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| ![]() Die Kirche von Nowa Huta – Symbol für Polens Sieg über den Kommunismus6. November 2020 in Weltkirche, 9 Lesermeinungen Vor 15 Jahren starb ihr Baumeister Pfarrer Józef Gorzelany - Von Volker Niggewöhner / Kirche in Not Krakau (kath.net) Als im Herbst 2020 Deutschland den 30. Jahrestag seiner Wiedervereinigung feierte, wurde in manchen Rückblenden auch die Rolle Polens gewürdigt. „Der Weg zur Wiedervereinigung begann mit der Wahl Karol Wojtyłas zum Papst und der Gründung von Solidarnosc“, sagte etwa Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Aber auch der Jahrhundertpapst Johannes Paul II. bedurfte engagierter und mutiger Mitarbeiter. Einer von ihnen war Pfarrer Józef Gorzelany, der zusammen mit seiner Gemeinde das Wunder des Kirchenbaus von Nowa Huta vollbrachte. Stadt ohne Gott Dennoch gründete sich bereits 1952 eine Pfarrgemeinde in Nowa Huta, die 1957 – ermutigt durch eine Lockerung der Religionspolitik – an der Stelle der späteren Kirche erstmals ein Kreuz errichtete. Immer wieder jedoch ließen die staatlichen Behörden das Kreuz entfernen, manchmal durch betrunkene Arbeiter, die man dafür bezahlt hatte. Doch unermüdlich richteten es Anwohner und Gemeindemitglieder wieder auf. Es kam zu gewalttätigen Übergriffen der Polizei- und Militärkräfte, die Todesopfer forderten. Trotz der Gewalt trafen sich immer wieder tausende Gläubige an dem Kreuz, um zu beten und Lieder wie dieses zu singen: „Wir wollen Gott, wir werden unterdrückt. Er ist unser König. Er ist unser Herr.“ Zwar konnten die Katholiken von Nowa Huta nicht die Forderung nach dem Bau einer Kirche durchsetzen, aber fortan duldete das Regime das Kreuz, das zum Symbol der Hoffnung wurde.
Ein Gebetssturm über Nowa Huta Doch nicht nur als Organisator, auch als Seelsorger leistete Gorzelany Großartiges für seine rund 100.000 Gläubige zählende Gemeinde. Zusammen mit 15 Kaplänen, zehn Ordensfrauen und fünf Laienbrüdern wurde das Feuer des Glaubens in Nowa Huta entfacht. Jeder Kaplan gab wöchentlich 25 Stunden Religionsunterricht in einfachen Holzbaracken, weil Priester zu den Schulen keinen Zugang hatten. Jeden Morgen wurde auf dem Baugelände von 6 bis 9 Uhr ununterbrochen Gottesdienst gefeiert, hinzu kam eine gut besuchte Abendmesse um 18 Uhr. Jeder, ob Ingenieur, Architekt, Polier oder Bauarbeiter, kniete auf dem Weg zur Arbeit zu einem kurzen Gebet vor dem Tabernakel auf dem Bauplatz nieder. Es war ein Gebetssturm, der über Nowa Huta hinwegfegte und den Himmel bestürmte. Zu den Mitternachtsmessen an Weihnachten, die bei jeder Witterung im Freien stattfanden, kamen 50.000 Gläubige, eine fast gleich große Anzahl fand sich bei den Fronleichnamsprozessionen zusammen. Während der letzten Tage vor Ostern wechselten sich 50 Priester Tag und Nacht ab, um Beichte zu hören. Im Jahr 1975 zählte man 15.000 Kinder 35.000 Erwachsene bei der Osterbeichte. Ein Besucher aus dem Westen berichtete damals: „Einen solchen Glauben haben wir noch nirgends gefunden.“ Hilfe aus dem Ausland Hinzu kam, dass Erzbischof Wojtyla und Pfarrer Gorzelany wichtige Fürsprecher und Helfer im Ausland hatten. Dazu zählten neben vielen anderen Franz Kardinal König von Wien, der einige Hebekräne und Betonmischer schickte, und Papst Paul VI., der bei einer Audienz mit Kardinal Wojtyła und Pfarrer Gorzelany (s. Foto) außer Geld auch einen Stein vom Grab des Apostels Petrus für die Grundsteinlegung übergab. „Ohne Kreuz kann kein menschliches Leben aufgebaut werden“ Zehn Jahre sollte es dauern, bis der 1967 begonnene Bau endlich fertiggestellt war. Am 15. Mai 1977 konnte Kardinal Wojtyła schließlich die Schiffskirche auf das Patrozinium der Mutter Gottes, der Königin von Polen, weihen. Es regnete in Strömen, trotzdem kamen mehr als 70 000 Menschen. In seiner Predigt während der Heiligen Messe, der auch Vertreter aus dem Ausland beiwohnten, sagte der Kardinal: „Wenn man das Kreuz aus der Seele entfernt, baut man nicht menschliches Leben auf, sondern zerstört es. Man nimmt dem Menschen den letzten Halt. Das tut man nicht ungestraft. Dafür zahlt man mit dem Verfall der Moral, mit der Zunahme der Morde auf das ungeborene Leben, mit einem steigenden Index zerrütteter Ehen und Familien, mit immer größer werdender Trunksucht und Arbeitsunwilligkeit. Ohne das Kreuz kann kein menschliches Leben aufgebaut und die Moral eines fortschrittlichen Volkes nicht gerettet werden. Man kann keine junge Generation erziehen, wenn sie nicht den Wert des Opfers, der Selbstüberwindung, des Altruismus und des Verzichtens kennen lernt. Daher fordern wir Daseinsrecht für das Kreuz in unserem Vaterland in der Gewissheit, dass mit dem Kreuz nicht nur das Leiden Christi, sondern auch die Erlösung Christi für Mensch, Familie, Volk und für die ganze Menschheit verbunden ist“. Nowa Huta als „Übungsplatz“ für die Wende im Osten Ein Jahr später wurde Kardinal Wojtyła zum Papst gewählt. Zwar durfte er die Schiffskirche während seiner Polenreise 1979 nicht besuchen, wohl aber das Kloster Mogila, das sich in unmittelbarer Nähe befindet. Johannes Paul II. erinnerte in seiner Ansprache an die Entstehung der Kirche: „Man kann das Kreuz nicht von der Arbeit trennen. Man kann Christus nicht von der Arbeit trennen. Das wurde hier in Nowa Huta bewiesen.“ Es waren eindringliche Worte, die auch an die Machthaber gerichtet waren. Auf der gleichen Reise hatte er in Warschau ausgerufen: "Komm Heiliger Geist und erneuere das Angesicht dieser Erde!" Seine Landsleute hatten ihn verstanden. Die bald darauf gegründete polnische Arbeiter- und Freiheitsbewegung Solidarnosc wäre ohne Johannes Paul II. wohl ebenso wenig denkbar gewesen wie der glückliche und weitgehend unblutige Verlauf der politischen Wende in Europa Ende der Achtzigerjahre. KIRCHE IN NOT und die Hilfe für Polen
Als 1981 in Polen das Kriegsrecht verhängt wurde und viele Menschen in tiefe Not stürzte hat KIRCHE IN NOT zusammen mit anderen Organisationen die Aktion „Ein Schiff für Polen“ auf die Beine gestellt. Hunderte Tonnen an Lebensmitteln, Sanitärartikel, Kleidung, sogar Nähmaschinen und Messwein wurden seinerzeit nach Polen geschickt. Das war bis dahin die größte karitative Hilfsaktion von KIRCHE IN NOT. 2004 hat KIRCHE IN NOT eine internationale Wallfahrt von Mitarbeitern und Wohltätern nach Polen veranstaltet, bei der auch eine heilige Messe in der Schiffskirche in Anwesenheit von Józef Gorzelany gefeiert wurde. Die Pilger konnten sich während der Reise ein Bild von der Wiederauferstehung der polnischen Kirche machen und eines der wichtigsten KIRCHE IN NOT-Projekte in der Zeit des Kalten Krieges besuchen, das ein Symbol des Widerstandes, aber auch der Hoffnung bleibt. Gorzelany starb am 7. November 2005 und hat auf dem Rakowicki-Friedhof in Krakau seine letzte Ruhestätte gefunden. Eine der Glocken der „Kirche der Mutter Gottes, der Königin von Polen“ trägt seinen Namen und wird auch in Zukunft an den Baumeister von Nowa Huta erinnern.
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