Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst will "schmerzhafte" Geschichte mit Täuferbewegung aufarbeiten
  2. „Heilige Kommunion“ to go?
  3. Entsetzen über ‚Performance‘ halbnackter Tänzer mit Hühnern in Windeln im Paderborner Dom
  4. „Frauen, die Kinder erziehen, sitzen nicht in der Teilzeitfalle, sondern mitten im Leben“
  5. Wie der Sohn gesandt: Priester im Herzen der Kirche - Schule der Glaubwürdigkeit
  6. Sieg des Lebensschützers und Katholiken Karol Nawrocki im polnischen Wahlkrimi
  7. LGBT-Popup Fenster auf der Internetseite der Katholischen Jugend Innsbruck
  8. ‚Dienstmädchen des Patriarchats‘ – Hillary Clinton beleidigt konservative Frauen
  9. Wer ist mein Nächster?
  10. Schweiz: 'Katholische' Frauenorganisation verzichtet auf das 'katholisch'
  11. Papst Leo XIV. wird im Apostolischen Palast wohnen
  12. Das Schweigen der Windelhühnchen
  13. „Einheit der Kirche muss immer wieder errungen werden“
  14. Prevost „war sehr offen, sprach mit jedem, empfing jeden, war aber in Glaubensfragen sehr klar“
  15. Aus Ehe und Glaube entsteht Zukunft. Einheit ist kein Kompromiss, sondern Frucht der Wahrheit

Die Scharia

11. Februar 2008 in Interview, keine Lesermeinung
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Interview mit Christine Schirrmacher über ihr neues Buch über den Islam: Scharia steht mit ihrem rigiden Strafrecht (Amputation, Auspeitschung, Steinigung) den Menschenrechten und den Grundlagen der freiheitlich-demokratischen entgegen


Bonn (kath.net)
BQ: "Die Scharia" "kurz und bündig" in 2 Stunden! Können Sie uns auch in 2 Sätzen sagen, was die Scharia ist?

Christine Schirrmacher: Unter der Scharia versteht man die mit dem Islam begründeten Regeln für die Religion (Gebet, Fasten, Feste, Wallfahrt, Almosen), für Ehe und Familie (Ehe- und Erbrecht), für das Strafrecht und den öffentlichen Raum, also die Politik. Die Grundlagen der Scharia finden sich im Koran, in der islamischen Überlieferung (den Berichten über Muhammad und seine Gefährten) und in den Auslegungen von Theologen und Juristen der ersten islamischen Jahrhunderte - sie sind aber nie in einem einzigen Buch gesammelt worden. Die Scharia muss deshalb immer wieder interpretiert werden, das macht sie flexibel. Ihre Entstehung im 7.-10. Jahrhundert und ihre Unantastbarkeit als göttliches Gesetz macht eine grundsätzliche Kritik jedoch sehr schwer.

BQ: In welchen Ländern spielt die Scharia denn eine große Rolle?

CS: Vor allem dort, wo sich einzelne Länder allein auf die Scharia als Gesetzesgrundlage berufen, wie z. B. Pakistan, Jemen, Iran, Sudan. Das bedeutet nicht, dass sie dort auch ganz umgesetzt würde - das ist höchstens zu Teilen der Fall. Aber sie prägt dort und zu Teilen auch in anderen Ländern das Rechtsdenken der Bevölkerung.Auch alle anderen islamisch geprägten Länder berufen sich auf die Scharia als eine ihrer Gesetzesgrundlagen; eine Ausnahme ist lediglich die Türkei, wo Kemal Atatürk im Zuge der Gründung der türkischen Republik 1923/1924 die Scharia offiziell abschaffte.

BQ: Ein religiöses Gesetz? Was hat das denn mit Politik zu tun?

CS: Religion und Gesetz sind im Islam eng miteinander verzahnt. Dies war schon bei Muhammad der Fall, der zugleich religiöser Führer und Gesetzgeber, aber auch Heerführer seiner ersten Gemeinde war. Die Erb-, Ehe- und Strafgesetze, die er erließ, begründete er mit der Religion des Islam, also göttlichen Vorschriften. Auch wenn diese Gesetze später von Juristen und Theologen unterschiedlich interpretiert wurden, bleibt doch die eigentliche Begründung der Scharia eine religiöse. Weil es sich nach muslimischer Überzeugung um das Gesetz Allahs handelt, darf es nie offiziell hinterfragt, geändert oder kritisiert werden.

BQ: Warum sollte sich ein Deutscher mit der Scharia beschäftigen. Ist das nicht ein fernes Problem?

