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„Kosten für Kinder sind privatisiert, der Nutzen wird sozialisiert“

21. November 2018 in Interview, 14 Lesermeinungen
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Hartmut Steeb, der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz und Vater von 10 Kindern, im kath.net-Interview zum Vorschlag von Jens Spahn, dass Kinderlose mehr in die Rentenversicherung einzahlen sollten als Eltern. Von Petra Lorleberg


Stuttgart (kath.net/pl) Jens Spahn hat durchaus richtiges wahrgenommen, doch „ich finde es nicht gut und hilfreich, davon zu sprechen und zu schreiben, dass ‚Kinderlose mehr einzahlen sollten als Eltern‘. Das kommt immer missverständlich. Familien sollten nicht ständig schlechter behandelt werden als Andere. Dann wären wir weiter. Es geht um die Gleichbehandlung von Eltern und Kinder und das Aufhören der materiellen Benachteiligungen.“ Das erläuterte der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz und zehnfache Vater, Hartmut Steeb, im kath.net-Interview.

kath.net: Herr Steeb, Gesundheitsminister Jens Spahn schlug vor, dass Kinderlose mehr in die Rentenversicherung einzahlen sollten als Eltern. Was ist der Sachhintergrund dieser Initiative?

Hartmut Steeb: Jens Spahn nimmt wahr, dass die finanzielle Belastung von Eltern mit Kindern im Blick auf die Sozialversicherungssysteme sehr viel höher ist als von Menschen ohne Kinder. Man kann es auf eine einfache Formel bringen: Die Kosten für die Kinder sind privatisiert, der Nutzen – spätere Steuer- und Rentenzahler – wird sozialisiert. Das ist eine Schieflage.

kath.net: Spahn stößt damit sowohl auf Zustimmung wie auch auf Kritik. Wie stehen Sie dazu?

Steeb: Ich finde es nicht gut und hilfreich, davon zu sprechen und zu schreiben, dass „Kinderlose mehr einzahlen sollten als Eltern“. Das kommt immer missverständlich. Familien sollten nicht ständig schlechter behandelt werden als Andere. Dann wären wir weiter. Es geht um die Gleichbehandlung von Eltern und Kinder und das Aufhören der materiellen Benachteiligungen.

kath.net: Haben Sie den Eindruck, dass unsere Gesellschaft Kinder und ihre Eltern – beides derzeit bekanntermaßen „Mangelware“ – so intensiv fördert, wie es zum Wiederaufbau einer nachhaltigeren gesellschaftlichen Altersstruktur nötig wäre?

Steeb: Nein, es fehlt an Vielem. Der Staat unterstützt und fördert die öffentliche Erziehung, nimmt aber Familien den Freiraum, sich selbst zu organisieren und zu finanzieren.

kath.net: Politiker verweisen in diesem Zusammenhang allzu gern auf das Engagement der Betreuung der Unter-Dreijährigen in KiTas.


Steeb: Das ist ja rein wirtschaftspolitisches Interesse. Warum dürfen Eltern nicht ohne Benachteiligung frei entscheiden, welche Betreuung und Erziehung sie für ihre Kinder wünschen? Der Staat sollte nicht einseitig von ihm gewünschte Institutionen fördern sondern Ehe und Familie, wie es im Grundgesetz steht.

Konkret: Die Subvention, die er in Kinderbetreuung steckt, sollte in gleicher Weise den Eltern zugute kommen, die ihre Kinder selbst betreuen und erziehen wollen. Wenn bei Eigenbetreuung endlich keine sozialrechtliche und materielle Benachteiligung drohen würde, gäbe es Wahlfreiheit, die dauernd propagiert aber nicht gewährt wird.

Übrigens würde dann auch der Mangel an Erzieherinnen geringer. Ich habe noch nie verstanden, warum die Gesellschaft jene bezahlt, die fremde Kinder betreuen und fördern aber jene leer ausgehen lässt, die ihre eigenen Kinder betreuen und fördern. Diese Schieflage muss endlich beseitigt werden. Das wäre dann auch Familienpolitik und nicht eine mit dem Label „familienfreundlich“ geschmückte schlechte Wirtschaftspolitik.

kath.net: Stufen Sie den zunehmenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zwang, dass beide Eltern berufstätig sein müssen, als förderlich für Familien ein?

Steeb: Wenn man endlich die erzieherische Tätigkeit einer Mutter oder eines Vaters ihrer eigenen Kinder als Beruf anerkennen würde, dann wäre es in Ordnung. Aber meine Frau galt ja z.B. nicht als „berufstätig“, als sie unsere Kinder vollzeitlich betreut und gefördert hat (wir haben ja 10 Kinder; sie hat 365 Tage im Jahr diesen Beruf ausgeübt, mit ständiger Rufbereitschaft, Tag und Nacht, an Wochenenden und im Urlaub.

Der gesellschaftliche Undank gegenüber dieser wichtigsten Berufstätigkeit muss ein Ende haben.

kath.net: Ihre Frau und Sie haben zehn Kinder. Vermuten Sie, dass wenn diese Kinder bei Ihnen nicht mehr auf der Lohnsteuerkarte stehen, Sie dann als „kinderlos“ ebenfalls mehr einzahlen müssten? Würden Sie dies als gerecht empfinden?

Steeb: Es ist ja eines der vielen Irrtümer, dass die Menschen meinen, man müsse mit Kindern weniger Steuern zahlen. Richtig ist: Jeder Mensch hat ein steuerlich nicht angreifbares Existenzminimum. Es ist inakzeptabel, dass hier für Kinder nicht der gleiche Steuerfreibetrag angesetzt wird wie für Erwachsenen. Wenn die Kosten für Kinder wegfallen fallen natürlich auch die Steuerfreibeträge weg.

kath.net: Sind Sie bei völlig erwachsenen Kindern eigentlich finanziell aus aller Verantwortung draußen? Sind Enkelkinder eine Gratisfreude?

Steeb: Eine gute Familienpolitik, die gerecht und ausgleichend wirkt, würde ausreichen. Dann müsste man im Blick auf Enkelkinder nichts gesondert tun.

kath.net: Und wie sieht das mit dem Engagement als Großeltern bei der Enkelbetreuung aus – sollte auch DAS der Gesellschaft etwas Wert sein?

Steeb: Gäbe es eine gerechte Familienpolitik und nicht den Zwang zu einer außerfamiliären Berufstätigkeit wäre alles gut. Der große Sozialversicherungsexperte Schreiber, der die dynamische Rentenversicherung an Bord gebracht hat, hatte Konrad Adenauer ans Herz gelegt, nicht eine zwei sondern deine drei Generationen umfassende Versicherung einzuführen. Leider hat das Konrad Adenauer mit dem berühmt gewordenen irrtümlichen Satz gekontert, dass Kinder von alleine kämen, man dafür also nicht sorgen müsse. Hier hatte er auf die natürliche Generationenfolge gesetzt, die im Wesentlichen alle Menschen in gleicher Weise zur Zukunft beitragen. Aber da hat er sich kräftig getäuscht mit der Folge einer furchtbaren Schieflage und einem teilweise Ganzausfall echter Familienpolitik. Wir müssten dringend nachsteuern.

kath.net: Haben Ihre Frau und Sie gelegentlich überlegt, was Sie mit all dem Geld tun hätten können, wenn Sie es nicht in Ihre Kinder investiert hätten?

Steeb: Dazu hatten wir kaum Zeit. Ein Vermögensberater sagte mir einmal: „Sei dankbar, dass du mit deinen Einnahmen offenbar einigermaßen deine Ausgaben bestreiten kannst. Das würde vielen so nicht gelingen. Vergiss die Vermögensberatung.“ Das habe ich dann auch getan.

kath.net: Noch eine letzte Frage, diesmal zu jener vieldiskutierten Bemerkung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron: „Bitte zeigt mir eine Frau, die perfekt gebildet ist und die sich für sieben, acht oder neun Kinder entscheidet.“ Ihre Frau ist Autorin und Co-Autorin mehrerer Bücher, schreibt Zeitschriftenbeiträge und spricht bei christlichen Veranstaltungen. Als ich die Bemerkung Macrons las, musste ich sofort an Ihre Frau denken. Wie stehen Ihre Frau und Sie zu dem Macron-Ausspruch?

Steeb: Meine Frau ist im Übrigen auch ehrenamtlich kräftig tätig. War sich die Gesellschaft nicht einig darüber, dass das wichtig sei? Ist dafür keine Bildung hilfreich? Was soll ich sagen, gerade auch aus Zeitgründen gar nicht mit meiner Frau abgestimmt: Auch Staatsmänner haben ein „Recht auf Irrtum“.

Wer eine größere Familie hat, hat sich längst an Beleidigungen aller Art gewöhnt, auch von deutschen Politikern. Wenn ich nur noch mal an jene Platitüden denke der Regierung Schröder „kkk ist out, www ist in“, an das Misstrauen, Müttern Geld in die Hand zu geben, weil sie Flachbildschirme kaufen würden (fragen wir bei Gehältern und Lohnauszahlungen sonst auch danach, was die Menschen mit ihren verdienten Geldern machen?) und vieles andere mehr. Große Familien sind ein guter Brutplatz für Frustrationstoleranz.

Hartmut Steeb, Generalsekretär der ´Deutschen Evangelischen Allianz´


Christliches Medienmagazin pro - Angelika Steeb, Die ´Familienunternehmerin´


Foto oben: Hartmut Steeb (c) Rudolf Gehrig


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