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Im Staat des Papstes ist Latein keine tote Sprache

26. August 2023 in Chronik, 59 Lesermeinungen
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Ganz ohne Latein kommt selbst der Papst aus Argentinien nicht aus. Im Vatikan wächst der Wortschatz der Römer-Sprache sogar kontinuierlich an - Von Ludwig Ring-Eifel


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Eine folgenreiche Begegnung des Kirchenstaats mit den Naturgewalten ereignete sich im Jahr 1791. In der Stadt Assisi, die damals noch zum Kirchenstaat gehörte, schlug ein Blitz ein. Er beschädigte die Kuppel der neuen Basilika Santa Maria degli Angeli. Papst Pius VI. (1775-1799) ordnete umgehend an, die Kuppel wieder aufzubauen und sie vor künftigen derartigen Ereignissen zu schützen. Dies geschah durch den Einbau einer technischen Vorrichtung, die 40 Jahre zuvor in Nordamerika ein gewisser Benjamin Franklin erfunden hatte: An der Kuppel wurden Blitzableiter angebracht. Seither hat die Basilika viele Gewitter unbeschadet überstanden.

An das Ereignis erinnert in Assisi eine in Stein gemeißelte lateinische Inschrift. Ihr Wortlaut lässt erahnen, wie die lateinisch denkenden Beamten des Papstes darum rangen, die segensreiche moderne Erfindung in einer Sprache auszudrücken, die Blitzableiter noch nicht kannte. Der Epigraphenschreiber wählte eine Umschreibung. Die Blitzableiter nannte er "electricae Franklinii virgae", auf Deutsch etwa: Die elektrischen Ruten des Herrn Franklin. Als solche sind sie bis heute auf der Inschrift verewigt.  

Im vatikanischen Wörterbuch für die "aktuelle lateinische Sprache", dem "Lexicon recentis latinitatis" von 1992, sucht man Franklins Ruten jedoch vergeblich. Das Lexikon ist ein Werk des Südtiroler Augustiner-Chorherrn Karl Egger (1914 - 2003). Er entschied sich beim Stichwort Blitzableiter für die Neuschöpfung "apagogus fulminum" (Ableiter der Blitze).


Wortschatzpflege für modernes Latein

Das Beispiel zeigt, dass sich die antike Sprache im Staat des Papstes - der heute sehr viel kleiner ist als im Jahr 1791 - oft ungeordnet entwickelt hat. Relativ spät kamen die Päpste auf die Idee, einen Wortschatz des modernen Lateins festzuschreiben. Erst unter Papst Paul VI. (1963-1978) wurde dafür im Jahr 1976 die Stiftung "Latinitas" gegründet.

Dass ausgerechnet Paul VI. die Institution gründete, entbehrt nicht einer gewissen Ironie - war er es doch, der ab 1970 durch die Einführung von Messbüchern in den Nationalsprachen den liturgischen Gebrauch des Lateinischen weltweit zurückdrängte. Seither überlebt die alte Kirchensprache, die noch beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) die einzige zugelassene Debattensprache war, nur noch an wenigen Stellen in der römisch-katholischen Kirche.  

Selbst bei päpstlichen Gesetzestexten (lateinisch: "Motu proprio") ist es heute nicht mehr erforderlich, dass sie auf Latein im vatikanischen Amtsblatt, den "Acta Apostolicae Sedis", erscheinen, damit sie Gültigkeit erlangen. Und die Texte päpstlicher Lehrschreiben ("Enzykliken") werden unter Papst Franziskus meist nicht mehr nach ihren lateinischen Anfangsworten zitiert. Die letzte Enzyklika, die einen lateinischen Titel trug, war "Lumen fidei" (das Licht des Glaubens). Den Anfang des Textes hatte Franziskus" Vorgänger Benedikt XVI. (2005 -2013) verfasst, er sprach und las fließend Latein.  

Dennoch erscheint bis heute jede Enzyklika auch in einer lateinischen Fassung, das unterstreicht ihre universale Geltung. Und so kann man in der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" von 2015 studieren, wie die Latinisten des Papstes moderne Begriffe aus der Ökologie in die alte Sprache übersetzen. Dort finden sich Worte wie "Contaminatio et climatis mutatio" (Umweltverschmutzung und Klimawandel) oder die Forderung "ut dioxydi carbonici aliorumque gasiorum perlate inquinantium efficaciter diminuatur" (dass der Ausstoß von Kohlendioxid und anderen stark verunreinigenden Gasen drastisch reduziert wird).

Auch auf Twitter spricht Vatikan Latein

Auch auf Twitter spricht der Vatikan Latein. Der Account "Papa Franciscus" mit der Adresse @Pontifex_ln hat mehr als eine Million Follower. Für den twitternden Papst hat der Vatikan das schon bei Cicero überlieferte Wort "breviloquens" (kurz gefasst sprechend) zu neuem Leben erweckt. In seinem Twitter-Profil ist von der "pagina publica Papae Francisci breviloquentis" die Rede.

Bei der Bildung neuer lateinischen Worte für aktuelle Themen sollte die "Pontificia Academia Latinitatis" eine wichtige Rolle spielen. Im November 2012 hat Benedikt XVI. diesen Hort lateinischer Gelehrsamkeit noch kurz vor seinem Rücktritt eingerichtet. Sie ist die offizielle Nachfolgerin der Stiftung "Latinitas". Doch hat sie bisher kein neues Wörterbuch des modernen Lateins vorgelegt.  

Und so orientieren sich die päpstlichen Latinisten bis heute im Wesentlichen an den rund 15.000 Einträgen im "Lexicon recentis latinitatis" von 1992. Wenn neue Sachverhalte ins lateinische Wort gebracht werden, herrscht weiterhin sprachlicher Wildwuchs: Dieselbe Sache wird von verschiedenen Stellen unterschiedlich übersetzt. Für Gelehrte mag das ärgerlich sein; doch es beweist, dass Latein im Staat des Papstes noch immer keine tote Sprache ist.

Copyright 2023 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich. Alle Rechte vorbehalten


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