Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Bätzing meint: Regenbogenflagge am Reichstag ‚wäre ein gutes Zeichen gewesen‘
  2. „Er war aber auch ein Hetzer“. Über ein wiederkehrendes Argument zum Mord an Charlie Kirk
  3. Die Gender-Sprachpolizei des Bistums Limburg macht mobil
  4. "Ich sehe nicht, wie die außerordentliche Form des Römischen Ritus Probleme verursachen könnte"
  5. Papst will Sexual-Lehre der Kirche nicht ändern
  6. Leo XIV.: 'Demokratie nicht notwendigerweise die beste Lösung für alles.'
  7. Vatikan sieht die Welt "am Rand des Abgrunds"
  8. Brötchentüten für die Demokratie
  9. USA verhängen Einreisesperre für ausländische Charlie-Kirk-Mord-Jubler!
  10. Vatikan erfreut über Fortschritte in China: Diözese neugeordnet
  11. Deutscher ZDF-Korrespondent Theveßen steht vor dem Rauswurf aus den USA
  12. Mordfall Charlie Kirk: Transgender-Parolen und antifaschistische Sprüche auf Patronen
  13. 92 Prozent Taufscheinkatholiken in Österreich oder immer weniger Katholiken, aber immer mehr Geld!
  14. "Ihr habt keine Ahnung, was ihr entfesselt habt!"
  15. Nein, Herr Kardinal Schönborn, die Armut nimmt weltweit ab!

«Das Sterben ist ein entscheidender Teil des Lebens»

17. August 2014 in Interview, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Weihbischof Losinger ist gegen jeden Form der Beihilfe zur Selbsttötung. «Aus der Möglichkeit für wenige wird schleichend eine Pflicht für Viele», warnte Losinger, der Mitglied im Deutschen Ethikrat ist. Von Christoph Scholz (KNA)


Augsburg (kath.net/KNA) Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger hat sich gegen jede Form der organisierten Beihilfe zur Selbsttötung gewandt. Losinger ist Mitglied des Deutschen Ethikrates und in der Deutschen Bischofskonferenz für ethische Grundfragen zuständig. In der Debatte um eine gesetzliche Regelung des assistierten Suizids warnte er am Freitag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), davor, aus der Betroffenheit über dramatische Einzelfälle Grundprinzipien infrage zu stellen.

KNA: Herr Weihbischof Losinger, wie steht die katholische Kirche zur Debatte um die Beihilfe zum Suizid?

Losinger: Für uns stehen die Unantastbarkeit der Würde der Person und das Lebensrecht jedes Menschen im Mittelpunkt. Deshalb wenden wir uns nicht nur gegen jedes Geschäft mit Sterben und Tod - wie bei den Organisationen Dignitas und Exit -, sondern auch gegen jede Form organisierter Beihilfe zur Selbsttötung und natürlich auch gegen aktive Sterbehilfe.

KNA: Laut Umfragen wünschen sich aber viele Menschen die Möglichkeit der Beihilfe zur Selbsttötung.

Losinger: Bei einer Befragung im Auftrag des Ethikrates zu den Gründen für einen solchen Wunsch gab es zwei Antworten: die Angst vor großen Schmerzen und die Angst, zum Pflegefall zu werden. Wir können solchen Ängsten durch gute Pflege, eine umfassende Sterbebegleitung, durch Palliativmedizin und Hospize heute gut begegnen. Die Erfahrung zeigt, dass die allermeisten Patienten ihren Sterbewunsch aufgeben, wenn sie von den Möglichkeiten der Schmerzmedizin und der Sterbebegleitung erfahren.

KNA: Wie steht um die Schmerzstillung oder die Sorge vor der Apparatemedizin?

Losinger: Angemessene Sterbehilfe kann bedeuten, auf Therapien zu verzichten oder Menschen palliativ zu sedieren, das umfasst Schmerzmittel und Beruhigungsmittel. Das gilt auch, wenn die Verabreichung die verbleibende Lebenszeit verkürzt.


KNA: Und wie antworten Sie auf die Angst vor dem Pflegefall.

