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Friedenspapst Benedikt XV. und Friedenskaiser Karl

22. September 2014 in Kommentar, 1 Lesermeinung
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In der heutigen medialen Erinnerung an den 1. Weltkrieg spricht man nicht von denen, die sich mit aller Kraft für den Frieden stark machten oder davon, was sie getan, versucht und gesagt haben. kath.net-Klartext von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Viel wurde in letzter Zeit von der Weltkatastrophe des 1. Weltkrieges, dem „Selbstmord Europas“, dem „größten Irrtum der modernen Geschichte“ gesprochen und schreckliche Filme über das Grauen auch dieses 1. Krieges gezeigt. Traurig zu hören, wie „begeistert“ viele, auch prominente Leute, damals waren, als der Krieg begann, den sie sich unmittelbar zuvor noch nicht vorstellen konnten.

Was die mediale Erinnerung in unseren Tagen angeht, ist höchst eigenartig dies: Bei großen Katastrophen wird über die Katastrophe selbst gesprochen, aber auch einerseits von den Schuldigen und von den Fehlern, die zur Katastrophe führten und andererseits von denen, die sie zu verhindern suchten. Aber in der heutigen medialen Erinnerung an den 1. Weltkrieg ist es anders: Von denen, die sich mit aller Kraft für den Frieden stark machten, spricht man nicht, nicht von dem, was sie getan, versucht und gesagt haben. Das aber wäre für die „Lehre aus der Geschichte“ viel wichtiger, auch wenn die Mahner vor und während des Krieges scheiterten. Und sprechen müsste man über diejenigen, die „gemauert“ haben und durch ihre „Herzenshärte“ unendlich viel Leid verursachten!

Was den 1. Weltkrieg betrifft, müsste man in diesem Sinn vor allem von zwei Männern sprechen: Von Papst Benedikt XV. und von Kaiser Karl von Österreich-Ungarn.

Zunächst von Papst Benedikt XV.: Dieser führte die Kirche von 1914 bis 1922, also durch den Krieg. Unermüdlich, wenn auch erfolglos, stemmte er sich gegen den damals herrschenden Völkerhass: „An die Stelle der materiellen Gewalt der Waffen sollte die moralische Macht des Rechtes treten!“ Schon damals erkannte der Papst: Die sich globalisierende Welt braucht eine internationale Friedensordnung, in der das Recht über aller politischen und militärischen Macht stehen müsse. Diese Gedanken führten seine Nachfolger weiter: Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika "Centesimus annus". Auch bei seinem Versuch, den Irakkrieg zu verhindern, verwies er ausdrücklich auf Benedikt XV. Genauso stand Benedikt XVI. in dieser Tradition und bezog sich sogar bei der Wahl seines Namens auf Benedikt XV.: In seiner ersten Friedensbotschaft "In der Wahrheit liegt der Friede" (1.1. 2006) erklärte Papst Benedikt XVI.: "Der Name Benedikt selbst, den ich am Tag meiner Wahl auf den Stuhl Petri angenommen habe, weist auf meinen überzeugten Einsatz für den Frieden hin. Ich wollte mich nämlich sowohl auf den heiligen Patron Europas, den geistigen Urheber einer Frieden stiftenden Zivilisation im gesamten Kontinent, als auch auf Papst Benedikt XV. beziehen, der den Ersten Weltkrieg als ein 'unnötiges Blutbad' verurteilte und sich dafür einsetzte, dass die übergeordneten Gründe für den Frieden von allen anerkannt würden."


Beschämend ist zu hören, wie wenig man in den Ortskirchen den Papst und seine beschwörenden Appelle für den Frieden ernstnahm. Erschütternd ist es zu hören: „Die Hirtenbriefe und Beiträge der deutschen und österreichischen Bischöfe aus der Zeit des 1. Weltkriegs zeigen, dass man mit dem Nachfolger Petri nicht einmal ansatzweise überreinstimmte“, berichtet Bischof Manfred Scheuer. Ein schlimmes Beispiel in dieser Richtung ist auch der damalige Kölner Kardinal, der meinte: „Benedikt XV. habe sich gar nicht in seiner Funktion als Leiter der Weltkirche, sondern nur als ´Staatsoberhaupt` zum Krieg geäußert.“ Und in einem Hirtenbrief der deutschen Bischofskonferenz vom 1.11. 1917 verwahrten sich die Bischöfe „gegen einen Frieden als Judaslohn für Treuebruch und Verrat am Kaiser“. Wer heute gar zu sicher ist, dass die Ortskirchen meist klüger sind als Rom, sollte auch an diesen traurigen Befund der Geschichte denken!

Bezeichnend für das geistige Klima der Zeit ist, dass sich der Dominikaner A. G. Sertillanges, Professor für Moraltheologie und berühmter Redner, 1917 in einer Predigt zu dem Ruf versteigen konnte. „Hl. Vater, wir wollen Ihren Frieden nicht!“ Und mit dieser Einstellung war er nicht allein, sie war weit verbreitet in der Gesellschaft.

Auf der politischen Ebene dasselbe Bild: Das deutsche Kaiserreich lehnte „trotz heftigem Drängen Österreich-Ungarns die Vermittlung des Papstes ab. Zum tragischen Bild, dass damals auch viele andere Menschen boten, ist ebenfalls bedrückend: Viele Stimmen meinten, der Krieg hätte eine „reinigende Kraft“, andere sprachen von einer „Selbsterlösung der Völker“.

Dazuzuhalten ist dabei: Der Krieg wurde im Geist der Französischen Revolution als Vernichtungskrieg geführt! Die von den Freimaurern gemeinte Vernichtung galt vor allem Österreich-Ungarn, um die wichtigste Wurzel des Christlichen und der Monarchie in Europa auszurotten. Denn dieses Reich stand gegen das entchristlichte und republikanische Europa, das man schaffen wollte.

Wie verwirrt die Zeit war zeigt auch dies: Manche sahen im 1. Weltkrieg ein Instrument, um allen Kriegen ein Ende zu setzen. Für ein Mittel auf diesem Weg zu diesem Ziel hielten manche die Selbstbestimmung der Völker statt dem Gleichgewicht, das der Wiener Kongress geschaffen hatte. Demgegenüber steht das weise Wort eines tschechischen Historikers, das vielen Menschen bis heute aus dem Herzen spricht: Dieser hatte schon 1848 geschrieben: „Wahrlich, existierte der österreichische Kaiserstaat nicht schon längst, man müsste ihn im Interesse Europas, im Interesse der Humanität selbst sich beeilen, ihn zu schaffen. Um des Heils von Europa darf Wien nicht zu einer Provinzstadt herabsinken.“ Man weiß, wie die Friedensverträge nach dem Krieg genau das Gegenteil bewirkten, kein Land wurde in so brutaler Weise zerstückelt wie Österreich-Ungarn und ausgerechnet der Kaiser, der den Frieden wollte, in eine für ihn letztlich tödliche Verbannung geschickt.

Zu dem Bemühen um Frieden von Papst Benedikt XV. gehören auch die damit verbundenen Beratungen zwischen dem Vatikan und dem Herrscher Österreich- Ungarns, zuerst Kaiser Franz Josef und dann Kaiser Karl. Übrigens beurteilte der Vatikan den Krieg, den Österreich Ungarn führte, als gerechten Krieg, weil dieser nur dem Terror galt und damit weder die Eroberung noch die Zerstörung Serbiens beabsichtigt war.

Kaiser Karl war auf Seiten der Politiker der einsame Rufer, der sich um den Frieden bemühte, der einzige in Europa, wie es ihm der Franzose Anatole France bescheinigte. Als Kaiser Karl den Thron bestieg, war Kaiser Karl 29 Jahre alt. Bereits vor seiner Regierungsübernahme hatte er sich intensive Gedanken um einen raschen Friedensschluss gemacht. Ebenso wie seinem kaiserlichen Großonkel war ihm bewusst, dass dieser Krieg für die Donaumonarchie mit ihren 14 Völkern in einer Zeit des Nationalismus eine Zerreißprobe war und deren Existenz gefährdete. Karl ließ in den kommenden zwei Jahren nichts unversucht, um zu einem Verständigungsfrieden zu kommen. Doch nicht nur politische Überlegungen trieben den Friedenswillen des jungen Kaisers an, sondern auch die menschlichen Tragödien, die er aus eigener Anschauung kannte. Bei all seinen Bemühungen hielt Kaiser Karl Kontakt nach Rom. Es gelang ihm aber einerseits nicht, sich aus der Umklammerung des deutschen Partners zu befreien, und andererseits, den Widerstand in der eigenen Administration zu überwinden. Was für ein Unglück für Europa und die ganze Welt!

Otto von Habsburg, Erstgeborener von Kaiser Karl, sagte über das Leben seines Vaters: „Gott verlangt keine Erfolge von uns. Aber er verlangt, dass wir uns mit ganzer Kraft für das Gute einsetzen.“ Das haben beide getan, der Friedenspapst Benedikt XV. und der Friedenskaiser und König von Österreich-Ungarn, der die Katholische Kirche zu Recht als einer ihrer vielen „Seligen“ verehrt.

kath.net-Buchtipp
Klartext III
Dialog mit dem Zeitgeist
Von Andreas Laun
Taschenbuch, 104 Seiten
2014 Dip3 Bildungsservice Gmbh
ISBN 978-3-902686-59-6
Preis 8.90 EUR
Leicht bestellbar im kathShop, lieferbar auch durch jede Buchhandlung

Kaiser Karl I. in Originalfotos und -filmsequenzen


Seliger Kaiser Karl - Gespräch mit Eva Demmerle, engste Mitarbeiterin Otto von Habsburgs


Fotostrecke - Papst Benedikt XV. (1854-1922)



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Lesermeinungen

 Netti01 22. September 2014 
 

Friedenskaiser

Niemand hat das Recht, Frieden auf Kosten Dritter oder unter Aufgabe der eigenen Existenz zu schließen.


0
 

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