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Ein Anker im Himmel - Der Duft Christi. Über Hoffnung, Liebe und die Kraft des Gebets

vor 1 Stunden in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Leo XIV. würdigt stille Helden, ermutigt zur kreativen Liebe und mahnt: Hoffnung wächst aus den tiefen Wurzeln der Zedern. Erinnern wir uns daran, dass unsere erste Schule das Kreuz und dass unser einziger Lehrer Christus ist . Von Armin Schwibach


Beirut (kath.net/as) Wer den Wallfahrtsort Harissa kennt, weiß, dass die im Licht stehende Muttergottes über dem Libanon gleichsam das geistige Dach eines bedrängten Volkes bildet. In dieser Atmosphäre sprach Papst Leo XIV. am 1. Dezember 2025 zu Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und pastoralen Mitarbeitern. Das Leitwort der Reise, „Selig, die Frieden stiften“ (Mt 5,9), bildete den roten Faden seines gesamten Denkens.

Der Papst erinnerte zu Beginn an Johannes Paul II., der den Libanon „für die Hoffnung verantwortlich“ nannte. Diese Worte seien nicht verhallt: Die Zeugnisse aus den Gemeinden des Landes zeigten, so Leo XIV., dass hier noch immer „eine Gemeinschaft in der Liebe aufgebaut“ werde. eine Gemeinschaft, deren Wurzel im verborgenen Gebet liegt, wie es der heilige Charbel in der Stille seiner Höhle lebte und wie es das Heiligtum von Harissa sichtbar mache. Gebet als „unsichtbare Brücke, die die Herzen verbindet“: Diese Wendung des Papstes verdichtete seine theologischen Akzente. Unter dem Kreuz Jesu, mit Maria stehend, empfange die Kirche die Kraft zur Beharrlichkeit inmitten des „Lärms der Waffen“ und der Herausforderungen des Alltags.

Ein zentrales Bild, das Leo XIV. aufnahm, ist der Anker. Er knüpfte dabei an Papst Franziskus an, der den Glauben als „Anker im Himmel“ bezeichnet hatte: Das Leben des Christen sei am Himmel festgemacht, und der Weg bestehe darin, „sich am Seil festzuhalte“. Frieden könne nur der stiften, der  „ohne Angst vor dem Verlust des Vergänglichen liebt und ohne Maß gibt“. Aus den tiefen Wurzeln des Glaubens, „so stark und tief wie die der Zedern“, wüchsen Werke echter Solidarität. Der Papst griff konkrete Geschichten aus den Zeugnissen auf. So sprach er über das Dorf Debbabiyé, in dem Christen und Muslime, Libanesen und Flüchtlinge trotz Bedrohung zusammenleben. Die syrische Münze im Almosenbeutel, von Pater Youhanna erwähnt, wurde für Leo XIV. zum  „wichtiges Detail“: Sie zeige, dass jeder etwas zu geben und zu empfangen habe. In der gegenseitigen Hingabe wachse Nähe zu Gott. Hier erinnerte Leo XIV. an Benedikt XVI., der in Harissa einst sagte: „Gerade am heutigen Tag ist der Sieg der Liebe über den Hass zu feiern“. Diese Worte seien heute nicht weniger notwendig, gerade angesichts derer, die Leid ausnutzen und mit Verzweiflung Geschäfte machten.

Die Verantwortung gegenüber den jungen Menschen betonte der Papst eindringlich: Ihre Präsenz müsse gefördert, ihre Kreativität ernst genommen und ihnen »konkrete und realisierbare Perspektiven« geboten werden, selbst wenn die Gegenwart von Trümmern gezeichnet sei.m Die Geschichte von Loren, selbst Migrantin, die sich für Geflüchtete einsetzt, führte den Papst zu einer erneuten Mahnung: Das Leid der Migranten dürfe nicht zur Randnotiz werden. Die Worte „Willkommen zu Hause“ seien ein Prüfstein christlicher Barmherzigkeit.

Auch Schwester Dimas Schule, die sie trotz eskalierender Gewalt offenhielt, wurde hervorgehoben: Sie sei ein Ort, an dem „Brot, Angst und Hoffnung“ geteilt würden – eine konkrete Verwirklichung christlicher Erziehung, die Verstand und Herz zugleich formt. „Unsere erste Schule ist das Kreuz und unser einziger Lehrer Christus“, erinnerte der Papst mit Verweis auf Mt 23,10.


Bewegend waren schließlich die Worte zum Gefängnisapostolat. Pater Charbel habe gezeigt, dass sich in den Augen der Häftlinge, zwischen Verlorensein und neuer Hoffnung, die „Zärtlichkeit des Vaters“ spiegele. Gerade dort, wo die Welt nur Mauern sieht, sei der Blick Christi gegenwärtig.

In diesem geistlichen Horizont steht auch die Übergabe der Goldenen Rose an das Heiligtum. Leo XIV. verband sie mit 2 Kor 2,14: Christen seien aufgerufen, den „Wohlgeruch Christi“ zu verbreiten. Mit einem liebevollen Seitenblick auf die libanesische Küche erklärte er: Dieser Duft sei kein Luxusprodukt, sondern ein reich gedeckter Tisch, an dem viele verschiedene Speisen Platz finden, ein Bild der Einheit in Vielfalt.

So schloss der Papst mit einem stillen Aufruf: jeden Tag neu den Weg der Liebe zu gehen, in Einheit zu leben und zu hoffen als Menschen, deren Anker bereits im Himmel verankert ist.

kath.net veröffentlicht die Ansprache von Papst Leo XIV. bei der Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Seelsorgern, Wallfahrtsort Unsere Liebe Frau vom Libanon (Harissa)

Liebe Brüder im Bischofsamt, liebe Priester und Ordensleute, liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Guten Tag! (auf Arabisch) Mit großer Freude treffe ich euch auf dieser Reise, deren Motto »Selig, die Frieden stiften« (Mt 5,9) lautet. Die in ihren vielfältigen Gesichtern vereinte Kirche im Libanon ist ein Symbol für diese Worte, wie der heilige Johannes Paul II., der eurem Volk so zugetan war, bekräftigte: »Im Libanon von heute«, so sagte er, »seid ihr für die Hoffnung verantwortlich« (Botschaft an die Bürger des Libanon, 1. Mai 1984). Und er fügte hinzu: »Schafft dort, wo ihr lebt und arbeitet, ein geschwisterliches Umfeld. Vertraut den anderen, ohne naiv zu sein, und seid kreativ, damit die erneuernde Kraft der Vergebung und der Barmherzigkeit siegt« (ebd.).

Die Zeugnisse, die wir gehört haben – ich danke einem jeden von euch! – zeigen uns, dass diese Worte nicht umsonst gewesen sind, dass sie vielmehr Gehör und Resonanz gefunden haben, weil man hier auch weiterhin eine Gemeinschaft in der Liebe aufbaut.

Aus den Worten des Patriarchen, dem ich von Herzen danke, können wir die Wurzel dieser Beharrlichkeit ersehen, die durch jene stille Höhle symbolisiert wird, in der der heilige Charbel vor dem Bildnis der Muttergottes betete wie auch durch dieses Heiligtum von Harissa, das ein Zeichen der Einheit für das gesamte libanesische Volk ist. Indem wir zusammen mit Maria unter dem Kreuz Jesu stehen (vgl. Joh 19,25), gibt uns unser Gebet – jene unsichtbare Brücke, die die Herzen verbindet die Kraft, weiter zu hoffen und zu arbeiten, auch wenn um uns herum der Lärm der Waffen dröhnt und selbst die Anforderungen des täglichen Lebens zu einer Herausforderung werden.

Eines der Symbole im Logo dieser Reise ist der Anker. Papst Franziskus hat ihn in seinen Ansprachen oft als Zeichen für den Glauben erwähnt, der es uns ermöglicht, auch in den dunkelsten Momenten immer weiter zu gehen, bis in den Himmel. Er sagte: »Unser Glaube ist der Anker im Himmel. Unser Leben ist im Himmel verankert. Was sollen wir tun? Uns am Seil festhalten […]. Und wir gehen voran, weil wir sicher sind, dass unser Leben gleichsam einen Anker im Himmel hat, an jenem Ufer, an dem wir ankommen werden« (Generalaudienz, 26. April 2017). Wenn wir Frieden stiften wollen, dann müssen wir uns im Himmel verankern und, fest auf dieses Ziel ausgerichtet, ohne Angst vor dem Verlust des Vergänglichen lieben und ohne Maß geben.

Aus diesen Wurzeln, die so stark und tief sind wie die der Zedern, erwächst die Liebe und mit Gottes Hilfe werden daraus konkrete und dauerhafte Werke der Solidarität.

Pater Youhanna berichtete uns von Debbabiyé, dem kleinen Dorf, in dem er seinen Dienst verrichtet. Dort leben Christen und Muslime, Libanesen und Flüchtlinge aus dem Ausland trotz äußerster Not und der Gefahr von Luftangriffen friedlich zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Bleiben wir bei dem Bild, das er selbst uns vor Augen geführt hat, nämlich der syrischen Münze, die sich zusammen mit libanesischen Münzen im Almosenbeutel befand. Das ist ein wichtiges Detail: Es erinnert uns daran, dass in der Liebe ein jeder von uns etwas zu geben und zu empfangen hat und dass unsere gegenseitige Hingabe uns alle bereichert und näher zu Gott bringt. Während seiner Reise in diesem Land sprach Papst Benedikt XVI. über die einigende Kraft der Liebe auch in schwierigen Zeiten und sagte: »Gerade am heutigen Tag ist der Sieg der Liebe über den Hass zu feiern, jener der Vergebung über die Vergeltung, jener des Dienens über das Herrschen, jener der Demut über den Stolz, jener der Einheit über die Spaltung. […] [Gerade heute gilt es], unsere Schmerzen in einen Schrei der Liebe zu Gott und des Erbarmens für den Nächsten zu verwandeln« (Ansprache während des Besuchs in der Basilika St. Paul in Harissa, 14. September 2012).

Nur so werden wir nicht von Ungerechtigkeit und Übergriffen erdrückt, selbst wenn man, wie wir gehört haben, von Menschen und Organisationen betrogen wird, die skrupellos aus der Verzweiflung derjenigen Kapital schlagen, die keine Alternativen haben. Nur so wird Hoffnung in die Zukunft wieder möglich, auch wenn es hart ist angesichts der schwierig zu bewältigenden Gegenwart. Dabei denke ich an die Verantwortung, die wir alle den jungen Menschen gegenüber haben. Es ist wichtig, ihre Präsenz auch in den kirchlichen Strukturen zu fördern, ihren innovativen Beitrag wertzuschätzen und ihnen Raum zu geben. Und es ist notwendig, ihnen – auch inmitten der Trümmer einer Welt, in der es schmerzhafte Niederlagen gibt – im Hinblick auf die Zukunft konkrete und realisierbare Perspektiven des Neuanfangs und des Wachstums zu bieten.

Loren hat uns von ihrem Engagement für Migranten berichtet. Sie selbst ist Migrantin und engagiert sich seit langem für diejenigen, die nicht aus freier Entscheidung, sondern aus der Not heraus alles zurücklassen mussten, um fern der eigenen Heimat eine Zukunft zu suchen. Die Geschichte von James und Lela, die sie erzählt hat, berührt uns tief und zeigt das Grauen, das der Krieg im Leben so vieler unschuldiger Menschen anrichtet. Papst Franziskus hat uns in seinen Ansprachen und Schriften mehrfach daran erinnert, dass wir solchen Dramen gegenüber nicht gleichgültig bleiben dürfen und dass ihr Leid uns alle betrifft und herausfordert (vgl. Predigt zum Welttag des Migranten und des Flüchtlings, 29. September 2019). Einerseits zeugt ihr Mut vom Licht Gottes, das, wie Loren sagte, auch in den dunkelsten Stunden leuchtet; andererseits verpflichtet uns das, was sie erlebt haben, dazu, uns dafür einzusetzen, dass niemand mehr aufgrund absurder und grausamer Konflikte aus seinem Land fliehen muss und dass diejenigen, die an die Tür unserer Gemeinschaften klopfen, sich nicht abgewiesen fühlen, sondern mit den Worten empfangen werden, die Loren selbst zitiert hat: „Willkommen zu Hause!”

Darum geht es auch im Zeugnis von Schwester Dima, die sich im Angesicht der eskalierenden Gewalt entschlossen hat, nicht wegzugehen, sondern die Schule offen zu halten und sie zu einem Ort der Aufnahme für Flüchtlinge und zu einem äußerst effektiven Bildungszentrum zu machen. In deren Räumen wird nämlich nicht bloß Hilfe und materielle Unterstützung geleistet, sondern es wird auch gelernt und gelehrt, „Brot, Angst und Hoffnung“ zu teilen, inmitten des Hasses zu lieben, trotz Müdigkeit zu dienen und an eine andere Zukunft zu glauben, jenseits aller Erwartungen. Die Kirche im Libanon hat die Bildung stets sehr gepflegt. Ich ermutige euch alle, dieses lobenswerte Werk fortzusetzen und dabei vor allem den Notleidenden und Mittellosen sowie denen, die sich in extremen Situationen befinden, mit Angeboten entgegenzukommen, die von großzügiger Nächstenliebe geprägt sind, auf dass die Bildung des Verstandes stets mit der Erziehung des Herzens einhergeht. Erinnern wir uns daran, dass unsere erste Schule das Kreuz und dass unser einziger Lehrer Christus ist (vgl. Mt 23,10).

Diesbezüglich hat Pater Charbel aus seiner Erfahrung des Gefängnisapostolats gesagt, dass wir – gerade dort, wo die Welt lediglich Mauern und Verbrechen sieht – in den Augen der Häftlinge, die manchmal verloren dreinblicken und manchmal von einer neuen Hoffnung erleuchtet sind, die Zärtlichkeit des Vaters sehen, der niemals müde wird, zu vergeben. Und genau so ist es: Wir sehen das Antlitz Jesu in den Gesichtern der Leidenden und derjenigen, die sich um die Wunden kümmern, die das Leben verursacht hat. In Kürze werden wir diesem Heiligtum die Goldene Rose übergeben. Diese alte symbolische Geste möchte uns unter anderem dazu anhalten, mit unserem Leben den Wohlgeruch Christi zu verbreiten (vgl. 2 Kor 2,14). Angesichts dieses Bildes muss ich an den Duft denken, der von den libanesischen Tafeln aufsteigt, die für die Vielfalt ihrer Speisen und die starke gemeinschaftliche Dimension des Miteinander-Teilens bekannt sind. Es ist ein Duft, der aus tausend Düften besteht, die in ihrer Vielfalt und manchmal auch in ihrem Zusammenspiel bestechen. So ist der Duft Christi. Es handelt sich nicht um ein teures Produkt, das nur wenigen vorbehalten ist, die es sich leisten können, sondern um den Wohlgeruch, der von einem reich gedeckten Tisch ausgeht, auf dem viele verschiedene Speisen Platz finden und an dem alle gemeinsam teilhaben können. In diesem Geist wollen wir nun gleich diesen Gestus vollziehen, und vor allem wollen wir uns in dieser Gesinnung jeden Tag darum bemühen, in Liebe vereint zu leben.

 


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