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Der 'unsägliche' Papst - UPDATE

20. Juli 2017 in Kommentar, 145 Lesermeinungen
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„In den ‚frömmsten‘ Winkeln der Sozialen Netzwerke ist gerade der Teufel los. Katholiken, die von sich behaupten, sie seien die wahrhaft Papsttreuen, pesten gegen Papst Franziskus, dass es nur so kracht.“ Gastkommentar von Bernhard Meuser - UPDATE!


Augsburg (kath.net/pl) In den „frömmsten“ Winkeln der Sozialen Netzwerke ist gerade der Teufel los. Katholiken, die von sich behaupten, sie seien die wahrhaft Konservativen und Papsttreuen, pesten gegen Papst Franziskus, dass es nur so kracht. Da liest man Sätze, dass einem der Atem stockt. Ich zitiere: „Dieser Papst ist nicht unbequem, sondern schlichtweg unerträglich und schädlich für die katholische Kirche. Dieser Papst ist ein Fehlgriff und damit Basta.“ Und weil das übliche Material für ein ordentliches Papstbashing nicht hinreicht, hilft man ein bisschen nach mit alternativen Tatsachen. Ein Hund mit eigener Facebook-Seite raunt, was sein Herrchen niemals raunen würde – dass man nun gewiss und aus zuverlässig flüsternder Quelle wisse, was wirklich geschehen sei, - auf welch infame, kirchenzerstörende Weise der Papst seinen treuen Vasallen Müller gefeuert habe. Fünf fürchterliche Fragen habe ihm der Gnadenlose auf dem Papstthron gestellt – ob er für das Frauenpriestertum sei und für die Aufhebung des Zölibats ... Die Folge? Eine halbe Nacht lang: Kollektives Aufheulen im Internet. Ahnte man es nicht? Typisch Franziskus! Nur - am Morgen platzte die Blase. Kardinal Müller hatte entrüstet dementiert. Alles nur Fake. Alles frei erfunden.

Irgendwie hatte ich es kommen sehen. Als Papst Benedikt XVI. am 28. Februar 2013 überraschend seinen Amtsverzicht erklärte, kam mir der Gedanke: Jetzt wird sich zeigen, wer romtreu ist und wer nicht. Eine bestimmte Gruppe schwärmerischer Benedikt-Fans war mir schon seit geraumer Zeit suspekt. Leute, die zuvor nicht durch übermäßige Kirchlichkeit aufgefallen waren, konnten sich plötzlich nicht genug tun mit Schmeicheln und Katzbuckeln, mit Dichten von Hymnen und Küssen von Füßen. Die Kirchengeschichte hat einen Fachbegriff dafür: Papolatrie. Gemeint ist jenes hysterische Faible für einen Nachfolger Petri, das sich gerne zu quasigöttlicher Verehrung auswächst. Und plötzlich ist selbst die Wahl der roten Schuhe ein Akt der Unfehlbarkeit. Das ist nicht nur in ökumenischer Hinsicht zum Fremdschämen. Das ist auch innerkatholisch krank.

Papolatreue erkennt man daran, dass sie beim nächsten Papst so schnell umfallen, wie sie beim Vorgänger aus der Kiste gesprungen sind. Als nun ein gewisser Jorge Bergoglio auf der Veranda des Petersdomes stand, meinte ich zu einem Freund: Es werden Lager in der Kirche entstehen. Diese Lager werden die beiden Päpste gegeneinander ausspielen. Und bald wird man sehen, wie „katholisch“ die Katholiken sind. Denn ob einer romtreu ist, zeigt sich nicht beim Papst seiner Geschmacksrichtung, sondern beim nächsten. Wer jetzt nicht romtreu ist, war es nie. Prompt begann das Vergleichen, das Abmessen, das Herummäkeln und Ziehen von Wertungsnoten, als befände man sich am Laufsteg von „Vaticans next Popemodel“. So sehr ich Benedikt schätze und mir niemand etwas über seine epochale Rolle erzählen muss, sagte ich mir: Dieser Fremde da ist nun der Papst – und ich werde zu ihm halten, auch wenn er goldene Eier klaut. Der Papst ist der Papst, und niemand sonst. Er wurde ordentlich – also unter dem Beistand des Heiligen Geistes – gewählt. Gott hat seine Pläne. Er wird wissen, warum er uns diesen und keinen anderen schickt.


Vier Dinge sind mir wichtig:
1. Der Papst ist ein „Sünder, den Jesus anschaut“ (wunderbares Wort von Papst Franziskus).
2. Der Papst ist kein Orakel und in aller Regel fehlbar, außer, wenn er unter sehr speziellen Bedingungen im Namen der Kirche ein Glaubensgeheimnis als gewiss feststellt.
3. Der Papst macht vieles falsch und man kann ihn – wie Katharina von Siena und Franz von Assisi beweisen – hart kritisieren, wenn man sich in gleicher Intensität vor seinem göttlichen Auftrag und seiner gegebenen Vollmacht verneigt. Der Heilige aus Assisi erlebte schlechte Päpste und gewiss grauenhafte Priester, aber in seinem Testament schreibt er: „Und wenn ich so große Weisheit hätte, wie Salomon sie gehabt hat, und fände armselige Priester dieser Welt – in den Pfarreien, wo sie weilen, will ich nicht gegen ihren Willen predigen.“
4. Der Papst ist nicht alles in der Kirche, nicht einmal das Wichtigste. Hans Urs von Balthasar hat schlüssig dargelegt, dass es vier Strukturprinzipien im Neuen Testament gibt – neben dem Petrinischen, das Marianische, das Paulinische und das Johanneische, die in schöner Balance sein sollten.

Eine eindimensionale Kirche ist tendenziell häretisch, auch wenn sie sich noch so sehr auf den Papst fixiert. Die immer nur um diesen oder jenen Papst kreisen, um Bischöfe, um Amt und Institution, Struktur, Recht und Macht – die halten sich in einem von vier Vierteln der ganzen Kirche auf, als wäre die Kirche eine Art Papstwahlverein. „Maria ist wichtiger als die Apostel“ (auch das ein wunderbares Wort von Papst Franziskus) – und das Marianische ist wichtiger als das Petrinische, nämlich die grundsätzliche Bereitschaft Gott in seinem Leben zuzulassen, das Empfangen des Wortes, der Lobpreis und das zur-Welt-bringen Gottes. Und was wäre das Petrinische ohne das Paulinische: die Charismen, das Zeugnis, die Freiheit, die Mission, die Verkündigung? Und was wäre das alles ohne das Johanneische, das Ruhen an der Brust des Herrn, das hörende Herz des Jüngers, die Freundschaft zu Jesus? Keine schöne Kirche wäre das.

UPDATE von Bernhard Meuser:
Gemeint war: Kritisches zum Papst zu sagen ist erlaubt (und hin und wieder sogar geboten). Das ist übrigens etwas anderes als Gerüchte zu verbreiten. Selma Lagerlöf hat hierzu das einzig Richtige gesagt: "Erzähle ein Gerücht niemals weiter, bevor du es nachgeprüft hast. Und wenn es stimmt, halte erst recht den Mund".

Und selbst, wenn man gute Gründe hat, den Papst zu mahnen, sollte man doch aufpassen, dass man nicht in die gleiche Falle tappt wie einst Dr. Martinus. Dieser hatte ein paar höchst richtige Gedanken zur Kirche. Der Papst, den der Mann aus Wittenberg kritisierte, und der bis 1521 auf dem Stuhl Petri saß, hatte sich in verschiedenster Hinsicht ziemlich neben dem Evangelium positioniert. Dass Luther dessen Nachfolger Hadrian als "Antichristen" bezeichnete, war freilich ein absurder Blackout. Wie auch immer: Am Ende machten sich Dritte den Streit nutzbar; es entstand ein Schisma, die eigentliche, einzige und wahre Katastrophe in der Kirche.

Ich habe in meinem Leben sieben höchst unterschiedliche Päpste gehabt - von Pius XII. bis Franziskus. Ich mochte sie mal mehr, mal weniger, das tut nichts zur Sache.

Und dazu hatte ich einige hervorrragende theologische Lehrer, die bei Pius nicht die Hacken zusammenschlugen, aber auch bei Franzikus nicht in taumelndes Entzücken fielen. Sie vermittelten mir eine nüchterne Wertschätzung des Lehramtes und eine klare Theologie des Petrusamtes, die mich davor bewahrte den Papst meines Herzens (den gibt es) für Jesus II. zu halten und einen möglichen nächsten Papst mit gelassener Neugier zu erwarten.

Bernhard Meuser ist Theologe, Autor und Initiator des YOUCAT-Projektes

kath.net-Buchtipp:
Beten: Eine Sehnsucht
Von Bernhard Meuser
Taschenbuch, 192 Seiten
2015 Fontis - Brunnen Basel
ISBN 978-3-03848-042-6
Preis (Österreich): 13.40 EUR

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Papst Franziskus und die Reliquien des heiligen Apostels Petrus


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