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Norbert Lammert und der Heilige Geist

18. November 2012 in Kommentar, 23 Lesermeinungen
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Eine Replik auf die Aussagen des Bundestagspräsidenten bei der Eugen-Biser-Preis-Verleihung von Michael Schneider-Flagmeyer.


Berlin (kath.net/blog.forum-deutscher-katholiken.de) Bundestagspräsident Norbert Lammert hat am 10. November 2012 den Eugen-Biser-Preis aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Eugen-Biser-Stiftung erhalten. Das nahm Professor Lammert erneut zum Anlass, seine Ungeduld in Sachen Einheit der Christen zum Ausdruck zu bringen, wie KNA und „Die Tagespost“ berichten.

Seine Ungeduld ist menschlich verständlich und wird von vielen Christen aus allen Konfessionen geteilt. Nach seiner Ansicht geht „die Sorge um die Einheit der Christen jeden an“. Seiner Feststellung, die Einheit der Christen müsse eine Sorge der ganzen Kirche sein, der Bischöfe und der Laien, kann man nur zustimmen. Ähnliches ist vom obersten Lehramt und den Bischöfen auch zu hören.

Nicht verständlich ist allerdings die Beharrlichkeit, mit der Lammert die geschichtlichen und noch immer wirksamen Ursachen der Trennung vor allem durch die Reformation ignoriert sowie die offensichtliche Gleichgültigkeit den Glaubensinhalten seiner (unserer) Kirche gegenüber.

Er prägt einen völlig richtigen Satz. „Die Begabung, an Zweit- und Drittrangigem festzuhalten, führt dazu, das Wesentliche aus dem Auge zu verlieren.“ In der Tat. Nur, was ist für Norbert Lammert das Wesentliche?

Er ist zwar fest davon überzeugt, dass die Einheit erfolgen würde, weil er den Heiligen Geist für stärker halte als die Theologie. Er befürchtet jedoch, dass das später der Fall sein würde als eigentlich möglich.

Eine Bemerkung, die es verdient festgehalten zu werden, ist, dass Lammert den Heiligen Geist nicht in der Theologie, sondern hoch über ihr sieht. Man ist versucht, ihm zumindest was die Mehrheit der deutschen Theologie angeht, beizupflichten. Trotzdem erweckt er seit Jahren den Eindruck, dass er dem Heiligen Geist auf die Sprünge helfen will. Aber der Heilige Geist lässt sich nun auch von Norbert Lammert nicht die Richtung vorgeben.

Oder ist der Heilige Geist mehr in seinem ungeduldigen, die Unterschiede in Glaubensdingen zwischen den Konfessionen nicht wahrnehmen wollenden Drängen, als in der Leitung der Weltkirche, die beim Papst und den mit ihm verbundenen Bischöfen liegt? Niemals werden gläubige Katholiken aus der sakramentalen Fülle ihrer Kirche in den protestantischen sakramentalen Mangel in Hülle treten.

Auch ignoriert Lammert, dass immer deutlicher wird, dass gerade hier in Deutschland der Protestantismus tief gespalten ist und die Leitung der EKD und die katholische Kirche in entscheidenden bioethischen und moralischen Fragen auseinanderdriften, wie gerade in einer Erklärung von Bischof Algermissen aus Fulda deutlich wurde.


Ökumene mit der Brechstange wird nie funktionieren. Die Brechstange zerschlägt, aber vereinigt nicht. Sie ist kein Instrument des Heiligen Geistes. „Es ist die Geduld die Vollendung der Liebe“, sagt der Kirchenvater Ambrosius. Die Geduld ist ein Zeichen der göttlichen Liebe und damit des Heiligen Geistes. Nur sie kann die Ökumene schaffen und nicht die geistige Brechstange des Norbert Lammert. Diese ist nicht nur ein Zeichen der Ungeduld, sondern auch ein Zeichen des Misstrauens dem Geist Gottes gegenüber, das die Schlange beim Sündenfall den Ureltern ins Herz gelegt hat.

Nach dem Aufbruch und der Öffnung der Kirche zur Welt in den Jahren des Konzils, habe sich nun statt Aufbruch und Erneuerung Stagnation und Angststarre breit gemacht, sagt Lammert. Nie sei die Indentifikation der Gläubigen mit ihrer Kirche größer gewesen als in den Konzilsjahren.

Das stimmt so nicht. Die größte Identifikation mit der Kirche vor allem in Deutschland war statistisch gesehen in den fünfziger Jahren, also vor dem Konzil. Das lässt sich belegen, weil der einzige objektive Gradmesser dafür der Kirchenbesuch ist.

Es sind die pausenlos vorgetragenen Lamenti derer, die eine andere Kirche wollen, weil sie – vielleicht ohne eigene Schuld – gar nicht mehr wissen, wo sie sind und was der katholische Glaube beinhaltet.

Aus den Worten Lammerts spricht der Politiker, der nicht mehr über den eigenen Tellerrand hinausschauen kann und sich von der Wirklichkeit der Menschen weit entfernt. Das hat er mit zahllosen Politikern, Amtsträgern wie Parlamentariern in Europa gemeinsam. Lammert sieht nur die deutsche Teilkirche (zwei Prozent der Weltkirche) und offensichtlich hier nur noch das erstarrte kirchliche Verbands- und Gremienwesen und den bedrückenden bürokratischen Kirchenapparat.

Die lebendige, junge Kirche der geistlichen Bewegungen, die der Heilige Geist wie ein winziges Samenkorn in die deutsche Kirchenerde gelegt hat, sieht er nicht. Aber dieses Samenkorn wächst zu einem großen Baum.

Als Politiker ist Präsident Lammert Mehrheiten verpflichtet, die er auch für seine Politik suchen muss. Aber wirkt auch der nach Lammert so hoch über der Theologie stehende Heilige Geist in dieser Politik, die auf Mehrheiten schielt, statt sich an der Wahrheit Christi auszurichten?

Weiter klagt Lammert darüber, dass das Engagement der Laien eingeschränkt würde. Differenzierung ist hier nicht seine Stärke. Er verwechselt das Engagement der Laien, wie es in der dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“ des II. Vaticanums festgelegt wurde, mit der so genannten „Teilhabe an der Macht“.

Die Laien sollen die Welt heiligen, heißt es in Lumen Gentium. So wie es Mutter Theresa und zahllose andere taten und tun. Ihre Macht ist die höchste Macht, die ein Mensch erringen kann, nämlich die „Macht, ein Kind Gottes zu sein“, die denen gegeben wird, die Christus in ihr Herz einlassen und in Ihm und mit Ihm leben (siehe Prolog zum Johannes-Evangelium).

Wenn Prof. Lammert von der „riesigen Zahl der engagierten Frauen spricht, die von der Kirche nicht gewollt würden“, dann ignoriert er völlig das kirchliche Leben auch hier in Deutschland. Sein Blick als Politiker richtet sich vornehmlich auf die Frauen, die lauthals und medienwirksam nach der „Teilhabe an der Macht“ rufen, während hunderttausende Frauen aus Liebe zu Christus, seiner Kirche und den Menschen täglich in den Gemeinden wirken und so die Forderung des Konzils nach Heiligung der Welt erfüllen.

Prof. Lammert hat wohl mehr seine Kollegen aus den Unionsparteien und anderen Parteien im Zentralkomitee Deutscher Katholiken, zu dem die Mehrheit der Gläubigen kaum Bezug hat, im Auge als das Volk Gottes. Denn nur so lässt sich seine erstaunliche Feststellung verstehen: man müsse den Eindruck haben, „die Integration der Piusbrüder sei wichtiger als die Integration von Donum Vitae, jenem Verein von Katholiken, der weiterhin innerhalb des staatlichen Konfliktberatungssystems für schwangere Frauen in Not tätig ist.“ Das ist nun wirklich eine ungewöhnlich schlichte, undifferenzierte und polemische Äußerung für einen Professor der Politologie und Soziologie, der dazu noch eines der höchsten Staatsämter bekleidet.

Hier stellt sich Prof. Lammert entschieden gegen die deutschen Bischöfe, die nach der Entscheidung des Papstes nicht nur aus der staatlichen Konfliktberatung ausgestiegen sind, sondern auch dem aus dem ZDK hervorgegangenen Verein Donum Vitae die Anerkennung als katholische Konfliktsberatungsinstanz verweigern.

Kein geringerer als Kardinal Lehmann, der für den Verbleib in der staatlichen Beratung gekämpft hatte, hat auf eine Frage eines Fernsehreporters geantwortet: „Wenn ich mich dem Papst widersetze, bin ich kein katholischer Bischof mehr.“

Prof. Lammert muss sich also fragen, ob er noch Katholik ist und sein will, wenn er sich gegen den Papst und die Bischöfe stellt. Ob seine Haltung wohl vom Heiligen Geist inspiriert ist?
Die Kirche ist da, wo Petrus ist (Hl. Ambrosius) und nicht da, wo Norbert Lammert ist.

Wenn Prof. Lammert sagt, die Kirche müsse sich ständig erneuern, hat er recht. Sie muss sich erneuern im Sinne des hl. Paulus im Römerbrief, d. h. sie muss sich durch ein neues Denken erneuern, das ganz auf Christus und sein Evangelium ausgerichtet ist, das der Herr Petrus und seinen Aposteln anvertraut hat, die die Schwestern und Brüder darin stärken sollen. Sie darf sich nicht erneuern im Sinne der Lammert´schen Kirchenpolitik, sonst versinkt sie im Zeitgeist.

Er habe den Eindruck „einer großen verschenkten Zeit“, sagt Lammert.
Als Staatsbürger und Wähler kann man nur begrüßen, wenn der Präsident des Deutschen Bundestags seine Zeit mehr der Politik und dem Parlament schenken würde, statt dem Papst und den deutschen Bischöfen ständig die seit Jahrzehnten gebetsmühlenartig wiederholten Dauerbrenner der so genannten Kirchenkritik vorzuhalten.

Dieses Verhalten eines der höchsten Repräsentanten unseres Staates wird auch nicht durch die Verleihung eines oder mehrerer honoriger Preise gerechtfertigt.
Im Reich Gottes zählen keine Mehrheiten oder politischer Glanz, auch nicht wenn er bejubelt wird, sondern allein die Heiligkeit.

Wir stehen im „Jahr des Glaubens“, das uns an unsere Bestimmung als Jünger Jesu erinnert und daran, dass wir Seine Zeugen bis an die Grenzen der Erde sein sollen und den Menschen durch unser Wort und unser Leben bezeugen, dass Christus lebt und in unserem Leben Großes getan hat und noch tut.

Dr. Michael Schneider-Flagmeyer ist Gründungsmitglied des Forums Deutscher Katholiken sowie Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft katholischer Laien und Priester in der Diözese Trier e.V


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