Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Mater populi fidelis
  2. Kardinal Müller: Der Progressismus, nicht die Tradition spaltet die Kirche
  3. Deutsche Bischöfe stellen sich que(e)r zur Lehre der Kirche
  4. ‚Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung
  5. Kardinal Schönborn stellt sich gegen das Kopftuchverbot
  6. Evangelische Pfarrerin segnet VIER Männer in sogenannter „Polyhochzeit“
  7. ‚Gute Laune‘-Tanzeinlage bei Messe zu Allerheiligen
  8. Vatikan kündigt bevorstehende Veröffentlichung eines Dokuments zu Monogamie an
  9. Vatikan möchte Seligsprechungsprozess für Isabella I. „pausieren, aber nicht beenden“
  10. 'Wir sind bereit, willens und fähig, unsere große christliche Bevölkerung weltweit zu schützen!'
  11. Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“
  12. Papst bestätigt neuen Abt für Saint-Maurice in der Schweiz
  13. Ablösung der wegen der 1803 erfolgten Konfiszierung von Kirchenvermögen zu zahlenden Staatsleistung
  14. Proaktiv für das Leben
  15. „Ich hatte die Wahl, Jesus zu verleugnen, um freizukommen, aber ich sagte nein“

Jägerstätter war für Linzer Bischöfe 'jahrzehntelange Herausforderung'

16. Jänner 2016 in Chronik, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Biografin des seliggesprochenen Märtyrers, Erna Putz, zeigt Haltungswandel der Linzer Bischöfe auf.


Linz (kath.net/KAP) Die Entscheidung des seligen Franz Jägerstätter, den Kriegsdienst in der Deutschen Wehrmacht zu verweigern und dafür auch den Tod in Kauf zu nehmen, war in seiner Heimatpfarre St. Radegund, in der Diözese Linz und für deren Bischöfe "jahrzehntelang eine Herausforderung". Die Kirchenhistorikerin und Jägerstätter-Biografin Erna Putz zeigte gegenüber "Kathpress" den Haltungswandel der Bischöfe von Josef Fließer (1941-1955) bis zu Manfred Scheuer (ab 2016) auf.

Fließer habe gefürchtet, einem Spitzel gegenüberzusitzen, als ihn der Innviertler Bauer und Mesner nach monatelangem Ringen um Rat fragte. Der Bischof legte Jägerstätter dar, es stehe ihm als Familienvater nicht zu zu entscheiden, ob der von Hitlerdeutschland geführte Krieg gerecht oder ungerecht sei. Die sei Sache der Obrigkeit, erinnerte Putz an Fließers Argumentation.

Dass Jägerstätter dennoch seine eigene Gewissensentscheidung fällte, bereitete dem Bischof Unbehagen. 1947 lehnte er - wie Putz darlegte - die Publikation eines Artikels über Jägerstätter im Linzer Kirchenblatt ab. Fließer teilte dazu in einem Brief mit, er habe diesen "umsonst" an seine Verantwortung für seine Familie erinnert und "halte jene idealen katholischen Jungen und Theologen und Priester und Väter für die größeren Helden, die in heroischer Pflichterfüllung und in der tiefgläubigen Auffassung, den Willen Gottes auf ihrem Platz zu erfüllen, wie einst die christlichen Soldaten im Heere des heidnischen Imperators gekämpft haben und gefallen sind". Einem "schuldlos irrigen Gewissen" gebühre Achtung, es werde vor Gott seine Würdigung finden, schrieb Fließer und schränkte zugleich ein: "Für die Pädagogik an den Menschen sind die Beispiele der Helden, die aus eindeutig richtigem Gewissen konsequent gehandelt haben, die besseren Vorbilder."


Nachfolger Franz Zauner (1956-1982) war laut Erna Putz darüber verärgert, dass der US-amerikanische Soziologe Gordon Zahn Bischof Fließer in die Nähe des Nationalsozialismus rückte. Er wollte mit dem Fall Jägerstätter nichts zu tun haben und verweigerte z. B. Filmaufnahmen im Bischofshof.

