Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  2. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  3. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  4. Evangelischer Kirchentag - weisse Kinder bei einer Veranstaltung unerwünscht
  5. Linke Frauenorden wollen Ford zur Wiederaufnahme von pro-LGBT-Zielen zwingen
  6. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  7. „Wie retten wir die Welt?“
  8. Irischer Priester vergibt Mann, der ihn erstechen wollte
  9. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!
  10. Kard. Gerhard Müller: „Wir können keinen der 266 Päpste nachahmen. Das einzige Vorbild ist Petrus“
  11. "Gebet ist die wahre Kraft, die in der Kirche die Einheit aller fördert"
  12. Kardinäle beklagen Spannungen in der Kirche
  13. Ist die Kirche Sklavin des ‚woken‘ Mainstreams?
  14. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  15. Kardinal Versaldi: Franziskus nicht wiederholen

Der Papst wird Mönch

18. Februar 2013 in Aktuelles, 16 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der jetzige Papst Benedikt XVI. wird nach seinem Rücktritt in das Klausurkloster Mater Ecclesiae im Vatikan umziehen. Von Paul Badde (Die Welt)


Vatikan (kath.net/Die Welt) Joseph Ratzinger sei "a Mentsch", hieß es nach seiner Wahl vor acht Jahren in der "Welt". Treffender als mit diesem jiddischen Ausdruck, in dem Güte, Witz und Menschlichkeit zu einem Amalgam verschmelzen, lässt sich der Papst auf Abruf wahrscheinlich auch heute kaum charakterisieren. Doch jetzt wird der "Mentsch" ein Mönch. Und das ist nur noch unerhört und beispiellos. Doch nicht ganz und gar unerklärlich.

"Die Lebensform der kontemplativen Klöster ist im mystischen Leib Christi die Herzmitte der Kirche", erklärte Benedikt XVI. 13 Dominikanerinnen am 24. Juni 2010 am Rand Roms. Er hatte die Nonnen in der "Klausur" ihres Rosenkranzklosters auf dem Monte Mario besucht, wo sie seit Eintritt in den Orden freiwillig verschlossen sind, um - hinter Gittern! - nur noch für Gott zu leben und zu sterben. "Wie das Herz das Blut zirkulieren lässt und den ganzen Leib am Leben erhält", führte der Papst weiter vor ihnen aus, "so trägt euer verborgenes Leben mit Christus im Gebet dazu bei, die Kirche zu stützen. Ihr seid ein Werkzeug des Heils für alle Menschen, die der Herr mit seinem Blut erlöst hat."

Es war, als hätte er damals mit wenigen Worten das Ziel umrissen, dem auch er für den Rest seiner Pilgerreise folgen will, wenn er bald vom obersten Stock seines apostolischen Palastes in ein kontemplatives Kloster umzieht, um sein Leben nun selbst in einer der Herzkammern der katholischen Kirche zu beenden und vollenden.

Schritt auf den Gottesberg des Gebets

In diesem Sinn ist sein spektakulärer Schritt kein Rücktritt, sondern ein Schritt voran und hinauf, auf den Gottesberg des christlichen Gebets. Dafür wird er weder Rom noch den Vatikan verlassen. Den Priestern Roms sagte er zum Abschied am Donnerstag: "Hier werde ich immer bei euch sein, nur im Verborgenen, wenn ich im Gebet zurückgezogen sein werde. Der Herr siegt. Ich werde verborgen sein."


Das Haus, in das der alte Priester eintritt, wenn er seine prachtvollen Papstgewänder wieder abgelegt hat, hat Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1994 innerhalb der Vatikanischen Gärten gestiftet, um hier das Gebet für die Kirche, den Papst und die Kurie nie mehr enden zu lassen. Er hat es Mater Ecclesiae (Mutter der Kirche) genannt, wie das Wappen, das der Papst aus Polen damals auch als Mosaik über dem Petersplatz anbringen ließ, nachdem ihm bewusst geworden war, dass sich in dem barocken Bildprogramm des Platzes unter seinem Fenster - mit den zahllosen Heiligen aus der Schule Berninis - kein einziges Bild der Muttergottes befand. Namenspatronin der "Mutter der Kirche" ist ein altes, verehrtes Fresko auf einer Säule der Vorgängerbasilika des Petersdoms von Kaiser Konstantin (270–337).

Bester Schutz vor neugierigen Augen

Das letzte Heim des ehemaligen Papstes ist ein unspektakulärer Bau, der nicht hinter einer eigenen Mauer liegt, sondern von den mächtigen Leoninischen Mauern geschützt wird, die Papst Leo IV. (790–855) schon im neunten Jahrhundert errichten ließ, um den schutzlosen Vatikanhügel vor den Angriffen marodierender Sarazenen zu schützen.

Besser als hier kann Joseph Ratzinger nach seinem Rücktritt vom Amt des Papstes nirgendwo vor neugierigen Augen und Ohren geschützt werden. Hierhin versperren die Schweizer Gardisten und die Gendarmerie des Vatikanstaates alle Zugänge auf eine Weise, wie es an keinem anderen Ort der Erde möglich wäre.

Jetzt muss der Komplex für seinen Umzug nur noch entsprechend umgebaut werden, was wohl noch einige Monate dauern kann – in denen er sich noch ein letztes Mal in Castel Gandolfo aufhalten wird. Das Heim, das danach auf ihn wartet, hat vier verschiedene Ordensgemeinschaften schon nacheinander beherbergt. Jetzt müssen hier viele Einzelheiten für den letzten Lebensabschnitt und Aufenthalt Joseph Ratzingers noch geklärt und studiert werden.

Denn einen richtigen Präzedenzfall gibt es für einen solchen Schritt ja noch nicht, auch nicht mit der Abdankung Gregor XII. (1415) oder dem Rücktritt Coelestin V. (1294). Selbst sein Grabstein ist noch ungewiss. In L'Aquila, wo der heilige Coelestin V. begraben liegt, steht auf der Grabplatte des Einsiedlerpapstes: "In diesem Grab ruht Petrus, der sich als Papst Coelestin nannte."

Normale Schuhe und schwarze Soutane

Joseph, der sich als Papst Benedikt XVI. nannte, wird nach der weißen Phase seines Lebens und den roten Schuhen wieder normale Schuhe tragen (vielleicht von seinem Schuhmacher Antonio Arellano aus Peru in der Via del Falco im Borgo, der ja immer noch seine Maße und seinen Leisten hat) und wieder eine schwarze Soutane, vielleicht – an Festtagen – mit roten Bordüren.

Er wird wohl auch sein altes Brustkreuz wieder tragen, und in der Hierarchie der Kurie den Rang eines ehemaligen Bischofs von Rom einnehmen. Doch das sind – im "Verborgenen", in dem er dann ja leben will – alles zweitrangige Fragen. Er wird sich in kuriale Fragen nicht mehr einmischen und erst recht nicht in machiavellistische Machtspiele oder in die Rankünen auf den Fluren des Vatikans, deren Gewisper er so lange ertragen hat. Für seine Feinde hat er bisher schon gebetet.

Jetzt will er mit seiner letzten Kraft für Feinde und Freunde beten wie nie zuvor. Gar nicht zweitrangig ist, wer ihn dabei begleiten wird. Erzbischof Gänswein, sein Sekretär, wird zunächst bei ihm bleiben, auch die Memores Domini, die vier Schwestern, die schon den päpstlichen Haushalt betreut und verwaltet haben.

Doppelbelastung für Gänswein

Wie und wie lange Georg Gänswein, der seit dem 6. Januar auch noch Präfekt des Päpstlichen Hauses ist, die komplizierte und hoch differenzierte Doppelaufgabe dann noch bewältigen kann, werden die nächsten Monate erweisen.

Sicher ist jetzt nur, das letzte Kloster Joseph Ratzingers ist der verborgene Ort einer Sehnsucht, den er vor Augen hatte, als er am letzten Montag seine Rücktrittserklärung mit den Worten beendete: "Was mich selbst betrifft, so möchte ich auch in Zukunft der heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen." Mit dieser Wendung vom Papstthron in eine selbst gewählte Zelle geht er auf einzigartige Weise in die Geschichte ein.

Das Kloster Mater Ecclesiae, in das er bald umziehen wird, zeigt aber auch: Benedikt XVI. geht mit seinem Rücktritt nicht zurück. Er wird nicht wieder Präfekt der Glaubenskongregation oder Erzbischof von München und Freising oder Professor. Er wird Mönch. Das ist und bleibt unglaublich.

Erste Videoaufnahmen des zukünftigen Zuhauses von Papst Benedikt XVI. (engl. Kurzvideo)


The Pope´s surprise announcement - Mit Paul Badde im ausführlichen Interview (engl.)



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Benedikt XVI.

  1. Dokumentation über Papst Benedikt XVI. gewinnt Emmy
  2. Gänswein leitet Messe im Petersdom zum Gedenken an Benedikt XVI.
  3. Die Eucharistiefeier, ein Werk des »Christus totus«
  4. Jesus geht in die Nacht hinaus
  5. Was war das Problem bei der „Regensburger Rede“?
  6. "Papa Benedetto, was tröstet Sie?“ - „Dass Gott alles in der Hand behält.“
  7. Gedenkbriefmarke für Benedikt XVI. herausgegeben
  8. Papst Benedikt XVI. warnte vor ‚homosexuellen Clubs’ in Priesterseminaren
  9. Benedikt hielt Mahlfeier mit Protestanten für theologisch unmöglich
  10. "Signore, ti amo" - "Herr, ich liebe dich – Die neue Erinnerungspostkarte von Papst Benedikt







Top-15

meist-gelesen

  1. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  2. Evangelischer Kirchentag - weisse Kinder bei einer Veranstaltung unerwünscht
  3. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  4. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  5. Kardinal Versaldi: Franziskus nicht wiederholen
  6. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  7. Kard. Gerhard Müller: „Wir können keinen der 266 Päpste nachahmen. Das einzige Vorbild ist Petrus“
  8. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!
  9. Kardinal Parolin leitet die Papstwahl
  10. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  11. George Weigel: Konklave ist Richtungsentscheidung
  12. Das Konklave beginnt am 7. Mai
  13. „Wie retten wir die Welt?“
  14. Kardinäle beklagen Spannungen in der Kirche
  15. Ist die Kirche Sklavin des ‚woken‘ Mainstreams?

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz