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Das Gewissen ist kein Nussknacker allgemeiner Normen

17. Mai 2021 in Kommentar, 6 Lesermeinungen
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Diesen Eindruck vermitteln mittlerweile selbst einige Bischöfe, wenn es um das 6. Gebot oder um die Teilnahme am Tisch des Herrn geht, an dem Gaben und Worte geteilt werden - Ein Kommentar von Helmut Müller


Rom (kath.net)

Das Gewissen ist kein Nussknacker um allgemeine, auch kirchliche Normen, zu knacken um mit den Bröseln dann besser leben zu können.  Diesen Eindruck vermitteln mittlerweile selbst einige Bischöfe, wenn es um das 6. Gebot oder um die Teilnahme am Tisch des Herrn geht, an dem Gaben und Worte geteilt werden. Am kürzlich zu Ende gegangenen ÖKT scheint es offenbar Gewissenssache gewesen zu sein, die Gaben zwar miteinander zu teilen, aber „am Tisch des Wortes“ weiterhin uneins sein zu können. Ist vielleicht die Uneinigkeit als Marginalie erklärt worden. Solange ich noch in der Lehre aktiv war, hatte ich meinen Studenten versucht folgendes beizubringen. U. a. wies ich darauf hin, dass die Lehre der Kirche wichtig wäre für die Gewissensbildung jedes einzelnen Gläubigen. Urteilen Sie selbst, in welche Konflikte einzelne Bischöfe alle Gläubigen bringen:

Das Gewissen ist ein „Organ“ in uns, das und helfen soll, unser Leben gelingen zu lassen, insoweit es um sittliche Fragen geht. Die christlichen Kirchen verstehen sich ja als Gemeinschaften, in einem engeren Sinn als regelrechte Gewissensschulen, die dem Menschen zur Seite stehen, dass er seine Weichen möglichst richtig stellt. Die hl. Schrift, die Lehre der Kirche wollen solche Wegweisungen sein. Das Gewissen macht nun diese allgemeinen Wegweisungen in konkreten Fällen, wenn alle allgemeinen Wegweisungen versagen, zu „meinen“ Wegweisungen. Dem Wort Christi: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, dem Christen seit 2000 Jahren im Raum der Kirche begegnet sind, wird mir in sittlichen Entscheidungen durch das Gewissen als veritas vitae für mein Leben vermittelt. Vielfach wird Gewissen falsch verstanden, so als gäbe das Gewissen einen persönlichen Rabatt auf besonders harte und harsch empfundene allgemeine sittliche Weisungen. Das Gewissen ist kein Nussknacker, mit dem man das sechste Gebot (und auch alle anderen) so knackt, dass man mit den Bröseln ohne größere Anstrengung gut leben kann. Damit ist schon Paulus in Korinth konfrontiert worden. Es gab eine Gruppe von Gemeindemitgliedern, die der Auffassung war, dass ihnen in sexuellen Dingen alles erlaubt sei; was sie mit dem Leib täten würde nicht weiter den Geist beeinträchtigen. Da waren sie aber bei Paulus an den Richtigen geraten. Auf „alles ist mir erlaubt“ (1Kor 6,12), bekommen sie von Paulus zu hören „Doch nicht alles tut gut“ (ebd.), und schließlich ganz détailliert: „Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Werde ich nun die Glieder Christi nehmen und sie zu Gliedern einer Dirne machen? Das sei ferne! Oder wisst ihr nicht, dass wer einer Dirne anhängt, ein Leib mit ihr wird? ... Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die sonst ein Mensch begeht, ist außerhalb des Leibes, wer aber Unzucht treibt, der sündigt gegen seinen eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt; ihn habt ihr von Gott, und nicht euch selber gehört ihr.“ (1Kor 6,15ff.).


    Sie werden jetzt fragen, wie funktioniert denn das Gewissen, das offensichtlich in jedem von uns eingebaut ist? Gibt es eine Gebrauchsanweisung? Wie erschließt es mir den reichen Erfahrungsschatz gelingenden menschlichen Lebens, sodass ich wirklich auch mein Leben darin wieder finde? Wie unterscheide ich schillernde Lebensmöglichkeiten, die viel versprechen und reizend sind, von denen, die wirklich, realistisch meine veritas vitae werden können und mein Leben gelingen lassen? Eigentlich Fragen, die jedem am Herzen liegen müssten, dem sein Leben wertvoll ist. Vielleicht haben die ersten von Ihnen auch schon Schiffbruch erlitten.[Es folgt nun eine direkte Anrede an meine damaligen Studenten] In vielen Gesprächen ist mir immer wieder bewusst geworden, wie sehr auch Ihr Leben schon beschädigt worden sein kann. Manchmal blickt schon ein 25 Jähriger oder eine 25 Jährige[1] auf ein Leben zurück, in dem sich schon so viel Leid und Enttäuschung angesammelt hat, wie in meiner Generation erst mit 40. Andererseits haben Sie mit 25 Lebensmöglichkeiten, aber auch schon Karrieren vor sich, von denen unsereins nur träumen konnte. Das fällt mir besonders auf, wenn ich Gespräche von Betriebswirtschaftsstudenten mitbekomme und höre, wo sie schon überall waren, welche Dienstwagenklassen sie fuhren, was sie verdienen oder wo sie ihre Praktiken ableisten.

    Ist das alles, das Gute und Schöne, das Leidvolle und Belastende allein dem Zufall, einer glücklichen oder unglücklichen Begabung überlassen, dem Schicksal? Wo wird der Maßstab angelegt, wenn man ein Leben als geglückt, bezeichnen kann? Schon Sophokles fragt sich, ob man einen Menschen glücklich nennen könne, solange er noch nicht des Lebens Bahn durchlaufen habe. Das kirchlich gebildete Gewissen kann hier ein Kompass sein, der Mittelstreifen auf der Straße des Lebens. Das Gewissen ist damit die geballte sittliche Vernunft, orientiert am Glauben der Kirche mit Ausrichtung auf mein Leben. In dieser Vorlesung geht es um seine Gebrauchsanweisung.

So weit mein damaliger Vorlesungstext. Die Fragen sind nicht einfach, die Menschen in unserer Zeit gestellt werden. Ich habe den Eindruck, dass der süße Brei des Märchens der Gebrüder Grimm aus der Welt in die Kirche quillt [siehe das Programm des zu Ende gegangen ÖKT’s] und durch kein Zauberwort wie im Märchen daran gehindert wird noch einmal aufhört weiter zu quellen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die kleine Minderheit der Bischöfe und auch einige, die bloß in Deckung sind, doch noch dieses Zauberwort wissen. Und dann geht vielleicht abermals der Sauerteig der Kirche in der Welt auf wie zu Anfang. In der heutigen Lesung des 7. Sonntags nach Ostern hat die kleine Jerusalemer Gemeinde mit 120 Leuten schließlich die ganze Welt durchsäuert (Apg 1,15 – 17) Von diesem Sauerteig lebe ich noch heute.

 

[1] So sagte mir einmal eine junge 25 jährige Studentin:  „Ich liege so im Bett und denke, die Beine sind mir so schwer, die Pille nehmen und gleichzeitig rauchen, das ist es eigentlich nicht.“ Irgendwo hat sie vermutlich gehört, dass plötzlicher Tod bei jungen Frauen ab dreißig mit der Kombination Pille und Rauchen eindeutig korreliert.


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