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Kardinal Napier: Instrumentum Laboris berücksichtigt Afrika zu wenig

12. Oktober 2015 in Familie, 7 Lesermeinungen
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Afrikanischer Kardinal bei EWTN: Afrikanischen Teilnehmer der Bischofssynode empfinden das Arbeitsdokument als zu eurozentrisch. Außerdem warnte er mit einem Ausdruck von Papst Franziskus vor „ideologischer Kolonisation“.


Vatikan (kath.net) Bischöfe aus Afrika haben bei der Bischofssynode das Instrumentum Laboris kritisiert. Dies bestätigte nun auch Kardinal Wilfrid Fox Napier OFM (Foto), Erzbischof von Durban/Südafrika, im Interview mit dem katholischen Fernsehsender EWTN (Deutschland). „Das erste Kapitel stellt eine Analyse der Weltsituation dar, in der sich die Kirche vorfindet“, erläuterte Napier, doch sei der Eindruck entstanden, „dass es sich hierbei zu sehr um eine Analyse im Hinblick auf Europa handelt als auf die gesamte Welt. „Afrika hatte nicht den Eindruck, dass seine Situation ausreichend analysiert wurde“. Zuvor hatte bereits US-Bischof Charles Chaput während einer Pressekonferenz im Vatikan auf diese Kritik hingewiesen, kath.net hat berichtet

Es gehe in Afrika um „eine ideologische Kolonisation“, so Napier. „Dieser Ausdruck war von Papst Franziskus benutzt worden, um zu beschreiben, dass Länder oder Hilfsorganisationen darauf bestehen, dass Länder ihre Gesetzgebung ändern, um in die Ideologie zu passen, die die Länder oder die Vereinten Nationen Afrika auferlegen wollen. Dies verstehen wir als eine neue Form der Kolonisation: eine Ideologie, die uns aufgezwungen wird“. Napier nannte als Beispiel den Besuch des US-Präsidenten Barack Obama vor kurzem. Obama „bestand darauf, dass Homosexuellen-Rechte in die kenianische Verfassung geschrieben werden“.

Die Hauptherausforderung für afrikanische Familien „ist die Frage der Armut. Das ist eine sehr, sehr wichtige Herausforderung“. Napier nannte außerdem die politische Instabilität vieler afrikanischer Länder. Des Weiteren gebe es immer noch viele Diskussionen darüber, inwieweit afrikanische Traditionen kompatibel sind. Diese Fragen müssten natürlich auch in den Kirchen vor Ort genauer diskutiert werden. „Eine Antwort auf diese Herausforderungen wäre auch eine gute Bildung“, fügte Napier hinzu.


Gefragt nach Lösungsvorschlägen für das Problem der wiederverheirateten Geschiedenen, ihrem Zugang zum Kommunionempfang und den Ansätzen von Kardinal Walter Kasper äußerte Napier: „Wir sind in dieser Frage weitaus radikaler. Wenn wir sehen, dass Ehen zerfallen (‚zusammenbrechen‘), möchten wir als erstes nach der Ursache dafür fragen. Aus unserer Sicht und Erfahrung zerfallen Ehen häufig deshalb, weil die Ehevorbereitung nicht tief und gründlich genug gewesen war. Unsere Antwort wäre deshalb der Vorschlag, dass diese Synode erklären sollte, dass es eine sehr gründliche Ehevorbereitung geben müsse, direkt von dem Moment an, wenn die Kindern anfangen den Katechismus zu lernen, bis in die Zeit des jungen Erwachsenendasein.“ In der konkreten Ehevorbereitung sollte man dann „den Leuten nicht nur sagen, was sie erwartet, sondern man solle ihnen erläutern, dass die Ehe eine Berufung durch Gott ist.“ Es gehe um „das Element des Glaubens“, nicht nur um praktische Sachen, etwa, wie man als Ehemann und Ehefrau miteinander lebe. Es gehe „um diese Wahrnehmung der Berufung: Man antwortet auf den Ruf und den Plan Gottes.“

Europäische Bischöfe könnten von den afrikanischen Bischöfen wieder ein Gespür für den Glauben, ein Gespür für das Feiern lernen. „Größere Eucharistiefeiern, etwa an einem Festtag oder einer Weihe, gehen bei uns selten kürzer als zweieinhalb oder drei Stunden. Von dieser Zeit wird viel mit Singen, Sich-Freuen und mit dem körperlichen Ausdruckgeben unseres Glaubens verbracht. Als Beispiel nannte Napier die Seligsprechung des Märtyrers Benedikt Dassler. „Der Vertreter des Papstes, Kardinal Angelo Amato, hat, so vermute ich, erstmals in Afrika zelebriert. Wir begannen um 10 Uhr und endeten um etwa 15 Uhr. Das war wirklich lang. Und doch: es gab Gebet, es gab Gesang, es gab Aktion, es war ein echtes Fest.“

Ehevorbereitung in Afrika sei durchaus nicht leicht. Es gebe verschiedene Konzepte, eines der effektivsten Konzepte sei von „Engaged Encounter“ entwickelt worden, einer Unterorganisation von „Marriage Encounter“ [Anm.d.R.: „Marriage Encounter“ ist eine auch im deutschen Sprachraum aktive geistliche Bewegung in der katholischen Kirche, die sich besonders der Ehe und der Familie widmet]. Die Paare gehen auf ein Wochenende, dort beantwortet das Paar – einer dem anderen – verschiedene Fragen. Außerdem versuche man mehrwöchige Kurse einzurichten, in welchen Priester Glaubenswissen vermitteln.

Afrikanische Bischöfe erwarteten von der Bischofssynode erstens die Formung „der Millionen guter Familien, guter Ehen, die es bereits gibt. Zweitens erwarten wir von der Bischofssynode, dass sie die Qualitäten benennt, aus denen gute Ehen und deshalb gute Familien entstehen, und drittens warten wir auf eine sehr klare Botschaft von Papst Franziskus, die Familien ermutigt, auch dann weiter zu machen, wenn sie ringen müssen, und bis zum Ende durchzuhalten. Sie sind ein Vorbild für die jungen Menschen und dieses Vorbild muss erhalten bleiben.“

EWTN Sondersendung zur Synode vom Freitag, 9. Oktober, mit Kardinal Napier (ab Minute 15)






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