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Adenauers Abendland

22. Jänner 2019 in Aktuelles, 10 Lesermeinungen
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Dürfen wir vom „christlichen Abendland“ nicht mehr angstfrei sprechen? – Handelt es sich bei dem Vorbehalt, den Kardinal Marx in bester Absicht geäußert haben mag, nur um ein Missverständnis? Gastbeitrag von Thorsten Paprotny


Hannover (kath.net) „Non abbiate paura!“ Die Worte „Habt keine Angst!“ wählte der heilige Papst Johannes Paul II. zu Beginn seines Pontifikats. Er zeigte, durch das Zeugnis seines Lebens und Leidens bis in die Sterbestunde hinein, was Menschenwürde, was die unantastbare Würde der Person im christlichen Sinne bedeutet. Die Schulen der Gottlosigkeit hatte Karol Wojtyla hautnah kennengelernt und unmissverständlich benannt – vom Nationalsozialismus bis hinein in die Formen eines anarchischen Liberalismus und totalitären Säkularismus. Am 22. Oktober 1978, in der heiligen Messe zur Amtseinführung, wählte er die unvergessenen ermutigenden Worte: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“ Und dann sollen wir uns heute vor der Verwendung des Begriffs „christliches Abendland“ fürchten müssen? Vielleicht erleben wir heute eine neue Form der Geschichtsvergessenheit, wenn Begriffe ängstlich aussortiert werden, weil diese als „exklusivistisch“ verstanden oder missverstanden werden könnten. Oder handelt es sich bei dem Vorbehalt, den Kardinal Marx in bester Absicht geäußert haben mag, nur um ein Missverständnis? Dürfen wir vom „christlichen Abendland“ nicht mehr angstfrei sprechen?

Erinnert sei an Konrad Adenauer. Der ehemalige Bundeskanzler schreibt 1965 in dem Band „Erinnerungen 1945-1953“: „Ich hatte von den Verbrechen gehört, die an Juden begangen, die von Deutschen an Deutschen verübt worden waren. Ich hatte gesehen, wohin eine atheistische Diktatur den Menschen brachte. Ich hatte den Sturz des deutschen Volkes ins Chaos erlebt.“ Die Überzeugung verbreitete sich nach Kriegsende, dass eine Volkspartei, deren Fundamente die „christlich-abendländische Weltanschauung“ und die „Grundsätze der christlichen Ethik“ bildeten, auch einer möglichen „atheistischen Diktatur“ widerstehen könne. Adenauer spricht von der Notwendigkeit der Besinnung auf „christliches Ideengut“ und legt seine politische Überzeugung dar: „Der Grundsatz, daß die Würde der menschlichen Person über allem, auch über der staatliche Macht, stehen muß, ist aus dem Wesen des abendländischen Christentums erwachsen.“ Im Wissen um die „religionsfeindliche Haltung des Nationalsozialismus“ und in der Abkehr von einer jeden „materialistischen Weltanschauung“ wurden allgemeine Grundsätze formuliert: „Die christliche Weltauffassung allein gewährleistet Recht, Ordnung und Maß, Würde und Freiheit der Person und damit eine wahre und echte Demokratie, die sich nicht auf das formelle Geschehen im Staate beschränken darf, sondern das Leben des einzelnen wie das der Völker tragen und durchdringen soll. Wir betrachten die hohe Auffassung des Christentums von der Menschenwürde, vom Wert eines jeden einzelnen Menschen als Grundlage und Richtschnur unserer Arbeit im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens unseres Volkes.“ Aus dieser Überzeugung heraus handelte der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sagte übrigens 2016 in dem Band „Letzte Gespräche“: „Ich bin nach wie vor ein überzeugter Adenauerianer.“


Der Philosoph Karl Jaspers würdigte Adenauer als „abendländischen Staatsmann“ und schrieb 1960 pathetisch: „Adenauer ist es, der in jedem Lande die Männer beschwört, ihre nationalen Ansprüche in den zweiten Rang zu schieben. Nur die Ansprüche, die mit dem allgemeinen Interesse koinzidieren, sind zu halten. Das nationale Interesse als Wille zum Überleben ist identisch mit dem Interesse des solidarischen Abendlandes.“

Heute scheint der Begriff selbst angefochten zu sein oder sogar bedrohlich zu wirken. Vollkommen zu Recht hat darum der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am 16. Januar 2019 beim Neujahrsempfang den Begriff „christliches Abendland“ aufgenommen und rehabilitiert: „Das Christentum ist die prägende, die öffentlich prägende Kraft der Kultur Europas. Es gibt kein Europa im geistigen Sinn vor dem Christentum. Das schließt nicht aus, sondern ein, dass es immer auch Nischen und Ghettos gab und geben wird. Im Falle des Judentums war dies zunächst kulturbedingt und daher selbstgewählt. Aber die öffentlich prägende Kraft für Europa – was Menschenbild, Festkultur, Kalender, Rechtskultur, Architektur, darstellende Kunst usw. – ist das Christentum. Die Seele Europas ist das Christentum, und deshalb ist es auch historisch exakt und verantwortbar, vom »christlichen Abendland« zu sprechen. Ich halte es nicht für vernünftig, diesen Begriff und die Deutungshoheit darüber anderen zu überlassen, die nationalistische Interessen damit verbinden, die zutiefst einer katholischen Universalität widersprechen.“ (zur Lektüre sei die Rede in voller Länge nachdrücklich empfohlen)

Ich möchte eine positive, gänzlich außerakademische Beobachtung ergänzen. Ein junger Handwerker, muslimischen Glaubens, bemerkte von sich aus nach einer Dienstleistung: „Sie sind doch vermutlich der einzige, der hier sonntags den Gottesdienst besucht.“ Das wusste ich nicht genau, aber dass seine Beobachtung zutreffend sein könnte, vermochte ich nicht zu bestreiten. Wir tauschten uns eine Weile aus und führten ein interreligiöses Gespräch. Die Frage bleibt: „Warum gehen so viele, die sich Christen nennen, eigentlich nicht zur Kirche?“

Dr. Thorsten Paprotny lehrte von 1998-2010 am Philosophischen Seminar und von 2010 bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover. Er publizierte 2018 den Band „Theologisch denken mit Benedikt XVI.“ im Verlag Traugott Bautz und arbeitet an einer Studie zum Verhältnis von Systematischer Theologie und Exegese im Werk von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.

kath.net-Buchtipp
Theologisch denken mit Benedikt XVI.
Von Thorsten Paprotny
Taschenbuch, 112 Seiten
2018 Bautz
ISBN 978-3-95948-336-0
Preis 15.50 EUR

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Johannes Paul II.: Habt keine Angst!



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