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Twitternde Papstwähler

6. Dezember 2011 in Weltkirche, 4 Lesermeinungen
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Kardinäle nähern sich nur sehr vorsichtig einem neuen Medium an. Durbans Kardinal Wilfrid Fox Napier ist bisher der einzige Kardinal, der dem Papst auf Twitter folgt. Von Burkhard Jürgens (KNA)


Bonn (kath.net/KNA) Der Vatikan hat die virtuelle Welt zum Missionsgebiet erklärt. Im Namen des Heiligen Vaters wird gebloggt, gepostet, getwittert und gestreamt. Einige Kardinäle schreiten mutig mit der Zeit: 12 der 193 Purpurträger nutzen den Kurznachrichtendienst Twitter. Damit liegen sie im Schnitt, verglichen mit US-Senioren dieser Altersklasse. In der Praxis hapert es aber offensichtlich noch ein bisschen.

Das Prinzip von Twitter ist einfach: Man legt einen Account an und teilt in «tweets» von maximal 140 Zeichen mit, was man für berichtenswert hält - von der Befindlichkeit beim Aufstehen bis zum soeben beobachteten Flugzeugabsturz. Wem's gefällt, abonniert den Kanal und wird dadurch zum «Follower». Zahl und Art der Tweets, zitierter Tweets («Retweets»), Follower und selbst verfolgter Kontakte sagen viel über die kommunikative Attraktivität des Betreffenden, ähnlich wie die Grüppchenbildung auf einer Party.

Durbans Kardinal Wilfrid Fox Napier ist vielleicht der professionellste unter den twitternden Kardinälen: Ein vollständiges Profil mit den wichtigsten Lebensdaten, ein Link zur eigenen Website (www.zulumissions.org), eine rege, aber nicht übertriebene Zahl von Tweets und eine wohlsortierte Liste von Twitter-Accounts, denen er folgt: unter ihnen sein Kollege Sean Patrick O'Malley aus Boston, die römische Gerüchtekiste «Vatican Insider», katholische Pressedienste - und Benedikt XVI. Napier ist der einzige Kardinal, der dem Papst folgt.


Benedikt XVI. twittert seit dem 1. Mai 2010. Rund 25.400 folgen ihm. Er selbst folgt niemandem, zumindest auf Twitter. 13 Kurzbotschaften hat der Oberhirte bislang abgesetzt; mehr als Enzykliken (4), weniger als Apostolische Briefe (über 60). «Folgt mir, betet mit mir», lautete sein erster Aufruf an die Twittergemeinde. Die Kurzbotschaft schließt auf Deutsch: «Speichern Sie unsere Kirche» - eine verunglückte Übersetzung aus dem Englischen. Selbstverständlich ging es darum, die Kirche zu retten («save»). Womöglich saß der Heilige Vater wohl doch nicht in Person an der Tastatur.

Das wirft Licht auf ein grundsätzliches Problem. Wer die Textbotschaften sendet, bleibt im Letzten zweifelhaft, auch wenn es sich - wie bei Benedikt XVI. - um einen «verifizierten Account» handelt. Unter dem Namen von Kardinal Juan Luis Cipriani etwa meldet sich lediglich die Pressestelle des Erzbistums Lima. Auch bei Jorge Bergoglio aus Buenos Aires werden Fragen wach. Die meisten der 75 von ihm abonnierten Mikroblogs sind unverdächtig für einen Mann, der einmal fast Papst geworden wäre: katholische Informationsdienste, die Kirchenzeitung von Neuseeland, dergleichen. Aber wie kommt der Dienst «Freepornia» in die Liste? Und «Sacerdote gay»?

Im Prinzip kann sich bei Twitter jeder mit irgendeinem Pseudonym schmücken. So hat Kardinal Roger Mahony aus Los Angeles auch einen Urban VIII. (1623-1644) unter seinen Lesern. Pech für den falschen Papst: Mahony hat noch nichts getwittert. Kardinal O'Malley hingegen wirbt per Twitter für jeden neuen Eintrag auf seinem Blog (www.cardinalseansblog.org). Die Beiträge dort sind so ausführlich, dass man glauben oder hoffen möchte, es sei nicht der Kardinal persönlich, der einen nicht unerheblichen Teil seiner Arbeitszeit darauf verwendet.

Die meisten bewegen sich auf den neuen Marktplätzen der Kommunikation noch etwas ungelenk. Claudio Hummes, Ex-Präfekt der Kleruskongregation, machte nur einen Versuch. «Liebe Freunde, möge Gott uns im Gebrauch dieses neuen Werkzeugs der Evangelisierung erleuchten!», schrieb er in seinem Debut am 25. August. Der Elektrotechnik-Student Adriano Passos in Sao Paulo fand das ein Zitat wert. «Danke für die Erwähnung», twitterte Hummes gleichentags an Passos zurück. Seitdem schweigt er.

Andere haben schon gelernt, in jeder Lebenslage zu twittern. Der vatikanische Kulturchef Gianfranco Ravasi schickt schon mal römische Impressionen mit Bild und Text von seinem iPhone, Kardinal Norberto Rivera aus Mexiko-Stadt kondolierte zum Unfalltod von Innenminister Francisco Blake Mora per Blackberry auf Twitter. Der selige Papst Johannes Paul II. (1978-2005) wird gewusst haben, warum er Mobiltelefone beim Konklave verboten hat.

TWITTER KATH.NET


Papst Benedikt twittert (engl.)





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