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Gefährliche Mission

14. September 2012 in Aktuelles, 10 Lesermeinungen
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Die arabische Welt wird von einer neuen Welle der Gewalt erschüttert. Inmitten dieser Wirren reist der Papst mit einer Friedensbotschaft in den Libanon. Was kann er erreichen? Von Paul Badde / Die Welt


Rom (kath.net/DIEWELT)
Das Fest der Kreuzerhöhung, an dem Papst Benedikt XVI. heute in den Libanon aufgebrochen ist, spielt in der Christenheit des Nahen Ostens eine besondere Rolle, seit dieser Tag mit der ersten öffentlichen Ausstellung des Kreuzes Christi durch die Kaiserinmutter Helena im Jahr 335 in Verbindung gebracht wird – und mit der Rückkehr desselben Kreuzes nach Jerusalem im Jahr 630 (wo die Perser es im Jahr 614 geraubt hatten). Nur wenige Jahre danach entstand auf der arabischen Halbinsel der Islam als explosiv-dynamische neue Weltreligion. Doch die Mitspieler im Nahen Osten, könnte man denken, sind hier dennoch bis heute die Gleichen geblieben. Die pokernden Perser spielen wieder eine wesentliche Rolle in den Religions- und Bürgerkriegen der Region.

Deshalb trifft der Papst heute in einem Frontstaat des derzeit gefährlichsten Brandherdes auf dem blauen Planeten ein. Denn das benachbarte Syrien hat den Libanon nie wirklich als eigenen Staat akzeptiert, sondern immer als einen abtrünnigen Teil Großsyriens betrachtet – mit schönen Häfen, fruchtbaren Gärten und verlockenden Ressourcen. Am verlockendsten war hier aber lange Zeit auch ein faszinierend geschmeidiges Miteinander der Kulturen und Religionen in einem tendenziell fundamentalistischen politischen Umfeld, wo der Nationalfeiertag aller Libanesen am 25. März gefeiert wird, also am christlichen Fest der Verkündigung der Geburt Christi an Maria durch den Erzengel Gabriel. Maria und Gabriel gelten Christen wie Muslimen als gleichermaßen heilig. Selbst der quälend lange Bürgerkrieg (von 1975 bis 1990) konnte dieses Gewebe nicht völlig zerstören, auch wenn seitdem keiner mehr den Libanon als "Schweiz des Vorderen Orients" bezeichnen mag. Geblieben sind aber auch die Begehrlichkeiten vieler Nachbarn auf die Reichtümer des oft so weltläufig anmutenden, vor allem aber hilflosen Zedernstaates, in dem Französisch lange Zeit die Lingua franca war. Das elegante Französisch Benedikt XVI. wird ihm deshalb auch helfen, seine Botschaft jetzt geschmeidiger vorzutragen als etwa in Jerusalem, wo er Englisch reden musste, das ihm nicht leicht von der Zunge geht. Das Französische wird ihn aber bei nicht wenigen Fundamentalisten auch einmal mehr als verspätete Speerspitze der Kreuzfahrer verdächtig machen, die – wie alle Europäer – hier immer noch allgemein Franken (Frandschi) genannt werden. Der Nahe Osten vergisst und vergibt nichts.


Wie brisant und auch gefährlich die Reise des Papstes ist, wurde vor Wochen schlagartig offenbar, als der Geheimdienst einen Lastwagen voller Sprengstoff abfing. Er sollte den Patriarchen der christlichen Glaubensgemeinschaft der Maroniten in die Luft jagen, um den Bürgerkrieg neu zu entfachen und die Libanesen in den tödlichen Konflikt der Nachbarn in Syrien mit hineinzuziehen. Unvergessen auch das gewaltige Attentat, mit dem der anti-syrische Politiker Rafik al-Hariri am 14. Februar 2005 in Beirut aus dem Weg gebombt wurde. Nach ihm wurde der Internationale Flughafen umbenannt, auf dem die Papstmaschine an diesem Freitag aufsetzen wird. Oder der Terroranschlag auf eine Kaserne, mit dem zwei Selbstmordattentäter am 23. Oktober 1983 ausländische Truppen (vor allem Amerikaner) mit zwei Lastwagen voller Sprengstoff aus dem Land bombten. Der Angriff kostete 305 Menschen das Leben.

Sicherheitsexperten dürfen deshalb unbedingt davon ausgehen, dass es in Beirut auch heute Agenten geben wird, die sich Profite davon versprechen, wenn das Haupt der Christenheit, als das der Papst hier gesehen wird, diese Schlangengrube nicht unbehelligt verlässt. Die "Botschaft des Friedens und der Gewaltlosigkeit", die Benedikt XVI. aus Rom hierhin tragen will, dürfte jedenfalls auf schrille Gegenstimmen stoßen – und auf Akteure, die leise aus dem Dunkel agieren. Die Welle von Gewalt, die gerade wieder von Libyen bis Ägypten über die islamische Welt hinwegfegt, nachdem kundige Hände ein fatales Video über den Propheten Mohammed bei YouTube ins Netz gestellt haben, wird nicht unbedingt anlässlich der Papstreise vor dem Libanongebirge haltmachen.

Benedikt XVI. darf noch mit anderen Torpedos rechnen. 18 vom Staat anerkannte christliche und muslimische Konfessionen leben im Libanon, darunter vier katholische Patriarchate, die der Papst besuchen will. Ihnen allen will er seinen Respekt bezeugen. Im Vorfeld haben alle seine Ankunft begrüßt, von den Drusen bis zur Hisbollah. In sechs großen und einer kleinen Rede will sich der 85-jährige Pontifex in drei Tagen an alle Libanesen und ihre Nachbarn wenden. Wegen der Spannungen im Nord- und Südlibanon wurde die Visite jedoch auf Beirut und Umgebung beschränkt. Höchstwahrscheinlich wird der Papst auch auf Flüchtlinge aus den benachbarten Kampfzonen treffen.

Es sei eine Reise in höchst "dramatischer Zeit", hieß es vom päpstlichen Pressesprecher. Das immer brennende Thema des Palästina-Konflikts hatte der melkitische Patriarch Gregor III. Laham schon vorab lautstark auf die Agenda gesetzt. Aus dem Vatikan hingegen wurde eher der Akzent auf den interreligiösen Dialog unter Christen gelegt, wie Kurienkardinal Leonardo Sandri vor der Abreise betonte, und dass "die Präsenz des Evangeliums und des Christentums nicht als Motiv herangezogen werden kann, Gewalt auszuüben oder Hass und Trennung zu säen". Die dramatische Reise werde deshalb weltweit "als ein wirklich prophetischer Besuch für die Kirche und den Nahen Osten" begriffen werden, den sich der Papst hier unter vielen Strapazen noch einmal zumute. Vor allem aber wird Benedikt XVI. am Fest der Kreuzerhöhung Christi noch einmal auf den beispiellosen Kreuzweg hinweisen, den alle Christen des Nahen Ostens hier seit Jahren zu gehen gezwungen werden.

Foto: (c) kath.net


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