft unsicher werden?

Hartmut Steeb: Ich vermag das noch nicht endgültig zu beurteilen. Klar ist aber, dass diese Äußerung der EKD in großen Teilen der Evangelischen Kirchen weder verstanden noch akzeptiert wird. Und das ist gut so!

Nun muss man dazu natürlich auch prinzipiell sagen, dass die EKD ja keine Kirche ist sondern ein Verbund der verschiedenen evangelischen Landeskirchen. EKD-Äußerungen haben keine Allgemeinverbindlichkeit!

Aber dass ein solch grundsätzliches Papier nur von einer Kommission erarbeitet wird und dann vom Rat der EKD durchgewunken, halte ich auch für einen großen Systemfehler.

Selbst Bischöfe der Landeskirchen hatten – wenn sie nicht in der Kommission waren oder Mitglieder des Rates sind – keine Chance, sich vor der Verabschiedung zu äußern und ihre Positionen einzubringen. Das geht bei einer solchen Grundsatzfrage ethischen Verständnisses meines Erachtens nicht. Darum ist die als Diskussionsgrundlage veröffentliche „Orientierungshilfe“ leider zu einer Schrift der „Desorientierung“ entartet.


Und wenn Sie nach dem Grundsatz „sola scriptura“ fragen, muss ich meinen Eindruck zum Ausdruck bringen, dass dieser reformatorische Grundsatz leider längst aufgegeben ist.

Denn wenn die biblische Aussage nicht in das Denken mancher Leitungspersönlichkeiten passt, wird sie so lange uminterpretiert, bis sie gegebenenfalls für das Gegenteil herhalten kann.

Das beobachte ich schon länger mit Sorge.

Aber nun wird die Verbindlichkeit des Wortes Gottes einfach auch aufgegeben, weil einige ihre Erkenntnis einfach über die frühere Erkenntnis einer über 2000 jährigen Geschichte der Christenheit stellen.

Jetzt hat z.B. der Ratsvorsitzende in einem FAZ Interview gesagt: „Außerdem muss man bedenken, dass zur Zeit der Bibel wissenschaftliche Erkenntnisse über die sexuelle Festlegung von Menschen auf das gleiche Geschlecht nicht bekannt waren. Deshalb halte ich es für vertretbar, dass wir in dieser Frage zu anderen ethischen Bewertungen kommen als biblische Texte.“

Dem muss man entgegenhalten:

1. Es gibt einige Wissenschaftler, die solches behaupten. Bewiesen ist das überhaupt nicht.

2. Kann es nicht sein, dass man aufgrund von anscheinend wissenschaftlichen Erkenntnissen biblische Bewertungen aufgibt. Was hat denn dann noch „Allein die Schrift“ für eine Bedeutung, wenn sie von einer – mindestens relativ zweifelhaften –Wissenschaftserkenntnis ausgehebelt wird?

Ja, es ist so, dass viele Christen ins Fragen kommen, ob das noch ihre Evangelische Kirche ist. Allerdings meine ich, dass für uns evangelisch-landeskirchliche Christen nicht der Austritt sondern der Auftritt angesagt ist.

kath.net: Martin Luther hat die Ehe als "weltlich Ding" bestimmt, für Bonhoeffer dagegen ist die Ehe als Gottes Stiftung und Mandat vorgegeben, Karl Barth hat sie als ein Gleichnis des von Gott geschlossenen Bundes mit den Menschen bezeichnet. Die beiden zuletzt genannten Theologen zitiert noch ein EKD-Papier aus dem Jahre 1997, Martin Luther wird in der „Orientierungshilfe“ bemüht. Liegt im Eheverständnis der ev. Kirche ein Dissens von Anfang an?

Steeb: Nein! Auch wenn Martin Luther der Ehe nicht den Sakramentscharakter zugestanden hat, wie das in der Katholischen Kirche gesehen wird, hat er keinen Zweifel daran gelassen, dass die Ehe Stiftung Gottes ist.

Das ist biblische Überzeugung, das hat Jesus Christus selbst bekräftigt und das war in der Evangelischen Kirche in fast 500 Jahren nicht ernsthaft und nachhaltig bestritten.

Dass man jetzt fünf Jahre vor dem Reformationsgedenken solches über Bord wirft ist nicht nachvollziehbar.
Ich kann nicht verstehen, warum die EKD offenbar die Trauagenden in den evangelischen Kirchen und ihre erst 15 Jahre alten anderen Erklärungen über Bord wirft.

kath.net: Was ist Ihrer Überzeugung nach die Botschaft der Bibel zur Ehe? Gibt es in der Heiligen Schrift Aussagen, die die Gleichrangigkeit aller Formen des Zusammenlebens andeuten?

Steeb: In der EKD-Schrift wird mehrfach das Bibelwort zitiert „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“.

Es wird aber aus dem Kontext der Erschaffung des Menschen in seiner Dualität als Frau und Mann herausgelöst.

Die Ehe ist nach biblischer Überzeugung – sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament – die lebenslängliche Liebes- und Treuegemeinschaft zwischen einem Mann und einer Frau.

Nicht selten wird sie gerade darin sogar als Abbild der Liebes- und Treuegemeinschaft zwischen dem lebendigen Gott und seinem Volk angesehen.

Menschlich gesprochen ist die Ehe die genialste Idee seit der Erschaffung der Menschen.

Sie ist Gottes Idee. Keine andere menschlichen Freundschaften und Verbindungen werden biblisch gleichrangig angesehen. Keine können ihr das Wasser reichen!

kath.net: Es wird jetzt wiederholt darauf hingewiesen, dass die Orientierungshilfe das Papier einer „bestimmten Kommission“ sei. Ein Rückzug? Wie ist dieses Papier kirchlich einzuordnen, vor allem aber: wer spricht wo im Namen der evangelischen Kirche in Deutschland?

Steeb: Wie schon ausgeführt: Die so genannte „Orientierungshilfe“ ist weder ein Lehrschreiben noch hat sie verbindliche Auswirkungen für die Lehre in den evangelischen Kirchen noch für das Leben einzelner Christen. Es ist aber auch nicht nur ein Kommissionspapier.

Die Schrift ist ja als Buch erschienen. Auf dem Titelblatt steht „Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland“. Dahinter kann man nicht zurück.

Aber man kann die ganze Orientierungshilfe zurücknehmen und neu starten. Buße und Umkehr sollten auch für Kirchenleitungen keine Fremdworte sein.

kath.net: Was bedeutet dieses Papier für die Ökumene?

Steeb: Das müssen natürlich die ökumenischen Partnerkirchen sagen. Ich sehe aber mit Sorge, dass es die Evangelische Kirche den ökumenischen Partnerkirchen weltweit schwer macht, noch ernst genommen zu werden.

Wer den gemeinsamen Konsens in so lebenswichtigen biblischen ethischen Fragen aufkündigt – zumal ohne vorherige intensive gemeinsame Gespräche – handelt aus meiner Sicht weder verantwortlich noch weitsichtig sondern eher vermessen und provinziell.

Ich bin darüber sehr traurig.

Foto Hartmut Steeb (c) Evangelische Allianz in Deutschland


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