Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholische Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  3. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  4. Der Traum vom gemeinsamen Ostern – Chancen und Probleme
  5. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  6. Vatikan führt neue Umweltschutz-Messe ein
  7. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  8. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  9. Vatikanstaat will bis 2030 komplett auf Elektroautos umsteigen
  10. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  11. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  12. Fällt die CDU erneut um?
  13. Deutsches Bildungs- und Familienministerium schafft Gender-Sternchen und großes Binnen-I ab!
  14. Immer wenn es wärmer wird und Sommer ist, dann sind die 'apokalyptischen Klimareiter' ganz nahe
  15. Minus in der Papstkasse trotz gestiegener Spenden

Syrischer Patriarch übt heftige Kritik am Westen

15. Juni 2011 in Weltkirche, 10 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Patriarch Gregorios III. Laham in "Radio Vatikan"-Interview: "Was über Syrien berichtet wird ist eine übertriebene Sache"


Rom (kath.net/KAP) Kritik an der Medienberichterstattung und an der kritischen Einschätzung internationaler Organisationen zur Lage in Syrien hat der syrische Patriarch Gregorios III. Laham geübt. Entgegen anderslautender Berichte brenne es in Syrien "nur in einigen bestimmten Gebieten", außerdem schreite die Armee nicht etwa gegen Zivilisten ein, sondern verteidige die Polizei gegen Aufständische, sagte der melkitisch-katholische Patriarch von Antiochien in einem "Radio Vatikan"-Interview. Sein Fazit: Was über Syrien berichtet werde, sei "eine übertriebene Sache, die von Europa ausgeht". Mehr noch: Was in Syrien geschehe, sei "keine echte Revolution".

Scharf auch die Kritik des Patriarchen an den Einschätzungen internationaler Organisationen, die dem syrischen Regime unter Präsident Baschar al-Assad die Legitimität absprächen. Laham: "Wer hat ein Recht dazu? Niemand, weder Nato noch UNO! Wir sind ein freies Land, keine Sklaven, wir können unsere Probleme selbst lösen!"

Zweifellos dürfe man die syrische Regierung "ermahnen und mehr Freiheit fordern, mehr Gerechtigkeit und Entwicklung der Wirtschaft, auch Reformen" - zugleich müsse man jedoch sehen, dass sich in Syrien in den vergangenen Jahren bereits vieles bewegt habe: "Es gibt nur eine Partei, das stimmt allerdings; aber wir haben Wasser, Licht, Wirtschaft, neue Universitäten und Schulen - und wir Christen haben Freiheit."


Um eben diese Freiheit fürchtet der Patriarch, wenn er weiters unterstreicht, dass er das Zusammenleben von Christen und Muslimen in Syrien "in Gefahr" sieht. Derzeit werde versucht, "einen Krieg zwischen den Religionsgemeinschaften zu provozieren", diesem müsse unbedingt widersprochen werden, so der Patriarch.

Umsturz führt zu Verschlechterung

Der Salzburger Kirchenhistoriker und Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler erläuterte am Mittwoch im "Kathpress"-Gespräch die Äußerungen des melkitischen Patriarchen. Die Situation für die Christen in Syrien sei extrem schwierig. Auch wenn es sich in Syrien nach westlichen Maßstäben um eine Diktatur handle, gehe es den Christen im Vergleich zu anderen Staaten im Nahen Osten nicht schlecht. Jeder Umsturz könne nur zu einer Verschlechterung führen. Was der Patriarch für die melkitische Kirche ausgesprochen habe, gelte letztlich für alle Christen im Land.

Patriarch Gregorios habe bisher gute Beziehungen zu Assad gepflegt, so Winkler, der darauf hinwies, dass der Patriarch in seinem Interview durchaus auch die Forderung nach Reformen aufgestellt habe.

Sunniten wie auch Schiiten hätten kein Staatsmodell, in dem es wirkliche Religionsfreiheit gibt. Man würde bei einem Machtwechsel wohl auf Modelle aus osmanischer Zeit ("Millet-System") zurückgreifen und Christen zu "Schutzbefohlenen" erklären. Ein solches Modell werde sogar von "fortschrittlichen" muslimischen Denkern als positiv bewertet, so Winkler. Letztlich würde das aber bedeuten, dass Christen wieder Bürger zweiter Klasse wären.

Die Christen wollten hingegen Religionsfreiheit in einem demokratischen Staat und gleiche Bürgerrechte für alle, "und sie haben das Gefühl, dass ihre Rechte unter dem Assad-Regime noch besser gewährleistet sind als in einem islamisch geprägten Staat". Zudem, so Winkler, würden die Christen in Syrien auch keine Strategie im Ärmel haben, wie sie mit dem politischen Wechsel umgehen sollten.

Zugleich zeigte sich der Salzburger Ostkirchenexperte vom syrischen Präsidenten Baschar al-Assad enttäuscht. Viele Beobachter hätten bei seinem Regierungsantritt 2000 gehofft, dass spürbare Reformen eingeleitet werden. Viel sei davon nicht zu bemerken, allerdings lasse sich von außen auch nicht beurteilen, inwieweit Spannungen innerhalb der herrschenden Schicht oder auch der Einfluss des Iran das politische Geschehen in Syrien mitbestimmten.

Islam nicht Staatsreligion

Anders als in den meisten Ländern mit islamischer Mehrheit - drei Viertel der 17 Millionen Syrer sind Sunniten - ist der Islam in Syrien nicht Staatsreligion. Die arabisch-nationalistische Baath-Partei, die das Land seit 1963 regiert, steht offiziell für einen säkularen Kurs und stützt sich dabei geschickt auf die Vielfalt der übrigen Konfessionen und Religionen. Schließlich gehören der Assad-Clan sowie die Spitzen aus Partei, Geheimdiensten und Armee selbst zur Minderheit der Alawiten oder Nusairier, die etwa 12 Prozent der Bevölkerung stellen.

Nur mit Mühe kann dieser schiitische Ableger, der Muhammads Vetter Ali als göttlich verehrt, überhaupt als islamisch gelten; dafür jedoch als religiös tolerant gegenüber anderen Splittergruppen wie den Drusen, Ismailiten, und auch gegenüber den wenigen Juden, die im Land geblieben sind. Voraussetzung ist indes, dass alle Gemeinschaften auf politische Botschaften gegen die Herrschenden verzichten.

Am meisten dürften die syrischen Christen vom religiösen Laissez-faire der Machthaber profitiert haben. Konzentriert auf die Gegenden von Damaskus, Aleppo und Homs machen sie rund ein Zehntel der Bevölkerung aus. Viele Christen sind zwar in den Westen ausgewandert, vor allem in die USA. Dies jedoch nicht aus Angst vor religiöser Diskriminierung, sondern in der Hoffnung auf bessere berufliche Entfaltung - im Schnitt sind sie besser ausgebildet und gehören häufiger zur schmalen syrischen Mittelschicht.

Copyright 2011 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich. Alle Rechte vorbehalten.

Foto: © wikimedia commons Sciarinen


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Syrien

  1. Massaker in Syrien: Dramatischer Appell der Kirchenführer
  2. Vatikan fordert wichtige Rolle für Christen in Syrien
  3. Syriens neuer Machthaber äußert Hochachtung für Papst Franziskus
  4. Syrien: Neuer Machthaber macht Christen Zusicherungen
  5. Neuer Bischof von Aleppo ernannt - 2014 von Milizen entführt
  6. Syrien: „Eine knappe Minute war schlimmer als 12 Jahre Krieg“
  7. Syrien: Bedrängte Weihnachten in der Islamisten-Hochburg Idlib
  8. Syrien: Erster christlicher Gottesdienst in Idlib seit 10 Jahren
  9. Libanon und Syrien: „Die Menschen versuchen, mit einem US-Dollar pro Tag zu überleben“
  10. Zehn Jahre Syrienkonflikt: „Kirche in Not“ fordert Erleichterungen für humanitäre Hilfen






Top-15

meist-gelesen

  1. Basiert 'Traditionis Custodes' von Franziskus auf einer Lüge?
  2. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholische Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  3. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  4. Anselmianum distanziert sich vom Hauptautor von ‚Traditionis Custodes‘
  5. Vatikan reagiert auf 'Alte Messe'-Skandal von Franziskus
  6. Kardinal Zen: Jesus Christus „hat uns Papst Leo XIV. geschenkt, der den Sturm beruhigen kann“
  7. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  8. Deutsches Bildungs- und Familienministerium schafft Gender-Sternchen und großes Binnen-I ab!
  9. Kard. Ambongo: Widerstand gegen Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare keine "afrikanische Ausnahme"
  10. Präfekt Fernandez behauptete offenbar: Fiducia supplicans „wird bleiben“
  11. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  12. Allgemeine Ratlosigkeit
  13. Einheit ist kein Konsens, sie ist Kreuz. Petrus und Paulus, Säulen und Wegweiser der Kirche
  14. Sogar die publizistische 'Links-Plattform' der DBK hat genug vom 'Alte Messe'-Bashing von Franziskus
  15. Fällt die CDU erneut um?

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz