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| Vatileaks reloaded2. November 2012 in Aktuelles, 2 Lesermeinungen Neuer Prozess im Vatikan und ein alter Prozess, der Fragen offen lässt, ohne Antworten zu bieten. Von Armin Schwibach Rom (kath.net/as) Am kommenden Montag, den 5. November, wird der Vatileaks genannte Spitzelskandal um den Dokumentendiebstahl in der päpstlichen Wohnung sowie deren Verbreitung mit einem weiteren Prozess in die zweite, letzte und kurze Runde gehen. Das Verfahren gegen den Hauptschuldigen und einzigen Täter Paolo Gabriele, für sechs Jahre Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., fand mit dem Urteil vom 6. Oktober sein Ende. Ein Schlusspunkt wurde hinter eine traurige Angelegenheit gesetzt, die sehr schmerzliche Folgen hatte, wie eine Note des Staatssekretariats vom 25. Oktober erklärte. Gabriele hatte beteuert, dass er sich nicht als Dieb fühle. Der Vater von drei Kindern wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt. Subjektive, wenngleich irrige Überzeugungen hätten Gabriele zu seinem Vertrauensbruch gebracht. Leicht beeinflussbar sei er gewesen, wie dies auch zwei psychiatrische Gutachten festgestellt hatten, doch: keiner habe ihn beeinflusst. Dieser ungelöste Widerspruch begleitete den ganzen Prozess. Weitere Unstimmigkeiten wurden nicht gelöst, keinem der die Umstände der Tat begleitenden Sachverhalte wurde auf den Grund gegangen. Anderen Widersprüchen, zu denen es selbst im Gerichtssaal kam, forschte man nicht nach. Die Theorie des psycholabilen Einzeltäters musste forciert werden, auch wenn der Angeklagte selbst in einem am 22. Februar 2012 unter Vermummung gesendeten Fernsehinterview von um die zwanzig weiteren Maulwürfen oder Raben zu berichten wusste, die im Vatikan ähnliche Ansichten wie er verträten und sein Handeln unterstützten. Die Affäre ist nun mit der Verurteilung Gabrieles beendet meint man zumindest im Vatikan, obwohl es namhaften Beobachtern des Prozessverlaufs sowie Juristen und Strafrechtlern nicht entgangen ist, dass der ganze Prozess nichts anderes als eine Farce zu sein schien. Drängende und substantielle Fragen wurden weder gestellt noch wurde die Möglichkeit einer Antwort am Horizont sichtbar. Zunächst war nach den Worten des Direktors des vatikanischen Presseamtes ein schneller Gnadenerlass des Papstes für seinen Ex-Butler in Aussicht gestellt worden. Dagegen wurde Gabriele als Mann mit zwei Staatsbürgerschaften der italienischen und der vatikanischen wenige Tage nach dem Inkrafttreten des Urteils vom Hausarrest in seiner Wohnung neben dem Almosenamt der Elimosineria Apostolica an der Via del Pellegrino in eine (neu renovierte) Zelle der vatikanischen Gendarmerie hinter dem Gebäude des LOsservatore Romano überführt, um dort seine 18monatige Haftstrafe zu verbüßen: seit langem der erste Häftling des Vatikanstaates. Eine harte Note des Staatssekretariats vom 25. Oktober ließ die Wahrscheinlichkeit eines päpstlichen Gnadenerlasses in weiter Ferne verschwinden. Auf der Grundlage des Urteils des vatikanischen Gerichtshofes betonte die Note, dass Benedikt XVI. persönlicher Schaden zugefügt worden sei. Das Recht auf Vertraulichkeit vieler Personen, die sich aufgrund ihres Amtes an ihn gewandt hatten, sei verletzt worden. Das Ansehen des Heiligen Stuhls und mehrerer seiner Einrichtungen seien geschädigt worden, die Kommunikation zwischen den Bischöfen in aller Welt und dem Heiligen Stuhl sei behindert worden, und die Gemeinschaft der Gläubigen hat Anstoß genommen. Schroff werden die verschiedenen Mutmaßungen zurückgewiesen, die über die Existenz von Komplotten oder die Beteiligung anderer Personen angestellt worden waren: sie hätten sich im Licht des Urteils als gegenstandslos herausgestellt. Gabriele wird künftig nicht mehr im Vatikan arbeiten können, die Begnadigung, ein souveräner Akt des Papstes, setzt zu Recht die Reue des Täters voraus sowie die an den Heiligen Vater gerichtete aufrichtige Bitte um Vergebung, die auch all jenen gelten muss, denen Unrecht zugefügt wurde. Keine Rede mehr also von schneller Gnade, im Gegenteil: der Sündenbock wird durch den Hof gejagt. Der Angeklagte hat anscheinend noch keine hinreichenden Beweise dafür geliefert, seine Vergehen nicht mehr wiederholen zu wollen. Somit hat sich entgegen aller halboffiziellen Äußerungen nun der Wind gedreht: überraschend wurde Gabriele am Nachmittag des Tags der Veröffentlichung der Note des Staatssekretariats um 15:00 Uhr erneut verhaftet. Am 5. November wird nun der Prozess gegen den Informatiker und Computertechniker Claudio Sciarpelletti aufgenommen werden. Sciarpelletti arbeitete im Staatssekretariat, war auf dem Höhepunkt von Vatileaks am 25. Mai 2012 für einen Tag in Haft genommen worden und ist der Begünstigung der Verbrechen Gabrieles angeklagt. Bereits in der Anklageschrift gegen Gabriele vom 13. August war angekündigt worden, dass der Fall Sciarpelletti, in dessen Besitz vertrauliche Dokumente gefunden worden waren, gesondert behandelt werden wird. Sciarpelletti und Gabriele verband eine angeblich lose Freundschaft. Die während der Untersuchungsphase hervorgetretenen Widersprüche hinsichtlich der Art dieser Freundschaft, die auch die Familien der beiden eingeschlossen hatte, waren im ersten Prozess nicht geklärt worden. Unter den von Sciarpellettis Verteidigung zitierten Zeugen befindet sich neben Paolo Gabriele Msgr. Carlo Maria Polvani, Verantwortlicher des Informationsbüros des Staatssekretariats. Polvani ist der Neffe von Erzbischof Carlo Maria Viganò, heute Nuntius in den Vereinigten Staaten. Bis zum Oktober 2011 war Viganò die Nummer Zwei des Governatorats des Staates der Vatikanstadt. Mit der Veröffentlichung von vertraulichen Briefen Viganòs an den Papst und an Kardinalstaatssekretär Bertone in der Zeitung Il Fatto Quotidiano am 27. Januar 2012 war die Lunte gezündet worden, die dann den Fall Vatileaks zum explodieren bringen sollte. Die Schreiben des Erzbischofs und damaligen Generalsekretärs des Governatorats enthielten schwerwiegende Vorwürfe gegen namentlich genannte Personen hinsichtlich der Verwaltung und des Finanzgebarens im kleinsten Staat der Welt. Pünktlich veröffentlichte das vatikanische Presseamt eine Erklärung des Governatorats, mit der am 4. Februar die Vorwürfe Viganòs zurückgewiesen wurden. Weitere Zeugen sind der Schweizergardistenoffizier William Kloter, der Kommandant der vatikanischen Gendarmerie und vormalige Beamte der italienischen Finanzpolizei, Domenico Giani, sowie der Gendarm Gianluca Gauzzi Broccoletti. Wie bereits im Vorfeld verlautete, soll dieser Prozess besonders schnell und kurz sein. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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