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Mit den Augen des Glaubens sehen

25. März 2017 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Predigt zum 4. Fastensonntag A von Josef Spindelböck.


St. Pölten (kath.net/ stjosef.at)
L1: 1 Sam 16,1b.6–7.10–13b; L2: Eph 5,8–14; Ev: Joh 9,1–41

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Das Augenlicht ist eine kostbare Gabe Gottes. Wer in seiner Sehfähigkeit beeinträchtigt ist oder sie gar verloren hat, der weiß, dass ihm etwas Wesentliches fehlt: nämlich die Fähigkeit, die Umgebung mit den Augen wahrzunehmen und so in unmittelbaren Kontakt mit der Wirklichkeit zu treten.

Jesus heilte einen Mann, der seit seiner Geburt blind gewesen war. Dieser Mann wusste gar nicht aus eigener Erfahrung, was es heißt zu sehen. Und doch ging ihm Wesentliches ab; er war in seiner Kontaktfähigkeit und in seiner Selbständigkeit massiv eingeschränkt.

Am Sabbat, also am heiligen Tag der Juden, schenkt Jesus diesem Menschen das Augenlicht wieder. Anstatt sich zu freuen, empören sich die Gesetzeslehrer. Wie kann dieser Mann namens Jesus von Gott gesandt sein, wenn er – wie sie meinen – den Sabbat nicht heilighält? Freilich ist dies alles nur ein Vorwand, um Jesus anzuklagen. Denn indem man ein gutes Werk tut, kann man den Sabbat nicht entheiligen. Im Gegenteil: Jesus erweist Gott seinem Vater die größte Ehre eben dadurch, dass er sich diesem blinden Menschen zuwendet und ihm die Fähigkeit zu sehen schenkt.


Dem ehemals blinden jungen Mann wird aber nicht nur die Fähigkeit geschenkt, mit den leiblichen Augen zu sehen. Er lernt durch diese besondere Erfahrung der Zuwendung Jesu auch, mit den Augen des Glaubens zu sehen. Und so erkennt er in Jesus den verheißenen Messias. Er legt Zeugnis für Jesus ab, den er als Propheten und als einen von Gott gesandten Menschen bezeichnet. Jesus offenbart sich ihm schließlich als Menschensohn: Dies ist ein hoheitlicher Titel, der die geheimnisvolle Würde des Sohnes Gottes kundtut, der als Mensch unter den Menschen wandelte und uns das Reich Gottes offenbarte.

Jesus heilt den Blindgeborenen und bestätigt diesen Menschen in seiner gottgegebenen Würde. Auf diese Weise hat der nunmehr sehende junge Mann die Möglichkeit, uneingeschränkt teilzunehmen am gesellschaftlichen Leben. Doch dem ehemals Blinden wird noch Größeres geschenkt: Er hat zum Glauben an Jesus gefunden, und so empfängt er das Heil, das von Gott kommt. Das ist das eigentlich Bedeutsame, denn dies hat Wert für die Ewigkeit.

Schlimm wäre es, wenn wir die Fähigkeit des inneren Sehens verloren hätten! Denn die Pharisäer meinten zwar, sie würden „sehen“, doch in Wirklichkeit erlagen sie einer furchtbaren Täuschung. In ihrer Verblendung erkannten sie die Wirklichkeit Gottes nicht richtig, und so lehnten sie Jesus ab! Weil sie aber in selbstgerechter Weise meinten: „wir sehen ja“, konnte ihre Sünde solange keine Vergebung finden, als sie sich nicht bekehren wollten. Denn die Ursache ihrer Verblendung lag in der Abkehr ihres Willens von Gott, dem höchsten Gut!

In der Heiligen Taufe wurden wir befreit von der Finsternis der Sünde und des Todes. Wir sind durch den Heiligen Geist erleuchtet worden, sodass wir an den dreifaltigen Gott glauben können. Danken wir Gott dem Herrn dafür, dass wir durch seine Gnade „sehen“ dürfen, und bitten wir den Herrn darum, dass er uns einst zur ewigen Anschauung seiner Herrlichkeit im Himmel führen möge! Amen.


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