Losinger: Der eigentliche Grund der Angst liegt hier meines Achtens in der Sorge, ausgeliefert zu sein, der Furcht vor Abhängigkeit oder existenzieller Einsamkeit. Auf diese Sorge antwortet die Hospizbewegung. Wir müssen gerade in der Endphase des Lebens den Menschen Raum geben, in Liebe und betreut von anderen Menschen dem eigenen Tod entgegenzugehen.

KNA: Wie beurteilen Sie das Verständnis von Sterben und Tod in der Suizid-Debatte?

Losinger: In einer Lifestyle- und Leistungsgesellschaft erscheint das Sterben oft nur noch als körperlicher Verfall. Es ist aber ein entscheidender Teil des Lebens - und für viele Menschen der Schritt zu einer letzten Reife. Deshalb umfasst das Angebot der Hospize neben Medizin und Pflege die Sorge um die Psyche und die Seele. Der Mensch kommt als ganzer in den Blick. Dieser Aspekt kommt mir zu kurz.

KNA: Was bedeutet Sterben aus christlicher Sicht?

Losinger: Für den Christen ist das Leben ein Geschenk. Das gibt ein letztes Vertrauen auch in schweren Stunden. Wir wissen uns in der Hand eines gütigen Gottes und haben die Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende, sondern Durchgang zum ewigen Leben ist. Auch der Umgang mit dem Leiden erhält eine ganz neue Dimension. Als Seelsorger weiß ich, dass diese Hoffnung selbst scheinbar unreligiösen Menschen gerade an diesem existenziell fordernden Punkt tiefen Trost schenkt. Im Leidenden und Sterbenden ist uns Christus besonders nah.

KNA: In der Medizinethik beruft man sich oft auf die Autonomie des Menschen. Steht es dem Einzelnen nicht zu, sich für einen Suizid zu entscheiden?

Losinger: Wir haben in Deutschland kein strafrechtliches Verbot des Suizids und damit auch kein Verbot der Beihilfe. Es geht aber über das Recht hinaus um eine existenzielle Situation. Ich warne davor, Suizid als Lösung von Lebensproblemen zu propagieren. Eine Gesellschaft, die meint, aus Menschlichkeit gleichsam den «Schubs von einer schiefen Ebene des Lebens» schenken zu sollen anstelle von Hilfe, geht völlig in die Irre.

KNA: Wie bewerten Sie die Äußerung des Ratsvorsitzenden der EKD, Nikolaus Schneider? Er hatte jüngst erklärt, er werde aus Liebe notfalls seine krebskranke Frau Anne in die Schweiz begleiten, wenn diese dort Suizidbeihilfe in Anspruch nehmen wolle, auch wenn dies gegen seine eigene Überzeugung sei.

Losinger: Ich hatte im Rat der EKD stets eine klare Positionierung gegen kommerzielle Suizidbeihilfe vernommen. Dasselbe galt für die Ablehnung der organisierten Suizidbeihilfe. In dieser so ernsten Frage für eine ganze Gesellschaft würde ich mir mehr innere Stringenz wünschen.

KNA: Auf der einen Seite steht die grundsätzliche Position, auf der anderen Seite die persönliche Betroffenheit. Kann man nicht beides verstehen?

Losinger: Bei den Juristen gibt es den Satz: «Hard cases make bad law - Extremfälle führen zu schlechten Gesetzen». Wenn wir aus der Betroffenheit über Einzelfälle allgemeine rechtliche Grundsätze und Normen schöpfen, gerät die ganze Gesellschaft in eine massive Schieflage. Kant betonte deshalb: Handle jederzeit so, dass die Maxime deines Handelns zu einem allgemeinen Gesetz werden kann. Um eine Rechtsordnung zu erhalten, muss die Frage der Tauglichkeit für eine allgemeine Regelung ganz oben stehen.

KNA: Dennoch gibt es Forderungen, zumindest dem Arzt einen Entscheidungsspielraum für Extremfälle zu eröffnen.

Losinger: Das würde zu einer tiefen Zweideutigkeit im Selbstverständnis des Arztes führen und das Vertrauensverhältnis von Arzt und Patienten untergraben. Nehmen wir nur das Sedieren: Das Abwägen bei der Verabreichung der Schmerzmittel verlangt hohe Verantwortung, damit es nicht zur Tötung wird. Könnte ich mir noch sicher sein, dass jeder Arzt dies angemessen tut? Ärztepräsident Montgomery hat eindringlich davor gewarnt, aus Ärzten Sterbe-Beihelfer zu machen. Das rührt an den Grundfesten des ärztlichen Ethos.

KNA: Befürchten Sie einen Dammbruch?

Losinger: Ich spreche lieber von einer schiefen Ebene: Sie beginnt damit, dass man aufgrund der Betroffenheit über den Einzelfall wichtige Grundsätze aufgibt. Wenn der Patient im Extremfall um aktive Sterbehilfe bitten darf, wieso nicht auch der weniger schwierige Fall, der doch auch leidet. Und wenn der Einwilligungsfähige um aktive Sterbehilfe bitten darf, wieso nicht auch der Behinderte, er leidet doch ebenso? Alle Versuche einer Einschränkung haben sich als unrealistisch erwiesen, wie man in Belgien oder den Niederlanden sieht.

KNA: Das heißt, Sie befürchten einen Mentalitätswandel?

Losinger: Aus der Möglichkeit für Wenige wird schleichend eine Pflicht für Viele. Schon jetzt meinen alte, kranke und behinderte Menschen, sie müssten ihr Dasein in einer Leistungsgesellschaft rechtfertigen: «Ich möchte niemandem zur Last fallen!». Die steigenden Pflege- und Betreuungskosten in einer alternden Gesellschaft werden diesen Druck deutlich erhöhen.

Der Marsch für das Leben findet am 20.9.2014 in Berlin statt. Weitere Informationen:
Marsch für das Leben.

Weihbischof Anton Losinger (Augsburg), Mitglied im Deutschen Ethikrat: ´Sterbehilfe´


(C) 2014 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
Foto Weihbischof Losinger (c) Bistum Augsburg


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Sterbehilfe

  1. Vatikan "sehr besorgt" wegen Sterbehilfe-Urteilen in Italien
  2. Kanada: Erzbistum Montreal klagt gegen Bundesstaat Québec wegen Einschränkung der Gewissensfreiheit
  3. Evangelischer Landesbischof Ralf Meister behauptet: "Der Mensch hat ein Recht auf Selbsttötung"
  4. Logische Konsequenzen der Freigabe der Abtreibung
  5. Vatikan bestätigt: Kliniken des belgischen Ordens sind nicht mehr katholisch!
  6. Österreichische Bischofskonferenz: Für umfassenden Lebensschutz!
  7. CDL fordert dringend ein "legislatives Schutzkonzept" bei Sterbehilfe
  8. Aktive Sterbehilfe? – Keine Antwort ist auch eine Antwort!
  9. Vatikan erkennt belgischen Ordens-Kliniken katholische Identität ab
  10. Kritik an Sterbehilfe an Demenzkranken in Niederlanden hält an






Top-15

meist-gelesen

  1. „Er war aber auch ein Hetzer“. Über ein wiederkehrendes Argument zum Mord an Charlie Kirk
  2. Deutscher ZDF-Korrespondent Theveßen steht vor dem Rauswurf aus den USA
  3. Vatikan sieht die Welt "am Rand des Abgrunds"
  4. Die Gender-Sprachpolizei des Bistums Limburg macht mobil
  5. Bischof Bätzing meint: Regenbogenflagge am Reichstag ‚wäre ein gutes Zeichen gewesen‘
  6. Leo XIV.: 'Demokratie nicht notwendigerweise die beste Lösung für alles.'
  7. Papst will Sexual-Lehre der Kirche nicht ändern
  8. Mordfall Charlie Kirk: Transgender-Parolen und antifaschistische Sprüche auf Patronen
  9. USA verhängen Einreisesperre für ausländische Charlie-Kirk-Mord-Jubler!
  10. „Ich liebe euch! Geht zur Messe!“
  11. Papst betet für Familie des ermordeten Charlie Kirk
  12. "Ihr habt keine Ahnung, was ihr entfesselt habt!"
  13. Bischof Barron über Charlie Kirk: Er war ‚in erster Linie ein leidenschaftlicher Christ‘
  14. Brötchentüten für die Demokratie
  15. Kardinal Sarah: Papier zu Homo-Segnung gefährdet Einheit der Kirche

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz