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Die Bloggerwelt setzt auf den Tragsessel

8. Jänner 2010 in Weltkirche, 4 Lesermeinungen
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Sicherheitsabstand für den Papst: Die Attacke auf Benedikt XVI. regt die Internet-Diskussion über die Rückkehr der Sedia Gestatoria an - Von Ulrich Nersinger / Die Tagespost


Rom (kath.net/DieTagespost)
Die katholische Blogger-Welt diskutiert es seit Monaten: eine mögliche, oder vielmehr erhoffte Wiedereinführung des päpstlichen Tragstuhls, der „sedia gestatoria“. Und auch im italienischen Blätterwald rauschte es, das Thema schien die Redakteure zu faszinieren. Sogar die Tagesausgabe des „Osservatore Romano“ griff es auf und interviewte einen der ehemaligen Träger der Sedia. Der Zwischenfall, der sich am Heiligabend 2009 beim Einzug des Papstes in Sankt Peter ereignete, gibt nun der Diskussion neue Nahrung – „Bring back the Sedia Gestatoria!“, fordert ein englischsprachiger Blogger.

Im antiken Rom waren „lecticae“, komfortable Tragliegen, in Gebrauch und äußerst beliebt. Von den führenden Männern des Römischen Reiches wurden sie nach Auskunft von Cicero in Nachahmung der Sitten orientalischer Herrscher genutzt. Vor allem Cäsar bediente sich der Lectica. Die Verwendung eines Tragsessels durch Augustus und Tiberius ist historisch belegt, wenn auch Cassius Dio die eigentliche Einführung Kaiser Claudius zuschreibt. Der Ursprung eines päpstlichen Tragstuhls lässt sich bis ins fünfte Jahrhundert zurückverfolgen. Bischof Ennodius von Padua (473–521) spricht von einer „gestatoria sella apostolica“, der sich die Päpste „seit langem“ in der Ewigen Stadt bedienten.

Die Sedia Gestatoria, die auf den Schultern von zwölf, bisweilen auch sechzehn Männern, den Sediari, ruhte, gehörte zum festgeschriebenen Zeremoniell am Päpstlichen Hof. In der Neuzeit wurde der Tragsessel verwendet, wenn der Papst feierlich zum Gottesdienst zog. Zu den Audienzen in den Sälen des Apostolischen Palastes und der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo nahm man häufig eine kleinere Sedia; sie erforderte nur acht Träger. Seit dem Mittelalter bilden die Sediari ein eigenes Kollegium. Die Sesselträger des Papstes kamen zumeist aus den Stadtvierteln, die sich eng an St. Peter schmiegen. Vielfach ging das Amt eines Sediario vom Vater auf den Sohn über. Ihr Dienst in unmittelbarer Nähe zum Oberhaupt der Christenheit machte sie zu „familiares Papae“ (Hausgenossen des Papstes).


Während des Zweiten Vatikanischen Konzils begann Paul VI. (1963–1978), den Gebrauch der Sedia Gestatoria einzuschränken, bis er dann fast ganz auf den Tragsessel verzichtete. Zum Ende seines Pontifikats musste der von Arthrose geplagte und vom Alter gezeichnete Papst jedoch wieder auf die Sedia zurückgreifen. Johannes Paul I. (1978) nahm nur zögerlich die Dienste der Sediari in Anspruch. Dreimal verwendete er den Tragsessel für Generalaudienzen, ein viertes Mal benutzte er ihn, als er feierlich von seiner Bischofskirche, der Lateranbasilika, Besitz ergriff.

Johannes Paul II. (1978–2005) stand der Sedia Gestatoria von Anfang an ablehnend gegenüber. Aber auch aufgrund seiner beeindruckenden sportlichen Kondition verzichtete er auf das traditionelle Fortbewegungsmittel der Päpste. Als es in späteren Jahren für Johannes Paul II. immer schwieriger wurde, größere Wegstrecken zu bewältigen, schuf man ein mobiles Podest, auf dem der Papst stehen konnte. Eine in Hüfthöhe angebrachte Querstange erlaubte es ihm, sich mit den Händen festzuhalten. Die Aufgabe, das Gefährt zu lenken, oblag zwei Sediari. Erst nach seinem Ableben durften die Sediari den Papst auf ihren Schultern tragen – dieses berührende Bild ist noch heute vielen im Gedächtnis. Obschon die Sediari seit 1978 ihren ursprünglichen Dienst nicht mehr ausübten, beließen die Päpste sie weiterhin im Amt. Sie leisten bis zum heutigen Tag Dienste im Apostolischen Palast, geleiten Staatsgäste und Botschafter in einem feierlichen Ehrenzug zur Audienz und stehen bei den verschiedensten Zeremonien dem Papst hilfreich zur Seite. Im einer Begegnung mit den Sediari sagte Benedikt XVI.: „Eure Arbeit fügt sich in einen Kontext ein, in dem alles zu allen Menschen konsequent von der Kirche Christi sprechen und diesen nachahmen muss, denn er ,ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele‘ (Mk 10, 45). Auf diesem Hintergrund muss man die Reformen betrachten, die meine verehrten Vorgänger in jüngerer Zeit durchgeführt haben, insbesondere Papst Paul VI., dem die Aufgabe zufiel, die neuen Forderungen, die das Konzil erhoben hatte, in die Tat umzusetzen. Das Zeremoniell ist vereinfacht worden, um es zu größerer Nüchternheit und Schlichtheit zurückzuführen, die der christlichen Botschaft und den Anforderungen der Zeit besser entsprechen.“

Triumphalismus?

Die Äußerungen des Papstes verdeutlichen, dass einer Wiedereinführung der Sedia Gestatoria große Vorbehalte entgegenstehen könnten. Zu sehr haftet dem päpstlichen Tragstuhl der Vorwurf des Triumphalismus an. Dass dies nicht sein muss, bezeugen Bilder aus den letzten Pontifikatsjahren des Montini-Papstes und der kurzen Regierungszeit Johannes Pauls I. Ob der Gebrauch des Tragsessels den Papst vor Übergriffen schützen kann, mag dahingestellt bleiben. Im Laufe der Jahrhunderte kam es des öfteren zu Situationen, die für Sediari und Papst eine Bedrohung darstellten. Selbst die jüngste Vergangenheit blieb davor nicht verschont. Nur knapp entging Paul VI. bei einer Audienz in Castel Gandolfo einem verheerenden Sturz. Unter dem Druck der Menge war die Absperrung geborsten, und ein Balken schlug mit aller Gewalt gegen die Beine eines Sediari. Trotz ungeheurer Schmerzen gelang dem Sediario, den Tragsessel solange im Gleichgewicht zu halten, bis Hilfe nahte. Paul VI. bemühte sich immer wieder beim Vorbeizug an den Gläubigen, die sich ihm entgegenstreckenden Hände kurz zu berühren. Die gutgemeinte Geste verlief nicht immer ohne Blessuren. Als einmal der Tragsessel nach einer Generalaudienz zu Boden gesetzt worden war, zeigte der Papst einem der Sediari einen blutenden Finger, dessen Nagel tief eingerissen war: „Ferite di guerra“ (Kriegsverletzungen), scherzte der Papst.

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