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Michael Hesemann: Maria von Nazareth

4. März 2011 in Buchtipp, 1 Lesermeinung
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Das Buch nähert sich 'der Person, die wie keine andere physisch und psychisch dem mensch-gewordenen Gottessohn als Mutter und Gefährtin zur Verfügung stand'. Eine Rezension von Stefan Hartmann


Bamberg (kath.net) Von Novalis stammen die bekannten Verse: „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt“. Der Dichter ahnt die nicht festlegbare Fülle der Mariengestalt, die Phantasie der Menschen, sich ihr verehrend oder künstlerisch zu nähern, und gibt ihr schließlich die rein subjektive Evidenz. Der erbauliche Gedanke lässt aber doch die Frage nach dem „wahren Marienbild“ stellen, das in einer „postsäkularen“ Zeit Anknüpfungspunkt zum Verständnis und Nachvollzug einer historisch verankerten Religion sein kann.

Der Düsseldorfer Historiker und Fachjournalist Michael Hesemann (Jg. 1964), der sich schon bei den Aposteln Petrus und Paulus und zuletzt bei Jesus von Nazareth selbst auf faszinierende historisch-archäologische Spurensuche begab und darüber Bestseller verfasste, nähert sich in seinem neuen Werk „Maria von Nazareth“ nun der Person, die wie keine andere physisch und psychisch dem menschgewordenen Gottessohn als Mutter und Gefährtin zur Verfügung stand. Er beginnt die nüchternen und zugleich spannenden Schilderungen zu Geschichte, Archäologie und Legenden der Frau aus Nazareth mit dem von Paul Badde neu entdeckten römischen Marienbild der „Advocata“ auf dem Monte Mario, dessen Entstehung möglicherweise wirklich und nicht nur legendenhaft in das Umfeld des Evangelisten Lukas zurückgeht.

Hesemann öffnet sich in seiner Spurensuche allen zur Verfügung stehenden Quellen, ohne eine einseitig zu befürworten oder auszuschließen. Historische Berichte (etwa von Flavius Josephus), Bilder, Erzählungen, Legenden, apokryphe Schriften und Evangelien gehören genauso dazu wie archäologische Forschungen und die Texte der Bibel. So bietet er – ganz im Sinne der Exerzitien des hl. Ignatius von Loyola – die Präsenz des Geschichtlichen bis hin zur „Zurichtung des Schauplatzes“, die immer das weite Erdenrund mit den vielen Völkern und den konkreten Ort des heilsgeschichtlichen Geschehens mit all seinen Einzelheiten vor Augen hat, um in betrachtendem Gebet sich der Offenbarungswirklichkeit und seinem Umfeld zu nähern.

So lässt sich gleichsam johanneisch das Wort des Lebens tastend erspüren, anfassen und schauen (1 Joh 1,1). Rein exegetisch zu erforschende Texte und rein geistig-platonische Wirklichkeiten stehen nicht höher als die konkreten Bilder und handgreiflichen Realitäten der Geschichte und des jeweiligen Ortes.


Unter dem Titel „Die Fülle der Zeit“ führt Hesemann in das messianisch-augusteische Zeitgeschehen ein, in dem sich die Menschwerdung Gottes vollziehen wird, und betrachtet die ver-schiedenen Prophezeiungen von Vergil bis zu den essenisch-jüdischen Erwartungen. Das apokryphe Protoevangelium des Jakobus wird als „das Evangelium Mariens“ nicht nur frömmigkeitsgeschichtlich, sondern auch biografisch und bezüglich der Verwandtschaftsbeziehungen Mariens als Quelle ernst genommen.

Während König Herodes den neuen Tempel zu Jerusalem baut, der keine Bundeslade mehr besitzt, wird Maria als die wahre „Bundeslade Gottes“ (74) geboren. Die Nähe ihrer Familie zum Tempeldienst macht es mehr als wahrscheinlich, dass sie (wie im Protoevangelium beschrieben) bereits dreijährig ein Keuschheitsgelübde, Nasiräat genannt, abgelegt hat und deshalb so bestimmt sich gegenüber dem Engel der Verkündigung äußern konnte (Lk 1, 34). Hesemann bietet hierzu eine Menge hochinteressanter und plausibler Beobachtungen im Kapitel „eine Jungfrau wird gebären“. Entgegen modernen Tendenzen zu seiner Verjugendlichung ist der hl. Josef doch als schon älterer Witwer anzusehen mit Kindern aus seiner ersten Ehe, der deshalb die (Tempel-)Jungfrau Maria auch nicht mit der Absicht einer Familiengründung ehelichte.

