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Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“

vor 3 Stunden in Weltkirche, 1 Lesermeinung
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„Mancherorts gibt es Laiengruppen, die ihren Stil und ihre Ansichten allen anderen Laien aufzwingen wollen… Dabei ignorieren sie die Tatsache, dass es viele andere Laien gibt, die ihre Vorlieben und Ansichten nicht teilen.“ Von Petra Lorleberg


Vatikan (kath.net/pl) Den 192 neuen Bischöfen, die im September im Vatikan zum Ausbildungskurz zusammengekommen waren, hatte Kardinal Victor Manuel Fernández, der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, ein differenziertes, lesenswertes Referat zum Thema Synodalität gehalten. 

Da der Text den im Mai zum Papst gewählten Leo XIV. nur am Anfang erwähnt, dann aber ausführlich nur noch Papst Franziskus zitiert, legt sich der Gedanke nahe, dass es sich bei diesem Referat um eine ältere Version handelt, die Fernández bereits früher ausgearbeitet und wohl auch gehalten hatte, nun aber mit einer aktuelleren Einleitung versehen hatte – aber natürlich lässt sich dieser Gedanke nicht sicher verifizieren.

Interessant mag bei diesem Referat nicht zuletzt sein, welche Gründe Fernández in dem Abschnitt „Synodaliät. Warum nein“ für die Ablehnung des Synodalitätsgedanken auflistet. So diagnostiziert er beispielsweise: „Viele denken, Synodalität diene als eine Art Schnellverfahren zur Änderung der moralischen und sakramentalen Lehre der Kirche. Zwar erwecken manche Gruppen diesen Eindruck und versuchen, ihre Meinung als die der Mehrheit der Katholiken darzustellen, doch verbeißen sich diese Minderheiten oft in Themen, die für die Mehrheit der Gläubigen keine Rolle spielen. In Wirklichkeit besteht diese Gefahr in den meisten Diözesen weltweit nicht.“ Ob der Präfekt bei den „Minderheiten“, die sich in Themen „verbeißen“, „die für die Mehrheit der Gläubigen keine Rolle spielen“, auch dezidiert an die vom Vatikan ja kritisch gesehene Entwicklung in der Kirche in Deutschland – Stichwort „Synodaler Weg“ denkt – lässt sich nicht sicher abschätzen, darf aber als durchaus wahrscheinlich gelten. 

Der Kardinal führt weiter aus – und auch hier kann man fragen, wen er meinen könnte: „Generell beinhaltet Synodalität den Wunsch nach mehr Teilhabe, was den Gemeinden neue Vitalität verleiht. Es geht nicht darum, jedem zuzuhören, um eine demokratische Revision von Lehre und Moral durchzuführen, wie es in einigen anglikanischen Gruppen geschehen ist. Wenn wir die Zeichen der Zeit wirklich beachten, müssen wir erkennen, dass Gruppen gewachsen sind, die weder Schwäche noch Verwirrung dulden und keine Kirche des Lichts wollen. Selbst wenn die Kirche bestimmte Dinge ändert, hofft man im Allgemeinen, dass dies nicht der Willkür Einzelner geschuldet ist, sondern auf fundierter Überlegung beruht.“

Bedenkenswert ist auch folgende Beobachtung des Präfekten: „Ein weiteres Missverständnis der Synodalität, das mit dem vorherigen zusammenhängt, besteht darin, die klerikale Monarchie durch eine Laienoligarchie zu ersetzen. Mancherorts gibt es Laiengruppen, die ihren Stil und ihre Ansichten allen anderen Laien aufzwingen wollen. Wenn der Priester oder Bischof ihren Wünschen nicht nachkommt, behaupten sie, der Klerus sei gegen die Synodalität. Dabei ignorieren sie die Tatsache, dass es viele andere Laien gibt, die ihre Vorlieben und Ansichten nicht teilen.“

Der Kardinal nimmt außerdem die Rolle lokaler Bischofskonferenzen in Blick: „Doch Vorsicht: Es geht hier nicht darum, die römische Zentralisierung durch andere, lokalere Formen der Zentralisierung zu ersetzen, die sogar unterdrückend wirken können. Bischofskonferenzen laufen Gefahr, zu großen und schwerfälligen Strukturen zu werden, die den Ortskirchen übermäßig viel vorschreiben, wie sie Synodalität umzusetzen haben. Dieses Risiko stünde im Widerspruch zur von Jesus Christus beabsichtigten Grundstruktur der Kirche.“

kath.net dokumentiert das Referat von Kardinal Victor Manuel Fernández, Präfekt des Dikasteriums für Glaubenslehre, für den Ausbildungskurs für neu ernannte Bischöfe am 6. September 2025 nun in voller Länge in eigener Arbeitsübersetzung:

Manche hofften, der neue Papst würde das Thema Synodalität etwas bremsen. Doch Papst Leo XIII. bekräftigte seinen starken Wunsch, den Weg der Synodalität fortzusetzen. Zum Beispiel:

„Synodalität muss zu einer Grundhaltung werden, im Herzen, in Entscheidungsprozessen und im Handeln.“ (An das CEI, 17. Juni 2025).

„…Ich möchte Ihnen versichern, dass ich Papst Franziskus’ Engagement für die Förderung des synodalen Charakters der katholischen Kirche fortführen werde.“ (An die Vertreter anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften sowie anderer Religionen, 19. Mai 2025).

Doch wann entstand dieses besondere Interesse? Das Thema der Synodalität gewann in Evangelii Gaudium an Bedeutung, obwohl Papst Franziskus es dort nur kurz angesprochen hatte. Kehren wir daher zu Evangelii Gaudium zurück. Es ist wichtig festzuhalten, dass Papst Leo selbst in seiner bereits erwähnten Ansprache an die Bischöfe der Italienischen Bischofskonferenz (CEI) erklärte: „Zuallererst bedarf es eines neuen Impulses für die Verkündigung und Weitergabe des Glaubens. Es geht darum, Jesus Christus in den Mittelpunkt zu stellen und den von Evangelii Gaudium aufgezeigten Weg einzuschlagen.“ In seiner Ansprache vor dem Kardinalskollegium am 10. Mai sprach er über „den Weg, den die Weltkirche seit Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschreitet. Papst Franziskus hat dessen Inhalte im Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium wieder aufgegriffen und lehramtlich aktualisiert. Ich möchte einige grundlegende Punkte hervorheben: die Rückkehr zum Primat Christi in der Verkündigung (vgl. Nr. 11); die missionarische Umkehr der gesamten christlichen Gemeinschaft (vgl. Nr. 9); das Wachstum in Kollegialität und Synodalität (vgl. Nr. 33).“

Tatsächlich äußerte sich Papst Franziskus in Evangelii Gaudium jedoch kaum zur Synodalität. Wir können nur von unseren Brüdern und Schwestern im Osten „ihre Erfahrung mit Synodalität“ (246) lernen. Es sei klargestellt, dass hier die rein bischöfliche Synodalität gemeint ist, [also] zwischen Bischöfen. Diese kurze Erwähnung der Synodalität hat jedoch eine Reihe von Initiativen für eine synodale Reform der gesamten Kirche angestoßen.

Es stimmt, dass viele Laien den Vorschlag der Synodalität als Weg der Teilhabe, als ein „gemeinsames Gehen“, bei dem Laien mehr Mitspracherecht erhalten, begeistert begrüßt haben. Doch viele Priester hegen Zweifel, Fragen, Desinteresse und lehnen den Vorschlag ab. Manche Gruppen vermuten hinter diesem synodalen Prozess böse Absichten und lehnen ihn kategorisch ab. Deshalb ist es wichtig, die Spreu vom Weizen zu trennen. Dazu ist es ratsam, Kritik und Misstrauen ernst zu nehmen.

Aus diesem Grund werden wir uns zunächst damit befassen, warum wir „Nein“ zur Synodalität sagen – warum ihre Ablehnung verständlich ist – und anschließend, warum wir „Ja“ zur Synodalität sagen und uns dem „Ja“ anschließen, das Papst Leo XIII. nachdrücklich bekräftigt hat.

Die Synodalität. Warum nein.

Im Laufe der Zeit ist eine Kontroverse um das Thema Synodalität entstanden, da einige Vorschläge nicht das widerspiegeln, was die Kirche für mehr Vitalität und Evangelisierungskraft benötigt. Darum geht es im Kern. Betrachten wir diese Vorschläge, die die wahre Synodalität verzerren. Ich möchte sieben hervorheben:

1) Doktrinäre Synodalität

Viele denken, Synodalität diene als eine Art Schnellverfahren zur Änderung der moralischen und sakramentalen Lehre der Kirche. Zwar erwecken manche Gruppen diesen Eindruck und versuchen, ihre Meinung als die der Mehrheit der Katholiken darzustellen, doch verbeißen sich diese Minderheiten oft in Themen, die für die Mehrheit der Gläubigen keine Rolle spielen.

In Wirklichkeit besteht diese Gefahr in den meisten Diözesen weltweit nicht. Generell beinhaltet Synodalität den Wunsch nach mehr Teilhabe, was den Gemeinden neue Vitalität verleiht. Es geht nicht darum, jedem zuzuhören, um eine demokratische Revision von Lehre und Moral durchzuführen, wie es in einigen anglikanischen Gruppen geschehen ist. Wenn wir die Zeichen der Zeit wirklich beachten, müssen wir erkennen, dass Gruppen gewachsen sind, die weder Schwäche noch Verwirrung dulden und keine Kirche des Lichts wollen. Selbst wenn die Kirche bestimmte Dinge ändert, hofft man im Allgemeinen, dass dies nicht der Willkür Einzelner geschuldet ist, sondern auf fundierter Überlegung beruht.

Wir müssen dieser verzerrten Form der Synodalität, die einen demokratischen Wandel der Glaubenslehre anstrebt, entschieden entgegentreten, da sie lediglich die Anmaßung bestimmter Minderheiten und ideologischer Gruppen darstellt.

2) Synodalität als elitäre Demokratie

Ein weiteres Missverständnis der Synodalität, das mit dem vorherigen zusammenhängt, besteht darin, die klerikale Monarchie durch eine Laienoligarchie zu ersetzen. Mancherorts gibt es Laiengruppen, die ihren Stil und ihre Ansichten allen anderen Laien aufzwingen wollen. Wenn der Priester oder Bischof ihren Wünschen nicht nachkommt, behaupten sie, der Klerus sei gegen die Synodalität. Dabei ignorieren sie die Tatsache, dass es viele andere Laien gibt, die ihre Vorlieben und Ansichten nicht teilen.


Die Gemeinschaft, die der geweihte Amtsträger gewährleisten muss, wird nicht dadurch erreicht, dass man Autorität an eine Gruppe (einen Teil des Gottesvolkes) abgibt. Dies würde keine wirkliche Gemeinschaft gewährleisten und letztlich die Synodalität zerstören.

3) Synodalität als Instrument der Hierarchie

Betrachten wir nun das andere Extrem. Wir haben unser Verständnis für den spezifischen Wert jedes Charismas und jedes Amtes bereits deutlich erweitert und sprechen heute nicht mehr davon, dass die Laien „die Werkzeuge“ der Hierarchie sind. Diese Idee taucht jedoch subtil wieder auf. Es wird eine Scheinbeteiligung angeboten, doch in Wirklichkeit muss man sich den Anweisungen der Hierarchie beugen. Konsultationen finden statt und es wird der Eindruck von Offenheit erweckt, aber in der Praxis ist alles auf die Interessen des Bischofs oder bestimmter Priester ausgerichtet. Diese organisieren die Konsultationen selbst, interpretieren die Ergebnisse und verbreiten eine „Synthese“, die ihnen nicht schadet und den „Status quo“ nicht verändert.

Verschärft wird dies dadurch, dass Laien mancherorts sich selbst nicht trauen und lieber das tun, was der Priester entscheidet: „Entscheiden Sie lieber, Herr Pfarrer, Sie kennen sich ja aus.“ Daher ist es mit gesundem Realismus ratsam, zunächst nach vielfältigen Menschen aus verschiedenen Gruppen zu suchen, die kreativ, proaktiv und mutig sind, auch wenn sie uns vor Herausforderungen stellen; nur so kann ein Klima echter Beteiligung entstehen.

4) Endogame Synodalität

Es gibt eine Form der Synodalität, bei der nicht nur eine Gruppe von Laien teilnimmt, sondern verschiedene Bewegungen, die unterschiedliche Sektoren repräsentieren. Sie alle zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sie Teil kirchlicher Strukturen sind, was bedeutet, dass sie weder das Volk Gottes noch andere Laien repräsentieren, die sich im öffentlichen Leben – und nicht in kirchlichen Gemeinschaften – engagieren. Es handelt sich um eine Synodalität mit guten Absichten, die jedoch die Stimmung in der Bevölkerung und lokale Megatrends nicht richtig einordnet. Sie ist weder inkulturiert noch offen für Neues; sie hat nicht gelernt, sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen.

5) Methodische Synodalität

Dies führt uns zur nächsten Verzerrung der Synodalität, nämlich der methodischen. Sie besteht darin, Synodalität mit einer Methodik zu verwechseln. Selbst umfangreiche Untersuchungen können das gesamte Volk Gottes nicht erreichen. Man kann sich nicht vorstellen, dass eine einzige Untersuchung ausreicht, um den „Sensus fidelium“ zu erfassen. Die Frage lautet also: Wie können wir Kanäle des Zuhörens und der Teilhabe aktivieren, die vom gesamten Volk Gottes oder zumindest von breiteren Kreisen angenommen werden? Dies geht zweifellos weit über die in einer Umfrage geäußerten Präferenzen hinaus und setzt eine erneuerte, volksnahe Seelsorge voraus. Es erfordert Offenheit, Nähe, seelsorgerische Zuwendung usw.

Nur so wird Synodalität weit mehr als eine „Struktur“ und wird zu einer „Kultur“. Es gibt jedoch eine Synodalität, die eher zu einem methodischen Zweck als zu allem anderen wird, mit einer Überfrachtung von Sitzungen und Untersitzungen, Tabellen, Realitätsanalysen, Schemata und endlosen Diskussionen, an denen die Mehrheit kein Interesse hat, teilzunehmen. Die Situation verschlimmert sich, wenn eine bestimmte Methodik sakralisiert wird, als sei sie der einzig richtige Weg zur Synodalität. Thomas von Aquin riet in seiner Abhandlung über das Neue Gesetz davon ab, Normen zu vervielfachen, die das Leben für die Gläubigen unnötig belasten.

6) Synodalität als nutzlose Last, bloßer Schein

Es gibt eine weitere Form der Synodalität, die keinem Zweck dient: diejenige, die „aus Pflichterfüllung“ praktiziert wird. Es wird nur das Nötigste getan, um im Bericht des Ad-limina-Besuchs erwähnt zu werden. Manchmal bedeutet dies nicht, dass wenig getan wird; im Gegenteil, über einen langen Zeitraum kann viel erreicht werden, jedoch ohne konkrete Entscheidungen, die uns das Gefühl geben, voranzukommen und die Seelsorge konkret zu verbessern. Dies mag anfangs unterhaltsam sein, fördert das Gefühl der Brüderlichkeit und des Dialogs, verändert aber letztendlich nichts, ermüdet die Priester und kann die Laien enttäuschen. Deshalb bevorzugen manche die Versammlungen gegenüber den langwierigen Synoden, da sie das Gefühl haben, dass diese Zeit von der eigentlichen Seelsorge ablenkt und man am Ende erschöpft ist, ohne konkrete Verbesserungen hervorgebracht zu haben.

Es stimmt, dass viele Pfarrer heutzutage den vom Heiligen Stuhl oder den Bischofskonferenzen vorgeschlagenen Tagen keine Beachtung mehr schenken, da sie sich durch die stetig zunehmenden formalen Anfragen überlastet fühlen, die ihnen wertvolle Zeit von ihrer ohnehin schon vollen pastoralen Aufgabe rauben. In diesem Kontext verkennen sie den Wert der synodalen Vorschläge, die Zeit und Mühe erfordern und keine wirklich nützlichen Ergebnisse für eine bessere Evangelisierung erzielen.

7) Universelle Homogenisierung

Schließlich besteht eine weitere verzerrte Form der Synodalität darin, eine universelle Form der Synodalität aufzuzwingen, die lokale Unterschiede ignoriert. Papst Franziskus erklärte in einer Antwort an Kardinal Burke, dass die Umwandlung einer Form der Synodalität in eine „Norm und einen obligatorischen Kanal für alle“ lediglich dazu führen würde, den synodalen Prozess „einzufrieren“, indem die unterschiedlichen Merkmale der verschiedenen Teilkirchen und der vielfältige Reichtum der Weltkirche außer Acht gelassen würden. Da authentische Synodalität die Achtung der Ortskirchen voraussetzt, sollte ihre Ausübung frei von jeglicher Bevormundung von oben erfolgen, und jeder Ort sollte beträchtliche Freiheit haben, seinen eigenen Weg der Synodalität zu finden. Doch Vorsicht: Es geht hier nicht darum, die römische Zentralisierung durch andere, lokalere Formen der Zentralisierung zu ersetzen, die sogar unterdrückend wirken können. Bischofskonferenzen laufen Gefahr, zu großen und schwerfälligen Strukturen zu werden, die den Ortskirchen übermäßig viel vorschreiben, wie sie Synodalität umzusetzen haben. Dieses Risiko stünde im Widerspruch zur von Jesus Christus beabsichtigten Grundstruktur der Kirche.

***

Wenn wir Synodalität auf eine dieser sieben Arten betrachten, sagen wir natürlich „Nein“. Menschen, die Synodalität als eine dieser Karikaturen erkennen, reagieren negativ oder ignorieren sie – und das ist verständlich. Manchmal müssen wir verstehen, dass es sich nicht um eine ideologische Ablehnung handelt, sondern um eine nachvollziehbare Reaktion auf etwas, das keine authentische Synodalität ist.

Nun wollen wir sehen, warum wir „Ja“ zur Synodalität sagen.

Die Synodalität. Warum ja.

Gibt es eine andere Art, Synodalität zu verstehen, die uns wirklich nützt und uns hilft, eine lebendigere und missionsorientiertere Kirche aufzubauen? Natürlich. Ein „synodaler“ Weg bedeutet in erster Linie, dass alle Mitglieder der Kirche an der Evangelisierung beteiligt sind, um eine partizipative Gemeinschaft zu bilden. Es geht nicht nur um brüderliche Treffen, sondern darum, dass sich alle beteiligen und beitragen, damit eine Diözese ihre Mission erfolgreich erfüllen kann. Niemand würde den Wert dieses Vorschlags bestreiten. Ihn nicht zu leugnen, ist eine Sache, ihn voll und ganz umzusetzen eine andere.

Papst Franziskus erläuterte dies auch in seiner Antwort auf Kardinal Burkes Dubia:

„Die Kirche ist ein Mysterium missionarischer Gemeinschaft, aber diese Gemeinschaft ist nicht nur affektiv oder ätherisch, sondern impliziert notwendigerweise eine reale Beteiligung: Nicht nur die Hierarchie, sondern das ganze Volk Gottes sollte sich auf unterschiedliche Weise und auf verschiedenen Ebenen Gehör verschaffen und sich als Teil des Weges der Kirche fühlen. In diesem Sinne können wir sagen, dass die Synodalität als Stil und Dynamik eine wesentliche Dimension des Lebens der Kirche ist.“

Beachten Sie, dass in diesem Absatz die Teilhabe des gesamten Volkes Gottes im Vordergrund steht. Kurz gesagt: Wir müssen dafür sorgen, dass sich das gesamte Volk Gottes nicht nur als Empfänger, sondern als aktiver Teil der Kirche fühlt, wo seine Stimme gehört wird. Es geht hier nicht um eine Laienelite an der Macht, eine Oligarchie. Es geht darum, verschiedene Wege zu finden, damit die gesamte Kirche als Volk wirklich erfahren werden kann. Es mag utopisch klingen, aber wir müssen einen Weg finden, wie das gesamte Volk Gottes auf verschiedenen Ebenen an der Leitung der Kirche teilhaben kann. Nicht nur das, sondern auch, um ein ganzheitliches Selbstverständnis der Kirche zu gewährleisten.

Synodalität darf nicht zwangsläufig als Methode zur Organisation einer Synode oder einer pastoralen Struktur verstanden werden. Das ist zwar ein Teil davon. Vor allem aber ist sie eine Seins- und Handlungsweise, die die gesamte Kirche prägen muss, von der entlegensten Dorfkirche bis zur Weltkirche. Sie besteht darin, gemeinsam zu gehen, jedem einen Platz zu geben, damit jeder auf unterschiedliche Weise beitragen und alle zu den großen Fragen der Kirche ihre Meinung äußern können, indem sie einander zuhören.

Der heilige Johannes Chrysostomus sagte: „Synode ist der Name der Kirche“, [es geht also um] eine Reise, die wir gemeinsam unternehmen. Daher muss die Kirche wie ein Chor sein, in dem die Mitglieder ein geordnetes und gegenseitiges Verhältnis pflegen und durch Liebe über alle Unterschiede hinweg vereint sind.

Es gibt eine besondere Synodalität, wie etwa in Diözesanversammlungen, und eine alltägliche Synodalität, die von jedem Einzelnen mit seinem Charisma und seinem Zeitaufwand in der Mission der Kirche getragen wird, stets in Anerkennung des Rechts anderer, sich einzubringen, und unter Berücksichtigung ihrer Anliegen. Diese Dynamik des Zuhörens und der Begleitung muss nicht nur das Leben einer Diözese im Allgemeinen, sondern auch jede einzelne Gemeinde prägen. Tatsächlich pflegen einige Pfarreien die gute Gewohnheit, sich gelegentlich in Versammlungen zu treffen, um gemeinsam – und auch jene, die nicht regelmäßig die Messe besuchen – den Fortschritt der Mission in ihrer Umgebung zu analysieren.

Diese Synodalität wird durch die Verkündigung des Kerygmas erhellt, bereichert und gestärkt, welches eine intensive Erfahrung der Liebe des lebendigen Christus hervorruft und letztlich neue Prozesse anstößt. Wir fragen uns unweigerlich, wie diese missionarische Verkündigung unsere synodale Arbeit durchdringen kann, denn eine große Herausforderung einer Synode besteht darin, alles in diesen dezidiert „missionarischen“ Rahmen einzuordnen. Andernfalls könnte es wie die Auferlegung eines hochtrabenden, technischen, sterilen, faden oder ideologischen Programms klingen, wäre aber letztlich nichts weiter als eine schöne, abstrakte Form ohne missionarischen Inhalt in einer Kirche, die nicht mehr wächst. Das Kerygma ermöglicht Bekehrung oder die Wiederbelebung erloschener Gläubiger und somit das Wachstum der Kirche. Ohne das Kerygma ist die Synodalität nicht missionarisch, sondern wird zum Zufluchtsort einer geschlossenen Gruppe, frei von Neuem und neuen Impulsen.

Warum Synodalität das Weiheamt bereichern kann

Papst Franziskus wurde danach, was ein Priester nicht delegieren kann. Er stellte klar: „Die Antwort liegt im Sakrament der Heiligen Weihe“, im Weiheamt, denn „dieses ausschließliche Weiheamt befähigt ihn allein, der Eucharistie vorzustehen. Dies ist seine spezifische, wichtigste und nicht delegierbare Aufgabe.“ (QA 87). Wer dieses Amt nicht besitzt, kann der Eucharistie nicht vorstehen. Andere Aufgaben hingegen erfordern nicht zwangsläufig einen Priester. Er erinnerte auch daran, dass Frauen an manchen Orten ‚einen realen und wirksamen Einfluss auf die Organisation, die wichtigsten Entscheidungen und die Leitung der Gemeinden haben‘“ (QA 103).

Dies ist kein weniger intensives priesterliches und bischöfliches Amt; im Gegenteil, es schlägt die Ausübung eines Amtes vor, das die Vielfalt der Charismen und Funktionen in der kirchlichen Gemeinschaft fördert. So wird der geweihte Geistliche durch den Beitrag lebendiger, dynamischer und vielfältiger Gemeinden bereichert. Und er kann dies alles in der Eucharistie darbringen. Sein Dienst entfaltet sich in einem Umfeld voller Gaben und Perspektiven. Dadurch wird seine Kraft nicht geschwächt, sondern im Gegenteil durch die Unterscheidung durch die Gemeinde gestärkt.

So entsteht eine authentische Synodalität, gelebt mit Begeisterung, Überzeugung, Fülle und Mut. Sie wird zur Bekehrung mit der Entscheidung, Bischof inmitten einer lebendigen, partizipativen, kreativen und dynamischen Gemeinschaft zu sein, in der alle Charismen gedeihen können, selbst wenn sie mitunter miteinander in Konflikt geraten. Wenn es Gaben des Heiligen Geistes sind, hat jeder das Recht, sie zu entwickeln und fruchtbar zu leben.

Das Gegenteil ist ein pastoraler Dienst, der arm, langweilig und repetitiv ist und Herausforderungen nicht gewachsen ist. Gleichzeitig handelt es sich um eine Kirche eines einzigen Sektors, einer kleinen Gruppe, die einem einzigen Stil folgt, aber nicht alle erreichen kann. Wollen wir das wirklich? Nun, genau dies ist das Gegenteil von Synodalität.

In diesem Kontext fehlt dem bischöflichen Dienst die Würze, er ist verarmt, seiner Freude und Fruchtbarkeit beraubt und ohne Anreize zum Wachstum. So wird seine Autorität nicht bewahrt, sondern im Gegenteil geschwächt. Er bleibt nur noch Leiter oder Hierarch, stirbt aber als Vater und Hirte und verschwindet als Verkündiger des Evangeliums und als Förderer des Lebens.

Natürlich leitet der Priester die Eucharistie, die Quelle des Lebens, doch er kann die Fruchtbarkeit der Eucharistie selbst beeinträchtigen, wenn er nicht mehr die Voraussetzungen schafft, die es den Menschen ermöglichen, sich der Wirkung der Eucharistie immer mehr zu öffnen. Er verkündet das Wort und lehrt die Wahrheit, aber es gelingt ihm nicht, die Herzen zur Verwandlung durch dieses Wort zu bewegen. Er mag zwar seine eigene Gruppe haben, doch diese bleibt eine reine Erhaltungsgruppe, die die Kirche weder öffnet, erneuert, belebt noch ihr Wachstum ermöglicht. Aus diesem Grund ist er wahrhaftig allein. Diejenigen hingegen, die in ihrer Gemeinde synodal leben und arbeiten, haben Tausende von Freunden in unterschiedlichen Gemeinschaften, von denen sie vielfältige Anreize erhalten, einen reichen Dienst zu entwickeln, der den unerschöpflichen Reichtum des Evangeliums und die unerschöpfliche Fruchtbarkeit der göttlichen Gnade widerspiegelt. So ist die Eucharistie, die er feiert, Zeichen und Quelle des Lebens und der Gemeinschaft.

Aus dieser Perspektive erkennen wir, dass der Ruf zur Synodalität ein Zeichen der Zeit ist, das wir mit Überzeugung unterstützen müssen, weil es gut für die Kirche ist. Die größte Gefahr besteht darin, die Chance auf eine wahre Erneuerung zu verpassen – eine Erneuerung, die die gesamte Kirche braucht, um nicht zu verschwinden. Damit die Synodalität wirklich ein Schritt hin zu einer evangeliumsgemäßeren, Jesus Christus-treuen Kirche ist, müssen wir sie nicht länger als Pflicht, sondern als große Herausforderung annehmen, die es zu lieben gilt – als leuchtendes Ziel für die Zukunft unseres Dienstes.

Lasst uns unser priesterliches Leben bewusst wahrnehmen und erkennen, wie die Synodalität unser priesterliches Leben bereichert. Ein lebendiges Gemeindeleben zu fördern, in dem Laien eine gewisse Autorität besitzen und sich weiterentwickeln können und wo sie den Raum finden, ihre Meinung zu äußern und mit dem Priester in Dialog zu treten, ist für den Priester stets eine Bereicherung. Würden die Bischöfe dieses Kriterium stärker betonen, würden sie die Priester dazu anhalten, jene engen Kreise zu meiden, die die Synodalität im Stich lassen, sobald sie ihre Unterstützung einstellen. Ein breiterer pastoraler Blickwinkel ist immer gesünder als ein enger und schenkt mehr Zufriedenheit und Bereicherung.

Eine Rückbesinnung auf die wesentlichen und spezifischen Aspekte des priesterlichen Dienstes, eingebettet in den Kontext vielfältiger Laiendienste und Charismen, kann eine Erfahrung des Dienstes ermöglichen, die den Priester mit Vitalität erfüllt, anstatt ihn zu erschöpfen und mit Spannungen zu belasten. Zusammenfassend lassen sich die Merkmale eines „synodalen priesterlichen Dienstes“, der sich auf das Wesentliche konzentriert und offen für andere Charismen ist, wie folgt beschreiben:

1. Ein Leben ganz im Dienst, geprägt von einer Tätigkeit, die sich in Gelassenheit vorbereiten und ausüben lässt, auf eine menschliche und bereichernde Weise, da viele Aufgaben von anderen übernommen werden, die der Priester nicht selbst erledigen muss.

2. Die Bereitschaft, eine gelebte Spiritualität zu erfahren und sich nicht an den Rand zu drängen: eine Spiritualität, die darin besteht, Gottes Wirken und seine Schönheit im Dienst selbst freudig zu betrachten.

3. Die Entwicklung einer authentischeren und bedeutungsvolleren Haltung geschwisterlicher Nächstenliebe (Pastoral), die sich in einem herzlichen, offenen und freundlichen Umgang äußert, in dem sich die Menschen ernst genommen fühlen.

4. Eine gemeinschaftlichere Erfahrung der Evangelisierung, weniger einsam und individualistisch, befreit von der Last, alles allein tun zu müssen.

5. Mehr Bereicherung und Freude durch die Entfaltung der Charismen anderer und durch ein vielfältiges und fruchtbares Gemeinschaftsleben, das auch den Priester als Christen nährt.

6. Das Verschwinden der ständigen Ausreden des Zeitmangels, die mitunter eine mangelhafte Erfüllung der spezifischen Aufgaben (Eucharistiefeier, Sakrament der Versöhnung und Krankensalbung) rechtfertigen, die stattdessen mit Tiefe, Gelassenheit und Fruchtbarkeit gelebt werden sollen.

Missionswandel hin zu den Fernen

Authentische Synodalität erfordert die „synodale Umkehr“ der Hierarchie, aber auch Wege der Teilhabe der Gemeinde, die Veränderungen in Strukturen und Verfahren notwendig machen. Doch das wahre Ziel ist Mission, nichts anderes. Synodalität, die nicht missionarisch ist, erfüllt nicht ihren Zweck; sie ist etwas anderes.

Dies bedeutet, alles in den Dienst des Projekts zu stellen, jedem Menschen die zentrale Verkündigung des Evangeliums zu bringen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, „die Ziele, Strukturen, den Stil und die Methoden der Evangelisierung der Gemeinden selbst zu überdenken“ (EG 33). Das bedeutet, Wege zu finden, um sicherzustellen, dass Synodalität auch wirksam ist und gemeinsam konkrete Ergebnisse erzielt.

Es geht schlicht darum, alles beiseitezulassen, was nicht unmittelbar dazu beiträgt, alle mit der Erstverkündigung zu erreichen. Deshalb ist barmherzige Nähe, die persönliche, von Angesicht zu Angesicht gegebene Verkündigung, so wichtig, anstatt (oder eher) die Sorge um Strukturen, Organisation, Treffen, Diskussionen, Formalitäten usw. Offensichtlich hat dies praktische Konsequenzen und verhindert, dass die Gemeinde „zu einer geordneten, vom Volk getrennten Struktur oder zu einer selbstbezogenen Gruppe Auserwählter wird“ (28).

Wer sind die Hauptempfänger dieser missionarischen Nähe? Es sind „jene, die fern von Christus sind“ (EG 15). Es sind nicht nur diejenigen, die Jesus Christus immer abgelehnt haben oder ihn nicht kennen. Es sind auch diejenigen, denen „eine tiefe Zugehörigkeit zur Kirche fehlt und die den Trost des Glaubens nicht mehr erfahren“ (14). Das heißt, es sind jene Menschen, die sich nicht mehr als Teil der Kirche fühlen, die sich ausgeschlossen fühlen und ihren Glauben nicht mehr mit Freude und Genuss leben. Sie haben sich anderen Dingen zugewandt. Die „Peripherie“, die wir aufsuchen müssen, sind jene Orte, an denen sich diese Menschen befinden. Und genau dafür müssen unsere pastoralen Strukturen organisiert sein, wenn sie wirklich missionarisch wirken wollen.

„Alle, alle, alle.“ Missionarische Nähe ist stets von Barmherzigkeit geprägt. Wir sind aufgerufen, den Menschen mit großem Verständnis und unermesslicher, barmherziger Geduld zu begegnen, damit in der Kirche wirklich für jeden ein Platz ist.

Es ist notwendig zu akzeptieren, dass nicht alles schnell erreicht werden kann und dass das Wachstum der Menschen meist sehr langsam, in Phasen, Schritt für Schritt verläuft. Deshalb „müssen wir die möglichen Stadien des menschlichen Wachstums mit Barmherzigkeit und Geduld begleiten, während sie sich Tag für Tag entwickeln“ (44). Franziskus erinnerte uns daran, dass „ein kleiner Schritt inmitten großer menschlicher Grenzen Gott wohlgefälliger sein kann als ein äußerlich geordnetes Leben, in dem jemand seinen Alltag ohne große Schwierigkeiten bewältigt“ (44). Wenn jemand auch nur wenig tun kann, sollte man ihn nicht für das verachten, was er nicht kann. Im Gegenteil, man muss ihm einen Platz in der Gemeinschaft finden: „Ein missionarisches Herz kennt diese Grenzen […] Es verzichtet nicht auf das Gute, das es tun kann, selbst wenn es Gefahr läuft, im Dreck der Straße befleckt zu werden“ (45).

Selbstverständlich ist jeder eingeladen, zu wachsen, im Bewusstsein, dass jeder sein eigenes Tempo hat. Diejenigen, die bereits gereift und stark gewachsen sind, sind fähig, „innezuhalten, die Sorgen beiseitezulegen, einander in die Augen zu sehen und zuzuhören, oder dringende Bedürfnisse zurückzustellen, um denen beizustehen, die am Wegesrand zurückgeblieben sind“ (46). Eine synodale Kirche mit einem missionarischen Herzen ist niemals ein unerbittlicher Richter, der den Weg versperrt.

Diese Offenheit für alle ist wesentlich für wahre Synodalität, die das Zelt der Kirche wirklich ausbreitet, anstatt sie in eine Ansammlung kleiner, einflussreicher Gruppen zu verwandeln.

Alle im Auftrag

Synodalität bedeutet aber nicht nur, alle zu erreichen, sondern mit allen „da“ zu sein. Damit die Kirche alle erreichen kann, darf die Verkündigung des Evangeliums nicht allein einigen wenigen überlassen bleiben. Auch sollte es keinen einheitlichen Verkündigungsstil geben. Um jeden Winkel und jede Peripherie zu erreichen, brauchen wir Menschen aller Art, Seelsorger mit unterschiedlichen Charismen und Eigenschaften, mit verschiedenen Arten zu sein und sich auszudrücken. Sie müssen Missionare sein, auch wenn sie unvollkommen sind. Andernfalls ist es unmöglich, wirklich alle zu erreichen. Das erfordert Mut, Geduld, innere Freiheit und Vertrauen in den Heiligen Geist. Sie müssen Missionare sein, auch wenn sie Sünder sind und auch wenn sie nur wenig vorbereitet sind. Dann werden sie wachsen, reifen, und der Auftrag selbst wird sie dazu anspornen, sich weiterzuentwickeln. Nur so können wir alle Menschen erreichen und uns nicht in einer Gruppe von Menschen eines bestimmten Stils oder einer bestimmten Kategorie verschließen. Franziskus sagte: „Jeder Christ ist insofern ein Missionar, als er oder sie der Liebe Gottes in Christus Jesus begegnet ist“ (120).

In diesem Sinne spricht der Heilige Geist von der Vielfalt der Charismen. Für jedes Bedürfnis der Evangelisierung schenkt der Heilige Geist ein Charisma. Um die „Verrückten“ zu erreichen, schenkt er manchen von ihnen Charismen. Diese Charismen entziehen sich jeder Kontrolle und sind mitunter unbequem. Doch sie sind Gaben Gottes, die es uns ermöglichen, bestimmte Gruppen von Menschen „jenseits der üblichen pastoralen Arbeit von Pfarreien und Bewegungen nach festgelegten Mustern“ zu erreichen (ChV 230). Die mancherorts anzutreffende Besessenheit, alles zu strukturieren, zu reglementieren, zu rituellen Normen zu verabschieden, wird der freien Dynamik des Geistes nicht gerecht.

Papst Franziskus sprach beispielsweise von einer „Jugendseelsorge“, die in jungen Menschen „jene natürlichen Führungsqualitäten und Charismen fördert, die der Heilige Geist bereits in sie gelegt hat. Es geht vor allem darum, diesen jungen Gläubigen, die in ihrem Umfeld und in verschiedenen Kontexten natürliche Führungsrollen übernehmen, nicht so viele Hindernisse, Regeln, Kontrollen und verpflichtende Rahmenbedingungen aufzuerlegen“ (ebd.). Welche Rolle spielt dann die priesterliche Autorität im Umgang mit ihnen? Papst Franziskus zufolge „müssen wir uns darauf beschränken, sie zu begleiten und zu ermutigen und dabei mehr auf die Einsicht des Heiligen Geistes zu vertrauen, der nach seinem Willen handelt“ (ebd.). Sie können eine neue Evangelisierung gestalten, „die Türen öffnet und Raum schafft für jeden Einzelnen von ihnen, mit seinen Zweifeln, Traumata, Problemen und seiner Suche nach Identität, mit seinen Fehlern, seiner Geschichte, seinen Sündenerfahrungen und all seinen Schwierigkeiten“ (ChV 234).

Diese Charismen können auf das Engagement der Laien im Herzen der Welt ausgerichtet sein, der primären Berufung, der die Laien folgen müssen – und somit auf die Mitwirkung in Politik, Institutionen und sozialen Organisationen, wo das Reich Gottes entstehen muss. Ein weiterer privilegierter Platz ist jedoch die Peripherie der Kirche selbst, in einem zunehmend mutigen und entschlossenen missionarischen Engagement.

Diese Vielfalt aktiver Akteure in der Evangelisierung ist auch wesentlich für wahre „Synodalität“, für das gemeinsame Gehen.

Eine Synodalität, die den priesterlichen Dienst wirklich fruchtbar macht, ruft uns gewiss zu wahrer Umkehr auf, und sie braucht Zeit – Zeit für konkrete, praktische und nicht nur dogmatische Bildung – Zeit, um die Charismen der Laien zu entfalten und darin zu reifen. Aber wenn wir nicht damit beginnen, werden wir es nie erreichen.

Kard. Víctor Manuel Fernández

Archivfoto Bischofssynode 2024 (c) Vatican Media

 


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Lesermeinungen

 doda vor 2 Stunden 

Eine Ansprache die zum Nachdenken und Beten anregt


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