Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  4. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  5. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  6. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  7. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  8. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  9. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  10. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  11. Erneuert Euer ‘JA zu Gott und seinem heiligen Volk’
  12. Minus in der Papstkasse trotz gestiegener Spenden
  13. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  14. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“
  15. 'Christus ist heute auf der Erde, lebendig auf tausend Altären'

Der glücklose Präsident

17. Februar 2012 in Deutschland, 98 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der Verlust an Autorität zwingt Christian Wulff zum Rücktritt. Von Christoph Scholz (KNA) UPDATE: Erklärung von Erzbischof Zollitsch!


Berlin (kath.net/KNA) Am Ende wog der Autoritätsverlust zu schwer. Die jüngsten Entwicklungen hätten das notwendige «Vertrauen und damit meine Wirkungsmöglichkeiten nachhaltig beeinträchtigt», begründete Bundespräsident Christian Wulff am Freitag seinen Rücktritt. Den ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten holte nicht nur seine Vergangenheit ein. Vor allem sein Umgang mit dieser Vergangenheit unterminierte den Vertrauensvorschuss in der Bevölkerung - und damit die «geheime Macht» des Bundespräsidenten. Mit dem Antrag der Staatsanwaltschaft Hannover auf Aufhebung der Immunität ist diese endgültig aufgebraucht. Ein beispielloser Fall in der Geschichte der Bundesrepublik.

Wulff war das jüngste und wohl auch glückloseste bundesdeutsche Staatsoberhaupt. Mit dem Image des «Schwiegersohns» hatte er sich als Politiker jenseits des Parteiengezänks in der Bevölkerung höchste Sympathiewerte erworben. Bescheiden, zuverlässig und etwas bieder im Auftreten, das machte ihn «präsidiabel». Umso größer war die Enttäuschung, als das Bild bröckelte. Die Medien - selbst einige konservative - hatten vor der Wahl den Gegenkandidaten Joachim Gauck favorisiert. Erst nach zwei quälenden Wahlgängen konnte Merkel ihren Kandidaten durch die Bundesversammlung bringen.

Mit Wulff übernahm nach Heinrich Lübke, der von 1959 bis 1969 amtierte, der zweite Katholik das höchste Staatsamt. «Mir gibt der Glaube ein Wertegerüst, Orientierung, Bindung und das Vertrauen, dass da etwas über uns ist, dass es eine Letztverantwortung und eine Perspektive über den Tod hinaus gibt», erklärte er öffentlich.


Am 19. Juni 1959 in Osnabrück geboren, verlebte er eine katholisch geprägte Kindheit: im Kindergarten, der Elisabethschule und als Ministrant. Es war aber keine unbeschwerte Zeit: Mit zwei Jahren muss er die Trennung seiner Eltern miterleben. Die Mutter heiratet erneut. Doch der zweite Mann lässt sie im Stich, als sie an Multipler Sklerose erkrankt. Der 14-Jährige pflegt sie und kümmert sich um die jüngere Schwester. Die Politik ermöglicht ihm auch einen Ausstieg aus bedrückenden Verhältnissen. Mit 15 Jahren engagiert er sich in der Schüler-Union und wird Bundesvorsitzender. Später schafft es der Hoffnungsträger seiner Partei, Sigmar Gabriel (SPD) im dritten Anlauf als niedersächsischen Ministerpräsidenten abzulösen.

«Besser die Wahrheit» lautete der Titel des Interview-Buchs zur Wiederwahl 2006. Dem hohen Anspruch widersprach nicht nur die Affäre um den zweifelhaften Privatkredit des Unternehmerpaares Geerkens. Für weiteren Schaden sorgte der gründlich misslungene Versuch, die Berichterstattung zu beeinflussen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Wulff und Filmunternehmer David Groenewold wegen des Anfangsverdachts der Vorteilsnahme beziehungsweise Vorteilsgewährung.

Als Bundespräsident sah sich Wulff dem Vorwurf ausgesetzt, kein Thema zu haben. Dennoch setzte er in seiner kurzen Amtszeit Akzente. Er empfing die Angehörigen der Opfer der Nazi-Morde und drängte auf eine Trauerfeier - der er selbst nun nicht mehr vorstehen wird. Für Aufsehen sorgte seine Aussage, der Islam sei ein Teil Deutschlands. Bei einem Türkeibesuch kehrte er diese Aussage um: Das Christentum gehöre zur Türkei.

Mit Wulff, der nach einer Scheidung wieder heiratete, zog erstmals eine Patchwork-Familie ins Schloss Bellevue ein. Was für die einen Fortschritt bedeutete, beklagten andere als Verlust der Vorbildfunktion. Ein Höhepunkt seines öffentlichen Auftretens war der Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. Die Bitte des Katholiken Wulff an das Kirchenoberhaupt, barmherziger «mit Brüchen in der Lebensgeschichte von Menschen» umzugehen, war auch ein Anliegen in eigener Sache.

Der Rücktritt beendet ein monatelanges Gezerre um Amt und Würden - zugleich Anlass einer Debatte um persönliche Moral und öffentliche Verantwortung, die Freiheit der Presse und die Rolle der Verfassungsorgane. Für den Nachfolger wird es nun darauf ankommen, das beschädigte Vertrauen in den höchsten Repräsentanten des Staates
urückzugewinnen.

Erzbischof Robert Zollitsch, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat zum Rücktritt von Wulff folgende Erklärung abgegeben:

„Der Herr Bundespräsident hat heute seinen Rücktritt erklärt. Dies ist ein wichtiger Schritt zum Schutz seines hohen Amtes und seiner Person, dem ich Respekt zolle. Ich danke dem Bundespräsidenten für seinen vielfältigen Einsatz zum Wohl unseres Landes und für wertvolle Impulse, die er gegeben hat. Sein Bemühen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist für unser Land wichtig gewesen und bleibt bedeutsam. Der Bundespräsident ist den christlichen Kirchen stets mit Interesse und Wohlwollen begegnet. Er hat Papst Benedikt XVI. nach Deutschland eingeladen und ihn mit großer Warmherzigkeit aufgenommen. Dafür empfinden wir viel Dankbarkeit. Ihm persönlich und seiner ganzen Familie wünsche ich die Kraft und Unterstützung, die nach den Ereignissen der vergangenen Wochen und der heutigen Entscheidung menschlich nötig sind.“

Ihre Meinung zum Rücktritt - Jetzt auf Facebook mitdiskutieren

kathTube - Video - Der Rücktritt - das Video



(C) 2012 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Politik

  1. US-Repräsentantenhaus untersucht möglichen Missbrauch von Steuergeld durch Planned Parenthood
  2. Transgender-Debatte: Grüne Politikerin El-Nagashi verlässt die Partei
  3. Sprecher des US-Repräsentantenhauses will Subventionen für Planned Parenthood streichen
  4. Gründer der ‚Catholics for Harris‘: US-Demokraten haben ein ‚wachsendes Problem mit Gott‘
  5. Wirtschaft, Grenzsicherheit, Kriminalität waren Wählern wichtiger als radikale Abtreibungspolitik
  6. Lebensschützerin Lila Rose: ‚Ich werde Trump wählen’
  7. Deutsche Grüne - Angriff auf die Meinungsfreiheit im Wahljahr 2025
  8. Umfrage Pennsylvania: 85 Prozent der Atheisten wählen Harris, Tötung kleiner Kinder am wichtigsten!
  9. ‚Gesunden Knaben und Mädchen werden Genitalien und Geschlechtsorgane zerstört’
  10. Trump liegt bei Katholiken, die täglich zur Messe gehen, vor Harris






Top-15

meist-gelesen

  1. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  2. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  3. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  4. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  5. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  8. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  9. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  10. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  11. 'Christus ist heute auf der Erde, lebendig auf tausend Altären'
  12. Rote Karte mit Maria von Guadalupe
  13. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“
  14. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  15. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz