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Ursprung der Welt und Ursprung der Geschichte

16. Jänner 2011 in Chronik, 7 Lesermeinungen
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An die Entwicklung der Scham erinnerte Mathias Döpfner vor Tagen in einem Aufsehen erregenden Essay über den „Ursprung der Welt“ - Von Paul Badde / Die Welt


Rom (kath.net/DieWelt)
An die Entwicklung der Scham erinnerte Mathias Döpfner vor Tagen in einem Aufsehen erregenden Essay über den „Ursprung der Welt“, in dem er zu ergründen versuchte, was Gustave Courbets revolutionärer Frauenakt von 1866 über unsere Freiheit verrät. Dabei kam er an der Schöpfungsgeschichte natürlich nicht vorbei, wo Adam und Eva beim ersten Empfinden ihrer Nacktheit „die Augen aufgehen“. Genau dieser Augenblick lädt allerdings auch noch zu einem Blick auf den „Ursprung der Geschichte“ ein. Dafür sollten wir die Bibel kurz noch einmal zur Hand nehmen und zum Anfang blättern, wo das Paradies noch als ein einziges Nehmen aus der Fülle vor uns auftaucht, aus der sich die beiden einfach der „köstlichen Früchte“ bedienen.

Sie scheinen ihnen geradezu in den Mund zu wachsen - bis Eva zur verbotenen Frucht vom Baum der Erkenntnis greift. Danach entdecken die beiden voller Furcht ihre Nacktheit und Gott schickt sie „aus dem Garten Eden weg, damit Adam den Ackerboden bestellt“ (Genesis 3,23) – und zwar „im Schweiß seines Angesichts“. Kain, ihr erster Sohn, wird Ackerbauer und Abel, der jüngere, Schafhirt und Viehzüchter. Nach dem Brudermord an Abel geht Kain schließlich auch noch „Gründer einer Stadt“ in die Bibel ein (Genesis 4,17).

Der Text ist natürlich getränkt mit Theologie. Wie in einer Blaupause finden wir in ihm aber auch schon - im Nebenbei - die jungsteinzeitliche oder neolithische Revolution codiert, in der im fruchtbaren Halbmond des Nahen Ostens aus Sammlern und Jägern allmählich Ackerbauer und Viehzüchter wurden. Zu den Details dieses Prozesses – der enorme Zeiträume umfasste – ist die Forschung sich nicht einig. Begonnen hat er vor rund 20.000 Jahren, darüber herrscht Konsens und auch darüber, dass es danach erst zur Haushalts- und Vorratswirtschaft kam, zu den Grundrechenarten, zur Schrift, zur Literatur, zur Erzeugung von Gütern, zum Handel und Wandel, zur Empfindung der Zeit, zur Sesshaftigkeit, zu Türmen, Städten und Staaten, Krieg und Frieden, kurz: zu all dem, was wir Geschichte nennen.


Der Vorgang dauerte ewig und war doch kein evolutionärer Schritt. Er ist nicht vom Baum gefallen wie ein reifer Apfel, noch kann er durch einen Klimawandel erklärt werden. Nein, diesem dramatischen Einschnitt muss eine menschliche Erkenntnis zugrunde gelegen haben. Denn bevor es zur Domestizierung von Pflanzen und Tieren kam, bevor also ein Same, sei es Hirse, sei es Reis, bewusst in den Boden gelegt und kultiviert und ein Tier durch Zucht veredelt wurde, musste zuerst der Zusammenhang des Lebens erkannt werden.

Das wird der frühe Mensch aber nicht bei den Bienen beobachtet haben. Der Gedanke wäre absurd. Diesen Zusammenhang musste er zuerst an sich selbst erkennen, dass eben durch die Vereinigung von Mann und Frau in vielen, doch nicht allen Fällen neun Monate später ein Nachkomme in die Welt kommt. Das begreifen Schimpansen nicht, oder Papageiern oder Delphine. Und natürlich wussten das auch die Menschen lange Zeit nicht im Prozess ihrer Menschwerdung. Eines Tages aber muss eine Frau oder ein Mann es erstmals begriffen haben: dieses Geheimnis der Weitergabe des Lebens im Zusammenhang von Zeugung, Empfängnis und Geburt. Da „gingen ihnen die Augen auf“, wie es in der Bibel so schön heißt, wahrhaftig, „und sie erkannten, dass sie nackt waren“ (Genesis 3,7).