Mehr archäologisch informiert der Abschnitt über das „Heilige Haus“ von Loreto, das nachweislich aus Nazareth stammt und von der Kreuzfahrerfamilie der „Angeloi“ nach Italien gebracht wurde – weshalb sich die Legende vom Transport des Hauses durch Engel entwickeln konnte. Die drei Weisen aus dem Morgenland kommen nach der Geburt Jesu aufgrund astronomischer Beobachtungen wohl alle aus derselben Gegend nach Bethlehem, nämlich als Anhänger der persischen Zarathustra-Religion aus Ekbatana, dem heutigen Hamadan. Dort gehörten sie zu dem alten medischen Priesterstamm der „Mager“, vergleichbar den Leviten der Juden. Ihr gemeinsames Grab schilderte Marco Polo in seinem Reisebuch „Il Milione“. Mehr auf legendären lokalen Überlieferungen beruhen die Einzelheiten des Aufenthalts der heiligen Familie in Ägypten auf ihrer Flucht vor den Schergen des Herodes. Hesemann führt den Leser kundig durch die fast als Odyssee wirkende und weit den Nil hinaufführende Route, wie sie auch der Koptenpapst Shenouda III. einmal autorisiert hat.

In „Unter dem Kreuz“ behandelt Hesemann ausführlich die Wege Mariens mit ihrem erwachsenen Sohn von der Hochzeit zu Kana (mit dem Weinwunder) bis zur Kreuzigung in Jerusalem. Das Kapitel „Die Tochter Zion“ beschreibt die Forschungen um den Abendmahlssaal am Jerusalemer Berg Zion, die auch hier eine besondere Nähe des Jesuskreises zu den Essenern nachweist.

Maria war Pfingsten mit im Abendmahlssaal und ist der Überlieferung nach in der Nähe entschlafen, woran auch die benachbarte (1910 eingeweihte) Dormitio-Abtei erinnert. Hesemann orientiert sich dabei an den Forschungen des Südtiroler Benediktinerarchäologen Bargil Pixner (+ 2002). Auch den erstaunlich zutreffenden Angaben der seliggesprochenen westfälischen Seherin Anna Katharina Emmerick (über das Marienhaus in Ephesus) wird nachgegangen. Dort hat sich Maria aller Wahrscheinlichkeit nach einige Jahre mit dem Apostel Johannes aufgehalten, bis sie im Jahr 48 mit ihm zum Apostelkonzil nach Jerusalem aufbricht und dort vermutlich auf dem Zionberg „entschläft“. Ihr wegen der Aufnahme in den Himmel „mit Leib und Seele“ leeres Grab im Kidrontal wird nach der Überlieferung vom „ungläubigen“ Apostel Thomas zuerst als solches entdeckt. Als Beweis für dieses übernatürliche Geschehen kann auch gelten, dass es nie eine Verehrung von Leibreliquien der Gottesmutter gegeben hat.

Besonderes Interesse verdienen Hesemanns Thesen zur Zeitangabe der heilsgeschichtlichen Ereignisse. Sie können hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden, sind aber nach Ansicht des Rezensenten plausibel und verdienen vielleicht noch eine eigene Darlegung. Die Geburt Jesu war danach im März des Jahres 5 v. Chr., sein Tod und seine Auferstehung im April des Jah-res 30 n. Chr. heutiger Zeitrechnung.

Im Anhang des Buches findet sich noch einmal eine Zeittafel und ein Verzeichnis der benutzten Quellen und Literatur. Nur 20 Fußnoten erleichtern die Lektüre des beeindruckenden Sachbuches über die Mutter des Herrn. Es hat die Anlage, wirklich zu einem populärwissenschaftlichen Klassiker zu werden und wird hoffentlich auch in der akademischen Zunft Beachtung finden. Ohne bewusst „Mariologie“ anzustreben, leistet es diese doch in einer sehr lebhaften und überzeugenden Weise. Hesemann gelingt in der Behandlung des Marienlebens für das 21. Jahrhundert Analoges wie dem Jesuiten Paul Gächter mit seinem Buch „Maria im Erdenleben“ (Innsbruck 1953; Neufassung unter dem Titel „Marjam, die Mutter Jesu“, Einsiedeln 1981) im 20. Jahrhundert. Die oft ungewöhnlichen Beobachtungen sind lauter Anregungen zum Gebet und zum Staunen.

Der Neutestamentler Klaus Berger zitierte in seinem Buch „Im Anfang war Johannes“ (Stuttgart 1997) als Schlussbemerkung den Politikwissenschaftler und Philosophen Eric Voegelin: „Der einzige Inhalt des Evangeliums ist nicht eine Lehre, sondern das Ereignis, dass Gott in Jesus präsent war.“ Ereignisse hinterlassen konkrete Spuren. Michael Hesemann können wir dankbar sein, dass er so viele aus verschiedenen Perspektiven immer wieder freilegt und deutet. So kann das Gottes-Ereignis der Vergangenheit auch in Gegenwart und Zukunft neu präsent werden und zu mehr Glauben und Nachfolge hinführen.

Dr. theol. Stefan Hartmann ist Pfarrer in Oberhaid/Diözese Bamberg


Michael Hesemann, Maria von Nazareth. Geschichte, Archäologie, Legenden
Augsburg, Sankt Ulrich Verlag 2011,
gebundene Ausgabe, 303 Seiten
EUR 23,00


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