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Lateinamerika: 'Es gibt keinen sozialen Frieden mehr'

22. Februar 2011 in Interview, 14 Lesermeinungen
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Kardinal Maradiaga: In der Finanzkrise brachten die reichen Nationen 'plötzlich 600 Milliarden Dollar auf, nur um einige Banken zu retten' - Von Mark von Riedemann / KIRCHE IN NOT


München (kath.net/KIN)Der Präsident von Caritas International, Kardinal Óscar Andrés Rodriguez Maradiaga, wird vom 18. bis 20. März 2011 im Congress Centrum Würzburg beim "4. Internationalen Kongress Treffpunkt Weltkirche" zu Gast sein. Veranstalter des Kongresses ist das weltweite katholische Hilfswerk "Kirche in Not". Der Kardinal will die deutsche Öffentlichkeit für das große Problem der stetig steigenden Armut und der sozialen Probleme in Lateinamerika sensibilisieren. Im Gespräch mit Mark von Riedemann skizziert er bereits im Vorfeld des Kongresses seinen Standpunkt.


KIRCHE IN NOT: Eminenz, Sie haben die Globalisierung oft kritisiert und festgestellt, dass dabei die Gier der Reichen die Mehrheit der Menschen am Rand des Existenzminimums zurücklässt. Wie begründen Sie diese Aussage?

Der Heilige Vater hat oft betont, dass wir in einer ethischen Krise stecken, die den Großteil der Weltbevölkerung außen vor lässt. Nach Berechnungen von "Caritas International" wäre kurz vor der Finanzkrise eine Hilfe von sieben Milliarden Dollar von Seiten der reichen Nationen genug gewesen, um alle Armut der Welt zu lindern.

Damals bekam ich von der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) die Information, dass dieses Geld leider nicht vorhanden sei.
Ein Monat später begann die Finanzkrise und die reichen Nationen brachten plötzlich 600 Milliarden Dollar auf, nur um einige Banken zu retten.

Wenn sie dieses Geld statt auf die Banken auf jeden einzelnen Menschen der Erde aufgeteilt hätten, besäße heute jeder einzelne von uns 1,4 Millionen Dollar und die Armut wäre schon lange verschwunden. Aber stattdessen hören die Staaten nicht auf, Geld in den bodenlosen und löchrigen Sack der Banken zu stecken!


KIRCHE IN NOT: In den vergangenen Jahren haben sich in Lateinamerika zunehmend sozialistische Regime gebildet - zum Beispiel in Venezuela oder Bolivien. Würden Sie sagen, dass dieser Linksruck seine Ursache in der Frustration über zu wenig soziale Gerechtigkeit und zuviel Armut hat?

Auch. Aber der Hauptgrund ist meiner Ansicht nach die Korruption unter den Politikern. Die größte Krankheit in Lateinamerika ist, dass die meisten Politiker irgendwann die Probleme ihres Landes nicht mehr richtig wahrnehmen. Sie betrachten ihren Staat wie einen Piratenschatz, den sie sich aneignen können. Ihr Traum ist es, nach einer Wahlperiode reich zu werden und den Rest ihres Lebens in Wohlstand verbringen zu können - ohne arbeiten zu müssen oder gerichtliche Konsequenzen zu fürchten.

KIRCHE IN NOT: Alle neuen sozialistischen Regierungen in Lateinamerika wurden wegen ihres Engagements für die Armen gewählt. Eigentlich müssten sie doch gut mit der Kirche zusammenarbeiten, die sich seit jeher für die Ärmsten der Armen einsetzt. Jedoch kämpfen diese Regierungen vielmehr gegen die Kirche. Wie kommt das?

Wenn neosozialistische Regierungen an die Macht kommen, verschwindet die Freiheit. Es gibt dann keine Meinungsfreiheit und keine Informationsfreiheit mehr. In Venezuela wurden zum Beispiel alle Medien beschlagnahmt, die nicht einer Meinung mit der Regierung waren. Diese Regierungen wollen ihr Volk gleichschalten - und da gibt es keinen Raum für Widerspruch. Auf solche Missstände muss die Kirche hinweisen und dadurch macht sie sich die Neosozialisten zum Feind, da sie ihnen nicht blind gehorcht.

KIRCHE IN NOT: Würden Sie sagen, dass die Kirche in den neosozialistischen Ländern Lateinamerikas bedrängt wird?

Ja. Und ich kann das sagen, weil ich mich regelmäßig mit Bischöfen aus aller Welt treffe und austausche. Ich habe Ecuador und Peru besucht und überall Repressionen gegen die Kirche erlebt. Bischöfe aus Venezuela und Bolivien berichten mir über Schwierigkeiten mit der Regierung. Darum ist es nicht übertrieben, von einer bedrängten Kirche zu sprechen.

KIRCHE IN NOT: Wie kann die Kirche in dieser Situation handeln?

Als Weltkirche müssen wir uns solidarisch zeigen mit den bedrängten Bischöfen und die betreffenden Politiker anklagen. Ich habe das einige Male getan und wurde deshalb von Venezuelas Präsident Chavez angegriffen. Aber das macht mir nichts aus, denn jemand muss die Wahrheit sagen! Diese Regierungen können die Vorstellung nicht ertragen, dass jemand anderer Meinung sein könnte als sie. Sie denken, dass sie allein die ausschließliche Wahrheit besitzen, aber das ist eine Lüge. Sehen Sie sich Venezuela an: Dieses Land ist so reich an Bodenschätzen und doch sind Armut und sogar Hunger auf dem Vormarsch. Das widerspricht sich doch und ist wirklich lächerlich. Das kommt dabei heraus, wenn das Volk nicht zu kritisch-politischem Denken erzogen wird. Oft werden Stimmen einfach gekauft. In meiner landwirtschaftlich geprägten Heimat Honduras verdienen die meisten Menschen fast das ganze Jahr über keinen Cent und bekommen nur einmal Geld, nämlich nach der Ernte. Wenn nun Politiker kommen und ihnen 50 Dollar für ihre Stimme bieten, dann stimmen diese armen Menschen natürlich sofort für die korrupten Politiker. So ist die Situation bei uns - leider!

KIRCHE IN NOT: So wie Sie das beschreiben, scheint Lateinamerika in Armut zu versinken. Was sind die Auswirkungen dieser Armut?

Was würden Sie tun, wenn Sie keine Arbeit haben, aber Ihre Familie ernähren müssen? Auswandern, natürlich! Viele wandern in Richtung des gelobten Landes nach Norden und wissen nicht, dass diese Entscheidung ihre Armut nur noch verstärken wird. Überall gibt es Mauern, Barrieren und Gesetze gegen Einwanderer. Arbeitgeber werden hart bestraft, wenn sie illegale Einwanderer einstellen. Viele illegale Einwanderer verstecken sich, können nicht arbeiten und dadurch natürlich auch keinen Lohn nach Hause schicken. Früher war unsere Wirtschaft von diesen Geldsendungen abhängig, heute jedoch fließt nichts mehr. Das Ergebnis ist, dass die Wirtschaft zusammenbricht. Die Menschen suchen ihre Zuflucht in Gewalt, schließen sich Banden an oder geraten in den Drogenhandel, der in Lateinamerika floriert. Auch Entführungen und Menschenhandel sind richtige Wirtschaftszweige geworden. Es gibt keinen sozialen Frieden mehr. Das ist tragisch: Wir haben den Frieden verloren, weil unsere Menschen keine Möglichkeit mehr sehen, ihr Geld auf ehrliche Weise zu verdienen.

Foto: Óscar Andrés Rodriguez Kardinal Maradiaga, © Kirche in Not

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81545 München
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