Mit dem Amtsantritt von Bischof Maximilian Aichern (1982-2005) veränderte sich die Situation, wies Putz hin. Dieser habe Franz Jägerstätter von Jugend auf geschätzt. 1986 lud er die Witwe Franziska Jägerstätter zur Diözesanwallfahrt nach Rom ein und stellte sie Papst Johannes Paul II. vor. 1987 ermöglichte Aichern eine Feier zum 80. Geburtstag des Märtyrers im Linzer Dom, richtete Kommissionen ein, die sich mit der Kanonisation Jägerstätters befassten. "Dem Bischof gelang es, sowohl im Domkapitel wie auch in der Katholisch-Theologischen Hochschule die Stimmung positiv in Richtung Seligsprechung zu verändern", würdigte Erna Putz. Auch Kommissionsmitglied Erzbischof Christoph Schönborn habe sich für einen zügigen Abschluss eingesetzt. Das offizielle diözesane Verfahren im Fall Jägerstätter wurde unter Bischof Aichern 1997 eröffnet und 2001 abgeschlossen.

Ringen um Anerkennung als "Märtyrer"

Bischof Ludwig Schwarz (2005-2016) "fing Feuer in Sachen Jägerstätter", nachdem er - wie sich Erna Putz erinnerte - zum ersten Mal beim Gedenktag in Ostermiething und St. Radegund war und dabei mit Franziska Jägerstätter zusammengekommen war. Er setzte sich mit aller Kraft für einen Abschluss des Seligsprechungsverfahrens ein. Bei einer großen Goldhauben-Frauen-Wallfahrt nach Rom 2006 bat er Papst Benedikt im Hinblick auf dessen bevorstehenden Österreich-Besuch, wegen des 100. Geburtstages von Franz im Jahr 2007 und des hohen Alters von Witwe Franziska um einen baldigen Abschluss des Prozesses. Mit Erfolg: Am 26. Oktober 2007 fand im Linzer Mariendom die feierliche Seligsprechung statt. Zuvor seien freilich bei den theologischen Diskussionen im Rom "die Fetzen geflogen" in der Frage, ob der Tod Jägerstätters als Martyrium zu werten sei, weiß Putz aus sicherer Quelle.

Ob Franz Jägerstätter um seines Glaubens willen starb, sei bereits in der Linzer Kommission heftig diskutiert worden. Reiche das Eintreten für Gerechtigkeit für ein "kirchenamtliches" Märtyrertum, so die Frage. Dazu Erna Putz: "In dieser Frage stellte Manfred Scheuer, ab 2016 Nachfolger von Bischof Ludwig, souverän Klarheit her." Der damalige Dogmatikprofessor und Postulator des diözesanen Prozesses für die Seligsprechung verwies auf Thomas von Aquin und auf die Tradition der Kirche, in der Glaubenslehre und Glaubenspraxis untrennbar zusammengehörten.

Scheuer ist ein ausgewiesener "Jägerstätter-Spezialist"; er griff dessen Zeugnis in Vorträgen, Predigten und Büchern immer wieder auf und deutete es theologisch und spirituell. Auch die jährlichen Gedenkfeiern trug und gestaltete er mit.

Schlussbemerkung von Biografin Putz: An Scheuer als neuem Linzer Diözesanbischof und an Menschen, die ihre Wertschätzung öffentlich bekunden, wird es liegen, ob es in absehbarer Zukunft ein Seligsprechungsverfahren auch für Franziska Jägerstätter geben wird.

Gedenkstele für Franz Jägerstätter im Mariendom Linz


Gedenkstele für Franz Jägerstätter im Mariendom Linz - Das Reliquiar


Gedächtnisort für Franziska Jägerstätter vor der Gedenkstele ihres Ehemannes


Copyright 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Scotus 17. Jänner 2016 

Ein äußerst sympathischer Seliger und seine Witwe

Jägerstätter war zunächst ein ziemlicher Hallodri und Lebemann, der auch gern einmal einen über den Durst getrunken hatte. Auch war er für jeden Spaß zu haben. Erst als die Gewitterwolken des Nationalsozialismus mehr und mehr aufzogen, wurde er ruhiger.

Die Kirche (seine Heimatdiözese) hat es ihm nicht gerade leicht gemacht, um es vorsichtig auszudrücken. Soweit ich informiert bin, brachten einzelne Nazis zuweilen mehr Verständnis für seine Gewissensentscheidung auf als sein Bischof. Während sich Mithäftlinge über ihn lustig machten, stand ihm sogar ein Nazi-Richter bei, und suchte nach Möglichkeiten, Franz Jägerstätter zu helfen.

Von der Kirche "im Stich gelassen" hat er unbeirrt auf Gott vertraut. Einsam muss in dieser Zeit und danach auch der Weg seiner zurückgebliebenen Frau gewesen sein, die immer ganz hinter ihrem Franz gestanden ist. Sie hat in dieser schwierigen Phase des Lebens stets auf Gott vertraut. - Auch seine Witwe, Franziska Jägerstätter, war eine heiligmäßige Frau.


4
 
  16. Jänner 2016 
 

War Jägerstetter nicht auch in Berlin vom Gefängnisseelsorger vor seiner Hinrichtung die Kommunion mit dem Hinweis verweigert worden, sein Vorgehen sei als Suizid zu werten? Oder war dies ein anderer Fall?

Als Folge bestätigt sich, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen!


6
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Diözese Linz

  1. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholische Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  2. Strukturreform der Diözese Linz – Es gibt wieder neue Einsprüche!
  3. Diözese Linz: Umstrittene "Marienfigur" wird nicht mehr im Mariendom aufgestellt
  4. Umstrittene Marienstatue im Linzer Dom ist ‚Verneinung dessen, was Maria wirklich ist’
  5. Strukturreform in der Diözese Linz - Rom hat Einsprüche angenommen - Bearbeitungsfrist erweitert!
  6. Für Innsbrucker Bischof Glettler ist Linzer Skandal-Bild 'Art Korrektiv' zu bisherigen Marienfiguren
  7. Aufstand kroatischer Katholiken gegen die umstrittene Muttergottes-Statue in Linz!
  8. "Liebe Muttergottes, es tut mir unendlich leid, ..."
  9. Wer möchte, dass seine Mutter mit gespreizten Beinen öffentlich dargestellt wird?
  10. Eine 'Skulptur der Hässlichkeit' im Linzer Dom - Figur wurde am Montag der Kopf abgesägt!






Top-15

meist-gelesen

  1. Mater populi fidelis
  2. Deutsche Bischöfe stellen sich que(e)r zur Lehre der Kirche
  3. Die drei Nonnen von Goldenstein - Jetzt wird die Justiz aktiv
  4. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  5. Kardinal Müller: Der Progressismus, nicht die Tradition spaltet die Kirche
  6. Evangelische Pfarrerin segnet VIER Männer in sogenannter „Polyhochzeit“
  7. Er hat den Tod für immer verschlungen. Auf dem Weg zum Fest ohne Ende, wo wir erwartet werden
  8. ‚Gute Laune‘-Tanzeinlage bei Messe zu Allerheiligen
  9. 'Wir sind bereit, willens und fähig, unsere große christliche Bevölkerung weltweit zu schützen!'
  10. Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“
  11. Kardinal Schönborn stellt sich gegen das Kopftuchverbot
  12. Kremsmünster: Abt Eckerstorfer für theozentrische Wende in der Kirche
  13. ‚Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung
  14. Auf den Spuren von Nicäa – Das Erste Konzil der Christenheit in einer neuen Dokumentation
  15. US-Vizepräsident Vance: Meine Kinder werden katholisch erzogen, hoffe auf Bekehrung meiner Frau

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz