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'Mein bester Freund ist ein Mönch'

16. Dezember 2020 in Aktuelles, 4 Lesermeinungen
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kath.net-Weihnachts-Interview mit Patricia Kelly - Über Künstlerdasein und Corona, Glaubenszeugnis im social media, ihre Brustkrebserkrankung, die Heilige Messe und vieles mehr - Von Linda Noé


Linz (kath.net/ln)

Maria Patricia Kelly: Ehefrau, Mutter zweier Söhne, berühmte Sängerin, tiefgläubige Katholikin. In 2019 noch ist sie mit der „Kelly Family“ auf Tour durch die größten Hallen im deutschen Sprachraum gewesen. Seit 2008 bereits auch als Solokünstlerin unterwegs erschien ihr neuestes Album „One more year“ just in der Woche vor dem ersten Lockdown im März. Über Künstlerdasein und Corona, Glaubenszeugnis im social media, ihre Brustkrebserkrankung, die Heilige Messe und vieles mehr.

KATH.NET: Ihr viertes eigenes Studioalbum mit dem Titel "One more year" erschien im Frühjahr 2020 just zu Beginn des Lockdowns. Der namensgebende Songtitel verarbeitet auf sehr persönliche Art und Weise Ihre Brustkrebserkrankung vor 10 Jahren, zusammen mit einem bewegenden Musikvideo.  Können Sie etwas über diesen Song erzählen- und über die Reaktionen, die sie aus ihrem Publikum seitdem dazu erhalten haben?

PATRICIA KELLY: Ich schreibe Songs immer nur aus dem Herzen, also über das was mich im Leben beschäftigt. Vor elf Jahren bekam ich Diagnose Vorstufe Brustkrebst, das Innere der rechten Brust wurde komplett entfernt und durch eine Prothese ersetzt. Meine Mutter starb an Brustkrebs, als ich zwölf Jahre alt war und das war ein traumatisches Erlebnis, das mich geprägt sehr hat. Die Zeit meiner Erkrankung war sehr schwer für mich, meine kleine und große Familie, aber mit Gottes Hilfe habe ich es überstanden. Damals habe ich zu Gott gebetet und um Hilfe gebeten: Lieber Gott, ich habe ein unglaubliches Leben von dir geschenkt bekommen und erwarte nichts für mich. Ich habe kein Recht, weil ich so viel bekommen habe. Aber meine Kinder waren noch so jung, sie waren damals 6 und 8 Jahre alt. Ich habe Gott gesagt, sie sollen nicht das erfahren, was ich erfahren musste als Kind und was sehr schmerzhaft war. So habe ich in Banneux, einem Pilgerort in Belgien, vor der Mutter Gottes auf den Knien gebetet, dass er mir zehn weitere Jahre geben soll, damit meine Kinder groß und stark genug sein würden, wenn ich gehen muss. Als diese 10 Jahre fast vorbei waren, habe ich mich daran erinnert, das war ein sehr wichtiger Moment. Ich hatte das nie vergessen. So entstand das Lied, in dem ich um ein weiteres Jahr bete. Eigentlich sollte der Song gar nicht auf die CD, ich hatte ihn eigentlich nur für mich geschrieben. Aber als ich es mit einem meiner favorisierten Songwriter, Danny Shah aus London, teilte, sagte er: wir müssen das veröffentlichen. Für die Menschen draußen, die auch solche Geschichten erleben. Er hat mich überzeugt und so haben wie den Song zusammen fertig geschrieben. Ich habe währenddessen viel geweint, aber es war befreiend. So entstand dann auch der Titel für die CD.

Auch was das Video dazu angeht… Ich habe gesagt, wenn, dann muss es dem Song gerecht werden. Wir haben wundervolle Schauspieler, unter anderem die Frau, die am Krankenbett betet. Am Ende des Videoclips sind echte Bilder von mir im Krankenhaus, die eigentlich für uns privat gemacht wurden und die zuvor nicht veröffentlich worden sind. Als ich das Video sah, dachte ich: Wenn schon, dann richtig. Um das Bewusstsein zu erwecken, dass Frauen zur Vorsorge gehen sollen. Also habe ich mich kurzerhand entschlossen, diese Bilder zu veröffentlichen. Seitdem habe ich viele Kommentare von Frauen bekommen, die durch das Video so bewegt waren und zur Vorsorge gegangen sind. Somit hat es seinen Zweck erfüllt und es war genau richtig. Ich sage immer, wenn nur eine Frau gerettet wird, weil sie frühzeitig zur Vorsorge ging, hat es sich gelohnt. Überhaupt waren die Reaktionen und Kommentare sehr bewegend. Ich bin froh, dass mein Publikum so gut zu mir ist. Jeder darf seine Meinung aussprechen, aber wir hatten noch nie den Fall, dass ein „Shitstorm“ oder Ähnliches ausgebrochen ist. Alles ist sehr angenehm, ich habe ein tolles Publikum.

KATH.NET: Sie sind eine gläubige Frau, die in den sozialen Netzwerken auch mal ein Foto von Ihrem Besuch der Heiligen Messe einstellt. Ist es Ihnen ein Anliegen, von ihrem Glauben öffentlich Zeugnis zu geben, und wenn ja, warum? Haben Sie Ihren Glauben auch neu als Stütze erlebt in dieser Zeit der globalen Pandemie? Haben Sie ein Lieblingsgebet?

PATRICIA KELLY: Es ist mir in der Tat sehr bewusst, was ich poste. Ich glaube, dass ich zumindest im Popbereich unserer Branche ziemlich alleine damit stehe. Ich kenne keine andere Sängerin in Deutschland, die von ihrem Glauben postet. Ich mache Social Media selber und entscheide, was gepostet wird und was nicht. Ich poste immer das, was mir wichtig ist im Leben, manchmal ist es meine kleine Familie, manchmal meine große Familie, mein Berufsleben, die Musik. Oder wenn ich mir ein neues Kleid gekauft habe und mich als Frau daran erfreuen kann. Aber auch mal kleine Momente des Lebens, in denen wir am Lachen sind oder mit den Hunden spazieren. Das Leben ist voller Facetten und ich versuche das so wahrhaftig und authentisch wie möglich widerzugeben. Es ist mir wichtig meinen Glauben zu teilen, nicht um anderen Menschen etwas aufzuzwingen, sondern weil es für mich eine so große Rolle spielt. Hätte ich den Glauben und die Hilfe, den Beistand und Rat der Katholischen Kirche nicht an meiner Seite gehabt, wäre mein Leben sicher ein anderes geworden, im negativen Sinne. Niemals hätte ich die Zufriedenheit, Zuversicht und das Glück gefunden, das ich heute habe. Mein bester Freund ist Mönch, sein Rat, seine Freundschaft und Zeugnis sind sehr wichtig für mich. Ich möchte den Menschen nur das weitergeben, was mir selbst im Leben hilft. Es gibt Menschen, die zu mir aufsehen, und ich fühle mich manchmal sehr klein, denn ich habe keine Antworten auf das Leben. Ich bin selbst mit manchen Dingen überfordert. Trotzdem sehe ich eine Verantwortung als Mensch und als Künstlerin, das zu teilen, was mir Kraft, Mut und Hoffnung im Leben gibt. Da ist der Glaube klar an erster Stelle. Es ist mir aber auch bewusst, dass ich mir damit gewisse Projekte und Kontakte im Show-Business verbaue. Nicht jeder im Showbiz ist gläubig und die Katholische Kirche ist in den Köpfen der Menschen nicht nur positiv behaftet. Das ist schon eine Hürde. Ich weiß, dass mich das nicht cooler macht. Das uncoolste, was man heute in meinem Business machen kann, ist zu sagen, dass man praktizierende Katholikin ist. Mir ist es aber nie schwergefallen, ich habe immer dazu gestanden, mit allen Konsequenzen. Interessanterweise habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich von Followern fast nur positive Rückmeldung bekomme. Ich glaube, die Menschen suchen heute nach Halt. Postings, die von meinem Glauben handeln, sind sehr beliebt und oft folgenden darauf berührende Kommentare. Es scheint den Menschen gutzutun und das bestätigt mich, dass es richtig ist.


Meine Follower sind eine bunte Mischung aus Gläubigen, Atheisten, Anhänger verschiedener Religionen. Wichtig ist mir, dass sich niemand beleidigt fühlt und zum Glück ist das bisher noch nicht passiert. Das liegt auch an der Art und Weise, wie man es nach draußen trägt. Ich habe nie missioniert oder gepusht, sondern gesagt: Das hilft mir, das ist Teil meines Lebens und ich möchte es mit euch teilen. Ich bin erfreut zu sehen, dass keiner das Gefühl hat, konvertiert zu werden. Wenn man so an die Dinge herangehen würde, würden sich Menschen erst recht abwenden.

Sicherlich ist der Glaube immer eine große Stütze, gerade in schweren Zeiten. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ganz persönlich, muss ich einfach sagen, dass dieses Jahr eines der aufregendsten war. Ich konnte endlich mein langersehntes Album „One More Year“ rausbringen, mein erster Major Release mit einer großen Plattenfirma. Konnte zum ersten Mal so richtig einen Traum erfüllen. Das war und ist ein euphorisches Gefühl. Aber es war zeitgleich auch eines der schwierigsten Jahre meines Lebens. Im beruflichen Leben eine richtige Achterbahn der Gefühle mit vielen Rückschlägen und verbunden mit Ängsten. Ob meine Familie und ich gesundheitlich gut durchkommen. Sicherlich rückblickend eines der bewegengsten und schwierigsten Jahre. Da ist mein Glaube fundamental gewesen. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren habe ich erlebt was es heißt, nicht zur Messe zu gehen. Die Hostie zu empfangen ist mein liebstes Gebet. Sie nicht empfangen zu können über viele Wochen im März, war sehr fremd, es hat mir gefehlt und eine große Sehnsucht ist in mir entstanden. Dort habe ich gemerkt, wie wichtig das in meinem Leben ist. Also, das wichtigste Gebet ist die Heilige Messe. Ich bete gerne ohne feste Worte, spreche jeden Tag mehrfach mit Gott über alle kleinen und großen Dinge. Sei es in der Küche beim Ausräumen der Spülmaschine, dass ich dafür bete, dass es meinen Kindern gut geht oder Freunden, denen es gerade schlecht geht. Die Hälfte der Gebete des Tages sind Danksagungen: das empfinde ich als wichtigen Bestandteil meines spirituellen Lebens. Das macht mich sicher auch aus, die Dankbarkeit, für das, was ich habe. Ich bete natürlich auch das Vater Unser oder den Psalm 23. Mein Lieblingsgebet ist das Gespräch mit Gott. Ich bin gerne in der Stille, wir haben keinen Fernseher oder Radio zuhause laufen und ich liebe die Ruhe, um über alles nachzudenken und meine Gespräche mit Gott zu suchen. Meistens passiert das beim Küche aufräumen oder meiner täglichen Joggingrunde. Diese Momente genieße ich für mich.

Gott ist für mich niemand, der im Himmel ist, während ich hier unten auf der Erde bin. Ich spreche zu ihm als Mensch. Ich sage mir immer, er kann sowieso alles in meinem Herzen lesen und ich muss vor ihm nichts verstecken. Ich kann alles aussprechen was ich denke und das tut gut.

KATH.NET: Für 2020 ist im Rahmen Ihrer verschobenen Tour auch ein Konzert in Wien geplant. Worauf dürfen sich die Zuseher freuen? Haben Sie auch vor, ein paar Tage Zeit in Wien zu verbringen- eine Stadt, die Ihnen bestimmt mittlerweile vertraut ist? Was bedeutet Ihnen Wien?

PATRICIA KELLY: Wien ist für mich eine der schönsten Städte Europas. Ich bin immer wieder ergriffen, wie schön und friedlich es in Wien alles. Es ist ein bisschen das Gefühl in einer heilen Welt gelandet zu sein. Eine traumhafte Stadt und ein tolles Publikum. Ich bin öfter in Wien gewesen und verbinde damit viele Erinnerungen. Zum Beispiel das Donauinselfest mit der Kelly Family vor 25 Jahren, dort haben wir einen Rekord aufgestellt mit über 250.000 Menschen, die uns zugesehen haben. Aber ich erinnere mich auch sehr gern an meine kleinen Solo-Club-Konzerte von vor einigen Jahren. Wien ist eine Stadt, die gerne Künstler unterstützt und in die ich gerne zurückkomme. Soweit es meine Zeit erlaubt, gehe ich auf Tour gerne durch Stadt spazieren. Natürlich gibt es dann Apfelstrudel und Tee. Ganz ehrlich, ich weiß aber noch nicht, wie der Konzerttag kommendes Jahr ausschaut, aber ich werde mein Bestes tun, die Stadt zu besichtigen

KATH.NET: Neben Ihrem eben besprochenen neuen Album "One more year" gibt es mittlerweile auch eine brandneue Weihnachts-CD von Patricia Kelly: "My christmas concert". Weihnachtsalben gibt es wie Sand am Meer, aber ich muss gestehen, dass bereits Ihr erstes Weihnachtsalbum, besonders die starke Interpretation von "Tochter Zion", einer meiner Weihnachtsdauerbrenner geworden ist. Diesmal spricht ein Titel mit dem Namen "Heart of God", also "Herz Gottes" besonders an. Was wollen Sie den Hörern damit mitgeben?

PATRICIA KELLY: Das Weihnachtalbum war eigentlich gar nicht geplant, es ist quasi ein Corona-Baby. Ich habe Weihnachtslieder schon immer geliebt und auch damit auf Tour zu gehen. In den vergangenen Jahren, wenn die Kelly Family nicht unterwegs war, war ich zu Weihnachten solo auf Tour. Das sind Momente, die ich nie vergessen werde. Wir haben damals spontan entschlossen, zwei Konzerte mit einem professionellen Team aufzunehmen und die Aufnahmen waren bis jetzt in der Schublade. Dieses Jahr habe ich gedacht: wenn wir schon nicht auf Tour gehen können, was die Fans sehr vermissen, wie kann ich ihnen eine Freude machen? Also haben wir im Sommer kurzerhand die Entscheidung getroffen, dieses Album zu machen. Ein ganz hervorragender Toningeneur hat alles gemischt und aufgebessert. Als ich die Aufnahmen gehört habe, habe ich sie direkt für gut befunden und dachte, das können wir dem Publikum geben. Das ist ein kleines Geschenk für dieses Jahr, weil es ein so hartes war. Umso mehr freue ich mich, dass es in die Top 20 der Deutschen Charts gestiegen ist. Für die Charts war es gar nicht geplant, auch weil kein großes Promo-Budget vorhanden gewesen war.

„Heart of God“ hat mein guter Freund Jonas Myrin gemeinsam mit einem anderen Freund geschrieben. Jonas ist tiefgläubiger Christ, der in Los Angeles lebt und der für Leute wie Celine Dion, Barbra Streisand oder Bocelli schreibt. Für ihn schrieb er zum Beispiel auch den Song „Gloria“ für den Film Fatima. Er ist ein guter Freund und ein Bruder in Christus. Ich liebe „Heart of God“ von ihm und als ich es bei ihm in L.A. zum ersten Mal hörte, dachte ich, ich muss es singen auf Tour. Obwohl viele Menschen, die zu den Konzerten kommen keine Christen sind, wurde es zum Lieblingslied vieler Leute.

KATH.NET: Für alle Menschen, besonders auch für Künstler, sind diese Zeiten sehr herausfordernd. Wie geht es Ihnen mit abgesagten Konzerten und Auftritten? Wo sehen Sie als Privatperson und als Künstlerin/Sängerin Chancen in dieser Zeit? Gelingt es Ihnen, Kontakt mit Ihrem Publikum zu halten? Wie können Künstler unterstützt werden?

PATRICIA KELLY: Beruflich gesehen sind wir Künstler wahrscheinlich mehr betroffen als manch andere Branche. Es gibt ja Branchen, die gerade wachsen, im digitalen Bereich zum Beispiel. Aber Branchen wie die Gastronomie und Kultur leiden extrem. Wir befinden uns quasi im Berufsverbot. Das ist verständlich und macht sicher Sinn, aber es ist definitiv eine große Herausforderung. Was meinen Beruf angeht ist es sicherlich eines der schwierigsten Jahre seit Jahrzehnten.

Wir haben unsere Tour verschieben müssen und am schlimmsten ist dabei die Ungewissheit. Wüsste man, dass es dann und dann weitergeht, wäre es sicher einfacher. Aber die Regierenden können es uns auch nicht sagen, weil sie es nicht wissen. Es ist schwierig so in der Luft zu hängen und nicht planen zu können. Ich habe ein großes Team um mich, das auch zum Teil finanziell von mir abhängig ist. Viele Künstler schaffen viele Arbeitsplätze. Interessanterweise sieht man die Kultur nicht als Beruf, sondern als etwas Leichtes, etwas Schönes, das man mit Freizeit verbindet. Freizeit bedeutet für die meisten: es ist kein Beruf. Ich muss nicht am Herzen operieren und bin auch dankbar, dass ich den Menschen einfach Freude bringen kann, es ist ein toller Beruf. Was aber viele vergessen: es ist auch anstrengend und harte Arbeit. Künstler arbeiten sehr viel und beschäftigen Menschen um sich. Das tut mir persönlich am meisten weh. Nichtsdestotrotz sind wie Kämpfer. Ich bin stolz auf mein Team, weil wir uns neue Wege geöffnet haben. Wir haben Livestreams begonnen, viele Interviews, wie dieses hier, mache ich von zu Hause. Wir haben die Zeit genutzt, im Studio zu arbeiten. Ich habe über Zoom Songwriting Sessions mit Los Angeles und London gemacht und die Wahrheit ist, dass die dort entstanden Songs nicht schlechter sind als die, die ich vor zwei Jahren noch vor Ort gemacht habe. Man wird kreativer, die Not macht erfinderisch. Man wird wachsamer, was für den Menschen nicht schlecht ist. Es gibt nichts Schlimmeres als die Selbstverständlichkeit, denn mit der ist man nicht herausgefordert neue Wege zu gehen. Auch Schmerz kann fruchtbar sein und positive Dinge herausbringen, wenn man in die richtige Richtung lenkt.

Für mich war es wichtig nicht aufzuhören. Vom ersten Tag im Lockdown habe ich Livestreams gemacht und bin via Social Media im Kontakt mit meinem Publikum geblieben. Eines muss man an der Stelle auch klar sagen: In solchen Zeiten ist Social Media einfach Gold wert. Ich kann mein Publikum direkt ansprechen und das ist sehr viel wert, auch um zu sagen: Wir sind noch da, wir sind nicht aus der Welt, wir kämpfen und tun was wir können. Wir warten auf den Moment, an dem wir wieder auf Tour können und dem Publikum mit meiner Musik wieder Freude machen können. Es war schon sehr schwierig, weil meine neue CD „One More Year“ im März veröffentlicht wurde, genau in der Woche vorm Lockdown. Wir hatten einen großen Promoplan und viele Termine mussten dann kurzfristig abgesagt werden. Trotzdem hat es das Album in Deutschland auf Platz 3 geschafft und in Österreich und der Schweiz jeweils auf Platz 7. Das ist für mich eine große Ehre und ich kann es noch immer nicht recht fassen.

Es geht für den Künstler nicht primär um finanzielle Dinge oder dass ich mein Team weiter beschäftigen kann, mein Management, meine Musiker, Make Up Artist, Tontechniker, Produzenten, Promoter und so weiter, sondern es geht auch um eine seelische Geschichte. Stellen Sie sich vor, sie können von einem Tag auf den nächsten nicht mehr arbeiten. Das muss man erstmal verkraften. Es ist ein bisschen wie plötzlich arbeitslos zu werden. Eine psychologische Veränderung, mit der man klarkommen muss. 

Wie können Künstler unterstützt werden? Ganz klar, in dem das Publikum Tickets und CDs kauft. Auch wenn die Konzerte erst in einem Jahr stattfinden. Heute im digitalen Zeitalter, wo man alles bei Spotify hören kann, der Künstler aber wirklich kaum etwas verdient, ist es für uns relevant, dass die Menschen unsere Konzerte besuchen und weiterhin CDs kaufen, auch wenn kaum noch physische CDs gekauft werden. Man kann den Künstler aber auch moralisch unterstützen, indem man seiner Social Media folgt und gelegentlich aufmunternde Kommentare schreibt, damit der Künstler sieht, er wird nicht allein gelassen und das Publikum ist noch da und wartet auf die Normalität. Das gibt viel Kraft zu sehen, dass Netflix doch nicht alles ist, was der Mensch brauch. Sondern dass die Live-Erfahrung, den Künstler auf der Bühne zu erleben, auch weiterhin ein Bedürfnis ist. Das wird unsere Rettung sein.

KATH.NET: Zum Abschluss: Wenn Sie drei Wünsche für 2021 frei hätten, welche wären das?

PATRICIA KELLY: Ganz klar zuerst, dass meine kleine und große Familie und Freunde alle gesund bleiben.

Zweitens wünsche ich mir, dass die Welt irgendwie zur Normalität zurückkehrt, so gut das möglich ist, dass wir alle unserem Leben wieder nachgehen können. Das heißt auch, dass ich wieder auf Tour gehen kann. Ein dritter Wunsch fällt mir gar nicht ein. Ich habe schon so viel bekommen in meinem Leben, mehr als ich jemals erwartet hatte. Bin geliebt worden und durfte lieben. Immer wieder bin ich erstaunt darüber, was der liebe Gott aus meinem Leben gemacht hat. Ich bin wunschlos glücklich, solange es den Menschen, die ich liebe, gut geht.

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