Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. „Er war aber auch ein Hetzer“. Über ein wiederkehrendes Argument zum Mord an Charlie Kirk
  2. Bischof Bätzing meint: Regenbogenflagge am Reichstag ‚wäre ein gutes Zeichen gewesen‘
  3. Die Gender-Sprachpolizei des Bistums Limburg macht mobil
  4. "Ich sehe nicht, wie die außerordentliche Form des Römischen Ritus Probleme verursachen könnte"
  5. Leo XIV.: 'Demokratie nicht notwendigerweise die beste Lösung für alles.'
  6. Vatikan sieht die Welt "am Rand des Abgrunds"
  7. USA verhängen Einreisesperre für ausländische Charlie-Kirk-Mord-Jubler!
  8. Brötchentüten für die Demokratie
  9. Vatikan erfreut über Fortschritte in China: Diözese neugeordnet
  10. Deutscher ZDF-Korrespondent Theveßen steht vor dem Rauswurf aus den USA
  11. Mordfall Charlie Kirk: Transgender-Parolen und antifaschistische Sprüche auf Patronen
  12. "Ihr habt keine Ahnung, was ihr entfesselt habt!"
  13. 92 Prozent Taufscheinkatholiken in Österreich oder immer weniger Katholiken, aber immer mehr Geld!
  14. Nein, Herr Kardinal Schönborn, die Armut nimmt weltweit ab!
  15. Kardinal Sarah: Papier zu Homo-Segnung gefährdet Einheit der Kirche

Zum 100. Geburtstag: Kirchliche Würdigung Erwin Ringels

11. Mai 2021 in Chronik, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Eisenstädter Diözesansprecher Orieschnig über Lebenswerk des 1994 verstorbenen "Seelendoktors der Nation" und dessen u.a. auch religiösen Hintergrund


Wien (kath.net/KAP) Am 27. April wäre der österreichische Psychiater und Individualpsychologe Erwin Ringel 100 Jahre alt geworden. Der Theologe und Pressesprecher der Diözese Eisenstadt, Dominik Orieschnig, hat in einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Magazins "WienLive" das Lebenswerk des 1994 verstorbenen "Seelendoktors der Nation" gewürdigt. Er wies darin u.a. auch auf den religiösen Hintergrund Ringels hin und ortete angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen Bedarf an einem neuen heimischen Seelendoktor nach Vorbild Ringels.

Als Ringel 1994 verstarb, habe Österreich einen seiner glaubwürdigsten Mahner und Humanisten verloren, so Orieschnig: "Der kürzlich verstorbene Hugo Portisch hat uns die Oberflächenkarte Österreichs erklärt, Erwin Ringel das unterirdische Keller- und Kanalsystem des Landes." Ringels Kernthese: "Die nicht aufgearbeitete, verschwiegene und verdrängte Beteiligung und Mitschuld so vieler Österreicher am Nationalsozialismus und seinen Verbrechen seien die Ursache weit verbreiteter psychosomatischer Krankheiten mit teils dramatischen Auswirkungen in unserer Gesellschaft."
Ringel habe die Verweigerung der Österreicher, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, stets öffentlich kritisiert, schrieb Orieschnig. "Die österreichische Seele", sein berühmtestes Buch, sei zum allgemein verwendeten Begriff geworden "und gehört zum Besten, was je über dieses Land geschrieben wurde". Es sei eine "Kampfschrift für ein gesünderes, weil ehrlicheres Österreich" gewesen.
Ringels lebenslange ärztliche Obsession: "Die Freilegung und Durchtrennung des gefährlichen roten Fadens, der die Neurosen von Individuen mit dem emotionalen Leben von Nationen verbindet." Orieschnig erinnerte an den Skandal, als Ringel Kaiser Franz Joseph I. als den "Totengräber Österreichs" und den Ersten Weltkrieg als Ergebnis einer in diesem Monarchen sich vollziehenden "lebenslangen neurotischen Selbstvernichtung auf allen Ebenen" bezeichnete. Diese Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts sah Ringel fortgesetzt im "kleinen, unbekannten Gefreiten" aus Braunau am Inn, "von allen verkannt und verstoßen, das ideale Identifikationsobjekt für den gedemütigten und sich getreten fühlenden Österreicher".


