Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kardinal Zuppi: ‚Wir vermissen Franziskus‘
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. Salzburger Moraltheologin für legale Abtreibung und Frauenordination - Und die Kirche schweigt dazu!
  4. Fortschritt gibt es nur mit Tradition
  5. Heilung. Die Musik kehrt in den Vatikan zurück
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  8. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  9. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  10. USA: 20.000 Ständige Diakone - Aber zu wenige kommen nach, trotz der Zulassung von Verheiraten!
  11. Vatikan "sehr besorgt" wegen Sterbehilfe-Urteilen in Italien
  12. Papst an Seminaristen: Freundschaft mit Christus für Berufung zentral
  13. Große Baltikum-Reise mit kath.net!
  14. Gebrochen, um zu nähren – Die göttliche Logik der Eucharistie
  15. Brot, das verbindet – Der Leib Christi als Ursprung der Gemeinschaft

Entweltlichung des Petrusdienstes

28. Februar 2013 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Neue Formen der Darstellung und Wertschätzung des Petrusamts. Von Martin Grichting


Vatikan (kath.net) In meinen römischen Studienjahren hatte ich ein strategisch günstig gelegenes Zimmer. Es befand sich im Collegio Teutonico neben dem Petersdom. Von dort aus hatte ich direkte Sicht auf den Eingang der Audienzhalle, wo der Papst die Bischöfe und die Gläubigen empfing. Als einmal am Ende eines Bischofstreffens mit Papst Johannes Paul II. die Teilnehmer in voller Bischofsmontur herausströmten, fiel mir der damalige Kardinal Ratzinger auf. Kaum zur Tür herausgekommen, «demontierte» er seine Kardinalsinsignien. Sein rotes Käppchen, den Pileolus, ersetzte er durch eine schwarze Baskenmütze. Das goldene Brustkreuz verstaute er ebenso in seiner Aktentasche wie die knallrote Schärpe.

Während die anderen Kardinäle und Bischöfe als farbenfrohe Schar auf den Petersplatz zugingen, um ein Bad in der Menge zu nehmen, verschwand Kardinal Ratzinger, mit seiner schwarzen Soutane nun im Outfit eines römischen Landpfarrers, unbeachtet im alltäglichen römischen Touristentrubel. Ich interpretierte diese Szene damals als Ausdruck der Demut eines grossen Mannes.

In diesen Tagen kam mir die optische Selbstrückstufung wieder in den Sinn als Symbol für die selbst vollzogene Wandlung Papst Benedikts XVI. zum Emeritus.

Ein Auftrag

Es ist in den letzten Tagen zu Recht darauf hingewiesen worden, durch den Amtsverzicht habe Benedikt deutlich gemacht, dass auch in der katholischen Kirche Person und Amt trennbar seien. In der Tat wirft der Amtsverzicht ein Schlaglicht darauf, dass das Petrusamt zwar das wichtigste Amt in der Kirche ist, aber eben doch auch nur ein Amt – ein Auftrag.


Angesichts der Überhöhung des Papsttums als religiös-moralisch-politisch-kulturelles Gesamtkunstwerk, an das man sich gewöhnt hatte, mag die Tat Benedikts überraschen. Es ist aber falsch, hier jetzt einfach weltliche Kriterien heranzuziehen, als sei der Papst fortan der CEO, der gehen könne, wenn er müde sei. Der Schritt von Benedikt XVI. ist vielmehr der letzte mehrerer Akte, das Papsttum wieder als Bischofsamt, als das Amt des Bischofs von Rom, zu kennzeichnen, es also kontingenter Attribute zu entledigen, die ihm seit der Feudalzeit aus politischen und kulturellen Gründen zugewachsen sind. Benedikt XVI. hat hier weitergeführt, was Paul VI. bereits begonnen hatte. Dieser legte die Tiara nieder, die mit ihren drei Kronen einen politischen Anspruch des Papsttums anmeldete.

Benedikt XVI. nahm dann zu Beginn seiner Amtszeit die Tiara nicht mehr in sein Papstwappen auf und ersetzte sie durch die Mitra der Bischöfe. Seinen Rücktritt erklärte er mit dem «vorgerückten Alter» und wählte dafür mit den Worten «ingravescente aetate» gerade die Formulierung, welche bereits das Zweite Vatikanische Konzil im Dekret über die Bischöfe verwendet hatte, um nicht mehr amtsfähige Bischöfe zum Amtsverzicht einzuladen. Und die Formulierung des Amtsverzichts vom 11. Februar 2013 spricht an entscheidender Stelle nicht vom Papst oder vom Stellvertreter Christi, sondern einfach vom «Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri». So gesehen ist dieser Amtsverzicht nicht eine Verweltlichung des Petrusdienstes, sondern im Gegenteil eine Entweltlichung. Denn der Amtsverzicht stellt das Petrusamt deutlicher als kirchliches Amt heraus, indem die sichtbar gemachte Trennung von Amt und Person dem Petrusamt die Aura des Monarchischen nimmt, auch den Nimbus des moralischen bzw. politischen Übervaters.

Lebendiges Symbol

Im Übrigen ist und bleibt aber das Petrusamt von der Heiligen Schrift her – «Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen» – bis zu den Festlegungen des Ersten und Zweiten Vatikanischen Konzils (1870 bzw. 1962 bis 1965) klar definiert. Selbstverständlich stehen die Aussagen dieser Konzilien einer Fortschreibung nach vorne offen. Was sie definiert haben, ist jedoch auch nicht rücknehmbar. Das gilt für den sogenannten Jurisdiktions-Primat wie für die Unfehlbarkeit. Dem Bischof von Rom kommt somit auch in Zukunft die Kompetenzkompetenz in Fragen der kirchlichen Lehre und Ordnung zu. Der Amtsverzicht einer Person ist deshalb nicht zu deuten als Verlust des Auftrags des Petrusamtes, «ein lebendiges Symbol vom Dasein eines über alles Endliche und Irdische erhabenen Lebens» zu sein, wie es der Tübinger Ökumeniker Johann Adam Möhler einmal treffend gesagt hatte.

Am Ende des Februar 2013 ist die Selbstrückstufung des Josef Ratzinger nicht mehr nur eine optische. Und es ist beileibe nicht nur seine persönliche Angelegenheit. Die Grösse seines Schritts muss nun für die Kirche Anlass sein, nach neuen Formen der Darstellung und Wertschätzung des Petrusdienstes zu suchen, die wirklich das geistliche Amt meinen, die Brüder im Glauben zu stärken.

Dann wird der Amtsverzicht Benedikts XVI. einmal nicht nur für ihn persönlich eine Entlastung gewesen sein, sondern ein Impuls, das Profil des Petrusamtes als ein geistliches Dienstamt weiter zu schärfen.

Martin Grichting ist Generalvikar des Bistums Chur

Foto Hände von Papst Benedikt und Hände von Sabine Benedikta Beschmann/Deutschland pro Papa: (c) Sabine B. Beschmann/Deutschland pro Papa


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Papst

  1. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  2. Erzbischof Aguer: Nächster Papst muss die katholische Lehre gegen ‚progressive Mythen’ verteidigen
  3. Theologe Kwasniewski: Papst kann Bischof nicht willkürlich abberufen
  4. Papstlose Residenz: Castel Gandolfo hat sich verändert
  5. Freude über geplante Papst-Reise in den Irak
  6. Omnia instaurare in Christo
  7. Die Päpste und die Leute
  8. Benedikt XVI. und Franziskus haben offenbar dasselbe Grab gewählt
  9. Vatikanist Edward Pentin: Franziskus-Nachfolger ist „wahrscheinlich konservativ“
  10. Der nächste Papst - Leseprobe 5






Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net!
  2. Salzburger Moraltheologin für legale Abtreibung und Frauenordination - Und die Kirche schweigt dazu!
  3. Kardinal Zuppi: ‚Wir vermissen Franziskus‘
  4. Heilung. Die Musik kehrt in den Vatikan zurück
  5. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  6. Fortschritt gibt es nur mit Tradition
  7. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  8. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  9. Bistum Eichstätt beendet Dienstverhältnis mit Priester
  10. Schlicht und authentisch: Neues Exorzisten-Drama im Kino
  11. Gebrochen, um zu nähren – Die göttliche Logik der Eucharistie
  12. Gänswein warnt vor Fake-Auktion mit angeblicher Papst-Kleidung
  13. Schottischer Priester feiert Messe auf Mount Everest
  14. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  15. Tschechien: Jesuiten-Provinzial setzt Schritte gegen Rupnik-Umfeld

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz