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Besser die Hände gefesselt als der Wille

23. Oktober 2007 in Österreich, keine Lesermeinung
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Am 26. Oktober wird der Bauer und Mesner Franz Jägerstätter selig gesprochen. Von Stephan Baier / Tagespost.


Linz (www.kath.net / tagespost) Am Freitagvormittag wird der aus Portugal stammende Kurienkardinal José Saraiva Martins, der Präfekt der Kongregation für Heilig- und Seligsprechungen, im Namen von Papst Benedikt XVI. im Linzer Mariendom den oberösterreichischen Mesner und Bauer Franz Jägerstätter zur Ehre der Altäre erheben.

Die Österreichische Bischofskonferenz bezeichnete Jägerstätter als „Märtyrer des Gewissens“ und als „Zeuge der Seligpreisungen der Bergpredigt“. Bis heute löst der Gewissenstäter, der den Kriegsdienst für Hitler verweigerte und dafür von den Nazis zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, auch Widerspruch aus.

Wer war dieser Bauer, der klarer als andere die Unvereinbarkeit des christlichen Glaubens mit der Ideologie des Nationalsozialismus erkannte und daraus eine kompromisslose Konsequenz für sein eigenes Leben zog?

Franz Jägerstätter wurde am 20. Mai 1907 im oberösterreichischen St. Radegund als Sohn der ledigen Bauernmagd Rosalia Huber geboren und wuchs zunächst bei der Großmutter auf. Zehn Jahre später heiratete die Mutter den Bauern Heinrich Jägerstätter, der den Buben adoptierte und zum Hoferben machte.

Während seiner Zeit als Arbeiter im Erzabbau in der nördlichen Steiermark (1927 bis 1931) machte Franz, der erstmals in kirchenfeindliche Milieus geriet, eine Glaubens- und Sinnkrise durch. Er wurde 1933 Vater einer unehelichen Tochter, Hildegard Auer.

Der St. Radegunder Pfarrer Josef Karobath notierte später: „In seiner Jugend war er, wie alle anderen Burschen, etwas rauflustig und auch leichtsinnig. 1934 wurde er ernst. Damals hatte er vor, in ein Kloster als Laienbruder zu gehen. Ich habe ihm abgeraten.“

1935 lernte er Franziska Schwaninger kennen, die er am Gründonnerstag 1936 heiratete, um noch am selben Tag zu einer Wallfahrt nach Rom aufzubrechen. Dem Ehepaar wurden drei Töchter geschenkt.

Am 12. März 1938 marschierte die Deutsche Wehrmacht in Österreich ein. 1940 wurde Jägerstätter zum Militärdienst einberufen, jedoch von seiner Heimatgemeinde zweimal „unabkömmlich“ gestellt.

Im Oktober 1940 wurde er schließlich als Kraftfahrer in die Alpenjägerkaserne nach Enns einberufen, wo er bis April 1941 als Soldat tätig war. Wieder Zivilist, weigerte sich Jägerstätter, für Nazi-Parteigliederungen zu spenden oder staatliche Hilfen anzunehmen.

Im Sommer 1941 übernahm der Bauer das Amt des Mesners, verfasste für seine Kinder selbst einen kleinen Katechismus und machte auch Notizen seiner politischen Überzeugungen: „Soll es in unserem schönen Österreich noch einmal so weit kommen, dass Christus regieren wird, so muss auf den Gründonnerstag auch noch der Karfreitag kommen, denn Christus musste auch erst sterben, bis er von den Toten auferstehen konnte. Auch für uns gibt es kein glückliches Auferstehen, bis wir nicht bereit sind, für Christus und unseren Glauben zu leiden und wenn es sein muss auch zu sterben.“

Trotz des Zuredens seiner Mutter, mehrerer Verwandter und befreundeter Priester, weigerte sich Jägerstätter, der mittlerweile dem Dritten Orden des heiligen Franziskus angehörte, einer weiteren Einberufung im Februar 1943 Folge zu leisten.

Am 1. März 1943 erklärte er, dass er gegen sein religiöses Gewissen handeln würde, wenn er für den nationalsozialistischen Staat kämpfen würde. Deshalb weigere er sich, mit der Waffe zu kämpfen, sei aber aus christlicher Gesinnung bereit, seinen Dienst als Sanitätssoldat zu leisten.

In einem seiner Gefängnisbriefe schrieb er: „Keiner irdischen Macht steht es zu, die Gewissen zu knechten. Gottes Recht bricht Menschenrecht.“ Franz Jägerstätter wurde wegen Wehrkraftzersetzung in Berlin zum Tode verurteilt und am 9. August 1943 in Brandenburg enthauptet.

Unmittelbar vor der Hinrichtung schrieb Franz Jägerstätter in einem Brief an seine Mutter und an seine Ehefrau: „Es war mir nicht möglich, Euch von diesen Schmerzen, die Ihr jetzt um meinetwillen zu leiden habt, zu befreien. Wie hart wird es für unsren lieben Heiland gewesen sein, dass er durch sein Leiden und Sterben seiner lieben Mutter so große Schmerzen bereiten musste und das haben sie alles aus Liebe für uns Sünder gelitten. Ich danke auch unsrem Heiland, dass ich für ihn leiden durfte und auch für ihn sterben darf. Möge Gott mein Leben hinnehmen als Sühn-Opfer nicht bloß für meine Sünden, sondern auch für andere.“

Unmittelbar nach der Verurteilung hatte er geschrieben: „Nicht Kerker, nicht Fesseln und auch nicht der Tod sind imstande, einen von der Liebe Gottes zu trennen, ihm seinen Glauben und den freien Willen zu rauben.“ Mit gefesselten Händen zu schreiben sei besser „als wenn der Wille gefesselt wäre“.

Noch am Tag der Hinrichtung Jägerstätters sagte der Gefängnispfarrer Jochmann zu aus Österreich stammenden Schwestern: „Ich habe die Gewissheit, dass dieser einfache Mensch der einzige Heilige ist, der mir in meinem Leben begegnet ist.“

1997, mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Hinrichtung, wurde das Todesurteil vom Landgericht Berlin offiziell aufgehoben. Wer sich wie Jägerstätter einem Verbrechen widersetzt, könne kein Verbrecher sein, hieß es in der Begründung.

Im selben Jahr wurde in der Diözese Linz der Seligsprechungsprozess eröffnet. 2001 wurde er abgeschlossen und an die römische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen weitergeleitet.

Der heutige Bischof von Innsbruck, Manfred Scheuer, der Vizepostulator im Seligsprechungsverfahren war, meint über den neuen Seligen, in Jägerstätter „strahlt die Würde der menschlichen Person auf, die Würde des menschlichen Gewissens“. Franz Jägerstätter sei darum ein „Dolmetscher Gottes in einer Zeit der gott- und menschenverachtenden Barbarei“ gewesen.

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