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Grußwort des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Eterović, an die Deutsche Bischofskonferenz

19. Februar 2024 in Aktuelles, 3 Lesermeinungen
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„Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet?...“ (Röm 10)


Augsburg-Bonn-Berlin (kath.net/DBK/Apostolische Nuntiatur) kath.net dokumentiert das Grußwort Seiner Exzellenz, des Apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović, zur Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Augsburg am 19. Februar 2024 in voller Länge:

„Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet? Wie soll aber jemand verkünden, wenn er nicht gesandt ist? Wie geschrieben steht: Wie willkommen sind die Füße der Freudenboten, die Gutes verkünden” (Röm 10,13-15).

Eminenzen,
Exzellenzen,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Diese Worte des heiligen Paulus, des Völkerapostels an die Christen in Rom kamen mir in den Sinn, als ich die Sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 2023 (6. KMU) las, die vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegeben wurde und an der die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) mitwirkte und sie „in besonderer Weise gefördert”1 hat. Sie wurde am 14. November 2023 unter dem Titel veröffentlicht: Wie hältst du’s mit der Kirche? - Zur Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft. An dieser Stelle genügt es, auf einige der Ergebnisse zur komplexen Wirklichkeit religiöser Praxis und zum Wissen über den christlichen Glauben zurückzukommen. Lediglich 19 Prozent der Bevölkerung glauben an einen Gott, „der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat“, davon sind 32 Prozent katholisch und 29 Prozent evangelisch2. Etwa 40 Prozent glauben an ein Leben nach dem Tod3: 56 Prozent katholische und 49 Prozent evangelische Christen 4. Angesichts dieser statistischen Daten könnte man zu dem Schluss kommen, dass ein guter Teil der Christen in Deutschland in gewisser Weise religiös analphabetisch ist. Doch es handelt sich hierbei um ein weites Feld. Ein Jahr vor dem Ende seines universalen Hirtendienstes sagte Papst Benedikt XVL.: „Ein großes Problem der gegenwärtigen Kirche ist der Mangel an Glaubenskenntnis, ist der »religiöse Analphabetismus« ...

Mit diesem Analphabetismus können wir nicht wachsen, kann die Einheit nicht wachsen. Daher müssen wir selbst uns diesen Inhalt wieder aneignen, als Reichtum der Einheit und nicht als Paket an Dogmen und Geboten, sondern als eine einzigartige Wirklichkeit, die sich in ihrer Tiefe und Schönheit offenbart. Wir müssen alles tun, was möglich ist, für eine katechetische Erneuerung, damit man den Glauben kennt und somit Gott kennt, Christus kennt, die Wahrheit kennt und die Einheit in der Wahrheit wächst“.5

1. Evangelii gaudium

Diese Überlegungen waren auch Teil der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vom 07. bis 28. Oktober 2012 zum Thema: Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens. Der Heilige Vater Franziskus hat die Ergebnisse gesammelt und sie in sein Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium eingefügt, das am 24. November 2013 veröffentlicht und womit das Programm seines Pontifikates präsentiert wurde. Der Papst appelliert eindringlich, wenn er schreibt: „Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von ihm finden zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen. Es gibt keinen Grund, weshalb jemand meinen könnte, diese Einladung gelte nicht ihm, denn niemand ist von der Freude ausgeschlossen, die der Herr uns bringt”6.


Nach der persönlichen Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, der in Seiner Kirche gegenwärtig ist, bleibt nach Papst Franziskus notwendig, dies den Menschen zu verkünden: „In der Treue zum Vorbild des Meisters ist es lebenswichtig, dass die Kirche heute hinausgeht, um allen an allen Orten und bei allen Gelegenheiten ohne Zögern, ohne Widerstreben und ohne Angst das Evangelium zu verkünden. Die Freude aus dem Evangelium ist für das ganze Volk, sie darf niemanden ausschließen. So verkündet es der Engel den Hirten von Bethlehem: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll (Lk 2,10). Die Offenbarung des Johannes spricht davon, dass den Bewohnern der Erde ein ewiges Evangelium zu verkünden [ist], allen Nationen, Stämmen, Sprachen und Völkern (Offb 14,6)”7.

Zehn Jahre nach der Veröffentlichung dieses wichtigen Dokumentes hat Papst Franziskus mit vier Katechesen im Verlauf der Generalaudienzen das Thema der Evangelisierung aufgegriffen, ihre Dringlichkeit unterstrichen und deren Merkmale aufgezeigt. Ein erstes Merkmal der Evangelisierung ist die Freude. Die Engel brachten den Hirten auf dem Feld „die Verkündigung einer »großen Freude« (Lk 2,10). Und der Grund? Eine gute Nachricht, eine Überraschung, ein schönes Ereignis? Viel mehr, ein Mensch: Jesus! Jesus ist die Freude. Er ist der menschgewordene Gott, der zu uns gekommen ist! Die Frage, liebe Brüder und Schwestern, ist also nicht, »ob« wir ihn verkündigen, sondern »wie« wir ihn verkündigen, und dieses »Wie« ist die Freude. Entweder verkündigen wir Jesus mit Freude, oder wir verkündigen ihn gar nicht, denn ein anderer Weg, ihn zu verkündigen, ist nicht in der Lage, die wahre Wirklichkeit Jesu zu bringen” 8.

Das zweite Charakteristikum der Evangelisierung ist die Universalität. Das Evangelium „gilt allen, die christliche Verkündigung ist Freude für alle“. Und deshalb gilt: „Alle haben das Recht, das Evangelium zu empfangen. Die Christen haben die Pflicht, es ausnahmslos allen zu verkünden, nicht wie jemand, der eine neue Verpflichtung auferlegt, sondern wie jemand, der eine Freude teilt, einen schönen Horizont aufzeigt, ein erstrebenswertes Festmahl anbietet. Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern durch Anziehung“? 9

Das dritte Merkmal der Evangelisierung ist seine Aktualität. Die christliche Verkündigung „ist für heute“. Auch wenn „wir uns in der ersten Zivilisation der Geschichte befinden, die global versucht, eine menschliche Gesellschaft ohne die Gegenwart Gottes zu organisieren und die sich in riesigen Städten konzentriert, die horizontal bleiben, auch wenn sie schwindelerregende Wolkenkratzer haben“, müssen wir „unsere Zeit und unsere Kultur als ein Geschenk (betrachten). Sie gehören uns, und sie zu evangelisieren bedeutet nicht, sie aus der Ferne zu beurteilen, und auch nicht, auf dem Balkon zu stehen und den Namen Jesu zu rufen, sondern auf die Straße zu gehen, an die Orte zu gehen, wo man lebt, die Räume zu frequentieren, wo man leidet, arbeitet, studiert und nachdenkt, die Wegkreuzungen zu bewohnen, an denen die Menschen das miteinander teilen, was für ihr Leben Sinn hat“ 10

Das vierte wesentliche Charakteristikum der Evangelisierung ist der Heilige Geist: „Die Verkündigung muss im Heiligen Geist geschehen. Denn um »Gott mitzuteilen« genügen nicht die freudige Glaubwürdigkeit des Zeugnisses, die Universalität der Verkündigung und die Aktualität der Botschaft. Ohne den Heiligen Geist ist aller Eifer umsonst und auf falsche Weise apostolisch: Er wäre nur unser Eifer und würde keine Frucht bringen. ... Der Heilige Geist ist der Protagonist, er geht den Missionaren immer voran und lässt die Früchte aufkeimen. Dieses Bewusstsein tröstet uns sehr! Und es hilft uns, ein weiteres, ebenso entscheidendes Bewusstsein zu formulieren: dass die Kirche in ihrem apostolischen Eifer nicht sich selbst verkündigt, sondern eine Gnade, eine Gabe, und der Heilige Geist ist die Gabe Gottes, wie Jesus zur Samariterin gesagt hat (vgl. Joh 4,10). ... Und der mutige Unternehmungsgeist, den der Heilige Geist einflößt, bringt uns dazu, seinen Stil nachzuahmen, der immer zwei Merkmale hat: die Kreativität und die Einfachheit”! 11

2. Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland

Der Bischof von Rom hat eine ähnliche Terminologie auch in seinem Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland vom 29. Juni 2019 verwendet. In Variationen kommt das Wort Evangelisierung 15- Mal vor; siebenmal wird vom Heiligen Geist gesprochen; das Wort Freude wird zehnmal genannt; die Wendung heute wird achtmal verwendet und aktuell und gegenwärtig insgesamt dreimal.

Papst Franziskus wandte sich kürzlich an eine Gruppe von Journalisten aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands und erinnerte an seinen Brief: „Die Kirche in Deutschland hat einen synodalen Weg eingeschlagen, zu dem ich 2019 einen Brief geschrieben habe, von dem ich wünschte, dass er stärker wahrgenommen, bedacht und umgesetzt würde, da er zwei Aspekte zum Ausdruck bringt, die ich für grundlegend halte, um nicht auf Abwege zu geraten“. Der erste Aspekt ist „die Pflege der geistlichen Dimension, also die konkrete und beständige Angleichung an das Evangelium und nicht an die Leitbilder der Welt, indem man die persönliche und gemeinschaftliche Umkehr durch die Sakramente und das Gebet wiederentdeckt, die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist und nicht gegenüber dem Zeitgeist”. Das zweite Kennzeichen ist „die universale Dimension, die katholische Dimension, damit man das Glaubensleben nicht als etwas begreift, das sich bloß auf den eigenen kulturellen und nationalen Bereich bezieht. Die Teilnahme am Prozess der Weltsynode ist unter diesem Gesichtspunkt hilfreich”. Nachdem der Papst die Bedeutung katholischer Medienschaffender beim so wichtigen Unterfangen der Evangelisierung unterstrichen hatte, präzisierte er: „In jedem Fall ist es wichtig, keine nach innen gerichtete Haltung einzunehmen, sondern »hinauszugehen«, um die christliche Botschaft in alle Bereiche des Lebens zu tragen und dabei die heute verfügbaren Mittel und Möglichkeiten zu nutzen. Eine Kirche, die sich hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt, erkrankt an Selbstbezogenheit. Die Kirche hingegen ist Mission, und die katholischen Medienschaffenden können sich nicht nicht einbringen und hinsichtlich der von ihnen verbreiteten Botschaft sozusagen »neutral« bleiben”? 12

Eminenzen, Exzellenzen, als Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2025 hat Papst Franziskus am 21. Januar 2024 ein Jahr des Gebetes ausgerufen. Außerdem wird es im Oktober dieses Jahres eine zweite Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode zum Thema geben: Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Mission. Die Gläubigen haben daher verschiedene Anregungen und Möglichkeiten, durch angemessene und dem Lebensalter entsprechende Katechesen den christlichen Glauben besser zu kennen und zu vertiefen. Die Gläubigen sollen nach dem Bischof von Rom wiederentdecken, „dass auch in der Katechese die Erstverkündigung oder das Kerygma eine wesentliche Rolle spielt. Es muss die Mitte der Evangelisierungstätigkeit und jedes Bemühens um kirchliche Erneuerung bilden. Das Kerygma hat trinitarischen Charakter. Es ist das Feuer des Geistes, der sich in der Gestalt von Zungen schenkt und uns an Christus glauben lässt, der uns durch seinen Tod und seine Auferstehung die unendliche Barmherzigkeit des Vaters offenbart und mitteilt. Im Mund des Katechisten erklingt immer wieder die erste Verkündigung: Jesus Christus liebt dich, er hat sein Leben hingegeben, um dich zu retten, und jetzt ist er jeden Tag lebendig an deiner Seite, um dich zu erleuchten, zu stärken und zu befreien” 13.

Beschließen möchte ich meine Überlegungen mit einem erneuten Bezug auf den heiligen Apostel Paulus, der uns ein Beispiel für die Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi auch in unserer säkularisierten Welt gibt. Auf dem Areopag in Athen traf er auf Griechen, deren Sprache und Kultur er gut kannte. Dabei verwies er auf „einen Altar mit der Aufschrift: EINEM UNBEKANNTEN GOTT” (Apg 17,23). Nachdem er jedoch den Bürgern Athens erst zugehört hatte, erfüllte er seine Pflicht und verkündete ihnen Jesus Christus, den Lebendigen, der gestorben und auferstanden ist (vgl. Apg 17,22-31). Durch die Gnade Gottes gab es bei den Anwesenden einige, die „sich ihm anschlossen und gläubig wurden” (Apg 17,34). Auf diese Weise hat der heilige Paulus den Auftrag des Herrn Jesus umgesetzt: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung“ (Mk 16,15). Uns aber gab er ein bleibendes Vorbild einer ganzheitlichen Evangelisierung durch Hören und Verkündigen.

Archivfoto: Papst Franziskus im Gespräch mit Nuntius Eterović (c) Vatican News

1 6. KMU, S. 6.
2 Vgl. a.a.0.,S. 33, siehe auch S. 28.
3 Vgl. a.a.0., S. 82.
4 Vgl. a.a.O., Elektronischer Anhang 2: Tabellen-Anhang mit Grundauszählungen differenziert nach
Konfessionszugehörigkeit, S. 16.
5 Lectio Divina bei der Begegnung mit dem Klerus der Diözese Rom, 23. Februar 2012.
6 EG, Nr. 3.
7 EG, Nr. 23.
8 Generalaudienz, 15. November 2023.
9 Generalaudienz, 22. November 2023 mit Bezug auf EG, Nr. 14.
10 Generalaudienz, 29. November 2023.
11 Generalaudienz, 06. Dezember 2023
12 Ansprache an die Delegation der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands, 04. Januar 2024.
13 EG,Nr. 164.

 


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Lesermeinungen

 Waldi 19. Februar 2024 
 

Die Deutschen Bischöfe

werden mit ihrem Synodalen Irrweg niemand zum Glauben und als Gläubige in die Kirche bekommen, denn ein Irrweg bleibt ein Irrweg. Und genau dieser Irrweg hat mich persönlich von dieser Kirche entfremdet! Denn ich habe nirgends von Jesus Christus und Seiner Lehre so wenig mitbekommen, wie in der katholischen Kirche seit dem II. Vatikanischen Konzil!


2
 
 Stefan Fleischer 19. Februar 2024 

Fehlt es heute nicht an der Glaubwürdigkeit?

Ich glaube, wir sollten auch das nicht vergessen, was unser Heiliger Vater nach seiner Wahl den Kardinälen gepredigt hat: «Wenn wir ohne das Kreuz gehen, wenn wir ohne das Kreuz aufbauen und Christus ohne Kreuz bekennen, sind wir nicht Jünger des Herrn: Wir sind weltlich, wir sind Bischöfe, Priester, Kardinäle, Päpste, aber nicht Jünger des Herrn.»
Überhaupt wäre es wichtig uns darauf zu besinnen, dass wir katholisch, allumfassend sind. Das ist besonders in der Verkündigung entscheidend. Wenn bei den Menschen den Eindruck erwecken, dass wir nicht mehr alles zu sagen und zu erklären wagen, ja dass wir eventuell selbst nicht mehr alles glauben», was (immer noch) zu unserem Glauben gehört, schwindet die Glaubwürdigkeit unserer Kirche wie Schnee an der Sonne.


3
 
 modernchrist 19. Februar 2024 
 

Glauben kommt vom Hören!

Und verkündigen! Aber bitte nicht die Weisheiten des Bischofs und seiner Hauptamtlichen verkündigen, sondern wir wollen die Lehre der Kirche hören und erklärt bekommen!
Wir wollen auch keine Forderungen erklärt und verkündigt bekommen, sondern die reine Frohe Botschaft, die im NT steht. Diese gilt es in den Homilien auszufalten; davon haben noch lange nicht alles kapiert. Das sieht man an einigen wunderbaren Predigten von engagierten und demütigen Priestern, die sich Mühe machten für die Verkündigung!
Stärkt unseren G l a u b e n - beflügelt jedoch n i c h t die törichte Bereitschaft der Leute zu unsinnigen Reform-Forderungen!


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