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Nuntius Eterović: „Wir sollten in dieser Fastenzeit noch vertrauter mit dem Wort Gottes werden“

22. März 2022 in Spirituelles, 2 Lesermeinungen
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„Das Gebet sollte in unserem christlichen Leben einen herausgehobenen Platz einnehmen. Unsere Teilnahme an den Sakramenten der Umkehr sollte lebendiger werden, vor allem die am Sakrament der Versöhnung.“


Berlin (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt S.E. Apostolischer Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović in Berlin am 3. Fastensonntag, 20. März 2022, in voller Länge und dankt für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung - Ex 3,1-8.13-15; Ps 103; 1 Kor 10,1-6.10-12; Lk 13,1-9

„Ihr werdet alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“ (Lk 13,3.5).

Liebe Schwestern und Brüder!
    
    Die Fastenzeit ist vom Ruf Gottes an den Menschen zur Umkehr charakterisiert. Diese Botschaft wird in den biblischen Lesungen dieses dritten Fastensonntags besonders deutlich ausgedrückt. Gott ist barmherzig, wie wir in der ersten Lesung hörten (I). Durch Seinen Eingeborenen Sohn bringt er seinen glühenden Wunsch zum Ausdruck, der Mensch möge seine Barmherzigkeit annehmen (II) und sich bekehren (III). Öffnen wir uns der Gnade des Heiligen Geistes, damit wir begreifen, was Gott von uns und der Kirche in dieser Zeit des Heils verlangt.

1.    „Ich habe das Elend meines Volkes gesehen“ (Ex 3,7).

Bei der Begegnung des Mose mit JHWH auf dem Berg Horeb fallen vor allem jene Worte auf, welche die Beziehung Gottes mit seinem auserwählten jüdischen Volk beschreiben. Sie zeugen davon, wie nahe er den leidenden Menschen ist. „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne sein Leid“ (Ex 3,7). Der Allmächtige bleibt nicht ungerührt angesichts menschlichen Leids. „Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken“ (Ex 3,9). Darum übernimmt Gott die Initiative und beschließt, sein Volk zu befreien: „Ich bin herabgestiegen, um es der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen“ (Ex 3,8). Für diese Mission wählt er den Mose: „Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus“ (Ex 3,10).
    Bei der Begegnung von JHWH mit Mose sei noch an zwei weitere Punkte erinnert.

    Zum einen an den brennenden Dornbusch, der nicht verbrennt (vgl. Ex 3,2). Das kann bedeuten, dass die barmherzige Liebe Gottes gleich einem glühenden Feuer ist, das nie verlischt. Gott ist Liebe (vgl. 1 Joh 4,8.16), der mit diesem Feuer alle Menschen umfangen möchte, denn Gott will, dass alle gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4).


    Zum anderen an den Namen Gottes: „Ich bin, der ich bin“ (Ex 3,14). Hierbei handelt es sich um eine Aussage, die zum Gegenstand sehr vieler Interpretationen seitens von Exegeten und Theologen wurde. In unserer fastenzeitlichen Überlegung wollen wir diesen göttlichen Namen mit den Worten zusammenfassen, die JHWH in der Folge an Mose gerichtet hat: „So sag zu den Israeliten: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich anrufen von Geschlecht zu Geschlecht“ (Ex 3,15). Er, der ist, ist zugleich der Gott unserer Vorfahren im Glauben. Das bedeutet, unser Gott ist ein naher und treuer Gott, der uns niemals verlässt. Darüber hinaus, dass Er für unsere Schmerzen und die Leiden seines Volkes empfänglich ist, greift er in die dramatische Geschichte ein, um es zu befreien. Dies gibt dem Gläubigen Hoffnung in allen Augenblicken seines Lebens, auch in den dunklen Zeiten, wie zum Beispiel der des brutalen Krieges in der Ukraine.

2.    „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen“ (Lk 13,8).

Das Gleichnis vom vertrockneten Feigenbaum beschreibt ein anderes Mal die Barmherzigkeit Gottes. Jesus erzählt es, um die Geduld Gottes und die Dringlichkeit der Umkehr zu zeigen. Die Feige und die Traube sind in der Heimat Jesus, wie auch im übrigen Mittelmeerraum bekannte und gegenwärtige Dinge. Daher ist die Botschaft den Hörern sehr klar. Drei Jahre findet der Eigentümer eines Weinbergs keine Früchte an dem Feigenbaum, den er gepflanzt hatte. Deswegen wollte er ihn umhauen, denn er dachte sich, wenn er keine Früchte bringt, nimmt er dem Boden unnötig Kraft. Doch an diesem Punkt interveniert der Winzer, der dem Grundherrn den Vorschlag macht, noch etwas Geduld zu haben: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen“ (Lk 13,8-9).

    Gott ist barmherzig, woran uns Jesus Christus erinnert, wenn er auch uns dazu ermahnt, barmherzig zu sein: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36). Im heutigen Evangelium aber ruft uns der Herr Jesus ins Gedächtnis, dass die Barmherzigkeit Gottes eine Grenze hat, die von jedem von uns abhängt. Wenn unser Herz der Gnade des Heiligen Geistes verschlossen bleibt, können die Gaben Gottes und seiner Barmherzigkeit nicht fruchtbar werden. Außerdem ist unsere Zeit begrenzt und von unserer menschlichen Existenz abhängig, denn wir alle werden eines Tages sterben. Dieser Moment kann durch Krankheit näherkommen, wie wir es bei der Covid-19-Pandemie erlebt haben, aber auch durch Gewalt und Krieg. Es reicht der Blick auf die Tragödie in der Ukraine, die sich vor den Augen der ganzen Welt abspielt. Daher mahnt uns der Herr Jesus umzukehren und zu Ihm zurückzukehren.

3.    „Ihr werdet alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“ (Lk 13,3.5).

Diese Worte wiederholt Jesus zweimal in dem kurzen Abschnitt des Evangeliums. Damit werden zwei Ereignisse verbunden. Das eine war politischer Natur. Pontius Pilatus, der römische Statthalter von Kaiser Tiberius (14-37 n.Chr.) in Judäa hatte die Rebellion einiger Galiläer blutig niedergeschlagen. Das andere war das Unglück vom Einsturz des Turms in Schiloach, bei dem achtzehn Menschen ums Leben kamen. Jesu Kommentar ist beide Male gleich: die Getöteten waren keine größeren Sünder, als die übrigen Galiläer. Daher war ihr Tod keine Folge ihrer Sünden im Sinne einer Vergeltungsgerechtigkeit. Nach Jesus sterben die Menschen, weil dies das Gesetz der Natur ist. Es handelt sich um den physischen Tod. Entgehen aber sollte man dem geistlichen Tod, denn dieser währt für immer. Das ewige Leben erlangt man mit der Umkehr: „Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“ (Lk 13,3.5). Positiv gewendet heißt es, dass diejenigen, die sich bekehren, nicht vergehen, sondern das ewige Leben haben werden (vgl. Joh 10,28).

    Die Umkehr ist eine Grundbotschaft Jesu Christi. Seine Mission begann er mit den Worten: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Die vierzigtägige Bußzeit ist eine ganz eigene Zeit für die Umkehr. Der Herr sagt uns, worin die Umkehr besteht. Zunächst ist das Bewußtsein nötig, dass die Zeit, die Gott uns zur Verfügung gegeben hat, wichtig ist, aber vergeht, denn sie ist mit den Jahren unseres Lebens verbunden, das kurz oder lang sein kann, aber in jedem Fall an ein Ende kommen wird. Gleichzeitig wissen wir im Glauben, dass das Reich Gottes nahe ist und gegenwärtig in der Person Jesu Christi, mit dem wir über das Sakrament der Taufe innig verbunden sind. Diesen beiden Voraussetzungen entspringt die Umkehr, die Lebensänderung. Es handelt sich dabei nicht um irgendeine Veränderung, wie beispielsweise bei einem kranken Menschen, der um gesund zu werden die eine Speise meiden und eine andere zu sich nehmen soll. Die christliche Umkehr muss nach der Weisung Jesu geschehen, die wir im Evangelium finden. Daher sollten wir in dieser Fastenzeit noch vertrauter mit dem Wort Gottes werden. Das Gebet sollte in unserem christlichen Leben einen herausgehobenen Platz einnehmen. Unsere Teilnahme an den Sakramenten der Umkehr sollte lebendiger werden, vor allem die am Sakrament der Versöhnung. Die Gläubigen sind in dieser Fastenzeit aufgerufen, dieses Sakrament, das uns mit Gott und dem Nächsten versöhnt, wiederzuentdecken. Deswegen hat die Umkehr nicht nur eine individuelle Dimension, sondern auch eine soziale: sie richtet sich nicht nur an eine einzelne Person, sondern auch an unsere kirchlichen Gemeinschaften, wie auch an die ganze Kirche, die aus Sündern besteht, die zur Heiligkeit berufen sind. Bei der kirchlichen Umkehr ist die Evangelisierung vorrangig, gefolgt vom vielfältigen caritativen Einsatz und der ganzheitlichen Förderung des Menschen. Das erfordert nicht zuletzt die Absage an das Verhalten einer Konsumgesellschaft zugunsten eines besseren Einsatzes für die Armen und Hilfsbedürftigen. Nach dem Heiligen Vater Franziskus gehört zur Umkehr der Kirche die Abkehr vom weltlichen Luxus seitens ihrer Mitglieder. Umkehr in kirchlichen Gemeinschaften verlangt eine Haltung aus dem Evangelium zu den Heranwachsenden, den Opfern von Missbrauch. Die kirchliche Gemeinschaft derer, die umkehren, führt nicht zur Teilung, zu steriler Kritik, wird nicht geleitet von politischen Kriterien in der Bewertung von Menschen oder der religiösen Wirklichkeit, sondern eine solche Gemeinschaft stärkt die Eintracht und fördert den Frieden.

    Liebe Brüder und Schwestern, vertrauen wir diese guten Vorsätze der Fürsprache der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria an, der Mutter der Barmherzigkeit und Königin des Friedens. Nehmen wir den Ruf des guten und barmherzigen Gottes an und öffnen wir unsere Herzen der Gnade des Heiligen Geistes, der unsere Herzen zu reinigen vermag gemäß der Mahnung des Herrn Jesus: „Ihr werdet alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt“ (Lk 13,3.5). Amen.

Archivfoto Nuntius Eterović (c) Apostolische Nuntiatur Berlin


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Lesermeinungen

 SalvatoreMio 22. März 2022 
 

"Sünde ist, nicht zu lieben"

@Chris2: Was Sie beschreiben, wird in unserer stark abständigen Gemeinde immer deutlicher sichtbar. Widerspruch regt sich nicht, und die Verantwortlichen, die das Sagen haben, setzen den Synodalen Untergang munter in die Wirklichkeit um.


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 Chris2 22. März 2022 
 

Das ist tiefer kroatischer Glaube,

der auf eine weitgehend säkularisierte deutsche Gremienstruktur trifft, die immer schneller auf ein Schisma zusteuert. Wie schon berichtet, fasste ein Pfarrer all die Warnungen der Schrift vom letzten Sonntag sinngemäß in einem Satz zusammen: "Sünde ist, nicht zu lieben". Trifft diese an sich sehr richtige Aussage auf eine weitgehend ahnungslose und zuletzt stark LGBT-vorgeprägte Hörerschaft, muss sie garadezu falsch verstanden werden. Ich fürchte, wir werden bei der Re-Evangelisierung nach der zdK (zweite deutsche Kirchenspaltung) wieder ganz von vorne anfangen müssen...


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