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Der Bluff der ,säkularen Demokratie’

2. November 2004 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Kardinal George Pell: "Demokratischer Personalismus” ist vielleicht der letzte Ausweg, den es in der westlichen Kultur für die säkulare Demokratie noch gibt.


Grand Rapids (www.kath.net / zenit) Über die Möglichkeiten einer „säkularen Demokratie“ sprach der Erzbischof von Sydney, Kardinal George Pell, bei einem Vortrag im „Acton Institute“ am 12. Oktober. ZENIT veröffentlicht die Zusammenfassung seiner Analyse. Die vollständige Version der Ansprache wird in einer nächsten Ausgabe des “Journal of Markets and Morality” des Instituts erscheinen.

Muss die Demokratie säkular sein?

Von Kardinal George Pell

Einer Demokratie liegt immer eine bestimmte Weltanschauung zu Grunde. Wir pflegen von „liberaler Demokratie“ zu sprechen, was nach gegenwärtigem Verständnis ein Synonym für „säkulare Demokratie” ist. In Europa gibt es Parteien, die für eine „christliche Demokratie” eintreten. Neuerdings wurde Interesse an der Möglichkeit einer “islamischen Demokratie” laut. Diejenigen, die sich dieser Bezeichnungen bedienen, denken dabei nicht einfach daran, wie eine Demokratie aufgebaut werden könnte, sondern sie haben die Auffassung von ethischen Normen im Sinn, in deren Dienst die Demokratie stehen soll.

Dies trifft besonders im Fall der säkularen Demokratie zu, von der einige betonen, dass sie überhaupt keiner moralischen Vorstellung dienen solle. Aber, wie Papst Johannes Paul II. geltend macht, „der Wert der Demokratie steht und fällt mit den Werten, für die sie steht und die sie fördert“. Die Demokratie ist kein Gut an sich. Sie hat lediglich einen Wert als ein Mittel und ist abhängig von der Idee, der sie dient.

Manchmal wird der Versuch gemacht, dieser Kernfrage auszuweichen, indem man zwischen prozeduraler und normativer Demokratie unterscheidet. Der Anspruch der prozeduralen Demokratie ist minimalistisch: Die Demokratie sollte nichts weiter sein als ein Mechanismus für den Ausgleich verschiedener Interessen auf rein empirischer Grundlage.

Demokratie und „Tabubrüche“

Spricht man von normativer Demokratie, zumal als katholischer Bischof, so ruft man bei den einen Panik und bei den anderen Hohn und Spott hervor. Diese Reaktion hat viele Ursachen, nicht zuletzt gewisse ideologische Ansichten über den Säkularismus. Aber am aller entscheidendsten dabei ist ein Mangel an Vorstellungsvermögen. Man meint, die Demokratie könne nur das sein, was sie jetzt ist: eine ununterbrochene Folge von „Tabubrüchen” im gesellschaftlichen Bereich, in der Jagd nach der absoluten Autonomie des Individuums.

Aber denken Sie für einen Moment darüber nach, was das heißt, wenn man sagt, dass es keine andere Form von Demokratie geben kann als die säkulare Demokratie. Braucht die Demokratie eine wachsende Milliarden-Dollar-Pornoindustrie, um wirklich demokratisch zu sein? Braucht sie eine Abtreibungsrate, die in die Zehnmillionen geht? Braucht sie hohe Raten zerrütteter Ehen, mit der sich daraus ergebenden Zunahme zerstörter Familien?

Braucht die Demokratie die Euthanasie?

Braucht die Demokratie (nach dem Beispiel Hollands) die sich auf Kinder unter 12 Jahren ausdehnende legalisierte Euthanasie? Braucht sie die In-vitro-Fertilisation, das heißt, die technologisch unterstützte Fortpflanzung und braucht sie die Stammzellforschung an Embryonen? Braucht die Demokratie all das wirklich? Wie würde die Demokratie aussehen, wenn man diesen Phänomenen die Rolle, die sie jetzt spielen, wegnähme? Würde sie aufhören, Demokratie zu sein? Oder würde sie nicht vielmehr demokratischer werden?

Durch solche Praktiken definiert sich die säkulare Demokratie, daraus bezieht sie ihre Identität und steckt ihren Standpunkt gegen andere Möglichkeiten ab. Es handelt sich hierbei nicht bloß um zufällige Neben- und Trenderscheinungen der Redefreiheit. Die Empörung, mit der viele Verteidiger der „säkularen Demokratie“ Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich diesen Phänomenen entgegenstellen, behandeln, suggeriert oft, dass diese Leute eine Gefahr für die Demokratie wären. Diese Überreaktion ist natürlich ein Bluff, ein Versuch, jegliche Opposition zum Schweigen zu bringen, indem man praktisch suggeriert, Pornographieindustrie, Abtreibungsindustrie, Euthanasie usw. gehörten zum Wesen der Demokratie.

„Demokratischer Pluralismus“

Wenn wir über die Antworten auf die oben genannten Fragen nachdenken, beginnen wir eine Ahnung davon zu bekommen, wie eine Art von Demokratie, die anders ist als die säkulare Demokratie, aussehen könnte, eine Alternative, die ich „demokratischen Personalismus” nennen möchte. Dieser Begriff bedeutet nichts anderes als eine Demokratie, die auf die transzendente Würde der menschlichen Person gegründet ist.

Die Transzendenz lenkt uns auf unsere Abhängigkeit von anderen und von Gott. Und in dem wir uns unserer Abhängigkeit bewusst werden, wissen wir um die Realität der Transzendenz. Es ist nichts Undemokratisches daran, wenn wir diese Wahrheit in unsere Reflexionen über unsere politischen Einrichtungen und Maßnahmen einbeziehen. Die Demokratie auf dieses Fundament zu stellen, bedeutet nicht, sie zu einer Theokratie machen zu wollen.

Vielleicht der letzte Ausweg

Die Demokratie neu auf unser Angewiesensein auf die anderen und auf die Notwendigkeit zu gründen, uns zu einem Geschenk für sie zu machen, kann eine von Grund auf neue Art Demokratie entstehen lassen. Der demokratische Personalismus ist vielleicht der letzte Ausweg, den es innerhalb der westlichen Kultur in ihrer gegenwärtigen Gestalt für die säkulare Demokratie noch gibt.

Von außerhalb der westlichen Kultur kommen sicherlich weitere Möglichkeiten. Natürlich stehen wir noch ganz am Anfang einer sich abzeichnenden Gefahr. Die zwar kleine aber zunehmende Zahl von Konversionen zum Islam, Konversionen im Westen Geborener innerhalb westlicher Gesellschaften, ist ein Anzeichen dafür, dass der Islam im 21. Jahrhundert die Attraktivität haben könnte, die der Kommunismus im 20. Jahrhundert hatte, sowohl für jene, die sich abgewendet haben und verbittert sind als auch für jene, die sich nach Ordnung und Gerechtigkeit sehnen.

Alternativen sind nötig

Alternativen sind daher bitter nötig. Das Wiederaufleben einer intoleranten Religion ist kein Problem, das die säkulare Demokratie lösen kann, viel eher neigt diese dazu, es zu erzeugen. Das vergangene Jahrhundert bietet genügend Beispiele dafür, wie die Leere innerhalb einer säkularen Demokratie von politischen Ersatzreligionen mit Verblendung gefüllt werden kann. Der demokratische Personalismus bietet eine andere, bessere Möglichkeit; eine, die es nicht nötig macht, dass die Demokratie sich selbst aufhebt.

Demokratischer Personalismus bedeutet nicht, die Macht an sich zu reißen, um den Plan einer Veränderung der Welt zu verfolgen, sondern die Vorstellung von dem zu weiten, was demokratische Kultur bedeutet, so dass die Hoffnung neu entdeckt wird, der Freiheit in Wahrheit wieder Geltung zu verschaffen und dem Gemeinwohl wirklich gerecht werden zu können. Der demokratische Personalismus ist eher ein Werk des Überzeugens und der Evangelisierung als des politischen Aktivismus‘. Seine Priorität ist eher die Kultur als die Politik und die Veränderung der Politik durch Wiederbelebung der Kultur. Bei ihm geht es auch um Rettung – nicht zuletzt um die Rettung der Demokratie selbst.



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