Denn durch diese Erkenntnis kam ja auch die Verantwortung in die Welt, und die Einsicht in die Konsequenz eigenen Handelns, der Übergang von der Horde zur Familie. Dazu Erziehung und Erbe, Tradition, Eigentum. Die Freiheit zur Entscheidung kam damit in die Welt. Es war das „Werden wie Gott“, wie die Schlange Eva zuzischelt, und das „Erkennen von Gut und Böse“ (Genesis 3,5). Und eben die Scham kam damit in die Welt. Gar nichts, weder die Französische, noch die Industrielle, noch die Oktober-Revolution ließen sich je mit jener Umwälzung vergleichen, die dieses Erstaunen zur Folge hatte.

Der kleine Exkurs mag deshalb helfen, die nächste Menschheitsrevolution einzuschätzen, an deren Beginn wir jetzt stehen, obschon sie schon in den letzten Jahrzehnten die Erde in allen Lebensbereichen auf atemberaubende Weise verändert hat. Jetzt ist es die digitale Revolution, die die Welt, wie wir sie kannten, aus den Angeln heben wird. Die Affäre mit Wikileaks war nur eine kleine Spielerei in diesem Prozess (die einfach zustande kam, weil sie jetzt technisch möglich ist). Es sind „peanuts“ im Tsunami einer rasenden Vernetzung aller Lebensbereiche. Plötzlich sehen Weltmächte in Realzeit – wie beim anfliegenden Jet auf den zweiten Twin-Tower - gelähmt einem irren Pastor zu, der sich mit einem Streichholz über einem Koran anschickt, die Welt in Brand zu setzen. Das Prinzip der Verantwortung tanzt plötzlich Polka. Personale Beziehungen verändern sich radikal global (mit Millionen von „Freunden“ im Netz), die alten Kommunikationstrukturen, jetzt schon die Grenzen, bald auch die Staaten, die Freiheit, wie wir sie kennen, und die Unterscheidung zwischen Physik, Chemie und Biologie. Es kommt etwas radikal Neues, aber wir wissen nicht was, noch wissen wir, ob die digitale Revolution je an ein Ziel kommt und sich beruhigt - eher wohl nicht in ihrer rasenden Beschleunigung, nach den Jahrtausenden, die die neolithische Revolution am Anfang in Anspruch nahm.

Was liegt der digitalen Revolution aber zugrunde? War es die Erfindung des Mikrochips oder schon Gottfried Wilhelm Leibniz’ Abhandlung über das binäre Zahlensystem im frühen 18. Jahrhundert? Die Entdeckung des dualen Codes, der jede noch so komplexe Information mit nur zwei Werten darstellt, einer Null (für das Nichts) und einer Eins (für das Seiende), ist jedenfalls der Schlüssel und das Mikrochip der Grundbaustein der Wissensexplosion des neuen Informationszeitalters - hinter dem schon der Nano-Technologie auf ihre Realisierung wartet und andere Technologien, die noch kein Hirn erahnt. Wie unsere Kultur das überstehen wird? Unsere Religionen? Keiner weiß es. In Afrika und dem Regenwald am Amazonas soll es ja auch noch Inseln geben, in denen sich Reste der Kultur der Jäger und Sammler bis heute erhalten haben. Ansonsten: aber gilt: heute sind wir alle letzte Mohikaner. Die digitale Revolution wird das Ende der Geschichte einleiten, wie wir sie kennen – und einen neuen Abschnitt einleiten, von dem es noch keine Vorstellung gibt. In 100 Jahren wird die Erde nicht wieder zu erkennen sein.

Nur der Mensch, der Mensch wird auch in Zukunft noch ganz der alte sein. Und Gott natürlich, der am Anfang Himmel und Erde erschaffen hat – und uns, die Menschen, nach seinem Ebenbild.


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