CS: Schon lange nicht mehr. Zum einen prägt auch hier die Scharia das Rechtsdenken vieler Muslime, ist ihr ideeller Bezugspunkt für ein Leben in einer erstrebenswerten "gerechten" Gesellschaft, die nach göttlichen Maßstäben organisiert wäre anstatt nach den weltlichen, von Menschen erdachten Richtlinien der Demokratie. Auch hierzulande propagieren manche muslimischen Gruppen, dass die Scharia das einzige gerechte System auf Erden ist und allen Menschen Frieden bringen würde, wäre sie nur erst überall eingeführt. Die Scharia steht jedoch mit ihrem rigiden Strafrecht (Amputation, Auspeitschung, Steinigung, Wiedervergeltung) den Menschen- und Freiheitsrechten der UN-Menschenrechtserklärung und damit den Grundlagen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung entgegen. Ebenso ist die in der Scharia verankerte rechtliche Benachteiligung der Frau im Erb- und Eherecht und die Verurteilung des vom Islam "Abgefallenen" zum Tode noch nicht einmal als rein theoretischer Anspruch akzeptabel, auch wenn es in islamischen Ländern kaum je Gerichtsprozesse wegen Apostasie gibt (dafür kommen aber Konvertiten manchmal durch Selbstjustiz der Familie oder Gesellschaft um). In Deutschland wurde in der Vergangenheit bei einzelnen Prozessen ein nicht-europäisches Rechtsempfinden aufgrund des kulturellen Hintergrundes eines Täters aus einem nahöstlichen Kulturkreis (z. B. im Falle von Ehrenmord oder ehelicher Misshandlung) als mildernder Umstand gewertet - m. E. ein nicht zu rechtfertigendes Zugeständnis an Scharianormen in Deutschland, wo Recht und Gesetz gleichermaßen für alle Menschen gelten muss.

KATH.NET-Buchtipp:
Christine Schirrmacher. Die Scharia - Recht und Gesetz im Islam. Hänssler-Verlag. 2007. Pb. 96 S., 7,30 EURO

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected]



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Islam

  1. Berlin: Fastenbrechen mit ‚Allahu akbar‘-Rufen vor evangelischer Kirche
  2. Berliner Schule wollte Nicht-Muslime zum Ramada-Fastenbrechen verpflichten
  3. Vatikan bekräftigt zum Ramadan Gemeinsamkeiten mit Muslimen
  4. Erstmals in Berlin: Bezirksrathaus erhält Ramadan-Beleuchtung
  5. Moschee unter Salafismus-Verdacht zitiert Koranstelle mit Aufforderung zur Tötung Ungläubiger
  6. Progressive Imamin Ateş: Österreich ist ein ‚Hotspot für Islamisten‘ geworden
  7. Muhammad erstmals beliebtester Vorname in England und Wales
  8. ‚Mädelsabend in der Moschee‘: Seminarreihe für Mädchen und Frauen ab 13 zur Vorbereitung auf die Ehe
  9. Ideologie des politischen Islam ist zum Mainstream des Islam geworden
  10. Wiener Schuldirektor: ‚Mädchen tragen aus Angst Kopftuch’






Top-15

meist-gelesen

  1. Entsetzen über ‚Performance‘ halbnackter Tänzer mit Hühnern in Windeln im Paderborner Dom
  2. „Heilige Kommunion“ to go?
  3. Prevost „war sehr offen, sprach mit jedem, empfing jeden, war aber in Glaubensfragen sehr klar“
  4. Papst Leo würdigt Pius XII. für mutiges Handeln im Zweiten Weltkrieg
  5. Papst Leo XIV. empfängt verurteilten Kardinal Becciu
  6. Papst Leo XIV. wird im Apostolischen Palast wohnen
  7. Wie der Sohn gesandt: Priester im Herzen der Kirche - Schule der Glaubwürdigkeit
  8. Sieg des Lebensschützers und Katholiken Karol Nawrocki im polnischen Wahlkrimi
  9. Das Schweigen der Windelhühnchen
  10. Papst will "schmerzhafte" Geschichte mit Täuferbewegung aufarbeiten
  11. Papst ernennt neuen Leiter für seine Ethik-Akademie
  12. Aus Ehe und Glaube entsteht Zukunft. Einheit ist kein Kompromiss, sondern Frucht der Wahrheit
  13. „Frauen, die Kinder erziehen, sitzen nicht in der Teilzeitfalle, sondern mitten im Leben“
  14. Vatikan unter neuem Papst mit neuem Webauftritt
  15. ‚Dienstmädchen des Patriarchats‘ – Hillary Clinton beleidigt konservative Frauen

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz