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Jägerstätter war für Linzer Bischöfe 'jahrzehntelange Herausforderung'

16. Jänner 2016 in Chronik, 2 Lesermeinungen
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Biografin des seliggesprochenen Märtyrers, Erna Putz, zeigt Haltungswandel der Linzer Bischöfe auf.


Linz (kath.net/KAP) Die Entscheidung des seligen Franz Jägerstätter, den Kriegsdienst in der Deutschen Wehrmacht zu verweigern und dafür auch den Tod in Kauf zu nehmen, war in seiner Heimatpfarre St. Radegund, in der Diözese Linz und für deren Bischöfe "jahrzehntelang eine Herausforderung". Die Kirchenhistorikerin und Jägerstätter-Biografin Erna Putz zeigte gegenüber "Kathpress" den Haltungswandel der Bischöfe von Josef Fließer (1941-1955) bis zu Manfred Scheuer (ab 2016) auf.

Fließer habe gefürchtet, einem Spitzel gegenüberzusitzen, als ihn der Innviertler Bauer und Mesner nach monatelangem Ringen um Rat fragte. Der Bischof legte Jägerstätter dar, es stehe ihm als Familienvater nicht zu zu entscheiden, ob der von Hitlerdeutschland geführte Krieg gerecht oder ungerecht sei. Die sei Sache der Obrigkeit, erinnerte Putz an Fließers Argumentation.

Dass Jägerstätter dennoch seine eigene Gewissensentscheidung fällte, bereitete dem Bischof Unbehagen. 1947 lehnte er - wie Putz darlegte - die Publikation eines Artikels über Jägerstätter im Linzer Kirchenblatt ab. Fließer teilte dazu in einem Brief mit, er habe diesen "umsonst" an seine Verantwortung für seine Familie erinnert und "halte jene idealen katholischen Jungen und Theologen und Priester und Väter für die größeren Helden, die in heroischer Pflichterfüllung und in der tiefgläubigen Auffassung, den Willen Gottes auf ihrem Platz zu erfüllen, wie einst die christlichen Soldaten im Heere des heidnischen Imperators gekämpft haben und gefallen sind". Einem "schuldlos irrigen Gewissen" gebühre Achtung, es werde vor Gott seine Würdigung finden, schrieb Fließer und schränkte zugleich ein: "Für die Pädagogik an den Menschen sind die Beispiele der Helden, die aus eindeutig richtigem Gewissen konsequent gehandelt haben, die besseren Vorbilder."


Nachfolger Franz Zauner (1956-1982) war laut Erna Putz darüber verärgert, dass der US-amerikanische Soziologe Gordon Zahn Bischof Fließer in die Nähe des Nationalsozialismus rückte. Er wollte mit dem Fall Jägerstätter nichts zu tun haben und verweigerte z. B. Filmaufnahmen im Bischofshof.

Mit dem Amtsantritt von Bischof Maximilian Aichern (1982-2005) veränderte sich die Situation, wies Putz hin. Dieser habe Franz Jägerstätter von Jugend auf geschätzt. 1986 lud er die Witwe Franziska Jägerstätter zur Diözesanwallfahrt nach Rom ein und stellte sie Papst Johannes Paul II. vor. 1987 ermöglichte Aichern eine Feier zum 80. Geburtstag des Märtyrers im Linzer Dom, richtete Kommissionen ein, die sich mit der Kanonisation Jägerstätters befassten. "Dem Bischof gelang es, sowohl im Domkapitel wie auch in der Katholisch-Theologischen Hochschule die Stimmung positiv in Richtung Seligsprechung zu verändern", würdigte Erna Putz. Auch Kommissionsmitglied Erzbischof Christoph Schönborn habe sich für einen zügigen Abschluss eingesetzt. Das offizielle diözesane Verfahren im Fall Jägerstätter wurde unter Bischof Aichern 1997 eröffnet und 2001 abgeschlossen.

Ringen um Anerkennung als "Märtyrer"

Bischof Ludwig Schwarz (2005-2016) "fing Feuer in Sachen Jägerstätter", nachdem er - wie sich Erna Putz erinnerte - zum ersten Mal beim Gedenktag in Ostermiething und St. Radegund war und dabei mit Franziska Jägerstätter zusammengekommen war. Er setzte sich mit aller Kraft für einen Abschluss des Seligsprechungsverfahrens ein. Bei einer großen Goldhauben-Frauen-Wallfahrt nach Rom 2006 bat er Papst Benedikt im Hinblick auf dessen bevorstehenden Österreich-Besuch, wegen des 100. Geburtstages von Franz im Jahr 2007 und des hohen Alters von Witwe Franziska um einen baldigen Abschluss des Prozesses. Mit Erfolg: Am 26. Oktober 2007 fand im Linzer Mariendom die feierliche Seligsprechung statt. Zuvor seien freilich bei den theologischen Diskussionen im Rom "die Fetzen geflogen" in der Frage, ob der Tod Jägerstätters als Martyrium zu werten sei, weiß Putz aus sicherer Quelle.

Ob Franz Jägerstätter um seines Glaubens willen starb, sei bereits in der Linzer Kommission heftig diskutiert worden. Reiche das Eintreten für Gerechtigkeit für ein "kirchenamtliches" Märtyrertum, so die Frage. Dazu Erna Putz: "In dieser Frage stellte Manfred Scheuer, ab 2016 Nachfolger von Bischof Ludwig, souverän Klarheit her." Der damalige Dogmatikprofessor und Postulator des diözesanen Prozesses für die Seligsprechung verwies auf Thomas von Aquin und auf die Tradition der Kirche, in der Glaubenslehre und Glaubenspraxis untrennbar zusammengehörten.

Scheuer ist ein ausgewiesener "Jägerstätter-Spezialist"; er griff dessen Zeugnis in Vorträgen, Predigten und Büchern immer wieder auf und deutete es theologisch und spirituell. Auch die jährlichen Gedenkfeiern trug und gestaltete er mit.

Schlussbemerkung von Biografin Putz: An Scheuer als neuem Linzer Diözesanbischof und an Menschen, die ihre Wertschätzung öffentlich bekunden, wird es liegen, ob es in absehbarer Zukunft ein Seligsprechungsverfahren auch für Franziska Jägerstätter geben wird.

Gedenkstele für Franz Jägerstätter im Mariendom Linz


Gedenkstele für Franz Jägerstätter im Mariendom Linz - Das Reliquiar


Gedächtnisort für Franziska Jägerstätter vor der Gedenkstele ihres Ehemannes


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Lesermeinungen

 Scotus 17. Jänner 2016 

Ein äußerst sympathischer Seliger und seine Witwe

Jägerstätter war zunächst ein ziemlicher Hallodri und Lebemann, der auch gern einmal einen über den Durst getrunken hatte. Auch war er für jeden Spaß zu haben. Erst als die Gewitterwolken des Nationalsozialismus mehr und mehr aufzogen, wurde er ruhiger.

Die Kirche (seine Heimatdiözese) hat es ihm nicht gerade leicht gemacht, um es vorsichtig auszudrücken. Soweit ich informiert bin, brachten einzelne Nazis zuweilen mehr Verständnis für seine Gewissensentscheidung auf als sein Bischof. Während sich Mithäftlinge über ihn lustig machten, stand ihm sogar ein Nazi-Richter bei, und suchte nach Möglichkeiten, Franz Jägerstätter zu helfen.

Von der Kirche "im Stich gelassen" hat er unbeirrt auf Gott vertraut. Einsam muss in dieser Zeit und danach auch der Weg seiner zurückgebliebenen Frau gewesen sein, die immer ganz hinter ihrem Franz gestanden ist. Sie hat in dieser schwierigen Phase des Lebens stets auf Gott vertraut. - Auch seine Witwe, Franziska Jägerstätter, war eine heiligmäßige Frau.


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 resistance 16. Jänner 2016 
 

War Jägerstetter nicht auch in Berlin vom Gefängnisseelsorger vor seiner Hinrichtung die Kommunion mit dem Hinweis verweigert worden, sein Vorgehen sei als Suizid zu werten? Oder war dies ein anderer Fall?

Als Folge bestätigt sich, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen!


6
 

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