Hitlers menschliche Deformation im Elternhaus und später in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs habe laut Ringel gerade in einem Österreich so vieler ähnlich Beschädigter auf fruchtbaren Boden fallen und schließlich zur Nemesis Europas und der halben Welt werden müssen.

Weltweit erstes Suizidpräventionszentrum

Geleitet von dieser Einsicht in die Wechselwirkung individueller Todessehnsucht und kollektiver Selbstvernichtung habe Ringel 1948 das weltweit erste Suizidpräventionszentrum in Wien auf gebaut, ursprünglich im Rahmen der Wiener Caritas, wie Orieschnig betonte. 1975 wurde daraus das von der Kirche unabhängige "Kriseninterventionszentrum", das bis heute existiert. Nachdem er über 700 gerettete Selbstmordkandidaten untersucht hatte, beschrieb Ringel 1953 das "Präsuizidale Syndrom", bis heute ein Meilenstein in der Selbstmordforschung.
Mit der Suizidverhütung sei der Seelenarzt der Nation schließlich unweigerlich bei der Psychosomatik angekommen und unter Überwindung schwerster Widerstände habe Ringel 1954 in Wien die erste psychosomatische Station in Österreich gegründet. Orieschnig: "Seit Erwin Ringel hat ein Kulturwandel dafür gesorgt, dass heute mehr Menschen als früher psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen." Nun bräuchte es aber "dringend eine aktualisierte neue Rede über Österreich. Ein analytisches Update, das uns schonungslos ehrlich, aber respektvoll wie Ringel zeigt, wo wir heute wirklich stehen", hofft Orieschnig.

In katholischer Jugendbewegung engagiert

Der kirchliche Experte verwies in seinem Beitrag auch auf den kirchlichen Hintergrund des Psychiaters. Bereits in der Mittelschule hatte sich Ringel in der katholischen Jugendbewegung engagiert. 1938 sei für ihn klar gewesen, dass er dem Hitler-Regime nur mit Opposition begegnen kann. Er sei 1939 für einige Wochen von der Gestapo in Haft genommen worden, weil er im Oktober 1938 bei einer antinationalsozialistischen Großkundgebung am Wiener Stephansplatz im Anschluss an das Rosenkranzfest im Stephansdom - als Pfarrjugendhelfer - mitgewirkt hatte, erinnerte Orieschnig.

Copyright 2021 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. „Er war aber auch ein Hetzer“. Über ein wiederkehrendes Argument zum Mord an Charlie Kirk
  2. Deutscher ZDF-Korrespondent Theveßen steht vor dem Rauswurf aus den USA
  3. Vatikan sieht die Welt "am Rand des Abgrunds"
  4. Die Gender-Sprachpolizei des Bistums Limburg macht mobil
  5. Bischof Bätzing meint: Regenbogenflagge am Reichstag ‚wäre ein gutes Zeichen gewesen‘
  6. Leo XIV.: 'Demokratie nicht notwendigerweise die beste Lösung für alles.'
  7. Mordfall Charlie Kirk: Transgender-Parolen und antifaschistische Sprüche auf Patronen
  8. USA verhängen Einreisesperre für ausländische Charlie-Kirk-Mord-Jubler!
  9. „Ich liebe euch! Geht zur Messe!“
  10. Papst betet für Familie des ermordeten Charlie Kirk
  11. "Ihr habt keine Ahnung, was ihr entfesselt habt!"
  12. Bischof Barron über Charlie Kirk: Er war ‚in erster Linie ein leidenschaftlicher Christ‘
  13. Brötchentüten für die Demokratie
  14. Kardinal Sarah: Papier zu Homo-Segnung gefährdet Einheit der Kirche
  15. Im Zeichen des Kreuzes

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz