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  | ![]() Die Segnung homosexueller Paare – eine destruktive Weichenstellung für Glaubenspraxis und Pastoral?30. Juli 2025 in Kommentar, 12 Lesermeinungen Frucht von Fiducia supplicans ist eine „erhebliche Belastung des ökumenischen Klimas“ zu orthodoxen Kirchen und evangelikalen Christgläubigen. Gastkommentar von Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer Eichstätt (kath.net) Dieser Beitrag analysiert Fiducia supplicans theologisch und kirchenpolitisch, untersucht die Bedeutung der Erklärung für die kirchliche Lehre, Praxis und Pastoral und fragt, ob sie zur Erneuerung oder zur Erosion kirchlicher Glaubwürdigkeit beiträgt. 1. DIE ERKLÄRUNG „FIDUCIA SUPPLICANS“ – INHALT UND ANSPRUCH Diese Verbindung ist programmatisch: Die Erklärung nimmt für sich in Anspruch, nicht neue Lehre zu formulieren, sondern eine bereits bestehende zu vertiefen – allerdings unter neuen Vorzeichen. Dadurch erhält das Dokument keine dogmatische Unabänderlichkeit, ist jedoch lehramtlich autorisiert und als Ausdruck authentischer Lehre des gegenwärtigen Pontifikats zu verstehen. 1.2 Zielsetzung: Ausweitung des Segensbegriffs Diese „pastoralen Segnungen“ sollen nach Auffassung der Autoren außerhalb des liturgischen Rahmens stattfinden und keine formale Anerkennung der Lebensform bedeuten. Vielmehr handle es sich um spontane Gebetsgesten, vergleichbar mit der Segnung von Pilgern, Autos oder Häusern – stets als Bitte um Gottes Beistand. Das Dokument betont, dass liturgische Feiern, die einer Eheschließung ähneln könnten, unbedingt zu vermeiden seien. Die Segnungen dürften nicht „in eine offizielle liturgische und damit allgemein verbindliche Form gegossen werden“, sondern sollten im „Geiste der Spontaneität“ erfolgen – etwa im Rahmen einer Wallfahrt oder im seelsorglichen Alltag. Diese Unterscheidung scheint formal sauber – wirft jedoch praktisch wie theologisch massive Fragen auf, wie sich im Folgenden zeigen wird. 2. KIRCHLICHE LEHRE UND PASTORALE TRADITION – BRUCH ODER KONTINUITÄT? Papst Johannes Paul II. unterstrich in seiner Enzyklika Veritatis Splendor (1993), dass es moralische Akte gebe, „die von sich aus und in sich selbst, unabhängig von den Umständen, immer schwerwiegend unrecht sind.“ Auf dieser Linie steht auch das „Responsum ad dubium“ von 2021, in dem die damalige Glaubenskongregation ausdrücklich festhielt: „Die Kirche hat keine Vollmacht, Verbindungen zwischen Personen gleichen Geschlechts zu segnen.“ 2.2 Der Widerspruch durch Fiducia supplicans Doch diese Differenzierung ist sehr problematisch – nicht zuletzt deshalb, weil sie in der seelsorglichen Praxis kaum vermittelbar ist. Der Kirchenrechtler Sebastian Cüppers konstatiert zu Recht, dass nicht vorausgesetzt werden könne, dass auf Seiten des Segnenden und der Gesegneten „das gleiche Verständnis dieser Amtshandlung herrscht.“ Deutlich wird diese Problematik etwa in der Stellungnahme der polnischen Bischofskonferenz, die festhält: „Dies gilt insbesondere für Personen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Auf die Frage, ob die Kirche befugt ist, gleichgeschlechtlichen Partnerschaften den Segen zu erteilen, lautet die Antwort: Nein.“ Auch die britische Klerusbruderschaft erklärt: „Wir sehen keine Situation, in der eine solche Segnung eines Paares klar und angemessen abgegrenzt werden könnte von einer Art Billigung.“ 2.3 Symbolischer Bruch mit der Tradition Kardinal Robert Sarah warnt: „Die Wahrheit ist überall dieselbe, in Europa wie in Afrika. […] Die Kirche liegt im Sterben.“ Guido Horst meint: „Mit dem Segen wird eine Beziehung aufgewertet, die die Kirche offiziell für sündhaft hält.“ 3. DIE PASTORALE ABSICHT – UND IHRE UNBEABSICHTIGTEN (ODER EINKALKULIERTEN) FOLGEN Papst Franziskus verweist immer wieder auf das biblische Bild Jesu, der niemanden zurückweist: „Jesus hat niemanden weggeschickt, der ihn um seinen Segen gebeten hat.“ 3.2 Realität: Der pastorale Bruch Ein Kommentator formuliert treffend: „Die gute Absicht heiligt nicht die bösen Folgen.“ In der Praxis wird kaum jemand zwischen einem „Segen für Menschen“ und einem „Segen für Beziehungen“ differenzieren können. Diese Sorge äußert auch der Kölner Kirchenrechtler Cüppers. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gehen sogar deutlich über das römische Dokument hinaus: Sie sehen liturgieähnliche Segnungsfeiern ausdrücklich vor – mit Musik, Symbolik, Öffentlichkeit. Die Verwechslungsgefahr mit dem Ehesakrament wird damit nicht nur in Kauf genommen, sondern bewusst erzeugt. 3.3 Das Risiko der pastoralen Beliebigkeit Guido Horst mahnt: „Die Segnung wird zu einem pastoralen Event, das von Pressure Groups politisch aufgeladen wird.“ Wer enthaltsam lebt, gilt bald als naiv. Wer an der kirchlichen Lehre festhält, wird moralisch delegitimiert. Seelsorger, die sich verweigern, stehen unter Druck. Letztendlich kann gesagt werden: Die Kirche riskiert, ihre Fähigkeit zur geistlichen Unterscheidung zu verlieren – und das ausgerechnet im Namen von „Barmherzigkeit“. Teil II: Kirchliche Spaltung, ökumenische Verwerfungen und pastorale Konsequenzen 4. GLOBALE REZEPTION – EINE GESPALTENE KIRCHE 4.1 Zustimmung in liberalen Regionen Die Handreichung „Segen für alle“ (2025), herausgegeben von DBK und ZdK, geht deutlich über den Text der römischen Erklärung hinaus. Dort heißt es, die Feier solle die Liebe des Paares würdigen und „den Glauben an Gottes bejahende Gegenwart“ in ihrer Beziehung sichtbar machen. Damit wird der von Rom intendierte Unterschied zwischen personaler Ermutigung und relationaler Anerkennung weitgehend aufgehoben. 4.2 Ablehnung in der Weltkirche Es ist auffällig, dass in vielen dieser Kirchen die Loyalität zur römischen Lehre traditionell stark ist – und doch äußerten sich viele Bischöfe mit offener Verwunderung über das Vorgehen des Vatikans. 5.1 Orthodoxe, orientalische und mit Rom unierte Ostkirchen: Distanz statt Dialog Die koptisch-orthodoxe Kirche (Patriarchat von Alexandria) unterbrach nach der Veröffentlichung alle offiziellen theologischen Gespräche mit Rom. Begründung: Die Erklärung widerspreche der gemeinsamen Glaubensbasis. Auch die russisch-orthodoxe Kirche äußerte sich scharf: Das biblisch-theologische Komitee des Moskauer Patriarchats bezeichnete das Dokument als „Verzicht auf das moralische Ideal des Evangeliums“ und als „Kapitulation vor westlichen liberalen Forderungen“. Der priesterliche Segen, so die Orthodoxie, sei immer zustimmende Handlung, nie bloß formale Bitte. Die ukrainisch-griechisch-katholische Kirche, obwohl uniert mit Rom, erklärte, dass das Dokument keine Anwendung in ihrem Liturgie-Bereich finden könne, da im byzantinischen Ritus ein Segen stets auch eine geistliche Zustimmung darstelle. Diese Entwicklungen markieren eine erhebliche Belastung des ökumenischen Klimas, das sich in den letzten Jahrzehnten – insbesondere unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. – schrittweise verbessert hatte. Ein gemeinsames sakramentales und anthropologisches Fundament scheint wieder in größere Ferne zu rücken. 5.2 Evangelikale und protestantische Gemeinschaften Statt Brücken zu bauen, hat Fiducia supplicans in vielen Freikirchen und protestantischen Gemeinschaften den Eindruck einer moralischen Erosion des Katholizismus bestätigt – was bereits bestehende ökumenische Missverständnisse vertieft. 6.1 Missverständnisse und mediale Fehlwahrnehmung Dieser Eindruck verfestigt sich auch innerkirchlich. Für viele Gläubige – gerade solche mit geringer kirchlicher Sozialisation – verschwimmen die Linien zwischen offizieller Eheschließung und symbolischer Segnung. Pastoraltheologen wie Eberhard Schockenhoff haben schon vor Jahren vor der Gefahr einer „pastoralen Autonomie ohne dogmatische Rückbindung“ gewarnt. 6.2 Druck auf Seelsorger und Bischöfe Die Folge: Ein wachsender pastoraler Flickenteppich, in dem die „Einheit in der Vielfalt“ zur Uneinigkeit im Unklaren wird. SCHLUSSFAZIT: DER SEGEN WIRD ZUR NAGELPROBE DER KIRCHLICHEN IDENTITÄT Fiducia supplicans wollte pastorale Räume öffnen – und hat dabei theologische Grenzen überschritten. Der Versuch, Barmherzigkeit ohne normative Verankerung zu praktizieren, führt nicht zur Erneuerung, sondern zur Erosion. Die Erklärung hat die Kirche nicht versöhnt, sondern gespalten: Der Segen ist in der Bibel nie bloße freundliche Geste, sondern eine Bestätigung des göttlichen Willens. Wenn die Kirche aufhört, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, verliert sie ihre Stimme in der Welt. Der Weg in die Zukunft kann nur über Klarheit, Treue zur Lehre und pastorale Ehrlichkeit führen. Alles andere ist – wie Papst Benedikt XVI. warnte – das stille Gift des Relativismus, das langsam die Glaubensgestalt der Kirche zersetzt. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() Lesermeinungen
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