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Alles fing auf dem Rücksitz eines Autos an

25. November 2007 in Interview, keine Lesermeinung
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Er erfuhr von seiner Kardinalsernennung, kurz darauf ging er knapp am Tod vorbei. Mit dem neu kreierten Kardinal Erzbischof Paul Josef Cordes sprach Paul Badde / WELT.


Rom (www.kath.net / welt) Paul Josef Cordes (73) wird am Samstag in den Kreis der Kardinäle aufgenommen. Auf WELT ONLINE spricht Cordes über die Anfänge seiner Karriere mit einem Mann namens Karol Woityla, über Gerüchte rund um den Tod Papst Johannes Pauls I. und eine Krankheit, die ihn fast das Leben gekostet hätte.

WELT ONLINE: Sie sehen geschwächt aus. Waren Sie krank?

Paul Josef Cordes: Ich habe einen auf die Nase bekommen.

WELT ONLINE: Wie das? Was war es?

Cordes: Es war ein gefährliches Aneurysma an der Hauptschlagader. Eine tückische Angelegenheit, weil man überhaupt nichts davon merkt. Bei einer Routineuntersuchung ist das herausgekommen. Die Umstände waren dann so, dass der dringend notwendige Eingriff sehr schnell vonstatten gehen konnte.

WELT ONLINE: Heißt das, es ging knapp am Tod vorbei?

Cordes: Das würde ich so nicht sagen. Aber es hätte sein können, wenn die Gefäßerweiterung nicht zufällig entdeckt worden wäre.

WELT ONLINE: Wann? Als Sie hörten, dass Sie zum Kardinal erhoben würden?

Cordes: Ja, kurz danach. Ende Oktober hatte ich davon erfahren.

WELT ONLINE: Papst Johannes Paul II. hat Sie als jungen Mann von Paderborn nach Rom geholt. Wie kam das?

Cordes: Wir hatten uns bei der ersten offiziellen Reise der polnischen Bischöfe in die Bundesrepublik 1978 kennen gelernt. Es gab zwar vorher schon Kontakte zwischen dem Episkopat Deutschlands und Polens, aber das war schwierig, weil der polnische Staat das nicht gerne sah. Im Juni 78 war es dann soweit, dass zum ersten Mal eine offizielle Delegation nach Deutschland kam.

Doch es wurde vergessen, irgendeinen als ständigen Begleiter abzuordnen. Weil ich kurz vorher im Sekretariat der Bischofskonferenz gewesen war, kam das dann auf mich zu. Es kam also nun Kardinal Stefan Wyszynski, der Primas von Polen, begleitet von einigen weniger bekannten Bischöfen.

Im ersten Auto der Delegation saß der Ortsbischof mit Kardinal Wyszynski und im zweiten Auto saß der Kardinal von Krakau, Karol Wojtyla, mit dem Weihbischof von Paderborn. Das war ich. So haben wir uns in diesen Tagen kennen gelernt. Als ich dann in Paderborn hörte, wie fantastisch Kardinal Wyszynski sei, habe ich nur gesagt: „Wyszynski ist gut. Aber Wojtyla ist besser.” Das waren unsere ersten Kontakte. Später hat er mich dann in die Kurie geholt.

WELT ONLINE: Es hat also alles auf dem Rücksitz eines Autos angefangen?

Cordes: Ja, wenn Sie so wollen.

WELT ONLINE: Sie waren dann ab 1980 im Laienrat wesentlich am Konzept der Weltjugendtage beteiligt, die heute fast als ein besonderes Erbe des letzten Papstes gelten können. Haben Sie damals schon voraus gesehen, welche Entwicklung diese Treffen nehmen würden?

Cordes: Das konnte ich natürlich gar nicht. Johannes Paul hatte für 1983/84 ein außerordentliches Heiliges Jahr eingerichtet, wozu viele etablierte Gruppen nach Rom kamen, aus verschiedenen Verbänden und Bruderschaften der Welt. Da sagte einer aus einer der neuen Gemeinschaften, die es in der Kirche gibt, warum treffen sich eigentlich nicht die Jugendlichen.

Ich fand das eine gute Idee, die wir vom Laienrat aber nicht realisieren konnten. Dann habe ich versucht, verschiedene neue Gruppierungen zu vergattern, bei einem solchen Treffen mitzumachen. Das haben wir Johannes Paul vorgetragen und er hat sofort zugepackt. Das erste Treffen wurde sofort ein großer Erfolg. Dass es eine solche Entwicklung nehmen würde, konnte damals keiner ahnen. Doch es war damals schon ein Zeichen, wie die Jugend der Welt auf diesen Papst reagierte. Er wusste sie wirklich anzusprechen.

WELT ONLINE: Aber zunächst lief die Sache über Ihren Schreibtisch?

Cordes: Ja, auf jeden Fall. Es lief über meinen Schreibtisch. Doch die Anregung kam von anderen.

WELT ONLINE: Als Sie von dem überraschenden Tod Johannes Pauls I. hörten, hatten sie jemals in Erwägung gezogen, dass er vielleicht ermordet worden wäre, wie es damals bald hieß?

Cordes: Nein, nie. Ich hatte damals einen Mitbruder in Deutschland, der mir dieses Buch von Yallop schickte, das ihn sehr irritiert hatte. Deshalb habe ich damals mit Kardinal Suenens darüber gesprochen. Der war ja ein alter Hase, der das Zweite Vaticanum erlebt hatte und die Situation in der Kurie sehr gut kannte.

Und Suenens sagte mir schon, dass es erstaunlich sei, was der Yallop alles rausgekriegt habe. Noch erstaunlicher sei es aber für jeden, der seinen Report vernünftig lese, dass wirklich jedes Argument, das seiner Mordtheorie total widerspreche – wie etwa die klaren ärztlichen Bulletins – dass all diese Argumente in diesem Buch konsequent ausgelassen worden seien.

WELT ONLINE: Als Präsident von „Cor Unum“ stehen Sie dem päpstlichen Hilfswerk der Caritas vor. Welche Beziehungen gibt es zwischen Ihnen und der ersten Enzyklika des Papstes „Deus Caritas Est“?

Cordes: Das ist eine lange Geschichte. Kardinal Ratzinger wusste, dass es bei uns Papiere gab, die in diese Richtung einer päpstlichen Enzyklika dachten, dass aber gegen Ende des Lebens von Johannes Paul II. die Dinge aus gesundheitlichen Gründen nicht weiterliefen. Ich bin dann einmal bei ihm gewesen und wir haben die Texte gemeinsam durchgesehen. Als er Papst wurde, fragte er, was wird denn nun aus der Enzyklika? Da habe ich gesagt, dass er ja sicher einen Kopf voller Ideen habe, was er in der ersten Regierungserklärung seines Pontifikats sagen wolle.

Wenn er in seinem Kopf noch ein wenig Platz habe für eine Enzyklika über die Caritas, würde ich mich freuen. Einige Tage später sagte es mir, er habe sich entschlossen, das Thema zu nehmen. Doch er hat dann daraus natürlich etwas ganz Neues gemacht. Thematisch ist sie angeregt von dem, was schon da war. Jeder, der Ratzinger kennt, weiß, so kann es nur Ratzinger. Da habe ich überhaupt keine Meriten.

WELT ONLINE: Der jetzt selig gesprochene Ordensgründer Rosmini hat im 19. Jahrhundert ein Buch über die „fünf Plagen der Kirche“ geschrieben. Was sind für Sie die fünf Plagen der Kirche von heute?

Cordes: Ich bin froh, im 21. Jahrhundert zu leben und würde deshalb eher von fünf Rosen als Plagen reden. Es ist inzwischen eine viel größere Ernsthaftigkeit unter den meisten Christen erblüht. Wo man etwa im 19. Jahrhundert Probleme im Mitläufern hatte, gibt es das heute nicht mehr - weil es diesen sozialen Druck nicht mehr gibt. Heute ist Christsein eine soziale Herausforderung.

In meinem Heimatkreis ging man früher sonntags zur Kirche und die nicht gingen, waren bekannt – für die wurde es schwierig. Heute ist es umgekehrt. Wenn junge Leute in die Messe gehen, exponieren sie sich. Und in der letzten Zeit ist es fraglos das Papsttum, für das wir dankbar sein müssen. Ganz besonders sind es jedenfalls die Päpste, die wir gehabt haben, von Pius IX an. Welche Gnade, eine Kirche zu erleben, die solche Gestalten hervorgebracht hat! Ich würde mal ganz salopp sagen: Einer war besser als der andere.

WELT ONLINE: Gewählt werden die Päpste von Kardinälen. Jetzt sind Sie selber einer. Was ändert sich dadurch für Paul Josef Cordes?

Cordes: (lacht) Gar nichts.

Foto: © Paul Badde



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