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Stehen wir vor dem Ende des Erziehungsheims Deutschland?

11. August 2016 in Kommentar, 12 Lesermeinungen
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Die Menschen haben eine neue Lust entdeckt: Sie verhalten sich nicht mehr so, wie es ihnen über Jahrzehnte eingeprägt wurde. Ein Gastkommentar von Gerhard Besier


Algier (kath.net/idea)
Einige Historiker haben die untergegangene DDR als „Erziehungsdiktatur“ bezeichnet. Das ist die Bundesrepublik Deutschland gewiss nicht. Aber sie ist nach einem klar durchstrukturierten Erziehungsheim der 50er Jahre konstruiert, in dem ein Triumvirat aus den etablierten Parteien, den Großkirchen und Leitmedien den Heimbewohnern sagt, wo es langgehen soll und wie sie sich zu verhalten haben. Das ist lange, sehr lange gut gegangen. Wer nach den proklamierten Regeln lebte, der wurde gut behandelt und durfte mitspielen, wer sich danebenbenahm, wurde öffentlich an den Pranger gestellt, durch die Medien verurteilt und mit tätiger Hilfe der Mehrheit schließlich ausgegrenzt. Natürlich gab es auch die Möglichkeit der Re-sozialisation. Das Ritual ging so: Öffentlich Buße tun, Reue bekunden und wieder alles gut machen wollen. Wenn man Glück hatte, wurde man dann gnädig wieder in die Heim-Gemeinschaft aufgenommen.

Den Respekt vor den „Eliten“ verloren

Dieses System scheint zusammengebrochen. Die staatlich sanktionierten Tabus werden munter verletzt, und die Strafmaßnahmen greifen nicht mehr. Die Menschen haben eine neue Lust entdeckt: Sie verhalten sich nicht mehr so, wie es ihnen über Jahrzehnte eingeprägt wurde. Denn sie wollen keine schizophrene Existenz mehr führen, sich nicht mehr anders verhalten müssen als sie heimlich denken. Sie pfeifen jetzt auf das Lob ihrer Erzieher und enttarnen damit deren Macht- und Hilflosigkeit. Sie haben den Respekt vor ihren so genannten „Eliten“ verloren, denn diese haben sie nach ihrer Wahrnehmung in die Irre geführt, benachteiligt, schwere politische Fehler begangen und so ihre Unfähigkeit bewiesen.


Wie die Willkommenskultur den sozialen Frieden zerstörte

Dies alles war natürlich ein langer Prozess. Aber einige Wendepunkte lassen sich für die jüngste Zeit schon benennen. Erstmals flog 2013 mit der FDP eine etablierte Partei aus dem Bundestag, weil sie ihr Haupt-Wahlversprechen nicht eingelöst hatte – Steuergerechtigkeit vor allem für die Mittelschichten zu schaffen. Auch der rasante Aufstieg der AfD – trotz aller Warnungen und Diffamierungen des herrschenden Triumvirats – bleibt ein Fanal. Während die an Auszehrung leidende SPD öffentlich inszeniertes Mitleid erfährt und ihr Parteivorsitzender – ein Mann, der noch nie eine Wahl gewonnen hat – für jeden kämpferischen Auftritt in den Medien bejubelt wird, steht die AfD unter Dauerbeschuss. Jede zwischenmenschliche Gemeinheit, jeder Fehltritt wird mit öffentlicher Häme bedacht – so, als ob dies ein singuläres Merkmal ausgerechnet in dieser Partei wäre. Aber der schwerste Fehler, den die vermeintlichen „Eliten“ in Deutschland begingen, war die völlig unbedachte Flüchtlingspolitik. Nach der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/09, die nur mit Hilfe immenser Steuermittel leidlich überwunden werden konnte, zerstörte die dilettantische Berliner „Willkommenskultur“ nicht nur den sozialen Frieden innerhalb Deutschlands, sondern auch den Zusammenhalt in Europa.

Der Wille des Volkes wird ignoriert

Bezeichnend ist dabei die Arroganz, mit der das Triumvirat den Willen des Volkes ignoriert. Anstatt gegenzusteuern, als der Unwille immer breiter wurde, beharrte Merkel mit trotziger Geste – anders als beispielsweise Schweden und Österreich – auf ihrem Kurs. Zwei Drittel der Deutschen lehnen die Flüchtlingspolitik dieser Regierung ab. Vor nichts hat man in Berlin inzwischen mehr Angst als vor einer direkten Beteiligung des Volkes. Irmgard Schwaetzer,
ehemalige Bundesministerin und heute Präses der EKD-Synode, spricht sich im evangelischen Monatsmagazin Chrismon öffentlich gegen Volksentscheide aus, weil sie einen „Missbrauch“ von Emotionen befürchtet. So also denkt man im Kirchenamt der EKD über die politische Reife der Bundesbürger. Immer noch hofft man in Hannover wie in Berlin, dass der vergessliche Wähler mangels Alternative auch 2017 wieder sein Kreuzchen bei den akzeptierten Etablierten macht. Auf dass alles so weitergehe.

Selbst die Kirche träumt von der multireligiösen Gesellschaft

Die beiden etablierten Kirchen sind derzeit der entschlossenste Bündnispartner von Kanzlerin Merkel. Sie müssen sich nicht zur Wahl stellen und haben seit Jahrzehnten gute Erfahrung damit gemacht, gegen die schweigende Mehrheit der Kirchenmitglieder zu agieren. Abgesehen von gigantischen Austrittszahlen passierte nichts. Denn dank der wirtschaftlichen Prosperität dieses Landes sprudeln die Kirchensteuermittel und Staatsleistungen immer weiter. Unverdrossen proklamiert der EKD-Ratsvorsitzende in der linksliberalen Wochenzeitung Die Zeit das deutsche Staatskirchenmodell der „hinkenden Trennung“ als probates Mittel zur Integration muslimischer Flüchtlinge in Europa. Gegen alle Erfahrungen träumt er immer noch von der „multikulturellen Gesellschaft“ und einem „friedlichen Zusammenleben der Religionen“. Trotz seit Jahren vergeblicher Bemühungen, beharrt er darauf, dass der Staat neben dem Christentum und Judentum eine dritte religiöse Säule in Deutschland hochzieht: „Religionsunterricht an Schulen und öffentlich finanzierte Lehrstühle für christliche, jüdische und islamische Theologie sind daher Aktivposten für ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft.“

Die Mehrheit der Deutschen will das nicht

Die große Mehrheit der Deutschen will das nicht. Und das neue Selbstbewusstsein der
Menschen, das sich nicht mehr um ein „das sagt man nicht“ schert, wird den in Hannover und Berlin entworfenen Skizzen einer solchen multikulturellen Gesellschaft immer hinderlicher. Es kann nicht sein, dass im Erziehungsheim Deutschland alles so weitergeht wie bisher. Und das wird es auch nicht.

(Der Autor, Gerhard Besier (Dresden), ist habilitierter evangelischer Theologe, promovierter Historiker und Diplom-Psychologe. Er lehrt an verschiedenen europäischen Universitäten und an der Stanford-Universität in Kalifornien.)


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