Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. ‚Habemus Papam‘ – Ein Ruf in die Tiefe, ein Blick der Hoffnung in die Zukunft
  2. „Ihr Bischöfe, kehrt um in Euren Auftrag! Die Silberlinge in Euren Taschen machen einen Höllenlärm“
  3. Deutsche Bischöfe zwischen Wahrheit und Politik
  4. "Bischöfe reden nicht mit uns"
  5. „Wir Katholiken, die dem Lehramt treu sind, haben es satt, diffamiert und stigmatisiert zu werden“
  6. „Wir halten das für einen offenkundigen Bruch mit der universalen Lehre der Katholischen Kirche“
  7. Bahnbrechende OP: Britische Ärzte entfernen Uterus und Baby, um Krebs einer Schwangeren zu behandeln
  8. Jesuitenpater James Martin vergleicht homosexuelle Familie mit Dreifaltigkeit
  9. 'Ich bin Christ, das ist meine Identität'
  10. 'Wir verkünden nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn!'
  11. Stift Heiligenkreuz: Verfahren gegen einen Beschuldigten eingestellt
  12. Gerufen, das Blut Christi zu lieben
  13. US-amerikanisches Olympisches Komitee schließt "Transfrauen" künftig vom Frauensport aus
  14. Arzt diagnostiziert Fehlbildung beim Embryo und empfiehlt Abtreibung – Frau gebiert gesundes Baby
  15. Abgestufte Zubilligung von Menschenrechten?

Pater Karl Wallner: Demut, Dogma und der Papst

28. April 2012 in Buchtipp, 1 Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


An Papst Benedikt „imponiert mir die bescheidene Liebenswürdigkeit, die sich in einer fast schüchternen Demut äußert“. Leseprobe 4 aus dem neuen Buch, das Georg Gänswein über „Benedikt XVI. – Prominente über den Papst“ herausgegeben hat


Rom – Illertissen (kath.net) Aus dem Beitrag von Pater Dr. Karl Wallner:

In diesem Zusammenhang möchte ich mir noch erlauben, einige subjektive Eindrücke wiederzugeben, die ich vom Menschen und Christen Joseph Ratzinger bzw. von Papst Benedikt XVI. gewonnen habe. An seiner Persönlichkeit imponiert mir die bescheidene Liebenswürdigkeit, die sich in einer fast schüchternen Demut äußert. Ich bin Kardinal Ratzinger nicht oft in meinem Leben begegnet und kann mich keiner besonderen Gespräche mit ihm rühmen. Es waren immer punktuelle, kurze und kleine Erlebnisse, die aber in meiner Erinnerung immer den Eindruck hinterlassen haben: Dieser große Mann der Kirche ist zutiefst demütig.

Jeder, der Joseph Ratzinger kannte, musste den Kopf schütteln, dass ihn manche Medien in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation mit Bezeichnungen wie „Panzerkardinal“ titulierten. Natürlich war Joseph Ratzinger in dieser Funktion für den Glauben der Kirche, für das „Dogma“ verantwortlich. Natürlich war er auch vor seiner Berufung zum Erzbischof von München-Freising und dann zum römischen Kurienkardinal Dogmatikprofessor gewesen. Aber nach katholischem Verständnis ist „Dogma“ nie das, was der weltliche Sprachgebrauch, der uns dieses Wort entwunden hat, versteht. Dogma hat nichts mit menschlicher Besserwisserei, sturer Unbelehrbarkeit und ideologischer Rechthaberei zu tun, sondern „Dogma“ ist die von Gott geschenkte Wahrheit. „Dogma“ ist das, was Gott uns propter nostram salutem („um unseres Heiles willen“) gegeben hat. Dogma ist daher keine Waffe gegen andere, sondern eine Gabe zum Wohle aller. Und genau das hat Joseph Ratzinger auch als Theologe immer vermittelt.

Als junger Theologiestudent nahm ich zusammen mit Pater Gregor Henckel Donnersmarck in Eisenstadt an einem Priestertag teil, an dem der damalige Präfekt der Glaubenskongregation referierte. Ratzinger ließ sich in den Pausen regelrecht belagern und mit Fragen durchlöchern. Am Ende seiner Vorträge gab es noch eine lebhafte Diskussion, bei der einige (wenige) Priester die Gelegenheit nutzten, ihren Kirchenfrust in Worte zu fassen. Es waren keine Fragen, sondern eher ein Bombenhagel von Vorwürfen, der auf den Leiter der Glaubenskongregation niederging. Einzelne zynische Statements sind mir heute noch in Erinnerung, ebenso wie meine Bewunderung für den kleinen weißhaarigen Mann im Priesterzivil, der doch einer der mächtigsten Männer der Kirche war. Kardinal Ratzinger antwortete nicht nur mit Engelsgeduld, sondern er suchte auch immer das gütliche und sachliche Argument. Da stand einer Rede und Antwort, der nicht beherrschen, sondern überzeugen wollte.


Noch eine kleine persönliche Episode möchte ich erzählen. Kurz vor meiner Priesterweihe im November 1987 war Kardinal Ratzinger bei uns in Heiligenkreuz und feierte die Konventmesse. Ich durfte ihm als Diakon assistieren und nutzte die Gelegenheit: Ich bat ihn, meinen Primizkelch zu segnen, was er dann nach der heiligen Messe in der Sakristei auch bereitwillig tat. Man muss dazu wissen, dass der Ritus der Segnung liturgischer Kelche früher auch die Salbung mit Chrisam vorsah; die liturgische Reform hat eine einfache Segnung daraus gemacht. Als ich ihm den restaurierten alten Kelch und das Benediktionale, das liturgische Buch mit den Segensformeln, hinhielt, fragte er: „Brauchen wir nicht auch Chrisam?“ Ich antwortete: „Das ist leider im neuen Ritus nicht mehr vorgesehen. Aber wenn Sie wollen, kann ich gerne welches holen.“ Sein Blick war durchaus verschmitzt, als er antwortete: „Dieser Bugnini! Aber lassen Sie nur, ich bin ja ganz gehorsam und tue alles, was die Liturgie der Kirche vorsieht!“ Man muss dazu wissen, dass Erzbischof Annibale Bugnini (1912–1982) maßgeblich für die nachkonziliare Reform der Liturgie – und damit so manchen Kahlschlag in den liturgischen Formen – verantwortlich war.

Mich hat dieses Wort vom „Gehorsam“ damals so beeindruckt, dass ich mich danach vor allem auf die Bücher von Joseph Ratzinger über die Liturgie gestürzt habe. Dort betont er eindrucksvoll, dass die Liturgie etwas ist, wo der Priester nicht eigenmächtiger Gestalter eines menschenförmigen Spieles ist, sondern ein Geschehen mitgestaltet, das größer ist als sein persönliches Tun. Die Liturgie weitet den Menschen; sie ist eine Ordnung, die der Zelebrant nicht selbst hervorbringt, sondern die ihm als Geschenk anvertraut wird. Daher erfordert die rechte Weise der Zelebration vor allem die Demut, sich in diesen Raum der geschenkten Gnade hineinzubegeben.
…

Die liebenswürdige Demut des Papstes ist mir aber noch bei einer weiteren kleinen Begegnung deutlich geworden, und zwar in einer für mich zunächst beschämenden Weise. Immer (es war selten genug!), wenn ich in den 1980er- und 1990er-Jahren in Rom war, nützte ich die Gelegenheit, um am Donnerstagmorgen bei jener heiligen Messe zu konzelebrieren, die Kardinal Joseph Ratzinger regelmäßig in Santa Maria della Pietà auf dem Campo Santo Teutonico feierte. Diese Morgenmessen waren auch deshalb „Kult“, weil man da Menschen treffen konnte, die zwei seltene Eigenschaften miteinander verbanden: Begeisterung für die Theologie und Treue zur Kirche. Einmal ergab sich nach der heiligen Messe in der Sakristei nach dem Ablegen der liturgischen Gewänder die Gelegenheit zu einem kurzen Händedruck mit Kardinal Ratzinger. Ich war damals gerade frisch promoviert und sagte ihm, dass ich nun schon die Dogmatik an unserer Hochschule Heiligenkreuz unterrichte. „Dann sind Sie also Dogmatikprofessor“, lächelte Kardinal Ratzinger. „Ja!“, antwortete ich. Und dann kam es, denn Kardinal Ratzinger sagte: „Wie schön, dann sind wir ja Kollegen.“ Ich muss sagen, dass mir das äußerst unangenehm war, denn als der Kardinal das Wort „Kollege“ in den Mund nahm, lief es mir kalt über den Rücken, weil ich dachte, dass er sich über mich lustig machen wollte. Als „Kollege“ eines Mannes, der Professor in Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg gewesen war, fühlte ich mich überhaupt nicht. Aber er wollte mich nicht auf den Arm nehmen: Ein Blick in seine Augen zeigte, dass er das durchaus ernst, zumindest aber „nett“, gemeint hatte. „Dann wünsche ich Ihnen Gottes Segen!“

Ich habe die Sakristei dann zwar einigermaßen gedemütigt verlassen, denn irgendwie war mir durch das Wort „Kollege“ bewusst geworden, was für eine Verantwortung es bedeutet, „Dogmatikprofessor“ zu sein, wenn auch nur an einer so kleinen Hochschule wie der von Heiligenkreuz. Zum anderen aber fühlte ich mich auch gestärkt, denn der „große Ratzinger“ hatte mich nicht nur respektvoll behandelt, sondern mir auch Gottes Segen gewünscht.

kath.net-Lesetipp:
Benedikt XVI. – Prominente über den Papst.
Georg Gänswein (Herausgeber)
Media Maria, gebunden, 192 Seiten
ISBN: 978-3981444469
Preis: 20,95 Euro

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und dem RAPHAEL Buchversand (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch nur Inlandportokosten.

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected]

Pressekonferenz mit Prälat Georg Gänswein in München vom 15. März 2012





Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Benedikt XVI.

  1. Jesus klopft an die Tür unseres Herzens, und er bittet uns einzutreten, für immer!
  2. Dokumentation über Papst Benedikt XVI. gewinnt Emmy
  3. Gänswein leitet Messe im Petersdom zum Gedenken an Benedikt XVI.
  4. Die Eucharistiefeier, ein Werk des »Christus totus«
  5. Jesus geht in die Nacht hinaus
  6. Was war das Problem bei der „Regensburger Rede“?
  7. "Papa Benedetto, was tröstet Sie?“ - „Dass Gott alles in der Hand behält.“
  8. Gedenkbriefmarke für Benedikt XVI. herausgegeben
  9. Papst Benedikt XVI. warnte vor ‚homosexuellen Clubs’ in Priesterseminaren
  10. Benedikt hielt Mahlfeier mit Protestanten für theologisch unmöglich






Top-15

meist-gelesen

  1. Sommerspende für kath.net - Eine Bitte an Ihre Großzügigkeit!
  2. Deutsche Bischöfe zwischen Wahrheit und Politik
  3. „Ihr Bischöfe, kehrt um in Euren Auftrag! Die Silberlinge in Euren Taschen machen einen Höllenlärm“
  4. „Wir Katholiken, die dem Lehramt treu sind, haben es satt, diffamiert und stigmatisiert zu werden“
  5. ‚Habemus Papam‘ – Ein Ruf in die Tiefe, ein Blick der Hoffnung in die Zukunft
  6. „Wir halten das für einen offenkundigen Bruch mit der universalen Lehre der Katholischen Kirche“
  7. "Bischöfe reden nicht mit uns"
  8. Stift Heiligenkreuz: Verfahren gegen einen Beschuldigten eingestellt
  9. Bahnbrechende OP: Britische Ärzte entfernen Uterus und Baby, um Krebs einer Schwangeren zu behandeln
  10. Arzt diagnostiziert Fehlbildung beim Embryo und empfiehlt Abtreibung – Frau gebiert gesundes Baby
  11. Erste Selige für Verlobte: Sandra Sabattini (1961 - 1984)
  12. 'Ich bin Christ, das ist meine Identität'
  13. Abgestufte Zubilligung von Menschenrechten?
  14. Zehn Jahre ‚Sehnsucht der ewigen Hügel‘
  15. In Zukunft keine Abtreibungen im Flensburger Krankenhaus

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz