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Ein Atheist im Wiener Dommuseum

12. März 2008 in Österreich, keine Lesermeinung
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Das Wiener Dommuseum zeigt Sonderausstellung "Religion, Fleisch und Macht" über das Religiöse im Werk von Alfred Hrdlicka - Dieser provozierte jahrelang auch die Kirche und meint jetzt: "Christliche Kunst hat größten Einfluss auf mein Schaffen"


Wien (kath.net/PEW/red)
Nichts hat einen größeren Einfluss auf sein eigenes Schaffen gehabt als die christliche Kunst: Das meinte der Wiener Bildhauer Alfred Hrdlicka am Dienstag bei einer Presseführung durch die neue Ausstellung seiner Werke im Wiener Dommuseum. Von 12. März bis 10. Mai 2008 zeigt das Museum am Stephansplatz anlässlich des 80. Geburtstages von Hrdlicka die Sonderausstellung "Religion, Fleisch und Macht" über das "Religiöse" im Werk von Alfred Hrdlicka. Er freue sich sehr über diese Ausstellung im kirchlichen Rahmen, die zudem die größte jemals zu dieser Thematik gezeigte sei, so Hrdlicka.

Die in Zusammenarbeit mit der Galerie Ernst Hilger zusammengestellte Schau umfasst 33 Radierungen aus den Zyklen "Themenkreis Bibel" (1959-1961), "Samson" (1959-1963), "In Gottes Namen" (1983), "Pasolini" (1983), "Wiedertäufer" (1984/85), "Hommage a Zurbaran" (1986) "Glaubenskriege" (1997) und "Golgatha" (1997/98), weiters zehn Zeichnungen in Mischtechnik und fünf Skulpturen - darunter eine Bronzeplastik des ebenso berühmten wie umstrittenen "Gekreuzigten" aus dem Jahr 1959 und eine Darstellung des italienischen Filmregisseurs Pier Paolo Pasolini als Dornengekröntem.

Sein Respekt für den Stellenwert der Religion in der Gesellschaft sei durchaus vereinbar mit der Tatsache, dass er sich selbst immer als Atheisten gesehen habe, der aber "weder bekehren noch selbst bekehrt werden will", wie Hrdlicka sagte. Der Ursprung seines über Jahrzehnte wachen Interesses an religiösen Themenstellungen liege in seiner ersten bewussten Lektüre der Bibel kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals habe ihm eine Freundin die Heilige Schrift vor die Tür gelegt, habe angeläutet und sei dann weggelaufen. Tagelanges fasziniertes Lesen eines Buches, das "spannend wie ein Krimi und literarisch unerreicht" sei, war die Folge, erzählte Hrdlicka. Diese intensive Beschäftigung habe zwar nicht zur "Bekehrung" geführt, wohl aber zur "Besessenheit" von der Bibel. Er habe im Lauf seines Lebens auch viel Marxistisches gelesen, aber verglichen mit der Bibel seien ihm die ökonomischen Lehren eines Marx "wurscht", wie Hrdlicka, der aus einem Wiener kommunistischen Elternhaus stammt, wörtlich sagte.

Der Zyklus "Plötzenseer Totentanz" von 1970 für ein evangelisches Westberliner Gemeindezentrum sei seine erste kirchliche Auftragsarbeit gewesen. Für heftige Debatten auch mit kirchlichen Autoritäten habe der "Gekreuzigte" gesorgt, wo Hrdlicka Christus als Torso - nackt und ausgesetzt - darstellt. Man habe Christus "nicht so geschunden sehen wollen", aber Jesus "als jüdischer Renegat" sei tatsächlich geschunden worden - durch die grausamste Todesstrafe der Antike, beharrte Hrdlicka. Der Jesuit und Kunstförderer Friedhelm Mennekes habe die Skulptur einst in seiner Frankfurter Gemeinde gezeigt und dafür Kritik von hohen kirchlichen Autoritäten geerntet.

Seine persönlichen Kontakte mit kirchlichen Verantwortungsträgern seien aber überwiegend positiv, erinnerte sich Hrdlicka an respektvolle Gespräche etwa mit Kardinal Franz König. Auch Kardinal Christoph Schönborn habe ihm zum 80. Geburtstag Glückwünsche und würdigende Worte für das Menschenbild in seinem Schaffen übermittelt, erzählte der Künstler. Mit Bischof Kurt Krenn habe er ebenfalls lebhaft diskutiert; der frühere St. Pöltner Bischof habe ihm dabei auf den Kopf hin zugesagt, dass er - Hrdlicka - "eigentlich ein Gläubiger" sei. Und wenn jemand sage, wer eine solch religiöse Kunst mache wie er, könne eigentlich kein Atheist sein, "stimmt das schon irgendwie", so der Künstler.

Dommuseumsdirektor Bernhard Böhler unterstrich, er wolle mit der Hrdlicka-Ausstellung "den größten österreichischen Bildhauer der Gegenwart" ehren, aber auch Diskussionen über das Verhältnis zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst fördern. Er hoffe, dass auch viele "einfache Kirchenbeitragszahler" die Ausstellung besuchen und offen und konstruktiv ihre Meinung äußern. Hrdlickas Galerist Ernst Hilger wies darauf hin, dass Kunst und Religion untrennbar miteinander verbunden seien. Religiöse Bedürfnisse gingen Hand in Hand mit dem Wunsch, sich kreativ auszudrücken - dies zeige sich auch im Werk Alfred Hrdlickas. Dieser thematisiere die Ambivalenz, die religiösem Glauben innewohne, die Möglichkeit des Umschlagens von Gutem in Böses, das Pendeln zwischen Zärtlichem und Gewaltsamem.

Diskussion im Forum: Ein Atheist im Dommuseum



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