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| Schreiben ist anders als von vielen befürchtet ausgefallen!12. Februar 2020 in Kommentar, 8 Lesermeinungen "Für diese ungewohnte und nicht erwartete Klarheit können wir Franziskus nur dankbar sein" - kath.net-Kommentar von Bischof Dr. theol. Marian Eleganti zum Papstschreiben "Querida Amazonia" Chur (kath.net) Nebenbei bemerkt: Frappiert hat mich die Aussagen: «Für die Getauften unter ihnen [d.h. Indigenen] umfassen diese Wurzeln die Geschichte des Volkes Israel und der Kirche bis heute. Sie zu kennen, ist eine Quelle der Freude und vor allem der Hoffnung, die zu mutigen und edlen Taten inspiriert.» (Nr. 33). Das heisst, die Wurzeln dieser Völker sind nicht nur in den eigenen naturreligiösen Traditionen zu sehen, sondern auch in der universalen Heilsgeschichte Israels und der Kirche zu suchen. Auch stellt Franziskus überraschend fest: «Identität und Dialog sind keine Feinde» (Nr. 37). Was seine Kritik in Bezug auf die Ausbeutung Amazoniens betrifft, darf zusammengefasst werden: «Die Interessen weniger mächtiger Unternehmen dürften nicht über das Wohl Amazoniens und der gesamten Menschheit gestellt werden.» (Nr. 48). Letztlich geht es Franziskus immer auch um «einen erzieherischen Aspekt», um die «Entwicklung von neuen Haltungen» (Nr. 58). «Die Kirche wünscht mit ihrer langen geistlichen Erfahrung, mit ihrem erneuerten Bewusstsein über den Wert der Schöpfung, mit ihrer Sorge um die Gerechtigkeit, mit ihrer Option für die Geringsten, mit ihrer erzieherischen Tradition und ihrer Geschichte der Inkarnation in so verschiedene Kulturen auf der ganzen Welt ebenso ihren Beitrag zur Bewahrung Amazoniens und zu seinem Wachstum zu leisten.» (Nr. 60). Diese Option für die Geringsten darf nicht abgelöst werden von der expliziten Verkündigung des Evangeliums: «Die echte Option für die Ärmsten und Vergessenen» bedeutet für Franziskus nicht nur, «sie von ihrem materiellen Elend zu befreien und ihre Rechte zu verteidigen», sondern auch und gleichzeitig, «sie zur Freundschaft mit dem Herrn einzuladen, der ihnen weiterhilft und Würde verleiht.» (Nr. 63). Wir können uns also nicht mit einer sozialen Botschaft begnügen, ohne aufzuzeigen, dass Christus letztere inspiriert und uns zur Tat auffordert (Nr. 63). Die Indigenen haben wie alle Völker ein Recht auf die Verkündigung des Evangeliums (Nr. 64): «Es ist die Verkündigung eines Gottes, der jeden Menschen unendlich liebt und der uns diese Liebe vollkommen in Christus geoffenbart hat, der für uns gekreuzigt wurde und als der Auferstandene in unserem Leben gegenwärtig ist.» (Nr. 64). Denn «Ohne diese leidenschaftliche Verkündigung würde jede kirchliche Struktur nur zu einer weiteren NGO werden, und wir würden damit auch nicht der Weisung Jesu Christi entsprechen, die da lautet: »Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!« (Mk 16,15).» (Nr. 64). Franziskus schlägt diesbezüglich eine für den das Amazonasgebiet charakteristische Heiligkeit sui generis vor. (Nr. 77). Damit wende ich mit den Themen zu, welche die Kirche in den letzten Wochen intensiv beschäftigt haben und die Wogen sich auftürmen liessen: Zölibat und Priestertum. Es wurde befürchtet und ich hatte mich dieser Befürchtung angeschlossen dass der Amozonas zu eine universalkirchlichen Laborversuch für neue kirchliche Frauen-Ämter, verheiratete Priester und neue liturgische Formen mit amazonischem Antlitz würde (vgl. Nr. 85ff: Die Inkulturation der Dienste und Ämter). Wohl in Bezug auf die Aufregung rund um die Pachamama-Figuren in den vatikanischen Gärten und römischen Basiliken meint Franziskus: «Es ist möglich, sich in irgendeiner Weise auf ein indigenes Symbol zu beziehen, ohne dass man es notwendigerweise als Götzendienst betrachten müsste. Ein Mythos von spirituellem Sinngehalt kann aufgegriffen und muss nicht immer als heidnischer Irrtum angesehen werden.» (Nr. 79). Das ist wahr, nur sollte man dann vor diesem Symbol nicht niederfallen und es auch nicht wie eine Monstranz vor sich hertragen, wie dies in Gegenwart des Papstes und anderer hohen kirchlichen Würdenträgern während der Amazonas-Synode in Rom geschehen ist. Aufgrund des inkarnatorischen Charakters der hl. Eucharistie, dürfen nach Franziskus «viele Elemente der intensiven Naturerfahrung der Indigenen» aufgegriffen und liturgisch eingebaut werden und «eigene Ausdrucksformen in den Liedern, Tänzen, Riten, Gesten und Symbolen» anregen. (Nr. 82). In Nummer 87 rekapituliert Franziskus in wünschenswerter Klarheit wichtige theologische Elemente und Wesensmerkmale des Weihepriestertums, welche dem Priester aufgrund seiner Weihe ausschliesslich zukommen und nicht delegierbar sind: «Und die erste Schlussfolgerung ist, dass dieser ausschließliche Charakter, der in den heiligen Weihen empfangen wird, ihn allein befähigt, der Eucharistie vorzustehen.» Die wesentlichsten Aussagen des Papstes diesbezüglich verdienen es, hier vollumfänglich zitiert zu werden, denn sie geben auch Antwort auf die brennende und viele Gemüter erhitzende Frage von Weihe und (Voll-) Macht: «Das ist sein [des Priesters] spezifischer, vorrangiger und nicht delegierbarer Auftrag. Einige meinen, dass das, was den Priester auszeichnet, die Macht ist, die Tatsache, dass er die höchste Autorität innerhalb der Gemeinschaft ist. Aber der heilige Johannes Paul II. erklärte, dass, obwohl das Priestertum als hierarchisch betrachtet wird, dieser Dienst keine Überordnung gegenüber den anderen bedeutet, sondern dass »sie völlig auf die Heiligkeit der Glieder des mystischen Leibes Christi ausgerichtet ist«[126]. Wenn gesagt wird, dass der Priester Christus das Haupt darstellt, dann bedeutet das vor allem, dass Christus die Quelle der Gnade ist: Er ist das Haupt der Kirche, denn er hat »die Kraft, allen Gliedern der Kirche Gnade einzuflößen«[127]. 88. Der Priester ist Zeichen dieses Hauptes, das die Gnade vor allem im Feiern der Eucharistie ausgießt, die Quelle und Höhepunkt allen christlichen Lebens ist[128]. Darin besteht seine große Amtsgewalt, die nur im Weihesakrament empfangen werden kann. Deshalb kann nur er sagen: Das ist mein Leib. Auch andere Worte kann nur er sprechen: Ich spreche dich los von deinen Sünden. Denn die sakramentale Vergebung steht im Dienst einer würdigen Eucharistiefeier. Diese beiden Sakramente bilden die Mitte seiner exklusiven Identität[129].» (Nr. 88). In Nr. 89 kommt der Papst dann auf den Priestermangel zu sprechen und auf das Postulat, einen Weg zu finden, auch in den entlegensten Gebieten des Amazonas den priesterlichen Dienst zu gewährleisten. Denn trotz der vielfältigen Charismen der Laien und der Dienste, die sie ausüben können, bleibt der Priester für die Spendung der Sakramente unerlässlich. Franziskus zieht aber daraus nicht die Konsequenz, verheiratete, bewährte Männer zu Priestern zu weihen, sondern fordert die Bischöfe auf, entsprechend geeignete und vorbereitete Priester-Missionare (vgl. Nr. 98: Wandermissionare) zu entsenden: «Diese drängende Notwendigkeit veranlasst mich, alle Bischöfe, besonders die Lateinamerikas, zu ermutigen, nicht nur das Gebet um Priesterberufungen zu fördern, sondern auch großzügiger zu sein und diejenigen, die eine missionarische Berufung zeigen, dazu zu bewegen, sich für das Amazonasgebiet zu entscheiden.» (Nr. 90). Darüber hinaus geht es ihm darum, neues Leben in den Gemeinden Amazoniens zu wecken. (Nr. 93). Dabei denkt Franziskus an die Ausweitung der Kompetenzen der Laien und spricht in Nr. 94 von mit Vollmacht ausgestatteten Laien-Gemeindeleitern. An die damit bereits grundgelegten Konflikte zwischen geweihten und nichtgeweihten Trägern bzw. Trägerinnen eines kirchlichen «Amtes» scheint Franzskus hier nicht zu denken, was eine grosse Schwäche seines Vorschlags bleibt. Denn die deutschsprachigen Ländern verfügen diesbezüglich über genügend Erfahrung und Konflikte, die bis heute nicht gelöst werden konnten und ihren Ursprung in der Schaffung hauptamtlicher, von den Bischöfen autorisierten bzw. bevollmächtigten nicht geweihten Gemeindeleitern bzw. -leiterinnen haben. Was die Frauen betrifft, warnt Franziskus von einem funktionalen Reduktionismus, der annimmt, «dass den Frauen nur dann ein Status in der Kirche und eine größere Beteiligung eingeräumt würden, wenn sie zu den heiligen Weihen zugelassen würden.» (Nr. 100). Dies würde nach Franziskus in Wirklichkeit «auf eine Klerikalisierung der Frauen» hinauslaufen und «den großen Wert dessen, was sie schon gegeben haben, schmälern als auch auf subtile Weise zu einer Verarmung ihres unverzichtbaren Beitrags führen». (Nr. 100): «Jesus Christus zeigt sich als der Bräutigam der Eucharistie feiernden Gemeinschaft in der Gestalt eines Mannes, der ihr vorsteht als Zeichen des einen Priesters. Dieser Dialog zwischen Bräutigam und Braut, der sich in der Anbetung vollzieht und die Gemeinschaft heiligt, sollte nicht auf einseitige Fragestellungen hinsichtlich der Macht in der Kirche verengt werden. Denn der Herr wollte seine Macht und seine Liebe in zwei menschlichen Gesichtern kundtun: das seines göttlichen menschgewordenen Sohnes und das eines weiblichen Geschöpfes, Maria. Die Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben. Auf diese Weise bleiben wir nicht bei einem funktionalen Ansatz stehen, sondern treten ein in die innere Struktur der Kirche. So verstehen wir in der Tiefe, warum sie ohne die Frauen zusammenbricht, so wie viele Gemeinschaften in Amazonien auseinandergefallen wären, wenn es dort keine Frauen gegeben hätte, die sie aufrechterhalten, bewahrt und sich ihrer angenommen hätten. Hier wird sichtbar, was ihre spezifische Macht ist. (Nr. 101). Für diese ungewohnte und nicht erwartete Klarheit können wir Franziskus nur dankbar sein. Sie bedeutet zum wiederholten Mal eine Absage an das Frauenpriestertum. Franziskus sieht den Platz der Frauen in Diensten (effektiver Einfluss auch auf Organisation und Leitung), die nicht die Weihe zur Voraussetzung haben (Nr. 103). Konflikte sollen auf einer höheren Ebene gelöst werden, welche welche die wertvollen innewohnenden Möglichkeiten und die Polaritäten im Streit beibehält.» (Nr. 104; vgl. 105-110). Diese Nummern über den Heiligen Geist in Konfliktsituationen sind sehr schön. In Nr. 111 führt Franziskus Maria ein als Mutter Jesu und Mutter des Lebens und Mutter aller Kreatur, als Königin der Schöpfung. Ich sehe hier den entscheidenden Kontrapunkt zur zurückliegenden Auseinandersetzung um die Pachamama, eine Art heidnisch-indigene Vergöttlichung und Personalisierung der sog. Mutter Erde und ihrer kultischen Verehrung. Maria wird hier am Ende des postsynodalen Schreibens das ist mein Eindruck - unausgesprochen als die Überwindung dieser heidnischen Vorstellung und Verehrung eingeführt und vorgestellt. Die Exhortation endet in einem berührenden Gebet an Maria. Abschliessend darf gesagt werden, dass das postsynodale Schreiben anders als von vielen befürchtet ausgefallen ist, wohl auch andere Redakteure hatte als jene des Vorbereitungsdokumentes der Amazonassynode und in Bezug auf die heissen Fragen in der vorausgegangenen Diskussion über Zölibat, verheiratete bewährte Männer, Diakonat bzw. Priestertum der Frau, ungewöhnlich klar ist. Auch hat das Schreiben über alle Seiten einen liebevollen, versöhnlichen, unaufgeregten und angenehmen, demütigen Ton. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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